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Guten Tag.
Heute möchte ich gern über ein sehr mächtiges Wort sprechen, im Sanskrit sagen wir bodhicitta,
und es bedeutet, daß ein Mensch Liebe und Mitgefühl
auf eine starke Weise in sein Herz genommen hat. Wo jemand sein Leben darauf ausrichtet, anderen zu helfen.
Und bodhicitta , oder man könnte auch sagen, das Wachrufen von bodhicitta, das Hervorbringen dieser Energie,
ist überaus machtvoll.
Es ist eine sehr alte Geschichte, reicht Tausende von Jahren zurück und bildet das Herzstück des Mahayana Buddhismus.
Ihm ist etwas sehr Machtvolles zueigen, sehr Tiefgründiges zueigen, es hat viele Bedeutungen,
aber eigentlich geht es dabei um diese Qualität von bodhicitta, wie wir sie tagtäglich erleben.
Wir sehen vielleicht jemand, der erschöpft und abgekämpft ist, ein weinendes Kind, ein verletztes oder misshandeltes Tier.
Wir sehen vielleicht viele, viele Dinge, arme vereinzelte Wesen,
mit Schwierigkeiten in vielen verschiedenen Situationen, ob es dabei nun um Armut oder um Krankheit geht.
Auf jeden Fall gibt es da einen Moment, wo unser Geist auf eine sehr instinktive Weise reagiert,
auf eine sehr tiefliegende, vom ersten Gedanken bewegte, sehr unmittelbare Weise reagiert. Und wir denken,
"Dies sollte so nicht passieren, ich möchte diesem Leiden ein Ende bereiten.
Ich möchte, daß dieser Schmerz aufhört." Das ist Mitgefühl.
Und ebenso können wir auch einen Moment haben, wo wir einfach Glück wünschen,
wo wir möchten, daß es jemanden in seinem Leben besser geht. Das ist Güte, das ist Liebe.
Wir reden hier nicht über Liebe im Sinne von blinder Zuneigung, Vernarrtheit,
sondern wir reden über ein Gefühl echter Liebe, Güte.
jene Gefühle, die in allen von uns sehr stark sind, wenn sie hervorkommen.
Und oftmals warten wir sozusagen auf gut Glück darauf, daß sie passieren mögen.
Aber gemäß der Meditationstradition und besonders im Buddhismus sagen wir, daß wir das erwecken müssen
oder herbeiführen müssen. Es ist wie beim Pflanzen im Garten, beim Samenlegen, wo wir einen lebendigen Vorgang in Gang setzen; wir versuchen,
das zu nähren und zum Vorschein zu bringen. Und dabei ist es absolut wichtig, daß wir das jeden Tag tun,
das gilt auf jeden Fall für alle diejenigen unter uns, die wir in einer Welt leben, die sehr ichorientiert ist.
Sie ist sehr auf das Individuum orientiert.
Wenn wir beginnen können, das umzudrehen und zu sagen "Wie rüttle ich meinen Geist wach, wie
vermehre ich meine Energie und Zuversicht, meinen Mut?" Es erfordert Mut, um solch eine Haltung einzunehmen.
Und dieses Wort bodhicitta wird manchmal übersetzt
und gemeint in der Bedeutung von erleuchtetem Geist.
Wie ich darüber gern denke, ist: der Geist des Buddha, wenn wir in
den Geist des Buddha gelangen könnten - wie würde das sein? Diesem Buddha-Geist, diesem erleuchteten Geist
würde es andauernd darum gehen, anderen Gutes zu tun, dauernd darauf bedacht,
anderen Liebe zu erweisen, ständig das Wohl anderer im Sinn zu haben.
Und das ist eigentlich natürlicher Geist und vielleicht die Geisteshaltung, die unsere Eltern für uns hatten,
die jemand, den wir lieben, für uns hat, einfach diese Zuwendung. Aber sie muß wirklich entstehen,
sie muß gefördert werden. Und das tun wir oft in der Meditation,
wir tun es, indem wir Meditation praktizieren.
Wir haben buchstäblich eine Meditation, die das Erwecken von Bodhicitta heißt. Wir nehmen ein Bild,
wir nehmen jemand, den wir lieben und wir denken an denjenigen, wir meditieren über sie oder ihn.
Und während wir das tun, spüren wir etwas, bekommen wir ein Gefühl von Wärme..Und während sich diese Wärme
und Liebe ereignet, beginnen wir, uns damit anzufreunden,
wir beginnen, uns damit vertraut zu machen.
Meditation ist einfach ein Wort, das Vertrautsein bedeutet, wir meditieren also darübe.r.
Wir werden vertraut damit, und während wir uns vertraut machen, entsteht dieses Gefühl dafür, daß uns andere wirklich am Herzen liegen.
Wenn wir dann an jemand denken, an dem uns sehr gelegen ist, so ist es natürlich, daß wir demjenigen keinen Schaden wünschen,
wir haben den Wunsch, daß ihm gute Dinge geschehen. Also das hier wachzurufen bedeutet, daß es sich allmählich vollzieht.
Es schlummert verborgen in uns die ganze Zeit über, und nun, durch die Praxis der Meditation,
durch diese Haltung, bringen wir es hervor. Es ist, wie wenn man eine Blume aus dem Boden zieht,
sie möchte herauskommen. Es ist diese Kraft, die Sonne scheint, die Blume sprießt auf.
Ich stelle mir das gern als ein Ziehen an einer Saite in unserem Herzen vor, da beginnt etwas zu kommen.
Und ist das dann etwa ein Gefühl von Schwäche? Ganz und gar nicht.
Es ist ein sehr machtvollesGefühl, ein transformierendes Gefühl. Wahrscheinlich einige der mächtigsten Momente
in unserem Leben sind die, wo wir Liebe von jemanden erfahren haben oder wo wir sie selbst fühlen und erleben.
Aber jetzt können wir dies tatsächlich entwickeln, nicht nur für die uns Nahestehenden,
sondern auch für andere, sogar für Fremde. Und schließlich, wenn wir stark genug darin werden,
können wir es sogar für die tun, mit denen wir eine schwierige Beziehung haben.
Und so beginnen wir plötzlich, mehr aus uns herauszugehen.
Und warum ist das machtvoll? Weil wir im allgemeinen die Welt aufgeteilt haben in
die, die wir mögen und die, die wir nicht mögen. Und das verursacht ganz viel Leid und ***.
Bodhicitta hervorzubringen .beginnt also, einen viel größeren Ausgleich zu schaffen,
Unser Geist ist ausgeglichener, unser Leben ist ausgeglichener. In unserem Leben entsteht ein Gefühl von Frieden,
ein Gefühl von Freigebigkeit.
Mitgefühl, liebende Güte zu erwecken
ist also etwas, was wir jederzeit tun können. Ich ermutige euch, das zu tun,
vielleicht gleich morgens, bevor ihr zur Arbeit geht, bevor ihr zur Schule geht, bevor wir in unser Leben treten.
Dieser Geist der Zuwendung für andere, der Geist der Erleuchtung, vielleicht dein Geist.
Danke.