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Wir sind unterwegs in Indonesien auf der Insel Sulawesi, früher Celebes.
Sulawesi ist vulkanischen Ursprungs und liegt auf Äquatorhöhe zwischen Borneo und Neuguinea.
Es ist eine der artenreichsten Regionen der Welt.
Im Landeanflug auf auf den Flughafen von Manado ist im Hintergrund die 20 km nordwestlich
gelegene Insel Manado Tua zu sehen.
Diese Insel besteht aus einem erloschenen Vulkan, der über 800m hoch aus der hier
fast 1600 Meter tiefen Celebessee herausragt. Sie liegt im Bunaken Marine Nationalpark,
der durch seine beeindruckende Unterwasserlandschaft Taucher aus der ganzen Welt anzieht.
Auch für Naturliebhaber und Abenteurer ist Sulawesi ein ganz besonderer Flecken Erde.
Nirgendwo sonst gibt es mehr endemische Arten, Arten die es nur in einer bestimmten, klar
abgegrenzten Umgebung auf der Erde gibt.
Zum Beispiel der Schwarze Schopfmakake, Macaque Nigra oder wie ihn die Einheimischen
nennen, der Yaki.
Diese Makakenart findet man ausschließlich in Nord Sulawesi und auf seinen vorgelagerten
Inseln. Es ist eine eher kleine Makakenart, ohne Schwanz, mit einem sehr ausdrucksstarken
und unbehaarten Gesicht. Die manchmal irokeesenhafte Frisur verleiht ihm ein freches
Aussehen.
Selamatkan Yaki ist eine Organisation, die es sich zur Mission gemacht den Yaki zu schützen.
Selamatkan Yaki -- auf indonesisch: Rettet den Yaki
Harry Hilser, der Field Program Manager von Selamatkan Yaki.
Selamatkan Yaki will Aufklären und ein Bewusstsein für diese einzigartige Spezies
schaffen.
Für die Einheimischen sind diese Affen in erster Linie Konkurrenten und Räuber, die
die mühevoll angelegten Gärten und Plantagen plündern. Im Minahasa Hochland gelten sie
als eine Delikatesse, werden gejagt und illegal gehandelt.
Mit einem Umfang von nur 12 Kilometern ist die Insel Manado Tua sehr klein. Die ca. 3200
Einwohner verteilen sich auf 4 Hauptdörfer, die an der Küste liegen. Nur hier leben Affen
und Menschen so dicht bei einander.
Wobei es noch gar nicht sicher ist, ob es sich hier überhaupt um die Macaque Nigra handelt.
Harry Hilser war nicht überzeugt, dass diese Spezies auf Manado Tua zu finden ist.
Wir möchten die Menschen auf dieser Insel kennen und verstehen lernen.
Michael Leitzinger spricht Indonesisch und bereist dieses riesige Land schon seit
vielen Jahren. Das macht es uns leicht ins Gespräch zu kommen.
Anders als in der Hauptstadt Manado, haben sie ihre Wurzeln im nördlich
gelegenen Sangier Archipel. Auf die Frage nach den Affen erzählen sie
bereitwillig und offenbar hatte jeder hier schon direkten Kontakt mit den Yakis.
Obwohl die Bewohner fast zu 100% protestantisch sind, für ein muslimisches Land wie Indonesien
eher ungewöhnlich, ist der Glaube an Geister und Mystik doch allgegenwärtig.
Dies wird gerade im Umgang mit den Affen sehr deutlich, obwohl ihnen teilweise großer Schaden
durch die Yakis entsteht, ist der Respekt gegenüber dieser Kreatur deutlich spürbar.
Jetzt hab ich die Kinder mal gefragt und die haben gesagt, ja wir haben schon Affen gesehen
Da hinten war mal einer gewesen und weiter oben
Auch erzählt man uns, dass sich die Yakis bis vor ein paar Jahren sogar bis zu den Stränden
vorgewagt haben.
Seit Generationen leben die Bewohner vor allem von der Fischerei aber auch Kokospalmen und
kleinen, in Handarbeit angelegte Gärten, in denen Süßkartoffeln, Bananen und Gemüse wachsen.
Der über 800 Meter hohe Vulkankegel bietet dafür nicht gerade die besten Voraussetzungen.
Der Boden ist sehr fruchtbar aber das Land überall steil und unwegsam. Es gibt keine
Quellen auf der Insel, man ist auf natürliche Niederschläge angewiesen, aber durch das ganzjährig
feucht-tropische Klima ist dies zum Glück kein Problem.
Der dichte, fast undurchdringliche Wald bis hinauf zum Gipfel, ist der Lebensraum der
Yakis. Und so treffen Mensch und Affe in den Gärten und Plantagen aufeinander.
Es ist leicht nachvollziehbar, dass sich Mensch und Affe hier nicht gerade auf eine besonders
freundschaftliche Art und Weise begegnen.
Wir besuchen die Gärten und hoffen den einen oder anderen Yaki vor die Kamera zu bekommen.
Die ersten Zäune hier - Motorsägengeräusche - die Gärten müssen nah sein
Oh ist das anstrengend hier
Hier hinten ist jemand, ganz versteckt hinter
den Pflanzen Mal schauen wo die Frau ist, man sieht sie
kaum, man hört nur die Stimmen hinter diesen riesigen Blättern versteckt.
heute ist es richtig heiß
Die Gärten von denen wir gesprochen haben
sind nicht mehr weit - zum Glück -
Mein T-Shirt ist total verschwitzt und ich brauch langsam was zum Trinken
Jetzt haben wir eines unserer Ziele erreicht,
einen recht großen Garten Das muss auch sehr mühselig sein hier alles
anzubauen sehr steil, bis erst mal alles gerodet ist,
bis die Fläche frei geschlagen ist bis die einzelnen Pflanzen gesetzt sind - harte
Knochenarbeit und alles per Hand mit kleinen Schaufeln mit Hacken
da kann ich mir schon gut vorstellen, dass die Leute nicht erfreut sind, wenn die Affen
an ihre Früchte, an ihre Ernte gehen. Aber von denen ist hier weit und breit nichts
zu sehen Ich probier schon welche in den Gipfeln zu
entdecken Aber so einfach wird das auch nicht sein
Mal schauen, ich habe menschliche Stimmen gehört, ich werde mal etwas weiter absteigen
vielleicht haben wir Glück und können mehr erfahren
Schnell merken wir, dass es bei diesem Klima kein Spaziergang ist zu den Gärten aufzusteigen
wenn wir die Affen aufspüren möchten, wird wesentlich mehr Zeit und Geduld nötig sein
ja, mal probieren, das ist nicht so einfach sie sagt ich soll hier irgendwo runtergehen,
leichter gesagt als getan, alles sehr sehr steil
Wir haben uns entschlossen eine Expedition auf den über 800 Meter hohen Gipfel zu starten.
Um eine Chance zu bekommen die Yakis zu finden, wollen wir oben ein Lager aufschlagen und
übernachten. Für den Transport der Ausrüstung, Essen und Wasser, brauchen wir Hilfe.
Einheimische als Träger zu finden kein größeres Problem, aber mit uns übernachten möchte
dort Oben keiner. Zu groß ist die Angst vor Geistern und Schlangen auf dem Gipfel. Wir
einigen uns, dass sie wieder absteigen und uns am nächsten Tag abholen.
So der große Tag ist gekommen, wir werden heute den Manado Tua Berg besteigen, den Gipfel mit einer Höhe von 822 Metern
Wir starten auf Meeresspiegelhöhe und mit dabei ist heute Sophie Bader, eine Spezialistin was die Yakis angeht.
Und ich denke mal wir werden noch viel mehr über diese bedrohte Tierart erfahren.
Auf geht's Sophie
Mehr als 800 Höhenmeter sind auf einer Wegstrecke von nur 3,5 km in tropischer Hitze und auf
rutschigem Untergrund zu bewältigen. Unsere Träger laufen in FlipFlops oder Barfuß
- für europäische Füße unvorstellbar.
So jetzt haben wir eine Höhe von 625 erreicht, noch gute 200 Höhenmeter die vor uns liegen
Aber wenn du dich mal hier umschaust, eine ganz andere Vegetation als unten. Keine Kokospalmen mehr
die Bäume stehen weiter aus einander, Buschwerk und hier ein mächtiger Urwaldriese
Auf dem Gipfel angekommen ist die Höhe deutlich zu spüren, es sind 25°C, die im Vergleich
zu den weit über 30°C auf Meereshöhe sehr angenehm sind.
So Sophie, der anstrengende Teil ist ja jetzt hinter uns
Camp ist aufgebaut, alles eingerichtet. Endlich sind wir angekommen.
Was meinst du denn, haben wir heute noch Chancen, die Yakis zu sehen?
Ja wird kritisch wahrscheinlich - warum? -
Die sind tagaktiv und werden sich wahrscheinlich so langsam zum Schlafplatz zurück geben.
Vermutlich essen sie im Moment noch, werden sich bald zurecht machen und dann gehen sie schlafen.
Während sich die Affen lausen und schlafen gehen, machen wir ein Lagerfeuer und warten auf die Dunkelheit.
So Sophie, jetzt musst du mir mal verraten, was muss man eigentlich studieren um hier ein Praktikum zu machen
Also ich studiere in Holland, ich studiere Tiermanagement und dann kann man Hauptfächer wählen.
Ich hab das Hauptfach Wildlifemanagement
Das Praktikum jetzt heißt Orientationspraktikum, darin geht es darum sich zu orientieren in welchem Gebiet man arbeiten möchte.
Oder darum, ob Feldarbeit etwas für einen ist.
Das heißt du fängst ein Studium an, Wildlifemanagement, kann man das nur in Holland studieren?
Weil du sagst du bist nach Holland gegangen um das zu studieren. Wird das in Deutschland noch nicht angeboten?
Nein, in Deutschland wird das leider noch nicht angeboten.
In England wird es angeboten, in Amerika und in Schweden glaube ich auch und in Norwegen
Nachts ist der tropische Bergregenwald mindestens so aktiv wie am Tag. Auf der Suche nach Schlangen
oder anderen interessanten Tieren erforschen wir das Unterholz. Das ist nicht
ungefährlich, überall spitze Dornen und unter jedem Zweig könnte sich ein giftiges Tier verstecken.
Eine Gottesanbeterin, zwischen den Blättern ist sie fast nicht zu erkennen, ihre Tarnung ist perfekt.
Eine Raupe, sie schützt sich mit einer Verkleidungstaktik gegen Fressfeinde.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie der Kopf Schlange, dies nennt man Mimikry.
Und dann der wohl dramatischste Fund der Nacht, ein riesiger Hundertfüßer. Normalerweise
werden diese aggressiven und giftigen Räuber 25-28 cm groß,
unser Exemplar ist über 40 cm lang.
Die Nacht war angenehm kühl und obwohl es nicht geregnet hat, lässt sich das Lagerfeuer
nicht mehr anzünden. Das Holz ist zu feucht.
Plötzlich ein Rascheln in den Baumwipfeln, die Bäume biegen sich.
Und auf einmal sind die da,
die Yakis.
Wir haben ja schon gar nicht mehr daran geglaubt, dass wir die Yakis sehen
Sie sind sehr aktiv. Sie klettern in den Bäumen rum, suchen nach Essbarem
Momentan sind wir viel interessanter Ganz aufmerksam beobachten sie uns.
Ich sehe ein recht großes, das wird das Alphamännchen sein.
Und mehrere kleinere, die Weibchen und die Jungen sind auch mit dabei.
Interessant wie nahe sie an einen rankommen,
wie nahe sie einen ranlassen Es handelt sich ja hier um wilde, nicht an
Menschen gewöhnte Schopfmakaken kann man gar nicht vergleichen mit denen im
Tangkoko Nationalpark die ständig von Rangern überwacht werden.
Die Mühen unserer Expedition auf den Gipfel von Manado Tua haben sich gelohnt. Wir konnten
beweisen, dass eine weitere Population der Schwarzen Schopfmakaken noch relativ ungestört
in den Wäldern der Insel lebt. Nun gilt es diesen Lebensraum zu bewahren
und die Affen zu schützen.
Eine Aufgabe für Harry Hilser und seine Organisation Selamatkan Yaki.