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(Musik)
Dann darf ich Sie erstmal recht herzlich willkommen heißen, hier zum Handschöpfen von Papier.
Wenn man Papier von Hand schöpfen möchte, braucht man natürlich gewisse Werkzeuge.
Wir haben hier bei uns eine Schöpfform.
Die wiederum besteht aus zwei Teilen, dem Schöpfrahmendeckel und dem eigentlichen Schöpfsieb.
Der Schöpfrahmendeckel ist für das Format zuständig.
Das verhindert mit diesen Kanten das seitliche Ablaufen von dem Sieb und bestimmt damit die Papiergröße.
Da kommen wir jetzt zum Schöpfsieb.
Da haben wir auf dem Sieb aber auch was aufgebracht. Da haben wir hier zum Beispiel ein Tier aufgebracht.
Kann man da ein Tier erkennen? -ja-
Ja? Was denn für Eines? -Eule-
So ist es, eine Eule. Und warum kein Hund oder Schlange? Warum grad eine Eule?
Für was steht eine Eule? Weiß das jemand zufällig? Als Symbol für die Weisheit.
Und das hier unten dran? Das können Sie vielleicht auch erkennen. Das soll ein Zahnrad darstellen. Zumindestens ein Teilstück davon.
und diese Weisheits-Eule mit diesem Technikverbund ist unser Haus-Logo.
Deshalb steht das DM auch nicht für Deutsche Mark, sondern logischerweise für Deutsches Museum. Auch klar.
Und das sind unsere Wasserzeichen, die wir hier aufgebracht haben.
Wie funktioniert das mit diesen Wasserzeichen? Das ist eigentlich ganz simpel. Wir haben einen Draht aufgebracht.
Das heißt, wir haben eine Erhöhung, nachher bei dem Schöpfen setzen sich dann die Fasern links und rechts davon ab.
Also an der Stelle, wo der Draht ist, wird das Papier dann etwas dünner.
Dieser Trog ist die Schöpfbütte, die wir hier haben.
Was haben wir hier drinnen? Jede Menge? -Wasser-
So ist das. Über 99 Prozent Wasser und neben dem Wasser natürlich auch in Zellstoff eingetragen.
Das sieht dann so aus. Und zwar haben wir hier ein Gemisch aus Laub- und Nadelholzzellstoff eingetragen.
So jetzt würde ich vorschlagen, fangen wir endlich an mit dem Papier machen.
Das Ganze beginnt damit, das wir erstmal den Rührer schnappen. Dann müssen wir das ganz dolle aufrühren.
So, dass sich diese Fasern hier drinnen gleichmäßig verteilen. Das muss vorab gut durchmischt sein.
Jetzt wird es weiß. Das sieht dann so aus wie die Milch zu Hause.
Als nächstes folgt jetzt der Schöpfvorgang.
Der Schöpfvorgang geht so vonstatten, dass ich die Schöpfform natürlich erstmal in die Hand nehme.
Und dann geht das Ganze senkrecht in die Bütte hinein. Also vor dem Körper gehen wir senkrecht hinein.
Am Boden legt man es denn waagerecht und ziehen es dann in einem Zug nach oben.
Hier müssen wir es dann gerade halten, aber auch etwas hin- und her schütteln.
Sodass sich die Fasern natürlich gleichmäßig auf dem Sieb verteilen.
Und die Fasern, die bilden sozusagen das Papier aus.
Jetzt haben wir das Ganze hier oben auf.
Jetzt können wir das ablegen auf einem Holzflock. Und den Deckel können wir auch abnehmen. Der hat seine Schuldigkeit schon getan.
Jetzt müssen wir das Papier aber irgendwie hier runter bekommen. Habt ihr eine Idee, wie man das herunter bekommen könnte?
Was meinst du da hinten? -Auf diesen Stoff legen.-
Du meinst den Filz, oder?
Genau! So wird das auch gehändelt. Das wir einfach übertragen. Von hier nach da.
Die liegen ja nicht um sonst da.
Bloß bevor wir das machen, müssen wir diese Filze erstmal gut nass machen.
Das mache ich deshalb, dass wir das auch gleichmäßig ablösen auf das Sieb. Deswegen müssen wir das ein bisschen anfeuchten.
Also wie Sie sehen können, Papier machen ist eine sehr nasse Angelegenheit.
Das Wasserplätschern muss man schon mögen.
Und dieses Übertragen von dem Sieb auf Filz, da spricht man in der Fachsprache vom "abgouchen".
In dem man das hier mittig auflegt, auf den Filz, dann ablegt und somit überträgt.
Und dann können wir das Ganze wieder abnehmen und hier weiterschöpfen mit dem Sieb.
Dann machen wir jetzt eine kleine Zeitreise zu den Ursprüngen der Papiermacherei.
Das Papier wurde in China erfunden, wo ein gewisser Cai Lun, das 105 nach Christi Geburt ins Leben gerufen haben soll.
Ob er es wirklich war, ist ein bisschen umstritten. Er hat es zumindestens prometiert. Deshalb gilt er als Urvater des Papieres.
Fakt ist, die Chinesen haben es erfunden, das steht fest.
Und das Ganze kam dann im 8. Jahrhundert über die Seidenstraße in die arabische Welt, nämlich nach Sammakant
und von da aus haben es dann die Araber und die Mauren immer weiter westwärts ausgebreitet, bis nach Nordafrika, nach Fees.
Und von da aus kam es dann erstmals zu uns, nach Europa und zwar nach Spanien.
Das hat über 1000 Jahre gedauert, von der eigentlichen Erfindung bis es bei uns erstmal ankam in Europa.
Dann gehen wir zum nächsten Arbeitsschritt. Da kommt das Ganze unter die Presse, die neben mir steht.
Da haben wir eine hydraulische Presse bei uns im Einsatz, die zum Tragen kommt
und zwar gehen wir mit einer Presskraft obendrauf von ca. 10 bis 12 Tonnen.
Für die jüngeren Besucher: Das sind ungefähr 8 bis 9 Autos, die hier oben drauf stehen.
Jetzt pressen wir das Ganze wie gesagt erstmal an.
Und schauen Sie genau hin, da sehen Sie jetzt auch, dass jede Menge Wasser rauskommt.
Dann können wir den Stapel wieder herausnehmen. Dann nehmen wir das mal mit hier rüber.
Die oberen Filze können wir abnehmen.
Und dann können wir das Papier dann vorsichtig von dem Filz lösen.
Dann sieht das Ganze so aus. Da kann man jetzt auch schon recht schön die Wasserzeichen erkennen.
Also die Eule zum Beispiel ist nicht davon geflogen. Sie sehen hier schon einige Papiere, die ich davor hergestellt hatte.
Und nach fünf bis sechs Stunden Trocknungszeit sieht das Ganze dann so aus,
wie das Papier, was ich, wie gesagt, vor Kurzem hergestellt habe.
Nämlich so. Schauen Sie.
Das ist relativ wellig. Ich könnte es theoretisch bügeln, wie die Wäsche zu Hause.
Wäre zum Einen aber nicht ganz rationell und ich hätte auch keine *** dazu.
Ich packe das einfach noch ein zweites Mal drunter und da kommt das über Nacht hier drunter mit 20 Tonnen.
Ich gebe Ihnen mal ein, zwei vor. Lassen Sie diese mal reihum gehen. Wenn Sie es gegen das Licht halten, können Sie die Wasserzeichen erkennen.
Das machen wir auf jeder Seite mal. Warte einmal. Da greift schon jemand ganz gewaltig nach.
Wasserzeichen, die wir schon mehrfach angesprochen haben, die können hier drinnen sein, müssen aber nicht.
Aber dieser ausgefranste, spezielle Rand, das ist der so genannte Büttenrand.
Der ist immer enthalten. Das ist das typische Erkennungsmerkmal von handgemachten Büttenpapier.
Dann hoffe ich, dass es ein bisschen Spaß gemacht hat. Wünsche noch einen schönen Tag und einen schönen Aufenthalt im Deutschen Museum!
(Musik)