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Yosemite National Park, USA
Mein Vater ist super-tough, sozusagen ein Übermensch.
Als ich klein war, war er ein Body-Builder.
So war ich ständig von diesen Muskelprotzen umgeben.
Wenn ich mir das Knie aufgeschürft hatte,
kam von ihm „Ja - so kriegst du Haare auf der Brust.“
Als ich noch ganz klein war, steckte mein Vater mich in einen Klettergurt, befestigte mich an einem Seil
und zog mich den Felsen vor unserem Haus hoch.
Als ich vierzehn oder fünfzehn war, bemerkte ich zum ersten Mal,
dass ich bestimmte Kletterzüge konnte, die mein Vater nicht hinkriegte.
[Tommys Vater] Als er sechzehn war, beschlossen wir zu den Weltmeisterschaften im Klettern zu fahren.
Als er an dem Punkt war, an dem kein anderer mehr hinter ihm war,
zitterte ich derart, dass ich die Kamera fallen ließ und nicht mal ein Bild von ihm ganz oben machen konnte.
Er wurde Weltmeister und alle seine Vorbilder holten sich bei ihm ein Autogramm!
Und von da an hatte er mich so weit überholt, dass er jenseits des Horizonts war.
[Tommy] Mein Lebensziel der letzten fünf Jahre war
die Dawn Wall im Yosemite Valley zu erklettern.
Sie gehört zu den Wänden, die ein Kletterer anschaut und denkt,
es gibt keine Möglichkeit sie frei zu erklettern.
[Tommys Vater] Tommy hat mehr oder weniger die fünf härtesten Wände für Freeclimber in der ganzen Welt geschafft.
Und diese ist viel härter als jede einzelne davon.
[Tommy] Die Dawn Wall ist die glatteste Granitwand dieser Größe in Nordamerika.
[Tommys Vater] Der Versuch alleine ist schon außerirdisch: unvorstellbar hart.
[Tommy] Erst ging es nur um mich. Ich dachte, ich könnte es allein schaffen,
doch jetzt weiß ich, dass ich andere brauche, die mein Leid und meine Aufregung mit mir teilen
und die mit mir an meine Grenzen stoßen und alles teilen, bevor ich es endlich schaffe.
[Tommys Mutter] „Diese Besessenheit ist seltsam.
Manchmal frage ich mich, ob es das wert ist, so viel zu opfern, um ein einziges Kletterziel zu erreichen.
Oft bin ich niedergeschlagen und weiß nicht wozu das alles,
doch dann gibt es Momente, die mich aufwecken.
Wenn die Aufregung derart meine Brust durchflutet, wie es sonst im Alltag nicht passiert.
Heute hatte ich ganz aufgerissene und blutige Fingerspitzen.
Trotz hervorragender Bedingungen habe ich keinen Fortschritt gemacht
und kaum bin ich am Boden, kann ich es nicht erwarten, wieder an die Wand zurückzukehren.“
[Tommy] Facebook ist der Ort, an dem ich die Geschichte meines Kampfes erzählen kann.
Da gibt es Leute, die „Hey, ich arbeite im Büro“ sagen und mich anflehen, weiter zu machen.
[Tommys Vater] Ich schau mir die Bilder genau an, um ein Gefühl dafür zu bekommen, ob er echt gut drauf ist oder müde aussieht.
[Tommy] Mein Superheld war mein Dad. Ich habe immer zu ihm aufgeschaut
und er hat mir diesen unglaublich erfüllenden Lebensweg gezeigt.
[Tommys Vater im Video] OK, jetzt daneben mit der rechten Hand. Los! Du schaffst es! Super!
[Tommy] Und es ist fantastisch, das mit anderen teilen und andere inspirieren zu können.
Wir haben alle vorgefertigte Vorstellungen davon, wo unsere Grenzen liegen,
und vielleicht sind die völlig falsch.
Dann fängst du an dich zu fragen, was ist sonst noch möglich?
Tommy Caldwell Versucht immer noch den Berg zu bezwingen
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