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Wir alle beginnen unser Leben als einzelne Zelle.
Wenn sich diese teilt, bestehen wir aus zwei Zellen,
dann vier,
dann acht.
Zellen bilden sich zu Gewebe,
Gewebe zu Organen,
Organe zu uns.
Diese Zellteilung, von einer einzelnen Zelle
zu 100 Billionen Zellen,
wird Wachstum genannt.
Und Wachstum scheint einfach zu sein,
denn wenn wir darüber nachdenken,
denken wir typischerweise an jemanden, der größer wird
oder später im Leben, breiter,
aber für Zellen ist Wachstum nicht so einfach.
Zellteilung ist ein komplexer chemischer Tanz,
der teils individuell, teils gemeinschaftsgesteuert ist.
In einer Umgebung von 100 Billionen Zellen
kann manches schief laufen.
Vielleicht bekommt ein individueller Zellsatz oder DNA
einen Kopierfehler,
den wir Zellmutation nennen.
Meistens erahnt die Zelle die Fehler
und deaktiviert sich selbst
oder das System entdeckt Unruhestifter
und entfernt sie.
Aber ausreichend viele Mutationen können die Sicherungen überbrücken
und die Zelle dazu bringen, sich unkontrolliert weiter zu teilen.
Diese bösartige Zelle wird zu zwei,
dann vier,
dann acht.
In jeder Phase werden die inkorrekten Sätze
an die nachkommende Zelle weitergegeben.
Wochen, Monate oder Jahre,
nachdem sich eine bösartige Zelle verändert hat,
gehst du zum Arzt wegen einem Knoten in der Brust.
Schwierigkeiten auf die Toilette zu gehen,
könnten auf ein Problem des Darms,
der Prostata oder der Blase hinweisen.
Ein routinemäßige Blutuntersuchung könnte zu viele weiße Blutkörperchen
oder erhöhte Leberenzyme aufweisen.
Der Arzt teilt die schlechte Nachricht mit:
Es ist Krebs.
Welche Strategie du nun wählst, hängt davon ab,
wo der Krebs ist und
wie weit fortgeschritten er ist.
Falls der Tumor langsam und nur an einer Stelle wächst,
ist eine Operation vielleicht alles, was notwendig ist, falls überhaupt.
Falls der Tumor schnell wächst oder naheliegendes Gewebe befällt,
wird dein Arzt Bestrahlung empfehlen
oder eine Operation mit nachfolgender Bestrahlung.
Hat sich der Krebs ausgebreitet,
oder ist er an sich überall, so wie Leukämie,
wird dein Arzt wahrscheinlich eine Chemotherapie empfehlen
oder eine Kombination von Bestrahlung und Chemo.
Bestrahlung und die meisten Arten von Chemo funktionieren,
indem die DNA der Zelle physisch zerkleinert wird
oder der Prozess des Kopierens unterbrochen wird.
Aber weder Bestrahlung noch Medikamente zielen nur auf Krebszellen ab.
Bestrahlung trifft, worauf gezielt wird,
und der Blutstrom befördert die chemotherapeutischen Medikamente
durch den ganzen Körper.
Was passiert also, wenn verschiedene Zellen getroffen werden?
Schauen wir uns eine gesunde Leberzelle,
eine gesunde Haarzelle
und eine Krebszelle an.
Die gesunde Leberzelle teilt sich nur, wenn sie beansprucht wird.
Die gesunde Haarzelle teilt sich regelmäßig
und die Krebszelle teilt sich sogar häufiger und unkontrollierter.
Ein chemotherapeutisches Medikament
wird alle diese Zellen erreichen.
Wir erinnern uns: Die Medikamente unterbrechen üblicherweise Zellteilung.
Wenn sich also jedes Mal eine Zelle teilt,
öffnet sie sich und kann angegriffen werden
und das bedeutet, je öfter sich eine Zelle teilt,
umso eher tötet das Medikament diese.
Erinnerst du dich an die Haarzelle?
Sie teilt sich öfters und stellt keine Bedrohung dar.
Es gibt noch andere sich häufig teilenden Zellen im Körper,
wie zum Beispiel Haut-, Darm- und Blutzellen.
Die unangenehmen Nebenerscheinungen der Krebsbehandlung
entsprechen also diesen Gewebetypen:
Haarverlust,
Hautirritationen,
Übelkeit,
Erbrechen,
Müdigkeit,
Gewichtsverlust
und Schmerz.
Das ist logisch, weil diese Zellen am schlimmsten betroffen sind.
Am Ende hängt also alles vom Wachstum ab.
Krebs beansprucht den Prozess der natürlichen Zellteilung für sich
und zwingt die Zellen Vollgas zu geben,
indem sie schnell und unkontrolliert wachsen.
Aber durch den Einsatz von chemotherapeutischen Medikamenten
nutzen wir den Vorteil dieser Aggressivität
und können dadurch die Stärke des Krebs
in eine Schwäche umkehren.