Tip:
Highlight text to annotate it
X
[_______ »Stempellied« _______] [____________ 1929 ___________]
Sänger: Ernst Busch Uraufführung: 1929
Dichter: Robert Gilbert Komponist: Hanns Eisler
Keenen Sechser in der Tasche, bloß’n Stempelschein,
durch die Löcher der Kledage kiekt de Sonne rein.
Me’sch, so stehste vor der Umwelt jänzlich ohne was,
wenn dein Leichnam plötzlich umfällt, wird keen Ooge naß.
Keene Molle schmeißt der Olle, wenn er Dir so sieht. Já! - Die Lage sieht sehr flau aus,
bestenfalls im Leichenschauhaus haste noch Kredit.
Stellste Dir zum Stempeln an, wird det Elend nich’ behoben,
wer hat Dir, Du armer Mann, abjebaut so hoch da droben?
Und so kieken Dir de Knochen sachte aus der Haut,
und Du bist in wenigen Wochen völlich abjebaut,
Und Du koofst Dir een paar Latten für ’ne letzte Mark,
denn für eenen dünnen Schatten reicht’n dünner Sarg.
Nur nich’ drängeln zu den Engeln kommste noch zur Zeit: »Holde Rationalisierung«,
singt Dir de Jewerkschaftsführung sinn’ich zum Jeleit.
Stell Dir vorsichtshalber dann, gleich zum Stempeln an - auch oben,
denn Du bleibst, als armer Mann, abjebaut auch hoch da droben.
Das Stempellied ist mitnichten »DAS Lied der Arbeitslosen«, allenfalls aber »EIN Lied der Arbeits- UND Obdachlosen«.