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28. Juli 2010
Bundu-ama-Bezirk, Port Harcourt, Nigeria
Ich erwachte vom Lärm der Schüsse.
Als ich nachschaute, warum die Leute rennen und schreien...
sah ich lauter Soldaten.
Als ich die Armee sah, bekam ich Angst. Ich ging rein und schloss die Tür.
Ich hörte: Tür zu.
Die Leute sagten zu ihren Kindern, sie sollen rein ins Haus gehen.
So etwas war mir noch nie untergekommen.
Ich hatte noch nie so eine dunkle Konfliktwolke gesehen.
Deshalb war ich durcheinander.
Vor dem Vorfall...
wohnte ich hier drei Monate und zwei Wochen.
Vor dem Vorfall.
Ich sagte meinen Eltern, ich würde nach Port Harcourt gehen...
und schuften wie ein Mann.
Ich begann als Arbeiter...
drei Monate, bevor der Vorfall stattfand.
So kam ich nach Port Harcourt.
Ich musste schuften wie ein Mann...
um für mich sorgen zu können, und für meine Eltern in dem Dorf.
Ein Lied, das mir ein Leben lang gefallen wird...
ist "I'm trading my sorrows" von Women of Faith.
Das ist wunderschöne Musik.
Wenn ich diese Musik höre, bin ich richtig glücklich.
Dann ist mein Tag gut.
ich tausche meine Krankheit
ich tausche meinen Schmerz
ich tue sie weg für die Freude des Herrn
Die von der Armee brachen mein Fenster auf.
Alle Kämpfer, die gegen uns sind, müssen rauskommen, sagten sie.
Ich sagte: Ich bin Arbeiter. Ich zeigte den Ausweis. Ich bin Matrose.
Sie sagten: Hier ist er.
Sie schossen aus der Nähe auf ihn.
Ich war hier. Ich schloss meine Tür. Ich schaute, was los ist.
Sie schossen auf ihn, sagten: Stirb.
Ich wollte ihm helfen, aber ich durfte nicht.
Da kamen noch mehr Soldaten. Sie sagten. Geh rein.
Der Junge kroch auf seinem Po über den Boden.
Er sagte: Sie haben mich ermordet. Ich sah seine Eingeweide.
Mein kleiner Sohn sagte: Daddy, sein Darm schaut heraus.
Dieser Junge lag da.
Ich öffnete die Tür und sagte: Du wirst nicht sterben.
Ich beruhigte ihn: Du stirbst nicht.
Man bringt dich weg. Es waren nur Frauen da.
Eine Frau brachte ein Gewand, um die Eingeweide drinnen zu halten.
Ich lag drei Monate im Krankenhaus. Ich konnte mich nicht bewegen.
Einen Monat lang konnte ich nicht aufs Klo.
Nach acht Monaten kam ich aus der Klinik.
Ich kann noch immer nicht laufen.
Wenn ich "Gari" esse, huste ich Blut.
Ich bin nicht faul. Ich bin ein tüchtiger Arbeiter.
Darum ist es für mich einfach, ein Mann zu sein.
Ich weiß nicht, wie's für andere ist, aber für mich ist es einfach.
Siehst du das Loch, das mit dem Licht?
Die Kugel durchbohrte den Stoff und kam in meinen Körper.
Am 12. Oktober 2009...
schossen Sicherheitskräfte auf friedliche Demonstranten...
beim Protest gegen den Abriss ihrer Häuser.
13 Personen wurden erschossen.
Die Totenzahl wurde nicht bestätigt. Es gibt noch keine Untersuchung.
Linus Johns wurde zu Hause angeschossen.
Die Kugel traf seine Wirbelsäule. Er lag auf der Intensivstation.
Linus ist 20 Jahre. Er arbeitete, um für seine Eltern zu sorgen.
Verletzungsbedingt kann er nicht mehr arbeiten.