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Atli sandte Botschaft aus zu Gunnar, einen klugen Reiter, Knefröd geheißen.
Er kam zu Gjukis Hof und zu Gunnars Halle, den herdnahen Bänken und dem Bier, dem süßen.
Dort tranken die Getreuen - noch schwiegen die Listigen - Wein in der Halle, Hunnenzorn fürchtend.
Knefröd rief da mit kalter Stimme, des Südlands Gesandter, er saß auf der Hochbank:
Atli entsandte mich, auszureiten auf kauendem Pferde durch den pfadlosen Markwald,
euch beide zu bitten, daß zur Bank ihr kämet mit ringgeschmückten Helmen, zu hausen bei Atli.
Das Haupt wandte Gunnar, und zu Högni sprach er:
Was, dünkt dich, riet die Frau, da sie uns den Ring sandte, umwunden mit Wolfshaar? Mich dünkt, daß sie Warnung bot!
Des Heidegängers Haar fand ich haften am Goldring: wölfisch wird der Weg uns zur Wohnung Atlis.
Der Wolf wird des Erbes der Niflungen walten Mit grauen Granen, wenn Gunnar erliegt;
Braunzottge Bären das Bauland zerwühlen Zur Ergetzung der Hunde, kehrt Gunnar nicht heim.
Ausschreitend ließen sie laufen übers Bergland die kauenden Pferde durch den pfadlosen Markwald.
Die Hunnenmark bebte, wo die Hartgemuten zogen; sie spornten die Renner über sprießende Felder.
Das Hunnenland sahn sie und die hohen Zinnen, Budlis Krieger stehn auf der Burg, der hohen,
den Saal der Südvölker, mit Sitzen erfüllt, mit verbundenen Reihen blinkender Schilde,
die eschenen Speere. Doch Atli trank dort Wein in der Walhalle. Wächter saßen draußen,
Gunnar zu begegnen, falls man zur Gastung käme mit klirrendem Gere, zu wecken Kampf dem Fürsten.
Ihre Schwester sah es, daß sie in den Saal traten, ihre beiden Brüder - das Bier hatte sie gemieden -:
Verraten bist du, Gunnar! Du Reicher, was vermagst du wider hunnische Hinterlist? Aus der Halle geh eilend!
Besser tätst du, Bruder, in der Brünne zu reiten, als mit ringgeschmückten Helmen zu hausen bei Atli.
Dann säßest du im Sattel sonnenhelle Tage; bleiche Leichen ließest du Nornen beweinen,
hunnische Heermaide Harm erdulden, und schicktest Atli in den Schlangenhof.
Nun wirst den Wurmgang du selbst bewohnen.
Sie griffen Gunnar, begannen ihn zu knebeln, den Burgundenfreund, und banden ihn fest.
Sieben schlug Högni mit scharfem Schwerte, in heiße Flamme flog der achte.
So soll sich der Wackre wahren vor Feinden wie Högni der Streiter in Gunnars Schar.
Sie fragten den Fürsten, ob Freiheit und Leben der Gotenherrscher mit Gold wolle kaufen.
Högnis Herz soll in Händen mir liegen, blutig geschnitten aus der Brust dem Helden
mit schlimmbeißendem Sachsschwert, dem Sohne des Volkskönigs.
Sie hieben das Herz da aus Hjallis Brust: blutig auf der Schüssel brachten sie es Gunnar.
So rief da Gunnar, Herr der Gefolgschaft:
Hier hab ich das Herz Hjallis des feigen, ungleich dem Herzen Högnis des kühnen:
nicht schwach bebt es, da auf der Schüssel es liegt; es bebte zwiefach, da in der Brust es lag.
Hell lachte Högni, da sie das Herz ihm schnitten, keiner Klage gedachte der kühne Helmschmetterer.
Blutig auf der Schüssel brachten sie es Gunnar.
Jetzt rief Gunnar, der Gernibelung:
Hier hab ich das Herz Högnis des kühnen, ungleich dem Herzen Hjallis des feigen:
man sieht es nicht schüttern, da auf der Schüssel es liegt; es bebte minder, da in der Brust es lag.
Bleib, Atli, nun aller Augen so fern, Wie du stets den Schätzen sollst verbleiben.
Einzig bei mir ist allverhohlen der Hort der Niblunge: nicht lebt mehr Högni!
Immer war mir Zweifel, da wir zwei lebten: aus ist er nun, da nur ich lebe.
Nun hüte der Rhein der Recken Zwisthort, der schnelle, asenkundigen Schatz der Niblunge!
Im wogenden Wasser die Walringe leuchten, doch nimmer an den Händen der Hunnensöhne!
Herbei nun mit dem Wagen! In Banden ist der Held.
Der Zaumzerrer zog den Schatzwart, den Herrn der Schlacht, hin zum Tod.
Lebend legte den Landherrn da hin in den Hof der Hunnen Schar,
wo Schlangen glitten. Doch Gunnar schlug mit der Hand die Harfe mutigen Herzens;
die Saiten klangen. So soll ein kühner Ringgeber hüten den Reichtum.
Atli wandte wieder heimwärts das stampfende Roß zurück vom Morde.
Gedröhn war im Hofe, Gedränge der Pferde, Waffenklang der Männer, da vom Wald sie kamen.
Da ging entgegen Gudrun dem Atli Mit goldenem Kelch den König zu ehren:
Speise, Fürst, fröhlich in der Halle, die zur Hel hingingen, die Schlachttiere Gudruns!
Es tönten die schweren Trinkschalen Atlis, da in der Halle die Hunnen sich scharten;
die schnauzbärtigen Krieger kamen herein.
Hellwangig schritt sie ihnen Trank zu reichen, Die hehre Frau, den Fürsten, und Essen zu geben;
gehorchend der Pflicht, und hohnvoll sprach sie:
Deiner beider Söhne blutige Herzen, Hüter der Schwerter, hast du mit Honig gekaut.
Menschenfleisch magst du, Mutiger, verdauen, auf dem Sitz dann entsenden, was dich gesättigt beim Bier.
Nimmer kommen zu den Knien dir Erp und Eitil, älfroh beide;
vom Sitz im Saal siehst du nimmer die Goldspender Gere schäften,
Mähnen stutzen, Mähren spornen.
Getöse ward im Saal, Toben der Mannen, Wehruf unter Gewanden, es weinten die Hunnen.
Das Weib allein beweinte nimmer ihre bärenkühnen Brüder und blühenden Kinder,
die jungen, arglosen, die sie von Atli gewann.
Sorglos war Atli, er hatte sinnlos getrunken; nicht hatte er Waffen, nicht wehrte er Gudrun.
Blut gab mit dem Schwerte sie dem Bett zu trinken mit helgieriger Hand; die Hunde löste sie,
vor das Tor trieb sie, das Gesinde weckend, den heißen Brand, die Brüder zu rächen.
Dem Feuer gab sie alle, die innen waren, die als Gunnars Mörder vom Markwald gekommen,
im Bau der Budlungen: Die Balken stürzten, die Schatzkammern rauchten, die Schildmaide innen
sanken entseelt in sengende Lohe.
Die Mär hat ein Ende; keine Maid wird je in der Brünne ihr gleich, die Brüder rächen:
Drei Königen verkündete sie Todesschicksal, eh die Tapfre starb.