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SUPERHELDINNEN - FRAUEN AN DIE MACHT IN BRASILIEN? von Dom Phillips & Nick Story
Nur noch ein paar Tage zu den brasilianischen Präsidenten-, Kongress- und Senatswahlen am 3. Oktober. Brasilein steckt im tiefsten Wahlkampfstrubel.
Aber diesmal sieht alles anders aus.
Brasilien hatte noch nie eine eine Frau als Staatsoberhaupt, und dismal sind zwei von drei der Kandidaten
Frauen.
Und dieses Jahr sind die Damen sehr kompetitiv.
"Leute stellen sich gar nicht vor, wie wichtig es ist, Frauen zu sehen
die sich trauen, über wichtige Themen zu sprechen, wie Condalezza Rice und Hillary Clinton.
Das bereitet den Weg für andere Frauen vor: es ist uns auch für uns möglich, das zu erreichen."
Obwohl Brasilien einen Ruf für Sex und Samba hat, geht es hier um eine konservative, von Männern dominierte Gesellschaft.
Die Anzahl der Politikerinnen war bisher so gering, das Brasilien als vorletztes Land unter den Südamerikanischen Ländern rangiert, was die stellvertretung durch Frauen angeht.
Es sieht so aus, als käme jetzt ein Umschwung.
Aber dieser Umschwung, sagt Marta Supplicy, hat lange auf sich warten lassen.
Die ehemalige Bürgermeisterin von Sao Paulo hatte damals versucht, eine Quote für weibliche Repräsentanz zu etablieren,
doch es wurde nie akzeptiert.
Nun ist sie Senatskandidatin.
Wir haben um diese Rechte gekämpft. Brasilien ist sehr entwickelt, was Recht angeht.
Was konstitutionelles Recht angeht. Aber es fehlt die Praxis. Gleichzeitig, so glaube ich, gibt es jetzt Frauen in allen Machtstellen in Brasilien.
Wir haben eine bessere Ausbildung als die Männer, und wir sind ihnen voran.
Aber in der Politik ist es problematisch. Die Politik ist schwer für Frauen, wegen der Kultur,
wegen der Kinder, wegen der fehlenden Kinderkrippen.
Die Hürden verschwinden jedoch. Dilma Roussel, von der linken Partei (PT),
befindet sich nun auf dem Weg zur Präsidentschaft,
und Marina Silva, von der Grünen Partei, wird sich wahrscheinlich den dritten Platz ergattern.
Mara Gabrilli von der Oppositionspartei PSDB, einer konservativ angehauchten Zentrumspartei, ist der neue Star der brasilianischen Politik.
2008 fungierte sie als Stadträtin von Sao Paulo, und war in ihrer Rolle sehr beliebt.
Nun ist Kongresskandidatin, und es sieht aus, als würde sie die Wahlen gewinnen.
Trotz Querschnittlähmung nach einem Unfall ist Mara Gabrilli mit Herz und Seele bei der Sache.
Sie veröffentlicht Artikel, lässt sich nackt für Zeitschriften fotografieren, und kämpft mit ganzer Kraft für die Rechte der Behinderten.
Dies ist das erste Mal, dass wir in Brasilien zwei weibliche Kandidaten für die Präsidentenwahlen haben.
Und ich glaube, es wird mehrere Türen für Frauen öffnen, die sich in der Politik betätigen möchten.
Trotz der grossen Fortschritte ist für Frau Gabrilli ihr Geschlecht eine grössere Hürde in der Politik als ihre Behinderung.
Ich habe noch nie unter Vorurteilen wegen meiner Querschnittlähmung und der Nutzung eines Rollstuhles gelitten,
aber ich habe unter Vorurteilen wegen meines Geschlechtes gelitten.
Ich glaube, in unserem Land fehlt einfach die Kultur der Frau in der Politik.
Frau Roussef, die als Energiesekretärin in Brasilien fungierte, hat versprochen,
dass sie die ‘Mutter aller Brasilianer’ sein wird. In einer Rede sagte sie; 'dies wird ein Wahlkampf sein,
der den Frauen dieses Landes ihre Würde geben wird!’ Sie hat den Ruf einer strengen Technokratin,
aber das ist die Doppelmoral, mit der die weiblichen Politiker in Brasilien schon seit langem konfrontiert werden.
Man wird als Frau anders behandelt, aber wenn man Macht bekommt, dann wird man doch nicht anders behandelt.
Leute respektieren Dich. Aber gleichzeitig denken sie, weil Du eine Frau bist,
bist Du arrogant, weil du standhaft bist.
Und wenn Du ein Mann bist sagen sie: Wow, der ist standhaft!
Bei Frauen ist es anders.
Obwohl dieser Wahlkampf eine Art Sieg für Frauen darstellt,
heisst es noch lange nicht, dass sich alle Frauen einig sind.
Frau Gabrilli ist sich der Frauen Roussef und Silva nicht sicher.
Ich glaube Brasilien ist bereit, für eine Präsidentin zu wählen. Aber ich glaube nicht, dass unsere Kandidatinnen bereit sind,
Präsidentinnen von Brasilien zu sein.
Frau Suplicy ist anderer Meinung.
Ich glaube, sie ist bereit. Sie arbeitete acht Jahre lang mit Lula.
Aber das Wichtigste bleibt: in der Politik, in der Frauen sich ändern,
können wir Frauen sein und gleichzeitig die Macht ergreifen.
Für Sie spricht in Brasilien Dom Philipps für the Global Post.
Produzent/Kameraman: Nick Story Reporter: Dom Phillips