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Gerade bekamm ich ein E-mail von jemandem, der mir schrieb: "Ich hoffe, Sie werden dieses Jahr zu Gott finden.",
was ein sehr freundlicher Gedanke ist, vielen Dank.
Ich hoffe allerdings, dass Sie diesbezüglich irren, denn nach allem, was ich über Gott gehört habe,
seine Vorlieben und besonders den Menschenschlag, den er anzusprechen scheint,
all das zusammen lässt mich hoffen, dass er mir so fern bleibt,
wie nur irgendwie menschen- oder unmenschenmöglich. Denn wir sprechen natürlich vom Wüstengott,
dem Gott des Todes. Und wir wissen, dass alle drei Wüstendogmen Variationen desselben Todeskultes sind.
Und sie verehren alle denselben Gott der angeblichen Liebe und gütigen Barmherzigkeit, was vermutlich der Grund ist,
warum sie sich gegenseitig mit so gewalttätigem Zorn hassen. Ich weiß es nicht, man müsste sie fragen.
Gemeinsam sind sie als die Kinder Abrahams bekannt, denn Abraham ist jener Urvater,
auf den sie sich alle zurückführen. Ohne Abrahams Einfluss würde wahrscheinlich keines
dieser Dogmen heute existieren, und das lässt mich wünschen, ich könnte eine Zeitreise zu ihm
unternehmen und ein ernstes Wort mit ihm sprechen. "Du dummer Idiot", würde ich sagen, "konntest du nicht voraussehen, was passieren würde?
Du bist vielleicht ein Prophet!"
Abraham war der, welcher als erster beschloss, dass es von nun an nur mehr einen Gott geben sollte.
Einer für alle - das war seine Botschaft. Und das hatte verheerende Auswirkungen
auf die Göttergesellschaft jener Zeit. Alle Flussgötter und Berggötter und Waldgötter usw.,
die kleinen lokalen spezialisierten Götter, die den Menschen über Generationen so hilfreich gewesen waren, fanden sich plötzlich
von der Bildfläche verdrängt, oder aber zwangsweise zu einem gewaltigen Konglomerat verschmolzen
mit zentraler Kontrolle, einer engstirnigen Moral und einem von selbsgerechter Vergeltung erfülltem Herz.
Bis heute kann nur gemutmaßt werden, ob das der beste Weg für die Menschheit war,
auch zu jener Zeit. Die Debatte ist noch nicht beendet.
Passenderweise ist Abraham - in Anbetracht der Religionen, die er hervorgebracht hat - nicht gerade für seine geistige Gesundheit bekannt.
So war er notorisch bereit, seinen eigenen Sohn zu ermorden, weil er den Befehl Gottes dazu hörte.
Glücklicherweise intervenierte Gott in der letzten Sekunde und fiel im in die Hand, womit er bewies, welch gerechter und barmherziger Gott er ist,
wenn man die schweren seelischen Wunden vernachlässigt, die er gerade zwei unglücklichen Menschen geschagen hat.
Beide gezeichnet für das Leben, ohne Zweifel. Aber so ist es halt,
das alte Testament. Jeder wird gebrannt, seelisch und körperlich. Niemand bleibt mehr ganz.
Man betrachte die Behandlung, die Adam und Eva, den ersten Menschen auf der Erde zuteil wurde. Sie wurden bestraft,
weil sie ihrer Natur treu waren, die ihnen Gott selbst gegeben hatte. Er wusste, dass sie neugierig waren,
er wusste, dass sie neugierig sein mussten, um zu überleben, also wusste er, dass sie diesen Apfel essen würden.
Ein Zyniker würde wohl glauben, dass Gott uns von vorneherein nur geschaffen hat, um uns zu bestrafen.
Weil das die erste Lektion der Genesis ist die, dass es eine Sünde ist, menschlich zu sein.
Wir wurden bestraft und aus dem Paradies vertrieben, für die Sünde, unserer Natur zu entsprechen, aber wir rissen
uns zusammen und begannen den Turmbau zu Babel, weil wir in den Himmel kommen und uns dort ein wenig umsehen wollten.
Wir waren wieder neugierig, wie es unsere Natur ist, aber das gefiel Gott auch wieder nicht, also
bestrafte er uns, indem er unsere gemeinsame Sprache zerstörte. Jetzt haben wir erst wenige Seiten der Bibel erlebt
und haben schon zwei schwere Niederschläge unseres liebenden und barmherzigen Gottes erlitten.
Kurz darauf überschwemmt er den gesamten Planeten, weil ihn wohl jemand schief angesehen hat.
Nur einen warnt er, rechtzeitig ein Boot zu bauen, weil er offenbar nicht alle vernichten will,
sonst wäre niemand mehr übrig, den er bestrafen kann.
Ich kann es verstehen, wenn man die Bibel zum Vergnügen liest, sie ist sicherlich große
Literatur, jedenfalls ein interessantes Kulturdenkmal. Aber sie ist nicht das Wort eines Gottes, es ist wirklich Zeit,
diesen Anspruch aufzugeben. Gott ist die Hauptfigur in diesem Buch,
was man schnell bemerkt, wen man es liest. Er hat einen interessanten Charakter, wenn auch etwas holzschnittartig gezeichnet.
er ist im Grunde der Versuch, der schöpferischen Lebenskraft ein menschliches Gesicht zu geben. Unglücklicherweise
haben wir ihn mit allen unseren kleinlichen Vorurteilen ausgestattet und ihn wohl etwas allzumenschlich gemacht.
Weil ich festgestellt habe, dass menschlich zu sein nur für Menschen gut funktioniert.
Man kann es nur sehr schlecht auf Götter übertragen. Menschliche Götter neigen dazu, eigenwillig, gewalttätig und unberechenbar zu sein -
auf eine seichte und egoistische Weise. Das einzige grenzenlose an ihnen ist ihr Eifer
beleidigt zu sein, wie so viele ihrer sensibel beseelten Verehrer.
Aber wenn man Anstoß nehmen will, kommt die Bibel gerade richtig, sie ist sicher eines der anstößigsten
Bücher, die man lesen kann. Es sei denn, man denkt wirklich, dass Ehebrecher getötet,
die eigenen Töchter in die Sklaverei verkauft oder jeder, der am Sabath arbeitet, auf der Stelle gesteinigt werden sollte.
Vielleicht ist das ja in Ordnung, oder auch die Tatsache, dass Gott immer wieder Massenmorde gutheißt.
Zugegeben Streubomben oder Lenkwaffen werden nicht speziell erwähnt, aber hier muss eben
die hohe Kunst der Exegese aushelfen.
Dieser Kerl hat eine Erfolgsgeschichte, die Saddam wie Gandhi aussehen liesse.
Im fünften Buch Mose 13 steht, wenn man von einer Stadt hört, in der ein anderer Gott verehrt wird, muss man nach Gott
jeden in dieser Stadt töten, Männer, Frauen, Kinder, Neugeborene, ja sogar Kühe.
Und dann muss man die Stadt bis auf die Grundmauern niederbrennen. Und übrigens, "Du sollst nicht töten!"
Ich hoffe also, es wird klar, warum ich Schwierigkeiten mit diesem Gott der Wüste habe,
mit diesem Gott des Todes, den so viele so zu verehren scheinen. Und ich hoffe auf Verständnis, warum
ich mit ihm absolut nichts zu tun haben will, ob er existiert oder nicht.
Ich teile einfach seine Werte nicht. Ich finde sie buchstäblich unmenschlich.
Daher interessiert es mich nicht, was er über irgendetwas zu sagen hat. Selbst wenn er jetzt sofort vom Himmel
in genagelten Stiefeln herunterkäme und mir das Buch der Richter vors Gesicht hielte, würde ich ihm
das gleiche sagen, was ich jedem anderen missionierenden Arschloch sage: "Nein danke, ich bin nicht an deiner verlogenen Erlösung interessiert!"
"Ich bevorzuge Verdammnis! Jetzt verzieh dich, ich muss noch sündigen."
Frieden, wenn das nicht zu blasphemisch ist. Ich möchte ja niemandes kostbare Gefühle verletzen.