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Ich bin der Micha.
Ich heiße Michael Sierra Miranda, man nennt mich Micha,
ich bin 27 Jahre alt.
Anfangs spielte ich Fußball, danach war ich Wächter
und wurde dann Micha.
Ich rede vom Micha stets in der dritten Person,
um dahin zu kommen wo ich bin habe ich nämlich viel durchgemacht
und ich habe Respekt vor Micha.
Er ist mein Gott, mein Idol, mein Bruder, mein Freund, mein Kumpel.
Micha ist ein besonderer Mann.
Ich habe als Wächter in La Alimenticia gearbeitet,
in La Alimenticia kümmert man sich um nervige Leute,
alles was mit Ernährung zu tun hat.
Die Nachtschicht ging von sieben abends bis sieben morgens.
Immer wenn ich alleine war, habe ich gesungen,
improvisiert und Musik heruntergeladen.
Aber als die Stärke kam, habe ich mich am einsamsten gefühlt
und da habe ich begonnen zu flüchten
und ich habe begonnen all das rauszulassen,
es sprudelte aus mir heraus, was ich nie gedacht hätte, das hätte ich nie erwartet,
und heraus kam Micha.
Micha kam von dieser Bühne,
ermutigt von einem Freund,
er war es der mich ermutigte, denn ich hatte immer die Fähigkeit zu improvisieren,
Rhythmus zu haben,
das was ich sagen wollte in einem bestimmten Slang zu sagen,
je nachdem was ich interpretieren wollte,
je nachdem was die Leute verstehen sollten.
Wenn du mir nicht glaubst, finde es heraus,
Ohne dass mir jemand etwas gibt,
habe ich immer alles.
Dank dem was in mir entstanden ist,
Dank denen die mich kritisiert haben,
die sagten, ich hätte keine Stimme.
Wer gegen mich gewettet hat, der hat sein Geld verloren.
Die größte Inspiration meines Lebens war das was ich durchgemacht habe, das was ich erlebt habe,
ich kam von der Straße, von den Vierteln, von den Bonches, wo nicht viele herauskommen.
Dort fing ich an,
dort begann ich Freunde zu machen, ich begann zu leiden,
zu lachen, die Liebe kennenzulernen,
verstand was Schicksal ist,
hier, Reparto Eléctrico.
Der Reggaeton ist meine Leidenschaft, mein Leben, das System hat mich verändert,
es ist meine Art mich auszudrücken, mich mitzuteilen.
Micha tritt auf, das Stadion ist ruhig,
denn sie wissen dass ich alles geben werden, aber es wird kein Foul sein.
In Höfe springen, ohne an Rottweiler oder Chow Chows zu denken.
Mörder ohne getötet zu haben.
Ich übertreibe, und man merkt mir mein Talent an
Ich habe es versteckt.
Ich war in keiner Musikschule,
weiß nichts über Musik,
muss auch nichts über Musik wissen.
Mir kommt etwas in den Sinn, ich denke an etwas, höre etwas was jemand sagt,
ich finde einen Reim
und schon entsteht ein Lied.
Ich komponiere einen Knüller.
Ich kenne die Musik nicht die ich mache,
es geht um verschmelzung
die traditionellen Rhythmen Kubas
mit dem heutigen Rhythmus, dem Reggaeton.
Ich gebe Rhythmus hinzu, meine Stimme, das passt gut.
Mein Rhythmus ist
eine Würze, eine Mischung die ich gemacht habe,
ich weiß nicht mal was für ein Rhythmus es ist.
Es ist kein Rhythmus, und doch wieder ein Rhythmus,
es ist das gleiche.
In meinen Liedern geht es hauptsächlich darum dass die Menschen tanzen,
sie sprechen von dem was ich lebe,
was ich über die Freunde gesagt habe, was ich über die Erwachsenen gesagt habe,
aus dem Tagebuch, meine Lieder sind vom Dorf, meine Lieder handeln von dem was passiert.
Mit vielen Gefühlen
und fertig.
Mein Wunsch ist es, dass in jedem Haus, in jedem Auto, überall,
meine Stimme ist, die den Menschen Wahrheiten erzählt,
die ihnen sagt, dass sie tanzen sollen, dass sie alles andere vergessen sollen,
dass die Qualität die Qualität ist.
Wer weiß weiß, dass ich weiß, nicht weil er sagt, dass er weiß,
sondern weil ich es gezeigt habe.
Ich bin hier nicht seit 5 Tagen, nicht 3,
ich bin der Micha wo ich auch sein mag.
Und sag Mama Ines dass ich mich nicht geändert habe,
ich glaube an das gleiche wie als ich angefangen habe.
Und wenn ich morgen sterbe dann sag ihnen,
ich wäre gerne nochmal der Micha.