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Was machen großartige Künstler, wenn die Welt um dich herum in Aufruhr ist?
Einige der besten Künstler sorgen dafür, dass du dich besser fühlst.
Sie schauen in die Zukunft.
Dort, wo ich herkomme, ist der Groove das Wichtigste.
Groove ist etwas...
Bereicherndes. Auf einer spirituellen, auf einer grundlegenden, auf einer intellektuellen
und auf einer physischen Ebene. Du spürst es.
Das erste Mal, als ich in einen Club ging und eine Platte von Donna Summer hörte,
war ich mit meiner damaligen Freundin unterwegs. Sie war Kellnerin in einem echt coolen Jazzclub.
Wir gingen in eine Disko.
Es war in unserer Nachbarschaft, aber wir waren noch nie dort gewesen.
Sie spielten „Love to Love You Baby".
Diesen magischen Groove und die Art, wie sich der Song um meinen Körper hüllte,
spüre ich heute noch, wenn ich mir diese Platte anhöre.
Als Kind war ich in der Hausband des Apollo Theater in New York
und meine Rolle in der R&B Musik wurde es, die Stars auf der Bühne zu unterstützen.
Also eher eine zweitrangige Rolle.
So zweitrangig war meine Rolle aber gar nicht. Ich spielte eine erstklassige Rolle.
Wenn du nämlich meinen Teil aus den Songs rausnimmst,
ist der Song weg. Er ist einfach nicht mehr da.
Mein Disco-Stil basierte auf
Fusion Jazz. Ich wurde in der Ära des Fusion Jazz groß.
Ich wuchs damit auf, Platten zu machen, die interessant sein mussten. Mit vielen einmaligen Momenten
im Laufe einer linearen Reise
durch den ganzen Song.
Eine einzige Note kann inmitten dieses Brockens
dafür sorgen, dass die Melodien und die Licks
dich förmlich anspringen. Weil ich nämlich eine Melodie
zwischen dem Rhythmus spiele.
Du hörst also...
Unser einziges Mittel, unseren eigenen Weg zu gehen, war die Musik.
Das war alles, was wir hatten. Wir hatten kein Geld, wir konnten keine DJs bestechen.
Wir konnten nichts machen. Wir konnten nur sagen: Hör dir das an.
Wenn es dir gefällt, kannst du es bitte spielen? Und dann abwarten, was passierte.
Niemand hätte CHIC je gekannt, wenn ich die allererste Platte nicht irgendwie
zu einem DJ ins Studio 54 gebracht hätte. So wurden wir bekannt.
Wir waren eine R&B-Band, die diese jazzige Formel entwickelt hatte,
Musik zu präsentieren, die sich die DJs einmal anhören konnten und dann abspielen würden.
Oder die die Leute einmal hören und gleich darauf abgehen würden.
So haben wir unsere Platten gemacht.
Du spielst sie das erste Mal und du hast sie.
90% oder mehr meiner Aufnahmen,
die ich je gemacht habe,
waren das Ergebnis einer spontanen ersten Begegnung,
die sich so natürlich und organisch anfühlt, dass du einen Schritt weiter gehen musst.
Ich traf David Bowie in einem After-Hour-Club. Er saß ganz alleine da und trank seinen Orangensaft.
Komplett alleine.
Madonna traf ich, als sie der Support-Act für eine andere Band war, die ich sehen wollte.
Duran Duran waren Support für Blondie. Es gab so viele verrückte, zufällige Ereignisse, aus
denen dann richtige Beziehungen entstanden. Genau das passierte auch hier.
Wir lernten uns vor Jahren bei einer Daft Punk Listening-Party in New York kennen.
Dann trafen wir uns beinahe in Paris, aber ich saß in St. Tropez fest. Oder vielleicht war es andersrum.
Sie saßen in St. Tropez fest und ich war in Paris.
Immer hatten wir uns um ein Haar verpasst. Und kurz darauf
sagten sie: Hey, wir sind für Aufnahmen in New York.
Komm ins Studio.
Es hat sich also wirklich auf eine sehr organische Art und Weise abgespielt.
Als Künstler verfolgen wir die Karrieren der Anderen.
Und es war einfach...
Ich war...
Sie waren cooler, als ich gedacht hätte.
Die besten Kollaborationen in meinem Leben
kommen zustande, wenn die Leute, mit denen du arbeitest, so gut sind wie du erwartest
oder sogar noch besser.
Dir wird klar, dass die Person viel mehr einbringen kann, weil du sie dazu inspirierst,
sich auf ein neues Level zu begeben—und umgekehrt.
Als ich also mit diesen Jungs arbeitete, war es nicht einfach nur so "Nile Rodgers
macht eine Session oder Kollaboration".
Es ging vielmehr darum, von Leuten und Künstlern inspiriert zu werden,
die dich auf ein anderes Level bringen. Die dich dazu bringen, deine Arbeit zu verbessern. Auch wenn die
schon ziemlich gut ist. Es war dasselbe Gefühl, das ich hatte, als ich mit Bernard oder Herbie Hancock arbeitete.
Oder Bowie. Oder Madonna. All diese coolen Leute, mit denen ich schon gearbeitet habe.
Wir machen uns gegenseitig besser.
Für diese Art von Beziehungen lebe ich.
Beinahe...
Um genau zu sein, spiele ich selbst auf 100% der großen Platten, die ich produziert habe.
Egal, ob es eine Band ist und sie einen oder zwei Gitarristen haben.
Also...
Wen ich mit Duran Duran arbeite,
oder wem auch immer,
und ich mache so etwas wie „Notorious", dann ist es so, als ...
Du kannst immer noch erkennen, dass es Nile Rodgers ist. Obwohl ich etwas spiele,
das auf keiner CHIC-Platte ist. Aber für Duran war es genau das Richtige.
Das ist die Essenz meines Spiels. Es geht immer um coole Stimmführung,
oder was wir glatte Stimmführung nennen.
Ich spiele nicht irgendetwas Verrücktes, um zu sagen: Beachtet mich.
Ich spiele diese einmaligen Events, damit die Reise interessant bleibt.
Das wirklich Fantastische an dieser Platte ist,
dass wir sie in dem Studio aufnahmen, in dem ich
auch meine erste CHIC-Single aufnahm.
Ich kenne es nicht nur als das Studio, in dem Jimi Hendrix "Electric Ladyland" aufnahm.
Ich bin auch in dieser Gegend aufgewachsen.
Es ist meine Nachbarschaft. Ich bin die Straße dutzendmal mit meinen Eltern entlang gelaufen.
Ich habe dort schon gespielt, bevor es ein Tonstudio gab.
Als es noch ein Club namens Generations war. Es war Wahnsinn.
Ich jammte dort in den späten 60ern mit allen aus der schwarzen Szene. Ich war damals noch ein Kind.
Es gibt also viele Geister, wenn du so willst, die mit mir sprechen.
Das ist Musik, das ist Kunst, etwas Zeitloses.
Wenn du ein großartiges Gemälde aus der Renaissance siehst—
wie Bob Dylan sagen würde—ist es, als würdest du das aktuelle Zeitgeschehen betrachten.
Du hattest einen so großen Einfluss auf die Popmusik, auf die Dance-Musik.
Kannst du einige deiner Riesenhits durchgehen, die du in diesem Album raushörst?
Ich spiele die Akkorde nicht so wie ein normaler Gitarrist. Ich arbeite viel mit Umkehrungen.
In einem typischen Lied wie „Let's Dance", bei dem die Grundakkorde irgendwie so gehen...
Aber ich spiele sie so...
Wenn ich einen Song wie „Let's Dance" wie auf dem Bowie-Album spiele, dann mache ich das nicht im traditionellen
Nile-Stil. Ich versuche, für dieses Album einen originellen Ansatz zu finden.
Auf „Radom Access Memories" wollte ich Nile sein,
aber in einer neuen Version.
Die Roboter haben sich als Künstler weiterentwickelt.
Viele Künstler, die vielleicht 20 Jahre jünger waren als ich, erklärten mir etwas, an das ich
noch nie gedacht hatte. Sie sagten: Bevor wir HipHop produzierten,
was glaubst du, haben wir gehört?
Es gab keinen HipHop. Wir hörten Dance.
Deshalb ist die erste große HipHop-Platte ein Sample einer meiner Platten.
„Rapper's Delight" basiert auf „Good Times".
Das passiert einfach. Das passiert im Leben, es entwickelt sich weiter.
Dinge verändern sich und du kannst nichts machen.
Und das ist auch mit den Robotern passiert. Sie sind an einem Ort angekommen,
jenseits ihres Ausgangspunkts. Sie haben sich weiterentwickelt.
Sie bewegen sich in einem Musikstil, in dem ich ein Meister bin.
Den ich ziemlich gut kenne. Und ich arbeite mit meinen Zeitgenossen.
Ich arbeite mit Leuten, die mit mir aufgewachsen sind.
Es fühlt sich so an wie damals, als wir den Vibe spürten, während wir das ganze Zeug erschufen.
Es ist so, als wären sie zurückgegangen, um vorwärts zu gehen.
Der Song „It Was Summer", können wir den spielen?
Ich habe ganz vergessen, wie cool das war.
Wow, ist das cool.
-Das ist Disco. -Das ist cool.