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Südkoreas Wirtschaft ist in den letzten 30 Jahren rapide gewachsen.
Das BIP pro Kopf wird das von Japan wohl schon bald übersteigen.
Koreanische Produkte von Firmen wie Samsung und LG werden weltweit exportiert und die Wirtschaft boomt.
Jedoch führt der soziale Erfolgsdruck bei vielen Südkoreanern auch zu Depressionen.
Jüngsten Statistiken zufolge ist Südkorea das zweitunglücklichste Land aller Industriestaaten
und die unglücklichste Nation in Asien.
Dort gibt es die höchste Selbstmordrate aller OECD-Länder.
42 Südkoreaner begehen jeden Tag Selbstmord.
In dieser Gesellschaft sorgt eine Dienstleistung, bekannt als
"Fake-Beerdigung", für Aufmerksamkeit,
mit welcher versucht wird, dem Druck der modernen Gesellschaft zu begegnen.
Teilnehmer legen ihre Begräbniskleidung an, steigen in einen Sarg und erfahren den Tod.
Ich fahre nach Seoul um zu sehen, worum es sich bei diesen "Fake-Beerdigungen" handelt.
Ich habe mich mit Kim Ki-Ho getroffen, einer der Personen, die für diesen Nahtod-Trend verantwortlich sind.
In ein paar Tagen würde er eine Nahtoderfahrung für mich organisieren.
In meinem Institut werden Leute in einen Sarg gelegt,
damit sie dem Tod begegnen, über ihr Leben reflektieren,
und merken, wie schön es ist.
Alles begann, als ich meine Doktorarbeit über den Tod und Meditation schrieb.
Ich spürte, wie sich mein Bewusstseinszustand erweiterte, während ich über den Tod nachdachte.
Ich bot anderen an, diese Erfahrung zu machen, und auch sie waren glücklich, über den Tod nachzudenken.
Heute bin ich dafür zuständig, so viele Leute wie möglich zu ermutigen, über den Tod zu meditieren.
Ist das schwer?
Ja, es ist schwer.
Die Teilnehmer meditieren im Sarg.
Das ist Todesmeditation. Sie betrachten ihr Leben.
Aber wenn der Sarg zu klein ist ...
werde ich ausflippen.
Es ist ... kann man hier drinnen atmen?
Ja, es gibt Luftlöcher. Das ist ein Luftloch.
Im Falle eines Unfalls. Falls wir ersticken, dann sterben wir wirklich.
Deshalb gibt es das Luftloch.
Hat schon mal jemand Panik bekommen?
90 Prozent der Leute hier drinnen denken:
"Oh, so fühlt sich Sterben an? Es ist sehr bequem."
Sie haben keine Angst mehr. Sie lassen alles los. Sie wollen unter die Erde.
Etwa ein Prozent will mehr.
300 pro Monat, 3.000 im Jahr. Also in zehn Jahren... vielleicht 50.000?
OK, die Nachfrage ist also groß.
Ja, die Nachfrage steigt.
Ich fuhr nach Gangnam, um mich mit einem Mann zu treffen, der so etwas schon erlebt hat.
Er ist ein renommierter Zahnarzt, und er wird mich bei meinem Nahtoderlebnis begleiten.
Ich wollte wissen, warum ein erfolgreicher, wohlhabender Mann wie er so etwas erleben wollte.
Ich will nicht unbedingt als Zahnarzt in Gangham erfolgreich sein.
Ich will nur ein guter Vater sein.
Aber es gibt so viel Rivalität. Ich stand sehr unter Druck.
Jeden Tag aufzuwachen und zu leben, war zu schmerzhaft.
Ich suchte nach etwas, das meinen Geist beruhigen und heilen würde.
Das so genannte "Sarg-Erlebnis" ist nicht für jeden gleich. Jede Erfahrung ist einzigartig.
Im Sarg fühlte ich mich, als ob ich von all meinen Sorgen befreit wäre.
Ich fühlte mich belebt und fantastisch.
Aber die Menschen kehren instinktiv zu ihren Gewohnheiten zurück.
In östlichen Gesellschaften gibt es einen größeren Gemeinschaftssinn als im Westen.
Die Gemeinschaft ist wichtiger als das Individuum.
Deshalb ist es schwerer zu überleben, wenn du dich nicht anpassen kannst.
Da heute der letzte Tag in unserem Leben ist, werden wir ganz langsam gehen.
Es gibt keinen Grund zur Eile.
Wir gehen alle auf den Tod zu.
Jeder von uns.
Dieses Konzept ist eher ungewöhnlich.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ich eines Tages sterben werde.
Damit du es dir vorstellen kannst, musst du weiterhin an deinen Tod denken.
Wenn du das Leben mit dem Tod verknüpfst,
dann merkst du, dass Leben und Tod nicht getrennt sind, sondern miteinander verbunden.
Die meisten leben sowieso, als wären sie schon tot.
Wie lange werde ich im Sarg bleiben?
Oh nein, ich kann nicht ...
Du sagst es mir nicht? Definitiv nicht? - Geheim. Nein, es ist ein Geheimnis.
Ich werde heute sterben.
Warte, was soll ich sagen?
Es ist schwer vorstellbar, dass ich heute wirklich sterben werde.
Er sagte mir, ich solle mir weiterhin den Tod vorstellen, aber ich weiß nicht einmal, was der Tod ist.
Es sagte mir, ich würde einen Abschiedsbrief an alle Freunde und Lieben schreiben,
im Glauben, dass ich sterbe.
Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mich in diesen Seelenzustand bringen kann,
da ich nicht täglich an meinen Tod denke. Ich versuche einfach mein Bestes.
Meine Frau kennenzulernen, war das größte Glück, das mir passiert ist.
Meine Frau und ich sind komplett unterschiedlich. Sie hilft mir bei meinen Problemen.
Ich mache diese "Fake-Beerdigungen", weil ich mich machtlos fühle.
Ich bin in meinen Fünfzigern, aber ich habe mein Leben immer noch nicht im Griff.
Ich fühle mich, als würde ich nichts besitzen. In Wirklichkeit habe ich nichts.
Ich kämpfe mich durch das Leben, jeden einzelnen Tag.
Ich bin wirklich neidisch auf dich. Das bin ich wirklich.
Ich will mich von meinem alten Körper lösen und mich selbst anders wahrnehmen.
Ich hoffe, die Schmerzen und Qualen, die in mir gefangen sind, loszuwerden.
Sie wurde vergewaltigt und hat eine Totgeburt zu Welt gebracht, als sie 14 war.
Sie wurde in eine arme Familie geboren und wurde von ihrem eigenen Onkel missbraucht.
Ihre ganze Jugend war erbärmlich.
Aber sie entdeckte ihre innere Stärke, und ihr Leben änderte sich für immer.
Wer ist sie?
Sie ist Oprah Winfrey.
Sie halten die Rede vor der Beerdigung. Ich bin vorher rausgegangen.
Auf jedem Tisch liegt etwas in Stoff gewickelt.
Ich denke, das sind die Kleider für die Toten.
Kim erklärt das Konzept der "Fake-Beerdigungen"
und wie es dabei hilft, sein Leben wieder in den Mittelpunkt zu rücken.
Endlich war es Zeit für die "Fake-Beerdigung".
Jeder Teilnehmer schaute auf sein Leben und schrieb einen letzten Willen.
Trotz Zweifel am ganzen Vorgang konnte ich beim Schreiben nicht aufhören zu weinen.
Jeder durchlebt dunkle Zeiten im Leben, an die er lieber nicht denkt.
Ich hatte alles getan, um nicht an meine zu denken, da ich jedes Mal bei der Erinnerung daran weine.
Aber, wenn dies mein letzter Tag wäre, dann musste ich dem wohl ins Auge sehen.
Jetzt steht der Todesengel hinter euch. Ich werde euch zu ihm führen.
Er wird den Weg zeigen.
Ihr werdet einen langen Weg gehen.
Ihr werdet die Klänge dieser Welt zum letzten Mal in diesem Wald hören,
bevor ihr zum Friedhof kommt.
Auf dem Weg dorthin werdet ihr euer Leben betrachten.
Dann werdet ihr euch in den Sarg legen.
Ihr könnt zum Abschied einen kleinen Absatz aus eurem letzten Willen lesen.
"Ich habe grenzenlosen Respekt vor deiner Ausdauer. In deinem Leben gab es nichts als Aufopferung.
Obwohl du die beste Mutter, Tochter und Frau warst, habe ich nichts für dich.
Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen.
Ich war so darauf konzentriert, die Familie finanziell zu unterstützen,
dass wir dieses Leben nicht in vollen Zügen genießen konnten. Wir hätten glücklicher sein können."
Stellt die Kerze vor euren Sarg.
Zieht eure Schuhe aus.
Legt euch in den Sarg, mit dem Kopf in Richtung des Berges.
Verabschiedet euch zum letzten Mal, mit deinem Kopf in Richtung des Berges.
Wir werden jetzt eure Körper anbinden.
Verdammt!
Scheiße.
Ist das echt?
Euer Leben ist vergangen. Der Tod ist gekommen.
Wenn ihr im Sarg seid, werdet ihr für immer von dieser Welt scheiden.
Bilder eures Lebens werden sich in eurem Geiste wie ein Film abspielen.
Ihr werdet wiedergeboren
und zurück in diese Welt geholt.
So wie Menschen, die ein Nahtoderlebnis gemacht haben, ins Leben zurückkommen.
Ihr seid von jenseits des Himmels in diese Welt zurückgekommen.
Es gibt noch so viele Dinge, die ihr erleben müsst.
Diese Dinge werden euch gefallen und glücklich machen.
Steht auf und zieht eure Schuhe an.
Jetzt kommen wir in die Welt zurück.
Entwerft einen Plan für ein neues Leben, während ihr geht.
Ihr werdet neue Vorsätze für euer Leben fassen.
Im Sarg habt ihr wahrscheinlich an viele Dinge gedacht.
Momente wie diese sind selten.
Ich musste mir diesen Termin einrichten, deshalb habe ich mich sehr hineingedacht.
Als ich mit geschlossenen Augen im Sarg lag, sah ich einen kleinen Lichtstrahl.
Ich könnte sagen, ich habe das Licht gesehen.
Als ich tief in das Erlebnis eingetaucht bin, fühlte ich mich wie neugeboren.
Ich würde nicht sagen "wiedergeboren", aber
danach wurde mir etwas bewusst. Das Sterben, die Beerdigung und die Reinkarnation
sind tatsächlich gar nicht so wichtig.
Die Leute sind heutzutage so beschäftigt und haben immer irgendetwas zu tun,
dass wir keine Zeit haben, in uns zu sehen, so wie die Menschen das früher gemacht haben.
Das bewirkt, dass manche sich verloren fühlen und Depressionen bekommen.
Indem man dir sagt, dass das dein letzter Tag ist und du dich nur auf dich konzentrieren sollst,
dich dann in einen privaten Raum, den Sarg, bringt, ist diese Sitzung eine ideale Möglichkeit zum Nachdenken.
Da alle von der Gesellschaft und vom Alltag überfordert sind, haben sie keine Zeit mehr, in sich hineinzuhören.
Wenn man dir sagt, dass das der letzte Tag in deinem Leben ist,
fühlt es sich an, als hättest du endlich Zeit, in dich hinein zu sehen.
Du merkst, dass die Antworten, die du suchst, schon in dir existieren.
Darum geht es bei dieser Nahtoderfahrung wirklich.