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Wenn lind der Wind im Frühling weht
Dann zögert man nicht lange –
Man fühlt den dunklen Drange
Dass es ans Entrümpeln geht!
Dann reißt man die Laden auf
Öffnet Kästen und Truhen –
Alles das, was man ruhen ließ
Lässt plötzlich uns nichtmehr ruhen!
Da liegt vergilbter Liebesschwur –
Das Pathos schon leicht schäbig –
Obwohl darauf steht: "Ewig!"
Hielt er ein paar Jahre nur!
Es ist falsch, wenn du böse bist
Sag auch nichts von Gemeinheit
Denn auch dein Eid war Meineid –
Wirf beides auf den Mist!
Schau da, ais der Jugendzeit, Weltverbesseungsträume
Zum Himmel wachsend, Bäume
Entwurzelt und verpasst –
Ach, fort mit dem Ballast!
Und hier ist ein Vorurteil, glatt und ohne Falten
Erstaunlich gut erhalten
Man braucht's noch allgemein
Denn die programmierte Meinung
Fördert die Verneinung –
Ein "Nein" kann manchmal nützlich sein!
– Oder, nein?
Da liegt ein zarter Hoffnungsstrahl –
Man sieht, dass er einst grün war
Dass er bereit zu blüh'n war –
Doch das alles war einmal!
Er verdarb weil ihm Wärme fehlt
Und im Glashaus gab's keine –
Man hat ihn dort hineingestellt
Und warf dann dummerweise Steine!
Ein Ideal, total verschmutzt –
Man könnt's noch entstauben –
Doch wer soll daran glauben
Auch wenn man es glänzend putzt?
Alte Vorsätze wirft man weg
So wie Masken und Kleider –
Doch Erinnerung ohne Zweck
Behält man leider!
Sorgsam erschließt man den Schrank voller Scherben
Das Alles soll'n einmal die Kinder erben –
Das hält man für's Wesentliche!
Doch wer entrümpelt die eigene Psyche?
Wertloses Souvenir
Lässt man den Kindern hier –
Die zahlen einmal Erbschaftssteuer dafür!