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Die buddhistische Union Frankreich präsentiert:
Die Weisheiten der Buddhisten
Guten Tag. Ich begrüße Sie herzlich.
Wir freuen uns sehr, dass Sie an diesem Sonntagmorgen mit dabei sind, unsere Sendereihe “Die Weisheiten der Buddhisten”
zu verfolgen, in der wir zu unserer großen Freude
Sakyong Mipham Rinpoche zu Gast haben.
Er ist der Halter der Shambhala-Linie und Leiter von Meditations- und Retreatzentren.
Er ist auch der Sohn des großen tibetischen Lehrers Chögyam Trungpa,
der weltweit eine führende Rolle dabei spielte, den Buddhismus im Westen zu etablieren.
Welche Ausbildung erhielt dieser junge Meister?
Wie übernahm er das spirituelle Erbe seines Vaters?
Und schließlich, wie beschäftigt er sich jetzt damit?
All diese Fragen stellen wir gleich unserem Gast.
Sakyong Mipham Rinpoche, guten Tag.
Guten Tag.
Sie sind das spirituelle Oberhaupt der Shambhala-Linie.
Sie sind auch ein Nachfahre des Kriegerkönigs von Tibet, Gesar von Ling.
Und Sie sind einer der Linienhalter der Kagyü- und Nyingma-Linien des tibetischen Buddhismus.
Vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind, Rinpoche.
Doch bevor wir unseren Gast kennen lernen, hier nun einige Einzelheiten zu seinem Leben.
Der Sakyong, Jamgön Mipham Rinpoche,
ist einer der höchsten und angesehensten inkarnierten Lamas Tibets.
Er ist einzigartig, indem er zwei Welten verbindet:
Asien und den Westen, denn er wuchs in beiden Kulturen auf.
Er ist der Sohn und spirituelle Erbe des Vidyadhara Chögyam Trungpa Rinpoche.
Er ist die Inkarnation von Mipham dem Großen,
der in Tibet als eine Emanation von Manjushri, dem Bodhisattva der Weisheit, verehrt wird.
Als Mitglied der Mukpo-Familie, stammt Sakyong Mipham Rinpoche
vom tibetischen Krieger-König Gesar von Ling ab.
Sakyong Mipham Rinpoche wurde 1962 in Bodhgaya, Indien, geboren.
Nach seiner buddhistischen Ausbildung in jungen Jahren folgte er seinem Vater in den Westen,
wo er seine Studien der Philosophie und des buddhistischen Rituals fortsetzte.
Zu seinen Lehrern gehörte Seine Heiligkeit Dilgo Khyentse Rinpoche,
der auch Seine Heiligkeit den Dalai Lama unterrichtete,
sowie Seine Heiligkeit Penor Rinpoche.
Er übte sich auch im Kyudo, dem Weg des Bogens,
unter Kanjuro Shibata Sensei, dem Bogenmeister des Kaisers von Japan,
und in Kalligraphie unter dem japanischen Meister Kobun Chino Roshi.
Als weltliches und spirituelles Oberhaupt von Meditations- und Retreatzentren weltweit,
ist der Sakyong – wörtlich “Erdbeschützer” – Halter der Shambhala-Linie;
einer Tradition, die das Vertrauen in die grundlegende Gutheit aller Wesen unterstreicht
und lehrt, wie man ein tapferes, auf Weisheit und Mitgefühl gegründetes Leben führt.
Darüber hinaus ist er Linienhalter der Kagyü- und Nyingma-Linien des tibetischen Buddhismus.
Er ist verheiratet mit Prinzessin Tseyang Palmo, Tochter Seiner Eminenz
Namkha Drimed Rabjam Rinpoche, Oberhaupt der Ripa-Linie.
Am 11. August 2010 wurde die kleine Prinzessin Drukmo Yeshe Mukpo
in Halifax, Nova Scotia, geboren.
(Produziert von Tessa Racine)
Rinpoche, in diesem kurzen Überblick haben wir gerade gesehen,
dass Sie sowohl eine östliche als auch westliche Ausbildung erhielten.
Wie haben sich die jeweiligen Ausbildungen auf Sie ausgewirkt?
Ich danke Ihnen. Es ist schön hier zu sein.
Ich denke, ein Teil meiner Ausbildung bestand darin, die spirituelle Seite
mit dem weltlichen Leben und dem Familienleben in Einklang zu bringen.
Ich habe versucht, beides in Einklang zu bringen, wie man in dieser
leben kann und (undeutlich), dies habe ich versucht in Einklang zu bringen.
Ich hatte also die Möglichkeit sowohl eine westliche als auch eine östliche Ausbildung erhalten zu haben.
Ich möchte kurz auf den Begriff “Sakyong”, Ihren Titel, zurückkommen.
Was bedeutet dieser Begriff, Rinpoche?
Das ist ein etwas ungewöhnlicher Titel. Er beinhaltet sowohl den Begriff des spirituellen Erbes
als auch die Vorstellung von weltlicher Verantwortung.
Ich wurde also im Sinne einer monastischen Tradition erzogen, stamme aber auch von einer Familien-Linie ab.
Also musste ich lernen, wie ich diese Lehren tatsächlich im Alltag anwenden kann.
Und der Begriff des Sakyong beinhaltet, so könnte man sagen, beides, die weltliche Verantwortung,
in Bezug auf das häusliche Leben und das Leben und in der Welt,
und wie es einem gleichzeitig gelingt, seine spirituelle Integrität zu bewahren.
Also Sakyong ist ein tibetisches Wort, mit ähnlichen Eigenschaften und Komplexitäten,
doch ich denke, es kommt auch hier auf die Ausgewogenheit an.
Sie sind seit Ihrer Kindheit auf Ihre Rolle als Souverän, als Sakyong, vorbereitet worden,
insbesondere auch durch die Disziplinen Kyudo und Kalligraphie, wie wir in dem Bericht gesehen haben.
Könnten Sie etwas zu dieser doch sehr ungewöhnlichen Ausbildung sagen?
Ich denke, ein Teil dieser Ausbildung bestand darin, die Sinne zu schärfen und Wertschätzung
für andere Kulturen zu entwickeln und es ging um künstlerische Aspekte.
Also bildete ich Körper und Geist aus, damit sich Körper und Geist in Übereinstimmung befinden.
Oft machen wir während der Meditation tiefe spirituelle Erfahrungen; gleichzeitig stellt sich die Frage:
Wie können wir diese Klarheit, Stärke und Achtsamkeit auf das Leben anwenden?
Also habe ich, und es war interessant dies zu tun, Kalligraphie studiert und den Körper trainiert.
Ich mochte es immer körperlich zu arbeiten, also war das eine gute Kombination.
Einer Ihrer Lehrmeister war Dilgo Kyentse Rinpoche.
Welche Erinnerungen an ihn haben Sie? Was hat er Ihnen überliefert?
Er sehr groß, er war gewaltig. Er stand meinem Vater und mir sehr nahe.
Er war eine ausgesprochene Großvater-Figur. Meine wichtigste Erinnerung betrifft die Zeit
als mein Vater starb. Dilgo Kyentse Rinpoche unterstützte mich bei meiner Ausbildung
und Erziehung und setzte seine Hilfe auf diese Weise fort nachdem mein Vater starb.
Sie sind eine Inkarnation von Mipham dem Großen, also von Manjushri.
Können Sie uns sagen, wer diese beiden waren, Rinpoche?
Mipham Rinpoche war eine sehr hoch geschätzte Persönlichkeit in Tibet,
besonders bei den Kagyü- und Nyingma-Traditionen.
Er schrieb viel, war ein erfolgreicher Schriftsteller und als Pandit (Gelehrter) bekannt.
Er studierte sämtliche Wissenschaften, Tantra und Philosophie.
Eines seiner Hauptwerke war die Erläuterung der Sichtweise der Meditation.
Und vieles was damals in Philosophie…
Vieles von dem, was heute in den klösterlichen Hochschulen gelehrt wird, hat er geschrieben. Er war hochintelligent.
Er wird für eine unmittelbare Emanation oder Manifestation des Buddha der Weisheit gehalten.
In Abbildungen hält er manchmal ein Schwert, das symbolisiert Klarheit,
es symbolisiert die Natur der Wirklichkeit.
Er war also eine Schlüsselfigur und hochangesehen und seine Lehren bestehen bis heute fort.
Sie sind auch der Sohn eines großartigen tibetischen Lehrers, Chögyam Trungpa,
der im Westen eine sehr wichtige Rolle spielte.
War es schwer für Sie, dieses spirituelle Erbe auf sich zu nehmen? Wie sind Sie damit umgegangen?
Für mich war es ein Segen. Er war mein Lehrer, mein Freund, wir standen uns sehr nahe.
Er spielte eine Schlüsselrolle dabei, den Buddhismus,
besonders der tibetischen Tradition, in den Westen zu bringen.
Er gründete die erste buddhistische Universität in Amerika,
und unterrichtete viele Menschen, die immer noch...
andere tibetische Lamas genauso wie westliche Schüler.
Ich glaube, vieles von dem, was den Buddhismus heute im Westen ausmacht, geht auf seine Bemühungen zurück.
Also in meiner Erinnerung war er sehr couragiert, sehr wagemutig, aber auch sehr liebevoll und freundlich.
Denn eine Kultur zu nehmen und zu versuchen sie zu transformieren, damit sie in einem völlig anderen Umfeld
zugänglich und verständlich wird, ist sehr schwer, und darin war er einzigartig.
Ich glaube, er wäre glücklich zu wissen, dass dies weitergeht.
Und auf einer mehr persönlichen Ebene, welches ist die stärkste Erinnerung, die Sie an ihn haben?
Ich glaube es war seine Art, wie er mich Dinge auf sehr gewöhnliche Weise lehrte,
anders als die traditionellen Studien und Übungen wie sie in Tibet gelehrt werden.
Er war unglaublich warmherzig und sehr menschlich.
Und Tag für Tag führten wir ständig kleine Gespräche.
Es war mehr seine Beachtung von Einzelheiten. Er empfand einfach Wertschätzung für das Leben und das Dasein in der Welt.
Ich denke, eines der Dinge, die er mich lehrte, war, das Dasein in der Welt zu würdigen
und an der Welt teilzuhaben, anstatt sich spirituell aus der Welt zurück zu ziehen.
Dies hat er vorgelebt und es war ihm sehr wichtig.
Und ich glaube, er dachte, es sei für das Fortbestehen der spirituellen Tradition entscheidend,
dass sie tatsächlich jeden Tag vorkommt.
Sie präsentieren auch diese Fusion von abendländischen und orientalischen Lehren.
Wie glauben Sie helfen zu können, Rinpoche?
Was halten Sie für das Wichtigste bei der Übermittlung?
Ich glaube, der wichtigste Aspekt ist, wie wir uns als menschliche Wesen empfinden.
In der Shambhala-Tradition gibt es die Lehre von grundlegender Gutheit.
Und bei dem Begriff der grundlegenden Gutheit
geht es darum, wie wir uns – nicht nur Buddhisten, sondern die Menschheit, jeder von uns -
wie wir unsere eigene Natur empfinden, dass wir grundlegend gut sind und Kraft haben.
Das zu betonen ist mir tatsächlich das Wichtigste,
denn ich denke, Ost und West kommen sich immer näher.
Ich glaube, es geht mehr darum, wie wir leben und dies manifestieren und erfahren.
Auf diese Weise werden die Dinge weiter gehen.
Es gibt viele Traditionen. Einige werden überleben und andere werden einfach vergehen.
Mir geht es darum, wie man diese Weisheit überliefern kann, die mein Vater
aus seiner Kultur in Tibet in die moderne Welt gebracht hat. Was genau haben sie dort erschaffen und bewahrt?
Was haben sie hervorgebracht? Gibt es dort etwas sehr tiefgründiges und starkes?
Und genau das, denke ich, muss überliefert werden, besonders heutzutage.
Zum Schluss dieser Sendung möchte ich Sie bitten, etwas
über Ihre zahlreichen Wohltätigkeitsprojekte zu sagen. Welche liegen Ihnen besonders am Herzen?
Es fing hauptsächlich mit dem Wiederaufbau einiger Bildungseinrichtungen in Tibet an.
Ich begann damit Marathons zu laufen und verwendete die Spenden daraus für diese Bildungsarbeit,
die, denke ich, hauptsächlich darin bestand, normale Tibeter in Tibet dazu zu bringen, ihre Kultur wertzuschätzen,
bevor sie sozusagen vom Materialismus verführt werden,
und ihre buddhistische Tradition zu schätzen.
Damit fing es an. Und ich versuche, dies weiter voranzubringen,
und Organisationen zu gründen, die die Kinder lehren, an sich zu glauben
und an ihre eigene Gutheit und Stärke, um ihr Leben aus dieser Perspektive zu führen.
Also dies ist etwas, das mir wichtig ist.
Vielen Dank, Rinpoche, dass Sie heute bei uns waren.
Wir werden Sie nächste Woche wiedersehen. Danke.
In Ordnung. Danke.
Falls Sie mehr erfahren möchten, hier sind einige Buchempfehlungen.
Das erste Buch ist von unserem Gast Sakyong Mipham Rinpoche: „Ruling Your World“
(in Deutsch) “Den Alltag erleuchten”, Verlag: dtv
"Heilige Welt. Die Shambhala-Krieger im Alltag"
von Jeremy Hayward (Sacred World: The Shambhala Way to Gentleness, Bravery and Power)
Verlag: Hugendubel Heinrich GmbH.
Und abschließend: „Über Kunst: Wahrnehmung und Wirklichkeit“ von Chögyam Trungpa (True Perception: The Path of Dharma Art)
Verlag: Edition Steinrich
Der Autor erklärt wie Dharma-Kunst uns helfen kann, die Natur der Wirklichkeit wertzuschätzen.
Das ist das Ende unserer Sendung. Sie können diese Sendung die gesamte nächste Woche im Internet auf France 2 sehen.
Sie finden sie unter “Programs” und „Les Chemins de la Foi“.
Danke fürs Zuschauen. Ich wünsche Ihnen eine sehr, sehr angenehme Woche.
Die Weisheiten der Buddhisten: Ein Interview mit Sakyong Mipham Rinpoche: seine Persönlichkeit, sein Leben, sein spirituelles Erbe.
Eine Sendung der buddhistischen Union Frankreich. Präsentiert von Aurélie Godefroy
Erstellt von: Liliane Chatel, Chriss Gallot, Aurélie Godefroy
Übersetzung von Shastri Catherine Eveillard. Thema: Cedric Esteve, Petros Drossos.
Archiv: Sakyong Mipham Rinpoche, Christoph Schönherr, Johanna Lunn, Ethan Neville, Manu Faure, Gesar Mukpo, Buddha Channel
Produktionsstudios: Blaise Baudry-Roussel, Sophie Leromain, Malika Ait-Ouakli
Herstellungsleiterin: Veronique Balloni-Coste. Studio AB. France Televisions
Musik: Francois Roulin, Fredd Alie, Kluzo. Ausstattung: Guy Lelong, Viviane Delieuvin, Jean-Yves Wissing
Special Effects: Sanh Tran. Ton: Nicholas Bordet-Chauveau. Licht: Jean_Paul Jacquet genannt Legendre
Bearbeitung: Michel Beaudreux. Regieassistent: Norbert Bensoussar
Script: Veronique Cader, Marilyne Dubreuil:
Regie: Michel Baulez. Alle Rechte vorbehalten.
Information: L'Union Bouddhiste de France, Grande Pagode, Route de la Ceinture du Lac Daumesnil, 75012 Paris.info@buddhisme-france.org www.france2.fr