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Meine Dorabella ist dazu nicht fähig;
der Himmel schuf sie ebenso treu wie schön.
Meine Fiordiligi kann mich nicht betrügen;
ich glaube, dass ihre Beständigkeit ihrer Schönheit gleichkommt.
Ich habe schon graue Haare und spreche »ex cathedra«;
doch hier soll dieser Streit enden.
Nein, Ihr habt gesagt, sie könnten treulos sein;
das müsst Ihr uns beweisen, wenn Ihr Ehre im Leibe habt!
- Lassen wir die Beweise! - Nein, nein, wir wollen sie;
sonst zieht den Degen,
sonst zieht den Degen, und Schluss mit der Freundschaft!
- O törichtes Verlangen, - Der rührt mir ans Herz,
- das Übel entdecken zu wollen, das, - dessen Mund ein Wort entschlüpft,
- ist es gefunden, uns unglücklich macht! - das sie beleidigt!
Zieht den Degen! Wählt, welcher von uns beiden Euch lieber ist!
Ich bin ein Mann des Friedens
und duelliere mich nicht, höchstens an der Tafel.
Entweder Ihr schlagt Euch, oder Ihr sagt uns augenblicklich,
warum Ihr unsere Geliebten der Untreue verdächtigt!
Heilige Einfalt, oh, du gefällst mir!
Hört auf zu scherzen, oder ich schwöre beim Himmel...
Und ich schwöre
bei der Erde,
dass ich nicht scherze, meine Freunde.
Ich möchte nur gerne wissen,
welche Art von Wesen Eure Schönen sind,
ob sie, wie wir alle, aus Fleisch, Knochen und Haut bestehen,
ob sie essen wie wir, ob sie Röcke tragen,
kurz gesagt, ob sie Göttinnen oder Frauen sind.
Es sind Frauen,
aber was für Frauen...
Und bei Frauen meint Ihr Treue zu finden?
Wie köstlich du mich amüsierst, Einfalt!
Die Treue der Frauen ist wie der arabische Phönix:
Dass es ihn gibt, behauptet jeder;
wo er ist,
das weiß keiner.
- Der Phönix ist Dorabella! - Der Phönix ist Fiordiligi!
- Dorabella! - Fiordiligi!
Es ist weder diese noch jene,
es gab ihn nie, es wird ihn nie geben!
Faselei der Dichter!
Torheit des Alters!
Nun gut, hört zu, aber ohne gleich zornig zu werden:
Welchen Beweis habt Ihr, dass Euch Eure Liebsten ewig treu sein werden?
Wer gibt Euch Sicherheit, dass ihre Herzen unveränderlich sind?
Lange Erfahrung.
Eine vornehme Erziehung.
- Ein hoher Sinn. - Wesensverwandtschaft.
- Selbstlosigkeit! - Der unwandelbare Charakter!
- Versprechungen! - Beteuerungen! - Schwüre!
Tränen, Seufzer, Liebkosungen, Ohnmachtsanfälle...
Erlaubt, dass ich lache!
Verdammt! Hört auf, Euch über uns lustig zu machen!
Sachte, sachte.
Und wenn ich Euch noch heute bewiese, dass sie genau so sind wie alle anderen?
- Die gibt es nicht! - Unmöglich!
- Wetten wir? - Wetten wir!
- Um hundert Zechinen? - Tausend, wenn Ihr wollt!
- Euer Wort! - Unser Ehrenwort!
Und schwört Ihr, Euren Penelopes von alledem
keine Andeutung, kein Wort, kein Zeichen zu geben?
Wir schwören!
- Als Soldaten von Ehre? - Als Soldaten von Ehre!
Und Ihr werdet alles tun, was ich Euch auftrage?
- Alles! - Alles und jedes!
Bestens!
Bestens, Signor Don Alfonsetto!
Auf Eure Kosten werden wir uns amüsieren.
Und was machen wir mit den hundert Zechinen?
Eine schöne Serenade
will ich meiner Göttin darbringen.
Zu Ehren der Venus will ich ein Festmahl geben.
Werde auch ich unter den Gästen sein?
Ja, auch Ihr, Signor!
Und wir wollen immer wieder auf den Gott der Liebe trinken!
Ach sieh, Schwester,
ob sich ein schönerer Mund, ein edleres Antlitz
finden lässt!
Schau doch nur,
welches Feuer in seinen Blicken!
Flammen, Pfeile scheinen sie zu schießen.
Es ist das Bildnis eines Kriegers
und eines Liebenden.
Es ist ein Angesicht, das entzückt
und erschreckt.
Wie glücklich ich bin!
Wenn mein Herz je sein Verlangen ändert,
soll Amor...
mich strafen mit lebenslanger Pein!
Ich fühle mich, als wollte ich heute Morgen eine Dummheit begehen;
es ist ein gewisses Feuer, ein Kitzeln in meinen Adern.
Wenn du wüsstest, wie gern ich Guglielmo einen Streich spielen wollte!
Um die Wahrheit zu sagen, auch ich spüre etwas Neues in meinem Herzen.
Ich möchte schwören, dass wir bald verheiratet sein werden!
Reich mir die Hand, ich will dir wahrsagen:
Oh, was für ein schönes B! Und hier ein H.
Das heißt baldige Hochzeit!
- Nun, das würde mir gefallen. - Und ich hätte nichts dagegen.
Aber warum zum Teufel sind unsere Verlobten noch nicht zurück?
- Es ist schon Mittag. - Da sind sie!
Sie sind es nicht, es ist Don Alfonso, ihr Freund.
Willkommen, Signor Don Alfonso!
Mein Kompliment.
Was ist? Warum seid Ihr allein?
Ihr weint? Sprecht, um Himmels willen! Was ist geschehen?
- Mein Liebster... - Mein Schatz...
Grausames Schicksal!
Ich möchte es sagen und habe nicht den Mut.
Mein Mund stammelt.
Die Stimme kann nicht heraus, sondern bleibt mir im Halse stecken.
Was werdet Ihr tun? Was werde ich tun? O welch schweres Verhängnis!
Schlimmeres kann es nicht geben.
Ich habe Mitleid mit Euch, mit ihnen!
Himmel! Um Gottes willen! Signor Alfonso, Ihr tötet uns!
Ihr müsst Euch mit Standhaftigkeit wappnen, meine Töchter!
Ihr Götter! Welches Unglück ist denn geschehen, was für ein Ungemach?
Ist mein Geliebter vielleicht tot?
Ist meiner tot?
Tot sind sie nicht, aber beinahe so gut wie tot.
- Verwundet? - Nein. - Krank? - Auch nicht.
Ja, was denn?
Auf das Schlachtfeld ruft sie ein königlicher Befehl.
O weh, was höre ich!
- Und wann reisen sie ab? - Sofort.
- Und es ist nicht zu verhindern? - Nein.
Ohne ein einziges Lebewohl?
Die Unglücklichen haben nicht den Mut, Euch zu sehen,
aber wenn Ihr es wünscht, sind sie dazu bereit.
Wo sind sie?
Meine Freunde,
kommt herein!
O Gott, ich spüre,
wie mein Fuß zögert,
ihr zu nahen!
Meine Lippen,
sie beben,
und wagen nicht zu sprechen.
Gerade in den schrecklichsten Augenblicken
offenbart der Held seine Tugend!
Nun, da wir die Nachricht gehört haben,
bleibt Euch nur noch eins zu tun:
Fasst Mut,
und stoßt uns Eure Schwerter in die Brust!
Geliebte,
klag das Schicksal an,
dass ich dich verlassen muss!
Ach nein, nein, du darfst nicht fort!
Nein, Grausamer, du darfst nicht gehen!
Erst will ich mir das Herz ausreißen!
Erst will ich zu deinen Füßen sterben!
Was sagt Ihr?
Seht Ihr?
Sachte, mein Freund: finem lauda!
So trügt das Schicksal
die Hoffnung der Sterblichen.
Ach, wer kann in solchem Elend,
wer kann da das Leben lieben?
Wer kann da das Leben lieben?
Ach nein, nein, du darfst nicht fort!
Nein, Grausamer, du darfst nicht gehen!
Erst will ich mir das Herz ausreißen!
Erst will ich zu deinen Füßen sterben!
Was sagt Ihr?
Seht Ihr?
Sachte, mein Freund: finem lauda!
So trügt das Schicksal
die Hoffnung der Sterblichen.
Ach, wer kann in solchem Elend,
wer kann da das Leben lieben?
Wer kann da das Leben lieben?
O Himmel!
Das ist die unselige Trommel,
die mich von meiner Liebsten trennt!
Dort ist das Boot, Ihr Freunde.
Mir schwinden die Sinne!
Ich sterbe!
Schönes Soldatenleben!
Jeden Tag an einem anderen Ort;
heute viel, morgen wenig;
bald zu Land und bald auf See!
Der Lärm der Trommeln und Pfeifen,
das Getöse der Gewehre und Kanonen
gibt Kraft dem Arm und der edlen Seele das Verlangen nach dem Sieg.
Schönes Soldatenleben!
Es ist keine Zeit mehr, Freunde;
Ihr müsst gehen, wohin das Schicksal, wohin die Pflicht Euch ruft.
- Mein Herz! - Mein Geliebter!
- Mein Schatz! - Mein Leben!
Ach, nur für einen Augenblick...
Das Schiff Eures Regiments ist schon in See gestochen.
Ihr könnt es mit einigen Freunden einholen,
die in dem kleineren Boot auf Euch warten.
Umarme mich, Geliebte!
Ich sterbe vor ***!
Schwöre mir, jeden Tag...
Schreib mir zweimal täglich...
- Zweifle nicht, mein Schatz! - Natürlich, Liebste!
- ...zu schreiben, mein Leben! - ...wenn du kannst!
Ich platze vor Lachen!
Bleib mir allein ergeben!
Sei treu!
Leb wohl!
Leb wohl!
Leb wohl!
Es zerreißt mir das Herz,
mein Schatz!
Ich platze vor Lachen!
Leb wohl!
Schönes Soldatenleben!
Jeden Tag an einem anderen Ort;
heute viel, morgen wenig;
bald zu Land und bald auf See!
Der Lärm der Trommeln und Pfeifen,
das Getöse der Gewehre und Kanonen
gibt Kraft dem Arm und der edlen Seele das Verlangen nach dem Sieg.
Schönes Soldatenleben!
Wo sind sie?
Sie sind fort.
O grausame Bitternis des Abschieds!
Fasst Mut, Ihr lieben Mädchen.
Seht, von Ferne winken Eure Liebsten Euch zu.
Gute Reise, mein Leben!
Gute Reise!
O Götter! Wie schnell das Boot davonsegelt!
Schon verschwindet es!
Schon sieht man es nicht mehr.
Oh, möge der Himmel ihm eine glückliche Fahrt gewähren!
Möge es das Schlachtfeld unter einem günstigen Stern erreichen!
Er erhalte Euch die Liebsten
und mir die Freunde!
Sanft sei der Wind,
ruhig sei die Welle,
und alle Elemente
seien gütig gewogen
unserem Wunsch!
Ich bin kein schlechter Komödiant!
Wohlan: Am verabredeten Ort
werden die beiden Streiter für Venus und Mars mich erwarten.
Nun muss ich ohne Aufschub zu ihnen.
Diese Ziererei, diese Possen!
Umso besser für mich, sie werden umso leichter fallen:
Diese Sorte Mensch wechselt am schnellsten ihre Neigungen.
Oh, Ihr Ärmsten! Hundert Zechinen auf Frauen zu setzen!
''Der pflügt das Meer und sät in den Sand''
»und hofft, den flüchtigen Wind im Netz zu fangen,«
»der seine Hoffnung«
»auf Weiberherzen setzt!«
Welch ein verfluchtes Leben, Kammerzofe zu sein!
Von morgens bis abends arbeiten, schwitzen, sich abmühen,
und nach alledem fällt nichts für einen selbst ab.
Seit einer halben Stunde rühre ich, die Schokolade ist fertig,
und jetzt stehe ich da und muss sie bei trockener Zunge riechen?
Ist meine nicht ebenso wie die Eure? Ach, meine gnädigsten Fräulein,
warum sollt Ihr den Geschmack haben und ich nur den Duft?
Beim Bacchus, ich will sie kosten!
Das schmeckt!
Da kommt jemand! O Himmel, es sind meine Herrschaften!
Meine Damen, hier ist Euer Frühstück.
Alle Teufel, was habt Ihr denn?
Was ist denn geschehen?
Wo ist ein Dolch? Ein Gift, wo?
Meine Damen,
hört doch!
Ah, entferne dich!
Fürchte die schlimmen Folgen verzweifelter Liebe!
Schließ die Fenster.
Ich hasse das Licht; ich hasse die Luft, die ich atme;
ich hasse mich selbst.
Wer verhöhnt meinen ***?
Wer tröstet mich?
Ach, flieh, um Himmels willen!
Flieh!
Flieh, um Himmels willen!
Lass mich allein!
Unerbittliches Sehnen, das mich quält,
halt in meiner Seele nicht eher ein,
bis dass die Qual mich tötet!
Welch trauriges Beispiel
tragischer Liebe
gebe ich den Eumeniden, wenn ich am Leben bleibe,
mit dem grausigen Klang meiner Seufzer!
Signora Dorabella,
Signora Fiordiligi,
sagt doch, was ist geschehen?
Oh, ein schreckliches Unglück!
So sagt doch endlich!
Unsere Geliebten sind aus Neapel abgereist.
Weiter nichts? Sie werden schon wiederkommen.
Wer weiß!
Warum wer weiß? Wo sind sie denn hin?
Aufs Schlachtfeld!
Umso besser für sie; Ihr werdet sie mit Lorbeer gekrönt wiedersehen.
Aber sie könnten auch sterben!
In dem Fall: umso besser für Euch!
- Du dumme Gans, was sagst du da? - Die reine Wahrheit:
Wenn Ihr zwei verloren habt, bleiben Euch alle anderen.
Ach, wenn ich Guglielmo verlöre, ich glaube, ich müsste sterben!
Ach, wenn ich Ferrando verlöre,
ich glaube, ich würde mich lebendig begraben!
Bravo!
Das meint Ihr, aber es ist nicht so:
Bis heute ist noch keine Frau vor Liebe gestorben.
Wegen eines Mannes sterben!
Es gibt doch andere, die für den Verlust entschädigen!
Und du glaubst, man könnte einen anderen lieben, nach einem Liebhaber
wie Guglielmo
oder Ferrando?
Auch die anderen haben alle Vorzüge, die diese beiden aufweisen.
Jetzt liebt Ihr den einen Mann, bald werdet Ihr einen anderen lieben.
Einer ist so viel wert wie der andere, denn keiner ist etwas wert.
Aber reden wir nicht davon.
Noch leben sie, und sie werden lebendig wiederkommen.
Aber sie sind weit weg,
und anstatt mit eitlen Tränen Zeit zu verlieren,
solltet Ihr daran denken, Euch zu amüsieren.
Uns amüsieren?
Natürlich! Und, was noch besser ist, Euch ganz mörderisch verlieben,
wie es Eure Liebsten im Feld vermutlich auch tun.
Lästere nicht ihre reinen Herzen,
diese Muster an Treue und aufrichtiger Liebe!
Ich bitte Euch! Die Zeiten sind vorbei, da man Kindern solche Märchen erzählte!
Bei Männern, bei Soldaten...
auf Treue hoffen?
Bei Männern auf Treue hoffen?
Bei Soldaten auf Treue hoffen?
Lasst das um Himmels willen niemanden hören!
Sie sind alle aus dem gleichem Stoff.
Das flatternde Laub, die flüchtigen Winde
haben mehr Beständigkeit als die Männer.
Lügnerische Tränen,
falsche Blicke,
trügerische Stimmen, verlogene Schmeicheleien,
das sind vor allem ihre Eigenschaften!
Sie lieben in uns nur ihr eigenes Vergnügen;
bald verachten sie uns, verweigern uns ihre Liebe,
und es ist nutzlos, Barbaren um Gnade zu bitten!
Ihr Frauen, lasst es uns ihnen in gleicher Münze heimzahlen,
dieser bösartigen, eingebildeten Sippschaft!
Lasst uns je nach Gelegenheit und zu unserem eigenen Vergnügen lieben!
Welch Stille!
Welch eine Traurigkeit atmen diese Zimmer!
Die armen Mädchen! Sie haben nicht ganz Unrecht:
Man muss sie trösten.
Ich habe einige Bedenken wegen Despina.
Die Spitzbübin könnte Euch erkennen
und meinen Plan zunichte machen.
Wir werden sehen.
Despinetta!
Wer klopft?
Liebe Despina, ich brauche dich.
- Und ich brauche Euch gar nicht. - Ich will nur dein Bestes!
Für ein junges Mädchen kann ein alter Mann wie Ihr nichts tun.
Sprich leiser und schau her.
- Wollt Ihr mir das geben? - Ja, wenn du nett zu mir bist.
Und was wollt Ihr? Gold ist meine Schwäche.
Gold sollst du haben, aber du musst mir ergeben sein.
Ist das alles?
- In Ordnung. - Nimm,
und hör zu.
Du weißt, dass deine Herrschaften ihre Geliebten verloren haben?
Das weiß ich alles.
Nun gut: Um sie ein wenig zu trösten,
und, wie man so sagt, einen Keil mit dem anderen herauszutreiben,
könntest du vielleicht einen Weg finden, damit zwei anständige junge Männer
bei ihnen Gnade finden, die versuchen wollen...
Verstehst du schon?
Du bekommst eine Belohnung von 20 Scudi, wenn du ihnen zum Erfolg verhilfst.
Dieser Vorschlag gefällt mir.
Aber mit diesen Närrinnen...
Nun gut, hört zu: Sind sie jung? Sind sie hübsch?
Und, vor allem, haben Eure Anwärter eine gefüllte Börse?
Sie haben alles, was Frauen von Geschmack gefällt.
Willst du sie sehen?
Wo sind sie?
Sie sind hier, soll ich sie einlassen?
Ich denke schon!
Der schönen Despinetta
stelle ich Euch vor, meine Freunde.
Von ihr allein hängt der Trost Eurer Herzen ab.
Bei der Hand,
die ich freudig küsse,
bei diesen Augen voller Anmut,
mach, dass die schönen Augen meiner Liebsten
mit Wohlgefallen auf mir ruhen.
Diese Gesichter! Diese Kleidung!
Diese Gestalten! Diese Schnurrbärte!
Ich weiß nicht, sind es Wallachen, oder sind es Türken?
Was meinst du zu diesem Anblick?
Um ehrlich zu sein,
sie haben ganz ungewöhnliche Gesichter,
ein rechtes Gegengift zur Liebe!
Die Sache ist so gut wie sicher;
wenn sie uns nicht erkennt,
steht nichts zu befürchten.
Ei, Despina! He, Despina!
- Die Damen! - Das ist der Augenblick!
Stellt es schlau an; ich verstecke mich hier.
Du unverschämtes Ding!
Was machst du hier mit diesen Leuten?
Schick sie sofort weg,
oder Ihr werdet es alle bereuen!
Ach, meine Damen, verzeiht!
Seht zu Euren schönen Füßen
zwei Elende, die Eure Vorzüge
schmachtend anbeten!
Gerechte Götter! Was höre ich!
Welcher ehrlose Bösewicht ist für diesen ungeheuren Verrat verantwortlich?
- O beschwichtigt - Wer?
- diesen Zorn! - Wer war der ehrlose Bösewicht?
O beschwichtigt diesen Zorn!
Ah, ich halte mich nicht länger! Das Herz in meiner Brust
ist von Zorn und Schrecken erfüllt!
- Mir scheint es verdächtig, - Welche Wonne für mein Herz
- diese Wut, dieses Toben! - ist diese Wut, dieses Toben!
Ah, verzeih, mein Liebster!
Meine Seele ist unschuldig!
Das Herz in meiner Brust ist von Zorn und Schrecken erfüllt!
Was für ein Lärm! Was für ein Getöse! Was soll diese Verwirrung?
Seid Ihr von Sinnen, Ihr lieben Mädchen?
Wollt Ihr die Nachbarn in Aufruhr bringen?
Was habt Ihr? Was ist geschehen?
O Himmel, seht doch:
Männer in unserem Haus!
Was ist daran so schlimm?
Was daran schlimm ist?
An diesem Tag? Nach diesem tragischen Ereignis?
Himmel! Träume oder wache ich?
Meine Freunde, meine allerbesten Freunde!
Ihr hier? Wie das?
Warum? Seit wann?
Wie kamt Ihr her?
Götter, wie bin ich froh!
Macht doch mit!
Mein Freund Don Alfonso!
Teurer Freund!
Welch schöne Überraschung!
- Ihr kennt sie? - Ob ich sie kenne?
Das sind die zwei besten Freunde, die ich auf dieser Welt habe,
sie sollen auch die Euren werden.
Und was tun sie in meinem Haus?
Seht zu Euren Füßen
zwei Schuldige, zwei Verbrecher,
meine Damen!
- Amor... - Götter, was höre ich!
Amor, der mächtige Gott, hat uns hierher zu Euch geführt.
Kaum hatten wir das Licht Eurer blendenden Augen gesehen,
- da flogen wir dem hellen Schein zu, - wie verliebte, schmachtende Falter,
- flatterten vor Euch auf, - neben Euch, hinter Euch,
um in klagenden Versen
Eure Gnade zu erflehen!
Himmel! Diese Kühnheit!
Schwester, was sollen wir tun?
Ihr Verwegenen! Verlasst diesen Ort!
Es entweihe nicht der verhängnisvolle Odem Eurer abscheulichen Worte
unser Herz, unser Ohr und unsere Gefühle!
Ihr und alle anderen müht Euch vergebens,
unsere Herzen zu verleiten.
Die unerschütterliche Treue,
die wir unseren teuren
Geliebten schwuren,
werden wir ihnen bewahren
bis zum Tod,
zum Trotz der Welt
und des Schicksals.
Wie der Felsen
unbeweglich steht
gegen die Winde
und den Sturm,
so bleibt dieses Herz stark
in der Treue und der Liebe.
In uns entbrannte ein Feuer,
das uns entzückt und tröstet,
und der Tod allein vermag
die Neigung unseres Herzens zu verändern.
Wie der Felsen
unbeweglich steht
gegen die Winde
und den Sturm,
so bleibt dieses Herz stark
in der Treue und der Liebe.
Achtet, Ihr Unwürdigen,
dieses Beispiel der Standhaftigkeit;
möge eine frevlerische Hoffnung Euch nicht noch einmal erkühnen!
Um Himmels willen, Mädchen, Ihr macht mich ja zum Narren!
- Was erwartet Ihr denn? - Ach, gar nichts!
Aber mir scheint, dass ein wenig Freundlichkeit...
Schließlich sind sie Kavaliere und dazu meine Freunde.
Wie? Soll ich etwa hören...
Hört von unseren Schmerzen und habt Mitleid!
Die himmlische Schönheit Eurer Augen schlug uns eine Wunde,
die allein der Balsam der Liebe schließen kann.
Öffnet Euer Herz nur einen Augenblick lang ihren süßen Strahlen;
sonst werdet Ihr zu Euren Füßen
zwei der treuesten Liebhaber vergehen sehen!
Seid nicht schüchtern, ihr hübschen kleinen Augen,
zwei liebevolle Blicke sendet hierher!
Macht uns glücklich,
erwidert unsere Liebe,
dann werden auch wir Euch glücklich machen.
Schaut her, fasst an, betrachtet nur alles!
Wir sind zwei liebenswerte Narren, wir sind kräftig und gut gebaut;
und wie jedermann sehen kann, sei's verdient oder durch Zufall,
wir haben schöne Füße, schöne Augen, schöne Nasen!
Seht, die schönen Augen,
schaut, die schönen Füße,
fasst an die schönen Nasen!
Betrachtet nur alles.
Und diese Schnurrbärte kann man bezeichnen
als Siegeszeichen der Männlichkeit
und Paniere der Liebe!
Siegeszeichen, Paniere, Schnurrbärte...!
- Ihr lacht? - Natürlich lachen wir!
- Aber was habt Ihr? - Wir wissen schon!
- Lacht doch leise! - Ihr redet umsonst!
Wenn sie Euch hörten, Euch entdeckten, wäre die Sache vorbei!
- Ach, vor Lachen zerspringe ich. - Auch ich muss lachen, da sie so lachen,
aber ich weiß, dass es in Tränen enden wird.
Ich fühle, wie der Bauch mir platzen will!
Darf man vielleicht den Grund für dieses Gelächter erfahren?
Ei, zum Henker,
meint Ihr nicht, dass wir guten Grund dazu haben, werter Herr?
Wie viel wollt Ihr zahlen, und gilt die Wette noch?
Bezahlt die Hälfte.
Bezahlt wenigstens 24 Zechinen.
Ihr armen Kindsköpfe!
Kommt her, ich will Euch Eure Daumen in Mund stecken.
Habt Ihr immer noch den Mut, Euren Mund aufzumachen?
- Noch vor Abend sprechen wir uns wieder. - Wann Ihr wollt.
In der Zwischenzeit schweigt, und gehorcht mir bis morgen früh.
Wir sind Soldaten und lieben die Disziplin.
Genug jetzt; geht hinaus und erwartet mich im Garten.
Ich schicke Euch meine Anordnungen.
- Essen wir heute nicht? - Was macht das?
Wenn die Schlacht vorüber ist, wird das Mahl uns umso besser schmecken.
Ein liebevoller Hauch unserer Schönen
bringt dem Herzen süße Erquickung;
dem Herzen, das, von Liebeshoffnung genährt,
keine bessere Speise braucht.
Ein liebevoller Hauch unserer Schönen
bringt dem Herzen süße Erquickung.
Ach, wie in einem einzigen Augenblick
mein Schicksal sich gewandelt hat!
Ach, ein Meer von Qualen
ist das Leben nun für mich!
Als die unbarmherzigen Sterne
meinen Geliebten noch bei mir ließen,
da wusste ich nicht, was Schmerzen sind,
da wusste ich noch nicht so zu klagen.
Ach, wie in einem einzigen Augenblick
mein Schicksal sich gewandelt hat!
Ach, ein Meer von Qualen
ist das Leben nun für mich!
Ja, wir wollen sterben und die Grausamen zufrieden stellen!
Noch gibt es Hoffnung: Tut es nicht, o Götter, tut es nicht!
Himmel, welch furchtbares Geschrei!
- Lasst mich! - Wartet!
Das Arsen soll mich von dieser Grausamkeit erlösen!
Himmel, war das Gift?
Ein tüchtiges Gift, das ihnen in wenigen Augenblicken das Leben rauben wird!
Der fürchterliche Anblick lässt mein Herz zu Eis erstarren.
Grausame, kommt näher!
Seht die traurige Wirkung einer hoffnungslosen Liebe,
und habt wenigstens jetzt Mitleid!
Der fürchterliche Anblick lässt mein Herz zu Eis erstarren.
Ach! Das Licht der Sonne
wird dunkel in meinen Augen!
Ich zittre, ich fühle,
wie Leib und Seele mir schwinden;
weder meine Zunge noch meine Lippen
können ein Wort hervorbringen!
Da diese Ärmsten dem Tod schon nahe sind,
versucht doch wenigstens, ihnen Mitleid zu zeigen!
Hilfe, Leute, kommt zu Hilfe!
O Gott, niemand hört uns!
Despina! Despina!
- Wer ruft mich? - Despina! Despina!
Was sehe ich!
Ich glaube, die Armen sind tot oder stehen kurz vorm Sterben!
Ach, es ist nur allzu wahr!
Rasend, verzweifelt, haben sie sich vergiftet!
O einzigartige Liebe!
Die Armen zu verlassen, würde Euch Schande machen.
Man muss ihnen helfen.
- Was können wir nur tun? - Man muss ihnen helfen.
Sie geben noch Lebenszeichen;
stützt sie ein wenig mit mitleidiger Hand.
Und Ihr kommt mit mir; einen Arzt, ein Gegengift wollen wir holen.
- Götter, welch schwere Prüfung! - Eine bessere Komödie
- Götter, welch schwere Prüfung! - kann man sich nicht vorstellen!
Etwas Schlimmeres kann man sich nicht vorstellen!
Die Unglücklichen stöhnen!
Was sollen wir tun?
Was meinst du?
In einem so furchtbaren Augenblick, wer könnte sie da verlassen?
Was für interessante Gestalten!
Wir könnten etwas näher herangehen.
Sein Kopf ist ganz kalt.
Dieser hier ist auch kalt.
- Und der Puls? - Ich fühle ihn nicht!
Dieser schlägt ganz langsam.
Ach, wenn nicht bald Hilfe kommt,
gibt es keine Hoffnung mehr für ihr Leben!
Zutraulicher und gefügiger sind die beiden geworden.
- Die Ärmsten, die Ärmsten! - Wir wollen sehen,
ob ihr Mitleid nicht noch in Liebe endet!
Ihr Tod würde mich schmerzen.
Hier ist der Arzt, meine schönen Damen!
Despina in Verkleidung! Welch ein Aufzug!
Salvete, amabiles bones puelles!
Er spricht eine Sprache, die wir nicht verstehen.
Wie Ihr befehlt, so werde ich sprechen.
Ich kann Griechisch und Arabisch, ich kann Türkisch und Wandalisch,
und Suevisch und Tatarisch spreche ich auch.
Behaltet alle diese Sprachen für Euch.
Jetzt betrachtet diese Unglücklichen!
Sie haben Gift genommen; was kann man tun?
Herr Doktor, was kann man tun?
Zuerst muss ich den Grund wissen
und dann die Beschaffenheit des Tranks:
ob er heiß oder kalt war, ob wenig oder viel,
ob sie ihn auf einmal nahmen oder nach und nach.
Sie haben Arsen genommen, Herr Doktor.
Hier tranken sie es. Der Grund ist die Liebe,
und sie schluckten alles auf einmal herunter.
Grämt Euch nicht, beunruhigt Euch nicht...
Hier ist ein Beweis meines Könnens.
Er trägt ein Eisen in der Hand.
Dies ist der Magnet, der Mesmer'sche Stein,
der aus Deutschland stammt
und dann in Frankreich so berühmt wurde.
Wie sie sich regen, sich winden, sich schütteln!
Sie schlagen sich fast am Boden die Köpfe ein!
So haltet doch ihre Köpfe fest!
Hier sind wir schon!
Haltet fest!
Fest, fest, nur Mut!
Nun seid Ihr vom Tod befreit.
Sie sehen sich um, sie kommen wieder zu Kräften.
Ach, dieser Arzt wiegt alles Gold von Peru auf!
Wo bin ich?
Was ist das für ein Ort?
Wer ist der? Wer sind die da?
Bin ich vor Jupiters Thron?
Bist du Pallas
oder Venus?
Nein, du bist es, du Göttin meines Herzens,
ich erkenne dich an deinem süßen Gesicht
und an der Hand, die ich so gut kenne
und die mein einziges Glück ist!
Das ist noch die Wirkung des Gifts, habt keine Angst.
Das mag sein, aber solche Possen
gefährden unsere Ehre!
Hab Mitleid, mein schöner Engel!
Ich kann nicht länger widerstehen!
Wende mir dein heiteres Auge zu!
Das ist noch die Wirkung des Gifts.
Gib mir einen Kuss, mein Schatz,
nur einen Kuss, sonst sterbe ich hier!
Himmel!
Einen Kuss?
Erfüllt den Wunsch, nur aus Güte!
Ah, das ist zuviel verlangt von einer treuen, aufrichtigen Liebenden!
Empört ist meine Treue, empört ist mein Herz!
Ein lustigeres Bild gibt es auf der ganzen Welt nicht;
aber ich weiß nicht, sind sie wahr oder falsch, dieser Zorn und diese Wut?
Verzweifelt oder vergiftet, geht zum Teufel, alle miteinander!
Sonst werdet Ihr es bereuen,
wenn mein Zorn noch größer wird!
Ein lustigeres Bild gibt es auf der ganzen Welt nicht;
aber ich weiß nicht, sind sie wahr oder falsch, dieser Zorn und diese Wut?
Gib mir einen Kuss, mein Schatz,
nur einen Kuss, sonst sterbe ich hier!
- Einen einzigen Kuss! - Himmel!
Einen Kuss?
Erfüllt den Wunsch, nur aus Güte!
Ich weiß wohl, dass dieses Feuer zu Liebe werden muss.
Ich möchte nicht, dass dieses Feuer zu Liebe wird.