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Vila Autódromo ist eine Favela in Rio de Janeiro ohne Drogenhandel.
Die armen Familien dort machen sich in der Umgebung nützlich.
Nachdem Rio 2009 den Zuschlag für die Olympiade 2016 bekommen hatte...
erfuhren die Bewohner, dass sie ihre Häuser zu räumen haben.
Der Grund: die Schaffung eines sicheren Durchgangs für Sportler und Presse.
Hier an der Lagune sind überall Luxuswohnungen.
Lediglich in Vila Autódromo leben arme Menschen.
Und nur sie sollen Platz machen. Sind da noch andere Interessen im Spiel?
Das fragen sich die Bewohner jeden Tag: Warum wir und nicht sie?
Und wir sollen fort von hier?
Nur die Armen sollen das Feld räumen. Haben sie uns was Besseres zu bieten?
Wetten, dass hier schon bald überall Luxuswohnungen stehen?
Die Armen dürfen nicht bleiben und dann wird alles voll gebaut.
Es wird hier von Gebäuden nur so wimmeln wie auf der anderen Seite.
Ich bin mir da ziemlich sicher.
Seltsam, oder? Wir dürfen nicht bleiben, sie aber schon.
Weil sie reich sind. Sie dürfen alles.
Wie viele andere Bewohner lebt Moisés von der Fischerei.
Damit sorgt er für den Lebensunterhalt seiner Familie.
Wie viel verdienen Sie am Tag?
Gestern hat der Fisch etwa 100 Reais, 45 Euro, eingebracht.
Auf dem Wasser verdiene ich mein Geld.
Der Zwischenhändler zahlt mir 3 Reais pro Kilo.
Auf dem Markt in der Favela Rocinha bekomme ich dafür 5 Reais.
Wir haben Moisés zum Markt in Rocinha begleitet.
In einem Monat verdient er viel mehr als den Mindestlohn.
Wovon sollen wir leben, wenn wir hier weg müssen?
Ich kann nicht irgendwo anders hinziehen und hier fischen.
Das ist das Einzige, was ich kann. Hiermit verdiene ich mein Geld.
Hiervon leben wir, von der Fischerei.
Den Kindern geht es in Vila Autódromo gut.
Die Schule ist in der Nähe und sie können hier spielen und schwimmen.
Wie Igor, Moisés' Sohn.
Hier ist es schön. Man verläuft sich nicht und kann überall spielen.
Ich glaube nicht, dass wir hier weggehen. Niemand will weg von hier.
Igor verdient etwas Geld mit kleinen Jobs im Viertel.
Er trägt Essen aus.
Die Bewohner meinen, Spekulanten hätten es auf das Gelände abgesehen.
Es hätte nichts mit einem sicheren Durchgang zu tun.
Ich habe gehört, dass sie dieses Viertel abreißen wollen.
Und zwar ohne uns dafür zu kompensieren.
Es ist teurer Boden, darum sind diese Geschäftsleute so darauf erpicht.
Das Viertel ist von luxuriösen Wohnkomplexen umgeben.
Sie wollen unser Viertel hier einfach nicht haben.
Sie glauben, die Menschen hier würden nichts taugen und mit Drogen handeln.
Dieses Viertel gibt es schon seit 40 Jahren. So etwas Hinterhältiges.
Uns dann irgendwo abschieben, wo nichts ist.
Wir sind die Schwachen und darum will man uns einfach wegschicken.
Das ist ein großes Unrecht.
Das Problem ist, dass sie nicht dafür zahlen wollen.
Man fühlt sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Was erwartet uns?
Bald stehen wir auf der Straße, wo es sich nicht gut schlafen lässt.
Das ist ein touristisches Gebiet für die Ausländer.
Sie wollen Hotels und Wohnungen bauen für all die Leute, die kommen.
Ich möchte gerne bleiben. Es ist hier ruhig. Mir gefällt es hier.
Sie sagen, dass sie uns weghaben wollen.
Ich finde es schade, denn ich lebe hier schon so lange. Damals war hier nichts.
Unsere Kinder gehen hier in der Nähe zur Schule.
Niemand will weg. Uns geht es gut hier.
Wer möchte das nicht? Jeder hat doch das Recht auf einen schönen Wohnort.
Ich finde das sehr traurig.
Die Armen ziehen den Kürzeren, wie immer.
Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich will nicht an einen unbekannten Ort.