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Die Idealisten waren sehr geschickt in den Medien und in der Politik platziert
und so tatsächlich entschärft worden,
doch die wahren Kontrollfreaks mit jener speziellen Herrschermentalität,
die Fabian suchte, fand er in den Machtjunkies der Finanzdynastien.
Die meisten der ehemaligen Goldschmiede hatten eine solche Mentalität entwickelt.
Ihr maßloser Wohlstand befriedigte sie nicht länger.
Sie waren auf der Suche nach dem „Kick“ einer neuen Herausforderung:
Macht über die Massen war das ultimative Spiel!
Diese Leute meinten, sie seien allen anderen überlegen.
„Zu herrschen ist unser Recht und unsere Pflicht.
Die Massen wissen nicht, was gut für sie ist.
Man muss sie zusammentreiben und herumdirigieren.
Wir dagegen sind zum Herrschen geboren.“
Überall in Stadt und Land kontrollierten Fabian
und seine Kumpane zahlreiche Kreditinstitute.
Mag sein, dass es Privatfirmen mit unterschiedlichen Eigentümern waren;
aber aller scheinbaren Konkurrenz zum Trotz arbeiteten sie eng zusammen.
Mit staatlicher Absegnung war eine Zentralbank eingerichtet worden,
deren Gründung nicht einmal auf eigenem Kapital beruhte;
nein, auch hier beruhte die „Geldschöpfung“ darauf,
dass die Spareinlagen der Bevölkerung belastet wurden.
Schulden, wohin man schaut!
Nach außen hin erweckte dieses „Reservenzentrum“ den Anschein,
auf seriöse Weise die Geldversorgung zu regulieren
und irgendwie eine Regierungsfunktion zu verkörpern.
Aber seltsamerweise wurde in das Vorstandsgremium dieser Zentralbank
niemals ein gewählter Regierungsvertreter oder leitender Staatsbeamter aufgenommen.
Die Regierung verschuldete sich nicht mehr direkt bei Fabian,
sondern konnte sich an die Zentralbank wenden,
wobei als Sicherheit für die Kredite die Steuereinnahmen des nächsten Jahres galten.
Dies stand in Einklang mit Fabians Plan, nämlich den Verdacht
von seiner eigenen Person abzulenken
und statt dessen eine Verfahrensweise der Regierung vorzuschieben.
Im Hintergrund behielt er natürlich alle Fäden in der Hand.
Fabians indirekte Kontrolle der Regierungsgeschäfte war derart perfekt,
dass ihm einmal die Prahlerei herausrutschte:
„Wenn ich das Geld einer Nation kontrolliere,
dann kann es mir gleich sein, wer die Gesetze macht!“
Es war einerlei, welche Partei regierte, denn Fabian beherrschte das Geld,
die Finanzen, das Lebensblut der Nation.
Die Regierung erhielt das Geld, aber für jede weitere Anleihe
wurden Zinsen in Rechnung gestellt.
Immer größere Beträge verströmten in allerlei Sozialleistungen,
und die Regierung konnte kaum die Zinsen bezahlen,
von einer Rückzahlung der Hauptschuld ganz zu schweigen.
Gelegentlich fragte noch jemand:
„Wenn Geld ein von Menschen geschaffenes System ist,
dann wird man es doch bestimmt an die Bedürfnisse des Menschen anpassen können,
sodass es dem Menschen dient,
anstatt ihn zu beherrschen, oder?“
Doch Leute dieses Schlages wurden immer seltener
und ihre Stimmen gingen unter in dem höllischen Lärm,
den die ewige Suche nach den fehlenden 5 Talern für den Zins hervorrief.
Die Regierungen und mit ihnen die Parteifarben kamen und gingen –
Schwarz, Rot, Gelb, Grün –, aber das Prinzip blieb das gleiche.
Egal welche Regierung „an der Macht war“,
Jahr für Jahr rückte Fabians Endziel immer näher.
Die Gesetze der Menschen waren ohne Belang.
Sie wurden besteuert bis zum Erbrechen.
Ihre Zahlungsfähigkeit war am Ende.
Jetzt war die Zeit reif für Fabians letzten, großen Schachzug!
10 % allen Geldes waren nach wie vor in Form von Münzen und Scheinen im Umlauf.
Mit Bargeld in der Tasche
hatten die Menschen immer noch eine gewisse Kontrolle über ihr eigenes Leben.
Diese letzte Bastion der persönlichen Handlungsfreiheit galt es abzuschaffen,
ohne Verdacht zu erwecken.
Man konnte behaupten, es sei eine Sicherheitsfrage.
Schecks wurden außerhalb der eigenen Gemeinschaft nicht angenommen;
Bargeld wollte man auf Reisen nicht herumschleppen.
Eine bequemere Lösung war in diesem Bereich also durchaus willkommen.
Natürlich hatte wieder Fabian die passende Idee.
Seine Organisation stellte jedermann ein Kärtchen aus Kunststoff aus,
das den Namen des Inhabers, ein Foto und eine Identifikationsnummer zeigte.
Man brauchte diese Karte beim Einkaufen nur vorzulegen;
die Geschäftsleute setzten sich mit dem Zentralcomputer in Verbindung
und überprüften den Kredit, woraufhin der Kunde
bis zu einem bestimmten Betrag nach Herzenslust einkaufen konnte.
Für den Kunden wurde die Kreditkarte zusätzlich attraktiv gemacht,
indem bei der Rückzahlung am Monatsende keinerlei Zins für ihn anfiel.
Die Geschäftsleute hingegen hatten wesentlich höhere Ausgaben,
die wiederum auf den Preis der Endprodukte aufgeschlagen
und somit an den Kunden weitergegeben werden mussten.
Fabian und seine Kumpane erfreuten sich eines immer hervorragenden Rufes,
ja, sie wurden regelrecht als Säulen der Gesellschaft angesehen.
Ihre Äußerungen zu Finanz- und Wirtschaftsfragen
wurden beinahe wie ein religiöses Dogma akzeptiert.
Zahlreiche kleine Unternehmen brachen unter der ständig
wachsenden Belastung durch Steuern und Abgaben zusammen.
Für alle möglichen Techniken und Prozeduren wurden besondere
Genehmigungen und Zulassungen eingeführt,
sodass die verbleibenden Firmen sich kaum über Wasser halten konnten.
Fabian besaß oder kontrollierte sämtliche Großunternehmen
mit jeweils Hunderten von Tochtergesellschaften.
Die Konkurrenz zwischen diesen großen Firmen war eine reine Vorspiegelung.
Am Ende wurden alle Konkurrenten vom Markt verdrängt.
Klempner, Autoschlosser, Elektriker und die meisten anderen Handwerker
und Kleinbetriebe erlitten das gleiche Schicksal –
sie wurden von Fabians Großkonzernen verschluckt,
die allesamt unter dem Schutz der Regierung standen.
Fabian plädierte sodann für die endgültige Abschaffung von Münzen und Papiergeld,
damit es keine Firma und auch keine Einzelperson mehr geben konnte,
die ohne Kreditkarten und das allgegenwärtige Computersystem auskam.
Für den Fall, dass jemand seine Kreditkarte verlor,
sollte nach Fabians Plan einem jedem Bürger die Identifikationsnummer zwangsweise
auf die Hand tätowiert werden, sodass man
sie unter einem speziellen Licht ablesen und an einen Computer weiterleiten könnte.
Denn ohne einen solchen Identitätsbeweis würde niemand mehr
irgendetwas kaufen oder verkaufen können.
Jeder Computer sollte an einen gigantischen Zentralcomputer angekoppelt sein,
in dem alle Informationen über jeden einzelnen Menschen gespeichert wären.
So wüsste Fabian über alle vollständig Bescheid.
Sobald dies erreicht wäre, besäße er die ultimative,
totale Kontrolle über alle Menschen des Landes –
und bald darauf über alle Menschen der Erde.
(Untertitel: Zoltan Keri)