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Im Herbst 2009 wurde auf der berühmten Tokyo Game Show
die Veröffentlichung von Gran Turismo 5 für Ende 2010 angekündigt.
GT5 ist das 10. Produkt der Reihe,
bei dem eine größere Anzahl von Autos in einer größeren Detailtreue
als je zuvor gefahren werden kann.
Neu sind die Schadens-Funktion,
sowie die Vielfältigkeit der beweglichen Hindernisse auf der Strecke,
die von den Autos gerammt werden können.
Wir sind sicher, dass Sie die Unterschiede
schon nach den ersten 10 bis 15 Metern auf der virtuellen Rennstrecke feststellen werden,
sodass jeder das neue Spiel ausprobieren will.
Die visuellen Effekte wurden deutlich verbessert,
und die technischen Möglichkeiten der PlayStation 3 werden dadurch optimal genutzt.
Darauf können Sie sich auch schon freuen.
Auf dem Auto-Salon in Tokio im Januar 2010 gab Kazunori Yamauchi auch bekannt,
dass er auf dem Nürburgring antreten möchte.
Damit schraubte er die Erwartungen an GT5 noch einmal nach oben.
Mein Einstieg in die Renn-Szene kam selbst für mich überraschend.
Ich erhielt einen Anruf, ob ich am Nürburgring starten wollte.
Ohne groß nachzudenken, antwortete ich:
„Wenn es der Nürburgring ist, sofort."
Für ein Spiel wie Gran Turismo reicht es nicht, wenn es nur gut gemacht ist.
In der Entwicklungsphase setzen wir uns immer neue Ziele, nach dem Motto:
Wenn wir dieses Level nicht erreichen, werden wir dem Anspruch von Gran Turismo nicht gerecht.
Auf der Messe wurde ein neues System vorgestellt,
das es erlaubt, die Linienwahl eines realen Rennwagens mit GPS
in Gran Turismo virtuell nachzufahren.
In einer Werkstatt nahe des Nürburgrings entsteht ein Rennwagen.
Es ist die Rennversion des Lexus IS F,
die auf der 5.0 Liter V8 Linkslenker-Version für Europa basiert.
Mit einer radikalen Abspeckkur, dem Einbau eines Sicherheitskäfigs
und eines Formel-1-Heckflügels von Toyota wurde der Bolide fit für den Nürburgring gemacht.
Mit vielen Tests machten die Techniker den Wagen nach und nach konkurrenzfähig für den Ring.
Die Abstimmung des Wagens durch „Versuch und Irrtum"
unterschied sich sehr von der Arbeit an Gran Turismo.
Zunächst ein wenig eingeschüchtert,
entdeckte Kazunori Yamauchi schnell den Suchtfaktor dieses Sports.
Das World Car Awards Team entstand aus der Zusammenarbeit zwischen Toyota Europe
und der weltberühmten Organisation von Autotestern.
Chefmechaniker ist Norbert Kremer von Toyota Europe.
Sein Kollege Junichi Mitsuhashi arbeitet als Chefingenieur und Teamleiter.
Bisher hatte Kazunori sich bewusst vom Profi-Rennsport ferngehalten.
Doch Peter Lyon, ein Mitglied der World Car Awards Jury, konnte ihn überzeugen, mitzumachen.
Zuerst bekamen wir die Zusage von Toyota Europe, dass sie uns einen Wagen zur Verfügung stellen würden.
Sie haben extra ein Auto für uns bereitgestellt. Das freut uns natürlich sehr.
Dann überlegte ich, als einer der Vorsitzenden des World Car Awards,
dass wir ja eine ganze Reihe von Fachjournalisten in aller Welt kennen,
die über Autos und Rennsport schreiben.
Und ich dachte, wir suchen unter unseren Juroren, bis wir eine Gruppe von Fahrern zusammen haben.
Aber es ist nicht so leicht, Juroren zu finden, die gut fahren und den Nürburgring kennen.
Es war also gar nicht so leicht, diese Gruppe von Leuten zusammenzustellen.
Da fiel mir spontan Herr Yamauchi ein, denn ich kenne ihn schon sehr lange.
Wir sind schon mal zusammen auf dem Tsukuba Circuit in Japan gefahren.
Da war er sehr gut, er ist ein sehr guter Rennfahrer.
Ihn wollte ich auf jeden Fall an Bord haben.
Und ich brauchte zu ihm auch nur 2 Sätze zu sagen:
Wir haben ein Team, wir haben ein Auto, willst du bei uns im World Car Awards Team mitfahren?
Er antwortete: Moment mal, von welcher Strecke sprichst du?
Ich sagte: Nürburgring.
Es dauerte nur 2 Sekunden, dann sagte er: Ja, natürlich!
Und das andere Mitglied...
Für mich war das eine fantastische Gelegenheit, aus mehreren Gründen:
Ich wollte schon immer dieses 24-Stunden-Rennen mitfahren.
Es ist eine legendäre Strecke, ein legendäres Rennen, mit so vielen Autos,
das ist einmalig auf der Welt.
Außerdem ist es für einen Journalisten eine sensationelle Geschichte,
sich ein Auto mit Herrn Yamauchi zu teilen.
Dabei zu sehen, wie er sein Können aus der Motorsport-Welt
in die virtuelle Welt des Spiels überträgt.
Ich kenne die Strecke aus dem Spiel, wie so viele andere auch.
Deshalb ist es toll, mit ihm zusammen das Rennen zu fahren.
Und was bedeutet der Nürburgring für Kazunori?
Für jeden Automobil-Fan, ja für jeden Autofahrer,
ist der Nürburgring das, was der Mount Everest oder die Eiger-Nordwand
für einen Bergsteiger bedeuten.
Der Nürburgring genießt absoluten Kultstatus. Und deswegen dachte ich:
Wo, wenn nicht hier,
sollte ich mich zum ersten Mal im echten Rennsport versuchen.
Der Ring windet sich um die Nürburg aus dem 11. Jahrhundert.
Auf der Nordschleife wurden früher viele Formel-1-Rennen ausgetragen.
Hier haben viele denkwürdige Rennen stattgefunden.
Mit ihrem rauen Fahrbahnbelag, den extremen Steigungen,
der schmalen Strecke und den vielen uneinsehbaren Kurven
erinnert sie eher an eine Passstraße als an eine Rennstrecke.
Die Fahrer nennen sie auch die „Grüne Hölle"
und sie gilt als die schwierigste Strecke der Welt.
Das berühmte 24-Stunden-Rennen findet jedes Jahr
in der zweiten Maihälfte auf dieser etwa 25 km langen Strecke statt.
Die Teilnehmer werden in 3 Kategorien eingestuft:
Es gibt die Klassen 1 und 2 sowie die VLN-Klasse.
Die Klasse 1 basiert auf Autos der Gruppe A.
Sie wird weiter unterteilt in die Klasse SP für Benziner,
D für Diesel,
AT für alternative Treibstoffe
und E1-XP für Versuchswagen.
Jede Klasse ist noch weiter unterteilt in Unterklassen,
die nach Hubraum und Turbo-Aufladung definiert werden.
Der Lexus IS F, den Kazunori fahren wird, gehört in die Klasse SP8.
Genau wie der neue Supersportwagen Lexus LF-A,
der Aston Martin
und der Audi R8.
Die SP9-Klasse basiert auf den FIA-Regeln für die GT3.
In ihr starten Favoriten wie der Porsche 911 GT3 R
des Manthey Racing Team, das 4 Mal in Folge siegreich war,
und der Audi R8 LMS.
Dieser VW Scirocco verfügt über einen Erdgas-Antrieb
und startet in der AT-Klasse.
In der E1-XP-Klasse fährt der mit Spannung erwartete
Porsche 911 GT3 R mit Hybrid-Antrieb.
Die Klasse 2 basiert auf den seriennahen Gruppe N-Regeln.
Und in der VLN-Klasse starten die Teilnehmer der Deutschen Langstrecken-Meisterschaft.
Alle Neulinge, die beim 24-Stunden-Rennen starten,
müssen mindestens 2 VLN-Läufe auf dem Nürburgring bestritten haben.
Diese Rennen dienen auch vielen Werksteams und -fahrern
als Vorbereitung für den großen Eifel-Marathon.
Die Bedingungen bei diesen Rennen kommen den 24 Stunden daher schon recht nahe.
Kazunori hat auf dem virtuellen Nürburgring von Gran Turismo schon über 1.000 Runden abgespult.
Aber die Realität ist doch noch ganz anders, wie er überrascht zugeben muss.
Wenn man nur den reinen Streckenverlauf betrachtet,
so kenne ich ihn von meinen mehr als 1.000 Runden mit Gran Turismo schon sehr gut.
Und ich konnte mich aufgrund dieser Erfahrungen sehr gut orientieren.
Aber in Wirklichkeit ist es körperlich viel härter.
Ich hatte deswegen zunächst etwas Sorge,
ob ich den Sprung in die Realität auch tatsächlich packen würde.
Aber diese Bedenken haben sich bald in Luft aufgelöst.
Die größte Überraschung stand mir aber bevor, als ich aus der Boxengasse auf die Strecke ging.
Bei einem 24-Stunden-Rennen wird die gut 20 km lange Strecke
von mehr als 200 Autos bevölkert,
und alle kämpfen natürlich gegeneinander.
Die Strecke ist sehr eng, uneben und weist viele schnelle Kurven auf.
Solche Passagen sind auf einer modernen Strecke undenkbar,
genau wie die vielen Steigungen und Gefälle.
Da kamen mir zum ersten Mal Bedenken:
„Ist das, was ich gerade versuche, eigentlich nicht viel zu gefährlich?"
Da wurde mir klar, dass ich die engen Grenzen meines normalen Umfeldes überschritten hatte,
in dem ich mich sonst bewege.
Und das war ein richtiger Schock.
Es war echt schrecklich, als mir eine Kontaktlinse herausfiel.
Aber ich dachte: Egal, fahr weiter!
Sie ist rausgefallen? - Zum Glück nur eine.
Es war nach einer tiefen Senke. Sie fiel einfach raus.
Mit Kazunoris Einsatz auf dem Nürburgring erreichte die Entwicklung von Gran Turismo ihren Höhepunkt.
Wie viele der Erfahrungen, die Kazunori in der Eifel sammelte,
konnte man in das Spiel einbringen?
Die Herausforderungen der Strecke wurden an die Entwickler weitergegeben,
und nach und nach nahm das Projekt Gestalt an.
Wenn man auf dem Nürburgring fährt, gerade in einem echten Rennauto,
dann wird dein Körper ziemlich durchgeschüttelt und belastet.
Dieses Gefühl wollte ich im Spiel möglichst wirklichkeitsnah wiedergeben.
Vorher war es nur Theorie, die ich jetzt mit realen Erlebnissen verbinden konnte,
und ich fand heraus, welche Eindrücke wichtig sind: Wenn es 5 Elemente gibt,
weiß ich jetzt, welche davon wie wichtig sind.
Das kann ich jetzt mit Bestimmtheit sagen.
Und dieses Wissen kann ich direkt ins Spiel einfließen lassen.
Das ist die wichtigste Erkenntnis, die wir mitnehmen können.
Der Nürburgring, den wir dieses Mal für das Spiel programmiert haben,
entstand aufgrund meiner Erfahrungen, die als Gast dort gesammelt hatte;
sozusagen als Teil der Nürburgring-Familie.
Wir haben heute also viel mehr Insider-Wissen über die Gegend und von der Strecke.
Ich denke, auf die Umsetzung dieser Erfahrungen im neuen Spiel
kann man sich jetzt schon freuen.
Am 13. Mai 2010 begann die Qualifikation für das 38. 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring
bei wolkenverhangenem Himmel und gelegentlichen Schauern.
Und die Temperaturen konnte man schon fast als winterlich bezeichnen.
Das Team Manthey Racing, das die letzten 4 Rennen in Folge gewonnen hatte,
peilte mit dem Porsche 911 GT3 R mit der Startnummer 1 den 5. Sieg an.
Der neue Porsche 911 GT3 R Hybrid mit seiner Schwungrad-Technik von Williams
holte sich den 9. Startplatz.
Audi schrammte im Vorjahr nach harten Kampf gegen den Manthey-Porsche
nur knapp am Gesamtsieg vorbei.
Jetzt kommen die Ingolstädter mit 5 Werks-R8 LMS und 2 Semi-Werkswagen,
um den Sieg zu holen.
BMW setzte Top-Fahrer aus der ganzen Welt
in die beiden Werks-M3 GT2.
Volkswagen setzt 3 Scirocco mit Erdgas-Antrieb ein.
Mit dieser umweltfreundlichen Technik betreten sie Neuland.
Wir haben nicht nur ein Erdgas-Antrieb - sondern sogar Biogas.
Und mit diesem Biogas senken wir den CO2-Ausstoß um 80 %.
Wir haben damit wahrscheinlich den umweltfreundlichsten Rennwagen der Welt.
Aus Japan kommen der nur in einer 500er-Kleinserie aufgelegte Supersportwagen Lexus LF-A...
und der Subaru Impreza, der hier schon zu den Stammgästen zählt.
Sowie das Team Falken,
das als eines der ersten japanischen Teams hier vertreten war.
Sabine Schmitz, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Nürburgrings aufgewachsen ist,
pilotiert einen Porsche.
Wieder einmal treffen sich hier unzählige Autos und Fahrer aus aller Welt.
Das World Car Awards Team hatte im Qualifying nicht nur Probleme mit dem Wetter,
sondern auch mit der Einspritzanlage.
Deshalb schaffte es keine einzige gute Runde.
Der 4. Mann des Teams ist der Profi-Rennfahrer Hideshi Matsuda.
Mein Plan ist, mich ziemlich zurückzuhalten.
Das ist bei solchen Langstrecken-Rennen sehr wichtig.
Da die Fahrer inzwischen mit dem Auto immer besser vertraut sind,
muss sie jemand ein wenig zügeln.
Sonst fahren sie immer aggressiver, treiben das Risiko in die Höhe
und gehen ans Limit des Autos.
Das Wichtigste ist, das Rennen zu Ende zu fahren.
Das sollten wir bedenken
und meine Aufgabe hier ist, zu verhindern,
dass wir zu weit gehen.
In der Qualifikation kam man nur selten auf die Strecke.
So reichte es nur für den 174. Startplatz.
Der schicksalhafte Kampf steht unmittelbar bevor.
Mehr als 200.000 Fans aus aller Welt bevölkern die Wälder der Eifel.
Alle warten still auf den Start des Rennens.
Das neue Ringwerk, das hinter der Haupttribüne entstand, ist ebenfalls gut besucht.
Kurz vor dem Start bricht zum ersten Mal seit einer Woche die Sonne durch.
Rund 200 Autos mit Fahrern und Teammitgliedern sorgen für reichlich Verkehr in der Startzone.
Doch das World Car Award Team hat nach dem Anlassen
sofort wieder Probleme mit der Einspritzanlage.
Selbst Startfahrer Kazunori kann seine Nervosität nicht verbergen.
Kannst du zwei- oder dreimal hochdrehen?
Ja, er dreht sauber hoch.
Endlich schafft das Auto es in den Startbereich.
Alles ist bereit.
Ich glaube, er bewegt sich.
Okay. Viel Glück!
Dann mal los!
Samstag, 15. Mai 2010, 15 Uhr.
Das 38. 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring kann beginnen.