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Das ist ein Buch, das ich mit Abu lYad geschrieben habe.
ERIC ROULEAU Schriftsteller und Journalist Die Palästinenser waren gedemütigt, die Palästinenser waren verzweifelt.
lch denke, Schwarzer September diente als Mittel dazu...
... die Moral der militanten Palästinenser hoch zu halten.
Eine dermaßen große Operation wie München, würde der PLO und den Palästinensern...
... den erhofften Respekt für das verschaffen, was die sie taten.
Die ganze Welt würde so erkennen, dass die Palästinenser noch präsent sind...
... dass man sich mit ihnen befassen musste. Sie hofften, die Aktion würde gelingen.
Die Athleten sollten nicht zu Schaden kommen.
Sie wollten sie nach Algier bringen, und das wäre ein großer Erfolg für die PLO.
Wir vereinbarten, dass die Palästinenser uns helfen würden...
... und wir würden ihnen im Gegenzug die Chance geben...
... ihre Operationen in Europa durchzuführen.
lch gab Palästinensern, die sich damals in Europa aufhielten, lnformationen...
WILLI VOSS Ehemaliger RAF-Aktivist. ... ich bekam lnformationen, ich gab Geld, ich erhielt Geld...
... ich beschaffte Waffen und...
... all das, was eine solche Organisation benötigte.
Eine Besonderheit der Terrorvereinigungen in den 60er, 70er und 80er Jahren...
GAD SHIMRON ... war ihr starkes Zusammenwirken.
Gruppen, die scheinbar nichts gemein hatten, wie Städte-Guerillas in Südamerika...
... die Basken, die für die Unabhängigkeit von Spanien kämpften...
... die Baader-Meinhof-Aktivisten und eben die Palästinenser, die einen eigenen Staat wollten.
All diesen Gruppen, obwohl sie nichts gemeinsam hatten...
... teilten eine Art ldeologie im Kampf um nationale ldentität...
... und ein Heimatland gegen eine, wie sie es sahen, besetzende Macht...
... oder ein imperialistisches Regime.
Natürlich führte das zu einer Art „Eine Hand wäscht die andere“.
lch erinnere mich: Es war schrecklich.
ESTER SCHACHAMOROV lsraelische Athletin Als man uns von unserem Gebäude zu einem sichereren Ort im Dorf brachte...
... schauten wir uns ständig um.
Vielleicht waren da ja Terroristen, die sich irgendwo versteckt hielten.
Es war so eine Art Klima des Schreckens und auch von Ungewissheit.
Sie war schockiert.
Es war eine der erschütterndsten Erfahrungen in unserer Geschichte.
SHIMON PERES Ehemaliger Minister in Golda Meirs Regierung Die Frage, die sich unmittelbar stellte, war, ob wir eine Einheit von lsrael aus...
... nach Deutschland entsenden konnten, damit die Sportler freigelassen werden würden.
EHUD BARAK Ehemaliger Leiter der Spezial-IDF-Einheit Den ganzen Tag lang wurde heftigst beratschlagt, was getan werden sollte.
lch war damals der Leiter unserer Elite-Einheit, die...
... besser als jede andere Einheit hier, und wohl auf der ganzen Welt damals...
... für solche Operationen ausgebildet war. Wir hatten bereits die Rettungsaktion...
... des entführten Sabena-Flugzeuges am Ben-Gurion Airport hinter uns.
lch beriet General Yariv, der damals der Kopf des Geheimdienstes war, und sagte:
„Also, unsere Einheit ist bereit, wir können sie in ein Flugzeug setzen...
... dorthin fliegen und uns bis heute Abend ganz schnell an die Situation anpassen...
... und wahrscheinlich in der Lage sein, eine Rettungsaktion zu starten.
Wir entsandten den Kopf des Mossad nach Deutschland, um die Lage zu checken.
Die Deutschen dachten, dass sie zurechtkommen würden.
Zvi Zamirs primäres Ziel hier war -
MUKI BETSER lsraelische Kommandoeinheit ... abgesehen davon, sich ein Bild von der Lage zu machen -
... die deutsche Regierung und die Armeeoffiziere zu überzeugen...
... uns einreisen und unsere Arbeit erledigen zu lassen.
Wir befanden uns schon in den Startlöchern und waren einsatzbereit.
Da war keine Anti-Terror-Truppe, sondern nur eine unmotivierte, risikoscheue Polizeigruppe.
Es waren keine erfahrenen Scharfschützen oder Kommandokräfte...
... es waren nur einfache Polizisten, und keine Profis.
lhn so plötzlich zu verlieren und zurückzufliegen in dem Wissen...
... dass der Mann, der mich dahin gebracht hatte, und mit mir dort war...
... nun in einem Sarg lag, und ich in diesem Flugzeug saß...
GENERAL AHARON YARIV Ehemaliger Kopf des Geheimdienstes Die internationale Gemeinschaft hatte keinen starken Stand...
... zu jener Zeit gegenüber terroristischen Aktivitäten...
... und unternahm keine Maßnahmen gegen Terroristen...
... selbst wenn diese gefangengenommen wurden.
Viele Terroristen, die auf frischer Tat bei Anschlägen ertappt wurden, wurden freigelassen.
Der Schock saß so tief, er erforderte extreme Maßnahmen.
lsrael hatte die Todesstrafe abgeschafft, es gab keine Todesstrafe im Gesetz lsraels...
... außer für die Verbrecher des Nationalsozialismus.
Aber aufgrund des Schocks von München, entschied lsrael, diejenigen...
... die direkt an dem dortigen Massaker beteiligt waren, hinzurichten.
DAVE KIMCHI Ehemaliger Mossad-Funktionär lch denke, es ist recht logisch, so vorzugehen, denn täte man es nicht...
... würden dieselben Leute weiterhin den Tod von unschuldigen Menschen verursachen.
Auf gewisse Weise rettet man Leben, indem man so vorgeht.
lch persönlich bin zum Beispiel gegen Massenhinrichtungen...
... von Mördern oder ähnlichem, aber wenn es Fälle gibt, in denen man Leben retten kann...
... und man weiß, dass diese Leute weiterhin töten würden...
... dann muss man drastisch vorgehen.
Würden wir erlauben, dass lsraelis oder Juden Zielscheiben auf der ganzen Welt werden...
... dann wäre es irgendwie ein tiefer Einschnitt in die...
... Art, wie lsrael sich selbst sieht und den Daseinszweck lsraels als Schutzraum.
Wenn dieser Schutzraum dazu führt, dass Juden auf der ganzen Welt...
... oder die lsraelis, einem erhöhten Risiko ausgesetzt wären...
... ohne die Möglichkeit, darauf zu reagieren...
... würde das den Terroristen das falsche Signal vermitteln.
Agenten in Terrorvereinigungen zu rekrutieren, ist eines der schwierigsten Dinge, die es gibt.
Denn Terroristen sind für gewöhnlich hoch motiviert...
... sie operieren in kleinen Gruppen...
... und es ist sehr schwer, jemanden in diesen kleinen Gruppen zu finden...
... der bereit dazu ist, seine Kameraden und ldeale zu verraten, und zu reden.
Aber ich kann lhnen versichern, dass wir erfolgreich waren.
lch war in Amman kurz bevor der Krieg zwischen den FedaYin und Jordaniens Armee ausbrach.
Und alle Journalisten - wir waren etwa 700 dort -
... waren überzeugt, dass wenn es einen Krieg geben würde...
... die FedaYin ihn gewinnen würden.
Sie wirkten so stark, sie waren auf den Straßen. Als wir am Flughafen ankamen...
... war keiner von der jordanischen Regierung da, der die Journalisten in Empfang nahm...
... sondern ein Beauftragter der Fatah. Er gab uns Presseausweise...
... und sagte uns, in welches Hotel wir sollten. Sie agierten wie Regierungsverantwortliche.
KÖNIG HUSSEIN VON JORDANIEN 1935-1999 Die Entführungen waren, zumindest für mich, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Es musste etwas unternommen werden.
Und die Demütigung, dass das Flugzeug quer durch das Land geflogen wurde...
... unschuldige Passagiere in verschiedene Teile des Landes so abrupt verschleppt wurden...
... und dies nicht verhindern zu können und dann noch das in die Luft gejagte Flugzeug...
... waren etwas, dass...
... die Frage aufwarf, ob Jordanien wirklich existent war oder nicht..
Mike Harari erhielt eine Anweisung:
„Du bekommst eine Liste der Verantwortlichen des Massakers von München...
... und wirst dafür sorgen, dass sie nicht eines natürlichen Todes sterben.“
Das war ein entscheidender Moment, nicht nur in der Geschichte lsraels...
... sondern in der Geschichte des internationalen Terrorismus.
Denn zum ersten Mal beschloss ein souveräner Staat...
... dieselben Strategien und Vorgehensweisen anzuwenden, wie eine Terrorvereinigung...
... ja sogar wie die Mafia:
„Du willst mich aus dem Weg räumen? Dann komm ich dir zuvor!“
Eine letzte Frage: Können sie sorgenfrei in Frankreich leben?
Fürchten Sie nicht um lhr Leben?
Also ich nicht, aber man sollte den Teufel nicht in Versuchung bringen.
Wir verbrachten viele Nächte zusammen... und redeten.
lch ahnte, dass er irgendwie in Schwarzer September involviert war...
... ich wusste aber nicht, dass er ihr Anführer war.
Das erkannte ich, nachdem ich mit ihm gesprochen hatte.
Er hat es nie zugegeben, das war zu gefährlich.
Seit der Aktion in München lebte er in Angst. Das hat er mir erzählt.
Der Mossad beseitigte Terroragenten auf europäischem Boden.
Die Morde in Rom, in Paris, wurden von Mossad-Einheiten durchgeführt.
Dann erhielten wir Geheimdienstinformationen über terroristische Anführer...
... wie Yasser Arafats Gefolgsmann Yusuf Najar, ein hochrangiger Offizier...
... der einer der Anstifter des Anschlags von München war.
Natürlich mussten wir ihn beseitigen.
Aber der Mossad konnte auf feindlichem Boden nicht so vorgehen wie in Europa.
Darum wurde ein gemeinsames Vorgehen vereinbart...
... bei dem der Mossad lnformationen und logistische Planungen übernahm...
... und unsere Spezialeinheit für die Durchführung zuständig war.
lch war der Kommandeur einer Elite-Kommando-Einheit.
Wir klärten die Agenten des Mossad darüber auf...
... was für lnformationen wir benötigten, um zu entscheiden...
... ob eine solche Operation von uns durchgeführt werden konnte.
Wir sagten, dass es nahezu unmöglich sein würde...
... einen entscheidenden, sehr kurzen Angriffsschlag zu planen...
... wenn wir nicht etwas über die innere Struktur dieser Wohnungen erfahren würden.
Und letzlich erhielten wir dann die fast vollständigen Baupläne des Gebäudes...
... vom Keller zum Dachgeschoss, mit der Anordnung im lnneren...
... die den Grundriss der Wohnungen recht genau dokumentierte...
... und einige weitere lnformationen über den Ablauf.
Wir landeten auf einem verlassenen Strand, 20 km südlich von Beirut.
Die Agenten des Mossad warteten dort in drei PKWs auf uns.
Einige von uns wurden als Touristen verkleidet, andere als Frauen.
14 von uns insgesamt, und Barak war unser Anführer.
Ehud, verkleidet als Frau, war mein „Date“.
Er hatte ein Kindergesicht und einen Schönheitsfleck auf der Wange.
Der Mossad schickte einen Film-Make-up Artist, um uns aussehen zu lassen...
... wie echte Touristen. Obwohl es Nacht war, übersahen sie kein einziges Detail.
Ehud Barak sah einfach aus wie eine Frau, selbst von ganz Nahem.
lch trug ziemlich moderne Kleidung, alles saß richtig und ich war eine Brünette...
... und neben mir war ein untersetzter, blonder Mann...
... und zwei weitere Blonde kamen mit der Truppe ins Gebäude.
30 Minuten nach unserer Landung, waren wir wieder auf See...
... und sehr bald wieder Zuhause.
Als ich heimkam, konnte ich meiner damals zukünftigen Frau...
... nicht erzählen, was ich in dieser Nacht tun musste...
... und schlief erst kurz vor Sonnenaufgang in unserem Bett ein.
Sie wachte morgens auf und sah in einer Tasche...
... in der Nähe des Bettes ein Damenkleid, das ihr nicht gehörte.
Als sie näher kam, konnte sie an mir noch ein wenig Lippenstift, Mascara...
... sowie etwas Blau unter den Augen erkennen.
Sie können sich vorstellen, was ihr durch den Kopf ging...
Das ausführende Team war unqualifiziert und müde.
Sie gingen vor wie Amateure, sie fielen auf, wie ein Elefant im Porzellanladen.
Lillehammer war nicht nur eine missglückte Operation.
Es war ein schreckliches Desaster in punkto Darstellung nach außen.
Aufgrund der schwachen Leistung des Teams, wurden einige von ihnen gefangen...
... und die norwegischen Ermittler bemerkten, dass ein Gefangener bereit war, zu reden...
... sofern sie ihn nicht in eine Zelle sperren würden.
Die Geschichte verrät die tragische Seite von lsraels geheimen Aktivitäten.
Dieser Mann, den man unter dem Namen Dan Arbel kannte...
... wuchs im von Nazis besetzten Dänemark in der Zeit des Krieges auf...
... und war gezwungen, sich lange Zeit in einem Schrank zu verstecken...
... so dass er klaustrophobisch wurde.
Eine Tatsache, die man nicht kannte, als man ihn Jahre danach für den Mossad anwarb.
Als er in Lillehammer verhaftet wurde, brachte man ihn in eine Zelle...
... und er war einem so großen psYchischen Stress ausgesetzt...
... dass er den Ermittlern sagte: „lch sag alles, aber lassen Sie mich hier raus.“
Die Lillehammer-Affäre sorgte für Stillstand, da wir nun der Öffentlichkeit ausgesetzt waren.
Sie wurden verhaftet und es gab einen Prozess.
Und die Tatsache, dass lsrael auf europäischem Boden operierte...
... und diese Morde offensichtlich nicht das Ergebnis eines Bandenkrieges waren...
... machte deutlich, wer hinter ihnen steckte.
lch traf ihn ein-, zweimal, aber ich verkehrte nicht gern mit ihm...
... weil ich wusste, dass er ein Killer war... Salameh, Hassan Salameh.
Hassan Salameh ist vermutlich einer der größten Killer der PLO.
lch meine, ich mochte ihn nicht sehr, er war... ein PlaYboY.
Man sah ihn an den Stränden von Beirut, sehr gut angezogen mit Frauen an seiner Seite.
lch meine, er war schon eine ziemliche Gestalt.
Dieser Lebensstil machte ihn unsYmpathisch, machte ihn unbeliebt bei den Palästinensern...
... die ein hartes Leben führten.
Er hatte jede Menge Geld und keiner wusste, woher das Geld kam, das er in Nachtclubs ausgab.
Er wirkte sehr gerissen und hatte ein ausgezeichnetes Verhältnis zum CIA.
Weil er ihnen Dinge gab, die sie wollten. Er wusste, wie er mit ihnen umzugehen hatte.
Den lsraelis machte das Angst, weil sie befürchteten...
... dass er die Amerikaner auf die Seite der Palästinenser führen würde.
Das war der Grund, weshalb sie ihn hassten.
Da Ali Hassan Salameh der Kopf der Aktionen von Schwarzer September war...
... und das Trauma von München andauerte, beschloss der israelische Geheimdienst...
... dass er trotz der Zeit, die vergangen war, ein Präzedenzfall sein sollte.
lsraels Prestige stand auf dem Spiel.
Sie hatten all seine Gefolgsleute und Assistenten bis zum letzten Mann getötet.
Nun war es an der Zeit, der Schlange den Kopf abzureißen.
Ali Hassan Salameh, Deckname Abu Hassan...
... war ein Märtyrer auf dem Weg der Revolution und Befreiung.
Um 16:00 Uhr am Montag, den 22. Januar, wurde er gemeinsam mit vier Begleitern...
... von einem detonierten Sprengsatz getötet.
Das Zentralkomitee der Fatah und die PLO bekräftigen -
... dem Mord an dem militanten Anführer Abu Hassan trotzend...
... der federführend an den Spezialoperationen war...
... um den israelischen Feind zu treffen und zu töten, wo immer er auch war -
... dass die Mörder der Bestrafung seitens der Revolution nicht entfliehen werden.
ln der Tat, sie hielt ihr Wort. Mit zwei Ausnahmen, würde ich sagen.
Abu Daud, der sogar sagte, dass er beteiligt war.
Abu Daud lebt ziemlich normal in Amman.
Er reist und die lsraelis haben nie versucht, ihn umzubringen.
Warum weiß ich nicht.
Und Abu lYad... ich bin mir sicher, dass die lsraelis wussten...
... dass Abu lYad der Kopf von Schwarzer September war.
lch glaube nicht, dass ich der Einzige war, der das vermutete.
Sie haben nie versucht, ihn zu töten.
27. Juni 1976, 12:07 Uhr
Fünf, sechs Minuten nach dem Start, hörten wir im Cockpit ein Geräusch und Schreie.
lch sagte zu meinem Flugmechaniker: „Schau mal nach, was da los ist.“
MICHEL BACOS Kapitän von AF 139 Als er die Tür öffnete, fand er sich Angesicht zu Angesicht mit dem Chef-Terroristen...
... einem Deutschen, Wilfried Böse, wieder.
Er hielt ihm eine Waffe an die Schläfe, drückte ihn ins lnnere und warf ihn zu Boden.
Er hielt ihm den Lauf der Waffe an die Schläfe und war dabei, ihn zu töten.
Der Co-Pilot und ich hatten unsere Arme oben und flehten ihn an: „Bitte, nicht, nein, nein...“
Sechs Monate zuvor...
27. Juni 1976, 6:30 Uhr.
Wilfried Böse - alias Garcia, R.A.F Reist mit einem ekuadorianischen Pass.
Gabrielle Tiedemann - alias Ortega, R.A.F Reist mit einem peruanischen Pass
Ali Miari, P.F.L.P. Reist mit einem bahrainischen Pass
FaYez Jaber, P.F.L.P. Reist mit einem kuwaitischen Pass
Als er die Tür öffnete, hatte er eine Granate in der Hand und den Stift gezogen.
Wenn er den Griff losgelassen hätte, wäre alles vorbei gewesen.
ln dem Moment realisierte ich - man realisiert es sofort...
Wenn man sieht, wie jemand das Cockpit mit einer Waffe entert...
... na ja, dann sagt man sich: „Da haben wir's, das ist eine Entführung!“
Als die Palästinenser in Athen an Bord kamen, hatten sie diese Dosen mit Süßigkeiten bei sich.
Bevor sie das Flugzeug an sich rissen, boten sie den Leuten in ihrer Nähe Süßigkeiten an.
NILLY BEN-DOR Passagier in AF 139 Dann stellten sie Dosen an den Türen auf, und dabei ragten Kabeldrähte heraus.
ln diesem Moment befahl er mir, nichts anzufassen...
... weder den Frequenzmesser, noch den Funksprecher, oder sonst was.
Sie verkündeten über Lautsprecher, dass sie ein französisches Flugzeug an sich gerissen haben...
... weil Frankreich den lsraelis geholfen hatte, den Atomreaktor in Dimona zu errichten.
Mein Vater war der Direktor dieses Atomreaktors.
Mein erster Gedanke war, dass sie herausgefunden hatten, wer ich bin...
... und ich flüsterte das dem Mann zu, der neben mir saß und mir total fremd war.
Er sagte: „OkaY, Sie haben's mir erzählt, aber nun wiederholen Sie es nie wieder!“
Die Luftverkehrskontrolle in Athen bemerkte unverzüglich...
... dass das Flugzeug umgekehrt war, und auf derselben Flughöhe blieb.
Sie funkten uns an. „Air France 139, Air France 139!“
Keine Antwort. Natürlich nicht...
Denn die Terroristen hatten das Mikro in der Hand.
MUKI BETSER Anti-Terror-Einheit Man teilte mir mit, dass ein Air France Flugzeug nach dem Start in Athen entführt worden war.
lch eilte zum Ben-Gurion Airport und wir machten uns schnell bereit...
... für eine mögliche Landung dort, wie bei der Sabena.
Dann sagte er: „Flieg jetzt nach Benghazi.“
27. Juni, 14:02 Uhr.
Dann sagte der Deutsche:
„Versuche, das Flugzeug nicht zu beschädigen, indem du eine Bruchlandung machst...
... denn an allen Notausgängen ist DYnamit platziert und es wird hochgehen.“
Sie erzählten uns, dass wir in Benghazi, LibYen waren und Gaddafi uns vielleicht treffen würde.
Wir schauten raus und sahen gepanzerte Autos um das Flugzeug herum.
Sie brachten uns Essen und tankten das Flugzeug auf.
Wir beauftragten sofort eine Geheimdienst-Planungsgruppe...
MAJOR GENERAL EHUD BARAK Operations- und Geheimdienstchef ... um zu überprüfen, was wir in Benghazi tun konnten.
Wir mussten lnformationen zusammenstellen, Fotos aus der Luft vom Flughafen finden...
... um zu wissen, wie aktuell unsere lnformationen waren, was man dort tun konnte.
Es war klar, dass wir vermutlich nichts in Benghazi tun konnten.
Es war logisch anzunehmen, dass dies der Bestimmungsort war...
... denn LibYen ist ein feindliches Land, das den Terrorismus unterstützt.
Aber ein paar Stunden später sagte man uns, dass das Flugzeug abheben würde.
Sie schnitt sich in die Leiste, fing an zu bluten...
... und sagte den Terroristen, sie sei schwanger und dass sie Angst vor einer Fehlgeburt habe.
Als sie ausstieg, sagte sie zu den LibYern: „Lasst mich nach Hause, nach London.“
Und so ließen sie sie gehen.
Als sie in London landete, trafen sich Agenten des Mossad mit ihr...
... und wir bekamen lnformationen aus erster Hand.
Eine vollständige Beschreibung über die Entführung kurz nach dem Start...
... welche Waffen sie dabei hatten, Granaten, etc...
Dadurch erfuhren wir, dass es 2 Palästinenser und 2 Deutsche waren...
... aber wir wussten nicht, was im lnnern des Flugzeugs vor sich ging.
28. Juni, 2: 10 Uhr.
Nach einer Weile sagte ich: „lch habe nicht mehr viel Treibstoff...
... und ich muss wissen, wo ich hinfliegen soll.“
Und er sagte: „Entebbe“.
Sie sagten, dass wir auf dem Weg nach Entebbe, zu ldi Amin, waren...
... und ich dachte mir, dass wir in LibYen, bei Gheddafi besser aufgehoben wären...
... weil ich ein Jahr zuvor diesen Film Idi Amin Dada gesehen hatte...
... in dem man sieht, wie er seine Feinde den Krokodilen vorwarf.
Daher dachte ich, es wäre besser hierzubleiben, mit der Möglichkeit, dass man...
... internationalen Druck auf Gheddafi ausübt, anstatt zu diesem Wahnsinnigen zu fliegen.
Sobald wir die Motoren in Entebbe anhielten...
... näherte sich bald eine Gruppe Palästinenser und wedelte mit ihren Waffen, etwa so.
Es waren vier, fünf Palästinenser, die kamen, um sich den Entführern anzuschließen.
Zudem war da noch die ugandische Armee...
... die bereit war, auf uns zu schießen, sollte jemand versuchen zu fliehen.
SHIMON PERES Ehemaliger israelischer Verteidigungsminister ldi Amin war hier in lsrael. Er war eine wilde Person.
Er war ein imposanter Mann, groß, ***, mit einem Haufen Medaillen behängt.
Unsere Offiziere sagten, für ihn war es normal, auf Menschen zu schießen und sie zu töten.
28. Juni, 5:00 Uhr
ldi Amin kam dreimal mit seiner TV-Crew zu uns und sagte, dass er am Verhandeln war...
... und dass sie uns bald gehen lassen würden.
Aber er sagte auch, dass sich die Ablauffrist näherte.
28. Juni, 08:30 Uhr
Es war ein sehr dramatischer Moment.
Der Stabschef überraschte uns alle damit, dass er sagte:
SHLOMO GAZIT Ehemaliger Kopf des MilitärGeheimdienstes „lch habe den Befehl erteilt, einen Rettungsplan für die Geiseln in Entebbe zu erstellen...
... und wir sollten bereit sein, diesen auszuführen.“
Nach einer Stunde kam auch Motta aus Jerusalem.
Er wiederholte, er habe dem Kabinett gesagt, dass wir eine militärische Lösung finden sollten.
Er bat mich, bis 7 Uhr morgens einige Konzepte vorzulegen, wie wir vorgehen wollten.
Wir schauten, was wir tun konnten. Entebbe war ein ziemlich...
... bizarrer Name, für mich zumindest...
... und im Konferenzraum des General-Hauptquartiers, einem riesigen Saal...
... befand sich ein riesiger Globus, auf dem wir zuerst mal nachsahen, wo es liegt.
Es ist schon beeindruckend, wie weit entfernt es ist...
28. Juni 15:45 Uhr
lch lud unseren Chefoffizier ein, der mit ihm im Team gewesen war...
... und bat ihn zu beschreiben, was für eine Sorte Mensch ldi Amin sei.
Er erzählte mir zwei Dinge: Das eine, das seine Mutter ihm sagte:
„Töte niemals Juden... der Herrgott wird dir nicht vergeben.“
lch dachte, dass dies ein interessanter Punkt sei...
... und das andere war, dass der Mann sehr ehrgeizig war.
Er wollte den Nobelpreis erhalten.
lch bat ihn, sich in Verbindung zu setzen mit...
... ldi Amin und Verhandlungen mit ihm einzuläuten...
Durch ldi Amin erlangten wir eine Menge lnformationen.
Wir gewannen Zeit und lnformationen bei dem Gespräch an dem Tag mit ldi Amin.
Man versprach ihm alles, vom Nobelpreis bis zu einem Platz im Paradies...
... wenn er eines Tages dahinscheiden würde.
Entebbe, 29. Juni, 20:21 Uhr
Sie befahlen denjenigen, deren Namen sie verlasen, beiseite zu gehen.
Wir realisierten das zunächst nicht.
Dann dämmerte es uns - das war in der Tat eine Selektion.
Die lsraelis bewegten sich von einer Seite zur anderen und die anderen blieben.
lch dachte, das wäre das Ende, sie trennten uns, bedrohten uns auch...
... und sagten, die Deadline wäre abgelaufen und sie würden jede Stunde einen hinrichten.
Es war schrecklich, denn es erinnerte an eine andere Selektion...
... und wir fragten uns, wie es enden würde.
lm Endeffekt waren wir unbewaffnet und mussten ihnen gehorchen...
... ansonsten hätten sie uns eine Kugel in den Kopf verpasst und das wär's dann gewesen.
Die deutsche Frau schlug die Leute mit der Waffe.
Sie war ziemlich nervös und immer wenn jemand sie nervte oder nach etwas fragte...
... schlug sie mit ihrer Waffe zu.
Da war ein interessantes Vorkommnis:
Einer der Entführer war in Mexiko geboren und einer der Passagiere erkannte ihn.
Sie waren in Mexiko im selben Viertel aufgewachsen...
Es ist unglaublich, welch unterschiedliche Wege sie eingeschlagen haben...
Am zweiten Tag sagte der Deutsche zu mir:
„Wir lassen 47 Passagiere frei, aber melde es nicht. 47 Geiseln.“
Also trommelte ich meine Crew zusammen und sagte: „Sie lassen 47 Geiseln frei.
Es kommt nicht in Frage, dass irgendeiner von uns mitgeht.
Wir müssen hier bei den Passagieren bleiben, bis wir unseren Job erledigt haben.
Seid ihr einverstanden?“ Sie meinten „ja“.
lch musste sie nicht dazu zwingen, sie fanden das absolut normal.
Also rief ich den Deutschen und sagte:
„Setzen Sie uns nicht auf die Liste, die Crew lehnt es ab, zu gehen.“
Es stand nicht zur Debatte Einfach undenkbar...
Paris, 30. Juni, 21:30 Uhr
Die französische Regierung, oder besser, die französischen Dienste, kooperierten vollauf.
DAVE KIMKHI Chef des Mossad in Europa Sie waren vollkommen aufgebracht, dass eines ihrer Flugzeuge entführt worden war.
Wir erhielten sehr, sehr wertvolle lnformationen über die Terroristen...
... ihre Waffen und die Anzahl selbiger, darüber wer sie sind, wie sie vorgingen.
Sehr intime detaillierte Geschichten, wer oder was sie waren und ich glaube...
... dass diese lnformationen absolut unerlässlich waren.
Wir fanden zwei Dinge heraus. Erstens:
Die Ugander kooperierten mit den Terroristen.
Das andere war, dass sie Pläne über die interne Struktur des Terminals...
... und der aktuellen Aufstellung mitbrachten, was uns sehr half.
Man kann keine effektive Kommandooperation in Gebäuden mit vielen Menschen durchführen...
... wenn man im Vornherein nicht weiß, wie das Gebäude aufgebaut ist.
1. Juli, 6:00 Uhr
Viele Vorschläge wurden gemacht. Jeder vom Team brachte sich mit ein.
Es gab eine Sache, die wir beachten mussten: Das Überraschungselement war das Wichtigste.
Wenn wir also zeigen konnten, dass unser Plan einen Überraschungseffekt beinhaltete...
... bestand die Chance, dass sie ihm zustimmen würden.
Wir sprachen hier von einer großen Zahl von Geiseln...
... und wenn wir unseren Vorteil mit dem Überraschungseffekt verpuffen lassen würden...
... würden die Terroristen uns entdecken und viele Geiseln getötet werden.
Rabin war ein Mann der Details, der sein Leben damit verbrachte...
... MurphYs Gesetz zu belegen...
... dass bei Operationen alles was nur schief gehen kann auch schief gehen wird.
Seine Position war sehr eindeutig:
„Wenn es eine realisierbare Chance für eine Operation gibt...
... dann würde ich sehr weit gehen, um sie in die Tat umzusetzen.
Wenn keine sinnvolle Operation möglich wäre, dann müssten wir verhandeln...
... auch wenn es demütigend und frustrierend ist.“
Er stand auch unter einem starken Druck seitens der Familien der Geiseln.
Einige von ihnen waren enge Freunde von ihm.
Aus meiner Sicht...
... gab es keine Chance, selbst wenn wir es gewollt hätten...
... auf die Forderungen der Entführer einzugehen.
lch setzte mich mit den Ministerkollegen auseinander...
... und bereitete mit einer Gruppe Offiziere in unserem Hauptquartier alles vor.
Der Stabschef nannte es das „Hauptquartier einer Fantasie“...
... das Hauptquartier von etwas, was unmöglich ist.
Aber je länger ich mit ihnen zusammen saß...
... desto mehr war ich davon überzeugt, dass es realisierbar wäre.
1. Juli, 12:30 Uhr.
Rabin wollte zeigen - vielleicht dachte er's auch -
... dass wir bereit waren...
... den Forderungen der Entführer positiv zu begegnen.
Sie forderten die Freilassung einiger Gefangene hier und in Deutschland...
... und weitere Freilassungen in Kenia und Frankreich.
Und die ldee war: Nun, wir haben keine Wahl, wir müssen ihren Forderungen nachgeben.
ln lsrael und im Ausland glaubte man - wie auch die Medien berichteten...
... und man auch die Terroristen glauben ließ - dass wir unvorbereitet erwischt wurden:
Sie hatten ein Flugzeug entführt, waren 7.000 km entfernt von lsrael gelandet...
... und nun hatten sie die Entfernung und ldi Amin als Schutzschild.
Wer wäre so verrückt, eine Rettungsaktion zu versuchen?
Wir diskutierten permanent mit den Passagieren.
Einige waren verzweifelt und wir sagten zu ihnen:
„Sie werden sehen, alles wird gut, sie werden eine diplomatische Lösung finden.“
lch dachte wirklich, sie würden eine diplomatische Lösung finden:
Tsahal (IDF) wird uns niemals im Stich lassen.
Unsere lnformationen waren glasklar:
Sie erwarteten keine militärische Maßnahme, sie waren absolut zuversichtlich...
... dass sie einen großen Vorteil hatten und die Verhandlungen erfolgreich verlaufen würden.
Es wurde klar, dass da sehr schnell eine Geheimdienstoperation stattfinden musste...
... um Bilder zu machen... tagesaktuelle Bilder über diesem Terminal.
Der Mossad initiierte eine brillante Notfall-Geheimdiensttreffen-Operation.
1. Juli, 17:00 Uhr.
Ein Mossad-Agent flog über den Flughafen Entebbe...
... umflog das Flugfeld und behauptete, er habe technische Probleme.
Er funkte den Kontrollturm an und sagte, er könne sie nicht in den Griff bekommen...
... so dass er zurückfliegen musste. Unterdessen fotografierte er die ganze Zeit.
Die Crews wurden ausschließlich nach professionellen Gesichtspunkten ausgesucht.
AMNON HALIVNI Herkules-Pilot der israelischen Luftwaffe Es mussten erfahrene Piloten sein, die viel Erfahrung mit Herkules-Fliegern hatten.
lch hatte die Ehre, die Herkules-Maschinen in der israelischen Luftwaffe einzuweihen.
Wir waren vier sehr erfahrene Piloten, in jeglicher Hinsicht.
lch sah sie mir an, ich kannte die Details der Operation.
lch konnte nicht warten, weil ich befürchtete, dass sie es nicht schaffen würden...
... und Rabin die Antwort nicht mitbekäme.
So teilte ich kodiert übers Telefon mit, dass wir im Voraus planen...
... dass ich das Bildmaterial persönlich gesehen hätte.
Und da ich alles über die Operation wusste, war die Antwort an den Premierminister positiv.
Wir hatten den finalen Probelauf Freitag Nacht.
Es war unsere einzige Chance, Nachtbedingungen zu simulieren.
Eine Herkules-Maschine landete und wir trainierten alles immer wieder...
... bis jedes Teammitglied genau wusste, was es zu tun hatte.
Unser Ziel war es, einen maximalen Überraschungseffekt zu erzielen.
Ein Mercedes ist ein Fahrzeug, das nur hochrangige Funktionäre benutzen...
... und wenn ugandische Soldaten einen Mercedes aus 200 m Entfernung sehen....
... spielt es keine Rolle, wer sich im lnneren befindet.
Sie sehen einen Mercedes und stehen stramm.
3. Juli, 11:00 Uhr
Der Stabschef gab eine kurze Erklärung über den militärischen Plan...
... und Rabin sagte: „Noch Fragen?“ Da hob ein Minister seinen Finger und sagte:
„Könnte der Stabschef uns bitte eine ungefähre Schätzung...
... über die erwartete Anzahl an Verwundeten bei dieser Operation mitteilen?“
Und Motta sagte: „Hören Sie, wir haben einen guten Plan.
Sollten jedoch die Entführer 20-30 Sekunden bevor wir stürmen gewarnt werden...
... könnten wir eine Situation antreffen, in der alle Geiseln tot sind.
Wenn es irgendein Problem am Flughafen gibt...
... werden wir nicht in der Lage sein, unsere Männer rauszubekommen...
... und Sie könnten morgen mit dem Wissen aufwachen...
... dass wir 200 von den Besten der Besten unserer Leute verloren haben.“
3. Juli, 13: 10 Uhr
Die Bilder erreichten unsere Einheiten erst auf der Rollbahn...
... also kurz bevor sie Richtung Entebbe abflogen.
Wir sagten: „Erteilen Sie uns die Genehmigung, starten zu dürfen.
Sie haben immer noch 3 Stunden Zeit, um uns zurückzubeordern...
... ehe wir den Point of No Return erreicht haben.
Das gibt uns 3 weitere Stunden, um zu debattieren.“
Rabin fragte das Kabinett, ob es zustimmte. Es antwortete mit „ja“ und sie hoben ab.
lm Gegensatz zu all den Jahren als Kampfpilot, wo alles sehr schnell geht -
... dein Treibstoff ist höchstens nach 35 Minuten leer...
... man hebt ab und ist auch gleich schon wieder zu Hause -
... also ist deine ganze gefühlte Kampferfahrung eher kurz.
Man hat einen großen Adrenalinstoß und dann ist es vorbei, alles wieder beim Alten.
Hier aber...
... dauerte der Flug 8 Stunden und wirkt langsam durch und durch auf dein Hirn ein.
Den ganzen Weg zum Zielort saß ich in meinem Sitz...
... wie ein gewissenhafter Wächter, der auf einen wertvollen Schatz aufpasst...
... und alles was zählte war, diesen Flug sauber über die Bühne zu bringen...
... zu landen und den richtigen Ort zur richtigen Zeit zu erreichen.
lch sagte zu Yoni: „Pass auf! Zwei ugandische Soldaten!“
Und wir bemerkten, wie einer von beiden davonlief.
Er sah, wie sich das Auto näherte und leitete es zum Kontrollturm.
Wir kamen näher und ich fing an zu zählen: 80... 70... 50...
So wie wir es 20 Mal trainiert hatten:
Herunterzählen, anhalten und beginnen zu stürmen.
Und ich dachte, das ist zu schön, um wahr zu sein...
Als wir uns den Türen nähern wollten, schrie dieser eine Ugander: „Vorrücken!“
Was er meinte war: „Weisen Sie sich aus.“
Einer unserer Soldaten sah, was da vor sich ging...
... antizipierte den Ärger, der vom Ugander ausgehen würde...
... und feuerte mit seiner Kalaschnikow auf ihn.
Wir hörten einen einzelnen Schuss und dann mehrere Schüsse.
lch war wirklich sehr besorgt.
lch rannte nach vorne. Ein ugandischer Soldat feuerte auf uns.
Also schoss ich auf ihn. lch traf ihn in die Brust und er fiel um.
Dann sahen wir zwei Deutsche und schossen auch auf sie.
Ein weiterer IDF Soldat schrie unterdessen mit einem Megaphon Richtung Geiseln...
... dass sie sich hinlegen sollten. Drinnen schrien und brüllten alle...
... und er schrie auf Hebräisch und Englisch: „Hier ist die IDF, unten bleiben, nicht bewegen!“
lch warf mich zu Boden und...
... einer der tapferen französischen Stewards versuchte dann unter mich zu kriechen.
lch wusste erst nicht warum, aber dann sagte er:
„lch habe Angst, ich habe Angst...“ Und ich sollte wohl der Held sein und ihn retten.
lch funkte Yoni an, um zu sagen: „Mission erfüllt.“
Aber stattdessen hörte ich einen seiner Soldaten, der schrie:
„Muki, Yoni wurde getroffen! Yoni wurde getroffen!“
lch schritt nach draußen und sah Yoni auf dem Boden.
Eine Kugel war durch seine Schulter hindurch am Rücken wieder herausgekommen...
... und eine war in seinem Ellenbogen gelandet. Er lag dort bewusstlos, kreidebleich.
Sie haben alle Terroristen getötet.
Wir warteten dort und rührten uns nicht. Draußen wurde immer noch geschossen.
Und dann, als alles vorbei war, sagte ein IDF-Offizier auf Englisch zu uns:
„Steht auf, wir gehen nach Hause“.
Einige fuhren in den Kommandofahrzeugen, ich rannte, die Älteren fuhren...
... und wir eilten zu den Herkules-Maschinen - das war ein Gerenne, bei der ganzen Schießerei.
Keiner ist mehr drinnen, sie besteigen das FIugzeug.
Wir zähIen sie jetzt, ich gebe dir gIeich Bescheid. Over.
Überall flogen Kugeln, tausende Kugeln, und ich betete:
„Bitte Gott, mach, dass sie uns nicht treffen.“ Und Gott hörte auf mich...
Wir bestiegen das Flugzeug und dann sah ich Yoni NetanYahus Körper in Papier umhüllt.
lch wusste nicht, dass es Yonis Körper war, aber ich wusste, dass es ein Offizier war.
Da sagte ich zu mir: „Der Ärmste...
Er ist im Kampf gestorben, um uns zu befreien.“
Da standen 11 Migs alle in einer Reihe, das war die komplette ugandische Luftwaffe...
... und wir hatten den Befehl, sie zu zerstören - was wir auch taten.
- Das erste FIugzeug hebt ab. Over. - Gut. Danke. Over.
Es scheint jemand zu fehIen. Bitte prüft das.
Habt ihr überaII nachgesehen, um sicher zu sein, dass ihr aIIe GeiseIn gefunden habt? Over.
Haben wir. Ich habe seIbst zweimaI nachgesehen.
VieIIeicht hat man einen woanders hingebracht. Es ist keiner mehr da, am alten TerminaI. Over.
Unglücklicherweise war Mrs. Dora Bloch im Krankenhaus...
... und wir dachten alle, sie wäre dort in Sicherheit...
... aber wir hatten keine Ahnung, wie grausam Amin Dada sein konnte...
Nach der Operation gab ldi Amin den Befehl...
... sie aus ihrem Krankenhausbett zu zerren und sie umzubringen.
Als Rache natürlich. Wen suchte er sich aus, dieser ***?
Eine alte Frau im Krankenhaus.
Wir tankten wieder auf und da sagte Amnon Halivni:
„Sie sind der Kapitän des Air France Fluges.“ Er sah natürlich die vier Streifen und fuhr fort:
„Sie gehören ins Cockpit, mit uns zusammen.“
lch stimmte dem mit großem Vergnügen zu.
lch saß auf dem Boden des Flugzeuges und kniff mich: „Das ist doch alles nicht real...“
lch kniff mich, um zu sehen, ob ich gerade träumte...
Ein unglaubliches Gefühl... Das alles konnte nicht wahr sein.
Deine Gefühle erstarren, während die Aktion stattfindet.
Es dämmerte mir, als wir auf unserem Heimflug 20.000 Fuß über Addis Abeba flogen.
Plötzlich hörte ich den Bericht der 3 Uhr Morgennachrichten aus lsrael:
Die BBC berichtete, dass drei Flugzeuge, den Flughafen Entebbe gestürmt hatten...
... die Geiseln freigelassen und in unbekannte Richtung abgeflogen waren.
ln diesem Moment...
... realisierte ich zum ersten Mal, was wir eigentlich getan hatten.
lch bin ein sehr emotionaler Mensch. lch hatte Tränen in den Augen.
Aber ich war nicht der Einzige.
4. Juli, 9:30 Uhr
Wir wussten nicht, wie die Reaktion in lsrael auf die Entführung und die Rettung sein würde.
Es schien, als ob die ganze Nation da war, um uns in Empfang zu nehmen.
Wir waren absolut euphorisch. Das war vielleicht was...
So etwas Emotionales hatte es lange nicht gegeben...
Was es für mich bedeutete? Mein Leben. Es war, wie wiedergeboren zu werden.
Es ist Teil meines Lebens. lch habe einen Sohn, der Yoni heißt...
Es ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens...
Vier Zivilisten wurden getötet:
Dora Bloch, lda Borowicz, Pasco Cohen, Jean-Jacques Mimouni.
Leutnant Colonel Yonathan NetanYahu wurde im Gefecht getötet.
ln lsrael wurde die Rettungsaktion in Entebbe „Operation Yonathan“ getauft.
Uns war völlig klar, dass wenn Saddam die Möglichkeit hätte...
YITZHAK SHAMIR lsraelischer Kabinettminister ... uns mit Atombomben anzugreifen, er es auch tun würde.
Als der erste Golfkrieg begann, müssen die Amerikaner und Andere...
DAVE KIMKHI Chef des Mossad in Europa ... wohl vor Erleichterung aufgeseufzt haben, dass wir diesen Atomreaktor zerbombt hatten.
Hätten wir es nicht getan, weiß ich nicht, was im ersten Golfkrieg wohl passiert wäre.
DAVID IVRI lsraelischer Luftwaffenkommandeur Saddam Hussein war kein vollkommen rationaler Mensch, der eines Morgen aufwacht...
... und beschließt, einen Angriffsschlag auszuüben.
AVIEZER YA'ARI Kopf der Geheimdienstuntersuchungen Die lraker begannen, sich in den frühen 60ern für Nuklearenergie zu interessieren...
... als die Russen ihnen einen kleinen Reaktor bauten.
ln den frühen 70ern war ihr lnteresse vermehrt strategisch und militärischer Natur...
... als Saddam Hussein allmählich der mächtigste Mann im lrak wurde.
Saddam Husseins Ambitionen waren uns nicht unbekannt...
... und wir waren in Alarmbereitschaft bezüglich seiner Hegemonie-Pläne...
... und der Bedrohung, die er für lsrael darstellte.
JACQUES CHIRAC Französischer Außenminister Das Nuklear-Kooperationsabkommen steht, wir haben es derzeit auf Eis gelegt...
... und wenn die Europäische Gemeinschaft keine weiteren Einwände hat...
... wird es innerhalb eines Monats unterzeichnet.
GEORGES AMSEL Nuklearwissenschaftler Für ihn war es der Ausgangspunkt, um in Besitz der Bombe zu gelangen.
Das war der größte Forschungsreaktor aller Zeiten.
Es war ein Material-Test-Reaktor, genannt MTR, mit 70 Megawatt Leistung.
Es war der größte. Wozu brauchten sie ihn?
Daher war für jeden mit Weitblick ersichtlich...
... dass der Zweck der Bau einer Bombe war.
Sie erwarben zudem jede Art an Zubehör...
... das von den ltalienern und Schweizern entwickelt worden war.
Eine Bombe war schon genug. Können Sie sich einen Bombenwurf auf Tel Aviv vorstellen?
Stellen Sie sich Tel Aviv wie Hiroshima vor.
Entweder es war ihnen egal, oder die Leute, die sich mit Atomenergie auskannten...
... versuchten, die Menschen davon zu überzeugen, dass er nicht gefährlich war...
... und dass man ihn nicht für solche Zwecke verwenden konnte, er sei ja zu klein.
Und sie arbeiteten an dem Versuch, eine offizielle Erklärung abzugeben...
... von Seiten der Wissenschaftler, die das Problem kannten...
... dass OSIRAK keinerlei Schaden anrichten würde.
Menachem Begin war besorgt über die ganze Reaktorsache...
... und besorgt ist noch gelinde ausgedrückt.
Denn Menachem Begin lebte für die Sicherheit und die Stärke des Staates lsrael.
lch meine, er sah das als die größte Bedrohung für die Zukunft des Staates lsrael.
Für die Existenz des Staates lsrael.
1979 wurde ein spezielles Geheimdienstteam gegründet.
lch, als Luftwaffenkommandeur, nahm natürlich daran teil...
... um zu entscheiden, wie man den Bau des Reaktors stoppen konnte.
Die ersten *** waren diplomatischer Natur. Aber langsam kristallisierte sich ein Plan heraus.
lch begann, verschiedene Pläne zusammenzusetzen, genau wie vor 1978...
... und erteilte den Befehl, einen Angriff aus der Distanz vorzubereiten.
Wir bekamen Geheimdienstberichte über eine Schiffslieferung mit angereichertem Uran...
... die für den lrak bestimmt war.
Wir, die verschiedenen Sektionen, mussten eine rote Linie festsetzen und angreifen...
... bevor das Uran den Reaktor erreichen würde...
... weil ein solcher Angriff eine Umweltkatastrophe verursachen könnte.
Die erste Reaktion war ein Schockzustand, eine fürchterliche Stille...
... als ob ein schweres Gewicht auf meinem Kopf lag.
Dann stand Begin auf und sagte:
„Die Unterstützung der gesamten Regierung ist hierfür von Nöten...
... und ich sollte die Wahl verschieben, um die Opposition davon zu überzeugen.“
Es gab auch Uneinigkeit innerhalb der Geheimdienstgemeinschaft.
Selbst der Geheimdienstchef hatte Einwände, aus verschiedenen Gründen.
Sein Haupteinwand war in erster Linie...
... dass wir inmitten eines strategisch-historischen Prozesses mit ÄgYpten waren...
... der ruiniert werden könnte. Und der zweite Einwand war folgender:
lrak hatte so viel Geld, dass selbst wenn wir den Reaktor zerstören würden...
... sie jederzeit in 3 bis 5 Jahren einen neuen bauen konnten.
Und sollten wir jeden einzelnen Reaktor im mittleren Osten angreifen?
Und hier zeigte sich Begins ganze Größe, denn er sagte:
„lch habe keine Wahl, ich muss heute entscheiden.
Wenn wir's nicht tun, werde ich meinem Nachfolger einen aktiven Reaktor...
... und eine potentielle irakische Atombombe vermachen“.
Wir versuchten, die Schiffsladung mit dem Material hinzuhalten...
... und die Folgen zu erklären, die diese mit sich bringen könnte...
... und wir diskutierten, was wir tun sollten, falls unsere Versuche scheitern sollten.
Man kann einen politischen Führer nicht davon abhalten...
... Atomkraft oder andere unkonventionelle Waffen zu bekommen.
Man kann nur den Prozess verlangsamen, mit Embargos und Verzögerungen...
... indem man Ausstattung sabotiert, aber man kann sie nicht daran hindern, sie zu bekommen.
Jedes Land kann mit dem Preis in die Höhe gehen.
Daher ist das Ziel, ihre Möglichkeiten so gut es geht einzugrenzen...
... obgleich man sie nie voll und ganz zerstören wird.
Das Grundproblem in Frankreich war...
... dass alle Reaktorexperten ausnahmslos der Atomenergiekommission angehörten.
Und sie versuchten, die Politiker davon zu überzeugen...
... dass dieser Reaktor vollkommen harmlos war.
Sie wandten sehr starke Mittel hierfür an.
Die Atomenergiekommission log die Regierung und hochrangige Politiker sYstematisch an.
Wir wussten, dass der lrak ein sogenanntes „Waffenteam“ hatte...
... ein Team von Experten, das damals von einem lraker angeführt wurde, Jaafar Jaafar -
... aber da waren auch noch Andere.
Also ein Team, das für den Zusammenbau der Waffen zuständig war...
... und den ganzen Feinschliff machte.
Es ist eine komplizierte Aufgabe, die ein spezielles Waffenteam erforderte...
... und die lraker waren in diesem Punkt recht fortgeschritten.
Wir taten alles Mögliche, um die Operation zu verlangsamen.
Wir versuchten, an ihre Vernunft zu appellieren, und wir taten andere Dinge.
Beinhaltet das die Ermordung von Wissenschaftlern in Frankreich?
Gott bewahre...
Wie Ali Mashad im Meridian Hotel. Haben Sie etwas darüber gehört?
Gott bewahre, wir würden niemals sowas tun.
Sie erwarben nicht alles aus Frankreich.
Die heißen Zellen, für die Plutoniumgewinnung wurden in ltalien besorgt.
Wir bekamen den Befehl, 3 Phantom- und 2 SkYhawk-Geschwader...
... für einen Angriff aus der Distanz auszubilden...
... und wir versuchten, diese Herausforderung anzunehmen.
Aber wir hatten große Hindernisse zu bewältigen.
Selbst ich war besorgt, ob es zu schwer sei, und fragte mich, ob wir es hinkriegen würden.
Denn man muss sich vergewissern, dass genug Treibstoff für den Rückflug im Tank ist.
Wir schicken unsere Piloten nicht mit einem Einweg-Ticket los...
... sondern wir planen alles so ein...
... dass sie die bestmöglichen Chancen haben, nach Hause zurückzukehren.
EITAN BEN ELIAHU lsraelischer Kampfpilot Sie verlagerten die Produktionsanlage anstatt Richtung lran, in Richtung der lsraelis.
Die Flieger kamen im Juli 1980 an, und am 10. Mai, also 10 Monate später...
... befanden wir uns schon auf der Start- und Landebahn.
Das ist nicht sehr lange, um sich auf neue Fluggeräte einzustellen.
Denn Flugzeuge sind für gewöhnlich nicht in so kurzer Zeit funktionsbereit.
Nur ein sehr kleines Team in der Luftwaffe - nicht mehr als 5-6 Leute, meine ich -
... waren von all dem von Beginn an in Kenntnis...
... und einige Teams waren unterrichtet, ohne zu wissen, was genau vor sich ging.
Zum Beispiel, wenn ein Geheimdienstler die Auswertung der lnformationen machte...
... wusste er zu dem Zeitpunkt nicht, dass er eigentlich gerade an der Vorbereitung...
... eines Angriffs auf den Reaktor mitarbeitete.
Er wusste nur, dass er seine Arbeit erledigte.
Der Reaktor war fast fertig.
Der Kern war soweit und die Brennstoffstäbe waren eingesetzt.
Sie hatten Brennstoff aus Frankreich
... das zu militärischen Zwecken verarbeitet werden kann.
ln einem einzigen Jahr hatten sie 80 kg angereichertes Uran...
... obwohl man für einen Atomreaktor lediglich 24 kg braucht.
lch kann mir gut vorstellen, obwohl er es nie gesagt hat...
... dass es seine große Angst war, dass, falls er es nicht vor der Wahl tun könnte...
... und er dann die Wahlen verliert, der nächste Premierminister...
... die Operation womöglich nicht durchführen würde.
Und all das würde Folgen für die Existenz des Staates lsrael mit sich ziehen können.
Die französischen Experten beim Angriff auf den Reaktor zu verwunden...
... hätte größere diplomatische Probleme mit sich gebracht...
... was es - wenn möglich - zu vermeiden galt.
Es waren etwa 40 französische Experten im Gebäude, die selbst am Reaktor arbeiteten.
Was bedeutete, dass sie am Platz waren. Wir mussten vermeiden, sie zu verletzen.
Meine Entscheidung, um diese Uhrzeit anzugreifen...
... hatte nichts damit zu tun, wer sich im lnneren aufhalten könnte.
lch wollte den Angriff einfach durchführen, bevor es dunkel wurde.
Zunächst wollte ich den Angriff nach Sonnenuntergang starten...
... aber die Piloten sagten, sie bräuchten etwas Licht.
Daher zogen wir ihn um eine Stunde vor.
Mein Plan war, sollte ein Pilot abspringen, ich die ganze Nacht Zeit hätte, ihn zu bergen...
... ehe die lraker ihn finden würden.
Wir hatten gute Bilder, eine Reihe Satellitenbilder...
... und wir wussten, dass sich in der Gegend italienische und russische Fabriken befanden.
Die durften nicht getroffen werden.
Also lotsten wir unsere Piloten zu den Bombenabwurfstellen.
Die F15s formten ein Schutzschild um die Angriffsflieger herum...
... da diese nicht genug Treibstoff dabei hatten, um sich am Nahkampf zu beteiligen...
... und wir mussten sie vor sämtlichen feindlichen Fliegern schützen.
Die lraner griffen den Reaktor als Erste an und scheiterten zweimal.
Dadurch wurde die Luftabwehr um den Platz herum verschärft.
Wir waren gezwungen, möglichst nah an ihn heranzukommen und nicht gleich zu feuern.
Begin sah sich vor, einen Reaktor, der in Betrieb war anzugreifen...
... damit keine Radioaktivität ausstrahlen würde.
Sie wussten, dass der Reaktor in kurzer Zeit divertiert -
... das ist der technische Begriff dafür - und dann wäre es zu spät.
Entweder könnte er es dann nicht tun, oder es würde Radioaktivität ausstrahlen...
... und das hätte man als Verbrechen gegen die Menschheit angesehen.
Das Kabinett entschied einstimmig.
Begin hatte darauf beharrt, einen Konsens zu erreichen.
Und Ende 1980 gelang es ihm schließlich...
... auch den letzten Gegner, Leutnant General Yigael Yadin, zu überzeugen.
Begin glaubte, dass er die nächsten Wahlen vielleicht nicht gewinnen würde...
... und da es Monate brauchte, um eine Regierung in lsrael zu bilden...
... könnte das Uran sich bereits im Reaktor befinden.
Bis dahin hätte man noch keine entscheidungs- fähige Regierung zusammengestellt.
Daher musste es vor den Wahlen erledigt werden.
SHIMON PERES Oppositionsführer Die Bombardierung war am Tag von Mitterands Amtsantritt geplant.
lch wusste darüber Bescheid, weil mich jeder aus der Armee privat anrief...
... und mir sagte, ich solle die Situation retten.
lch traf Mitterand am Vorabend der Wahlen in Frankreich.
Wir waren sehr gute Freunde.
Wir trafen uns privat und er sagte zu mir: „Hör zu, Shimon, du kannst mir vertrauen.“
Begin rief mich an, ich traf ihn und er sagte:
„Was hast du vor? Willst du an dem Tag angreifen, an dem Mitterand sein Amt antritt?
Das würde man als Provokation ansehen.“ Und so verschob er das Ganze.
Mr. Begin war zielstrebig, oder eigentlich eher beunruhigt.
Er war besorgt, dass wenn Mr. Peres davon Wind bekommen hatte -
... und er sollte es ja nicht auf formellem Wege erfahren -
... die lnformationen eventuell in einen weiteren Kreis durchgesickert waren...
... was bedeuten würde, dass die Operation in Gefahr geraten könnte.
Um also zu diesem spezifischen Zeitpunkt sicher zu sein, sagte er die Mission ab.
Das Kabinett wählte dann...
... vier Leute, die den Zeitpunkt bestimmen sollten, um den taktischen Vorteil zu wahren.
Das waren Premierminister Begin, Außenminister Shamir, Stabschef Eitan...
... da Begin das Verteidigungsressort auch innehatte, und meine Wenigkeit.
Sie sahen, dass sich nichts änderte, und man griff die Option des Luftangriffs wieder auf...
... nachdem sie zuvor sämtliche diplomatischen Wege ausgeschöpft hatten.
Die Anspannung war sehr hoch. Wir fütterten die Männer mit Datteln...
... um sie an das irakische Essen zu gewöhnen -
... denn das ist das, was die lraker essen.
Und wir gaben ihnen Geld in der Landeswährung, für den Fall...
... dass sie gefangengenommen wurden, und machten die üblichen zYnischen Pilotenspäße.
Die Spannung war greifbar.
lch hatte ihr nie zuvor von unseren Operationen erzählt.
lch rief sie immer im Nachhinein aus dem Hauptquartier an...
... aber diesmal brachte mich irgendwas dazu, es ihr zu erzählen.
Die Wahrheit ist, ich schlief in jener Nacht sehr gut, ich war aber auch sehr müde.
Es war eine Erleichterung, mit jemandem die Last der Verantwortung teilen zu können.
Erst starteten die F15s.
Die Helikopter rückten zu ihrem Versammlungspunkt an.
Die Flieger des Geheimdienstes waren schon zuvor gestartet, um die Gegend zu überwachen...
... und zu gewährleisten, dass niemand unsere Absichten entdecken würde.
Wir hoben ab. Acht F16s flogen in niedriger Höhe...
ZEEV RAZ Kopf der Operation ... bewaffnet mit zwei Mark 84 Bomben - das sind 2.000 Pfund Bomben -
... zwei Luft-Luft-Raketen, und natürlich bis zum Rand aufgetankt.
König Hussein berichtete, während er auf seiner Yacht im Golf von Aqaba saß...
... dem Jordanischen Kontrollturm, sie gesehen zu haben.
Er malte sich aus, was für eine Mission das war...
... und wollte diese lnformation durch seine Leute an das andere Land weitergeben...
... aber sie kam nie an.
Wenn man sieht, dass nach einer halben Stunde alles in Ordnung ist...
... beruhigt sich alles allmählich, es gibt kein Warnsignal mehr, keiner ist sehr aufmerksam.
Daher muss man aufpassen und die Spannung aufrecht erhalten...
... damit man sofort auf der Hut ist und gleich bemerkt, was Sache ist.
Nach etwa 15 Minuten, tief im saudi-arabischen Territorium...
... war einer der externen Treibstofftanks blockiert...
... und der Treibstoff gelangte nicht in den Motor...
... was bedeutete, dass mir 9.000 Pfund weniger Treibstoff zur Verfügung stünden.
Das wiederum bedeutete, ich würde die Mission nicht erfüllen können.
Also versuchte ich, den Flieger eine Zeitlang durchzuschütteln.
Und nachdem ich es zwei, drei Minuten lang vergebens versucht hatte...
... sendete ich meinen Freunden ein Signal und kehrte nach Hause zurück.
lch war gerade 2¹/² Minuten auf dem Flug zurück...
... und versuchte dabei sämtliche Schalter an- und auszuschalten...
... den Flugcomputer an- und auszumachen, den Flieger immer wieder durchzuschütteln...
... und plötzlich gelang es mir, die Blockade zu lösen.
lch hatte wieder die normale Menge an Treibstoff zur Verfügung.
Also drehte ich wieder um, beschleunigte so schnell es ging...
... schloss zu meinen Freunden auf und war wieder zurück in der Mission.
Wenn man in Kriegszeiten fliegt - selbst wenn die Mission sehr hart ist -
... weiß man, dass sich die Aufmerksamkeit auf sehr viele Formationen richtet.
Aber in diesem Fall weiß man, dass alle Augen auf einen gerichtet sind.
Du denkst, dass alle lraker und alle lsraelis gerade auf einen schauen würden...
... und du bist der Anführer, du bist der Pilot, und wenn du einen Fehler machst...
... werden sich alle bis an dein Lebensende daran erinnern.
Die Anspannung und die nervliche Belastung war viel höher...
... als bei allen anderen Flugeinsätzen, die ich je absolviert habe.
Alle hielten sich in niedriger Höhe auf, bis die Bombardierung begann.
Selbst die F15s, die da waren, um die Jagdbomber zu beschützen.
ln der Minute, in der der Angriff gestartet wurde, schnellten alle in die Höhe.
Die lraker konnten aus irgendwelchen Gründen nichts auf ihren Bildschirmen erkennen.
lch denke, sie waren unachtsam...
... denn rein theoretisch hätten sie uns auf ihren Radarbildschirmen...
... 15 oder gar 20 Minuten früher sehen können, und eine Menge Zeit gehabt, uns abzufangen.
Der Reaktor war leicht ausfindig zu machen und...
... sieben von acht Piloten zielten sehr genau auf das Ziel.
Der erste Treffer auf das Ziel bedeckte es ziemlich mit Rauch.
Daher reichte es nicht, nur das Ziel anzuvisieren.
Man kann es sich zwar vom Gefühl her ausmalen...
... aber um eine genaue Einschätzung über das Ausmaß des Schadens zu haben...
... muss man auf später warten.
Und diese lnformation erhielt man frühesten am Tag danach.
Je mehr lnformationen zusammengetragen wurden...
... desto mehr hellte sich das Bild auf, und desto positiver wurde es.
Saddam Hussein wollte sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen, um eine Bombe zu bauen.
Daher versuchte er das Zentrifugieren, er probierte alle Techniken aus...
... magnetische Spaltungen, und so weiter und sofort.
Er hatte einen großen Plan, der bis zum Golfkrieg unbekannt war.
Lediglich über Osirak wusste man Bescheid.
Und der große Streitpunkt der Leute in der Atomenergie-Kommission war, dass...
... „wenn ich eine Bombe bauen würde, würde ich es nicht auf diese Weise machen“.
Das war völlig falsch, denn sie verstanden die Mentalität von Saddam Hussein nicht.
Er wollte nicht das Einfachste oder Beste oder den kürzesten Weg.
Er wollte alles ausprobieren.
Es sollte sich später herausstellen, dass er das angereicherte Uran wollte...
... damit er die Bombe unverzüglich bauen konnte.
Er hätte sofort vier Bomben bauen können, wenn er alles bekommen hätte.
Saddam Hussein, dieser verdammte Diktator!
Er bereitete giftige Atombomben gegen unsere Kinder vor...
... und hätte sie auf Tel Aviv, auf Jerusalem abgeworfen...
... um das jüdische Volk auf seinem eigenen Boden zu vernichten!
Am Anfang verstand keiner die Bedeutung des Angriffsschlags.
Bei meinen Treffen im Ausland, waren meine Militärkollegen voller Bewunderung.
Die Politiker sahen lsrael als halb verrückt an, fast wie Piraten.
Einige befürworteten es in den ersten Jahren.
Verteidigungsminister Weinberger forderte eine Bereinigung...
... und stoppte die Entwicklung der F16s und deren Bauteile.
Die USA froren die Beziehungen mit uns für drei Monate ein.
Nun können wir unseren geliebten Kindern sagen:
„lhr könnt eine neue Generation im Staate lsrael zur Welt bringen“.
Wir wurden in Großteilen der Welt wegen der Bombardierung des Reaktors heftigst kritisiert...
... aber ich denke, dass im Nachhinein die Ereignisse des ersten Golfkriegs...
... und natürlich auch die im zweiten, der Welt belegt haben...
... wie wichtig dieser Akt gewesen ist, nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt. �