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Geehrte Zuschauer!
Ihr sollt jetzt eine lateinische Version...
...von König Oedipus hören
Ein Opern-Oratorium nach der Tragödie des Sophokles...
...das jedoch nur die großen, monumentalen Züge beibehält
Ich rufe euch schrittweise das Drama in die Erinnerung zurück
Oedipus ist, unbewußt, in das Spiel von Mächten verstrickt...
...die aus dem Jenseits...
...in unser Leben eingreifen
Seit seiner Geburt umgarnen sie ihn mit Fallstricken...
...die sich nun, vor euren Augen, zusammenziehen
Und so beginnt das Drama:
Theben ist niedergeschlagen. Nach der Sphinx wütet jetzt die Pest
Der Chor fleht Oedipus an, seine Stadt zu erretten
Er hat vormals die Sphinx besiegt; er verspricht
Die Pest bringt uns um
Theben stirbt an der Pest
Von der Pest errette uns...
...an der Theben stirbt
Oedipus, die Pest ist da
Befreie die Stadt von der Pest!
Rette die sterbende Stadt!
Meine Kinder!
Ich werde euch befreien
Ich werde euch von der Pest befreien
Ich, der ruhmreiche Oedipus, ich liebe euch
Ich, Oedipus, werde euch retten
Rette uns, rette die Stadt!
Rette uns, ruhmreicher Oedipus!
Was muß geschehen, Oedipus...
...daß wir befreit werden?
Meiner Gattin Bruder wurde entsandt
Das Orakel befragt er
Zum Gott wurde Kreon entsandt
Er befragt das Orakel, was zu tun sei
Möge Kreon nicht säumen!
Heil dir, Kreon! Wir hören dich!
Sei gegrüßt! Wir lauschen
Hier kommt Kreon, des Oedipus Schwager
Das Orakel fordert Sühne für die Ermordung des Laius
Der Mörder verbirgt sich in Theben
Er muß gefunden werden um jeden Preis
Oedipus rühmt sich seiner Kunst im Rätsellösen
Er löste das Rätsel der Sphinx
Er wird den Mörder aufspüren und verjagen
Es antwortet der Gott:
Rächt Laius! Rächt das Verbrechen!
Forscht nach dem Mörder!
In Theben verbirgt er sich
Verborgen hält sich der Mörder des Königs
Entdeckt die schmähliche Tat!
Wascht Theben rein!
Wascht Theben rein von der Schande!
Rächt des Königs Tod...
...Laius' gewaltsamen Tod!
Der Mörder verbirgt sich in Theben
Ihr müßt ihn finden, den uns der Gott zu vertreiben befiehlt
Er hat Theben die Pest gebracht
So sprach Apollo, der Gott
Nicht du wirst das alte Verbrechen entdecken
Ich werde Theben durchsuchen
Der Ruchlose lebt in Theben
Der Gott hat gesprochen
Zu dir hat er gesprochen
Mir muß er sich ausliefern
Ihr müßt ihn anklagen
Theben will ich durchforschen...
...aus Theben ihn vertreiben
Nicht du wirst das alte Verbrechen aufdecken
- In Theben lebt der Ruchlose - Der Gott hat versprochen
Die Sphinx enträtselte ich
Ich werde auch dieses Rätsel lösen, ich, der ruhmreiche Oedipus
Ich werde Theben wieder erretten
Ich, Oedipus, löse das Rätsel
Löse es!
- Ich verspreche, es zu lösen - Löse es, Oedipus, löse es!
Ich, Oedipus, der Ruhmreiche, verspreche es; ich werde es lösen
Oedipus befragt Tiresias...
...den Quell der Wahrheit, den Seher
Tiresias weicht der Antwort aus
Er weiß nur zu wohl, daß Oedipus Spielball der herzlosen Götter ist
Sein Schweigen erzürnt Oedipus
Er beschuldigt Kreon, den Thron für sich zu beanspruchen...
...und Tiresias, dessen Helfer zu sein
Empört über solches Unrecht, faßt Tiresias den Entschluß
Sein Spruch lautet:
Der Königsmörder ist der König
Delischer Gott, wir warten
Minerva, Tochter Jupiters...
...thronende Diana...
...und du, Phoebus, berühmter Bogenschütze, kommt uns zu Hilfe!
Wie der Geier stürzt das Unheil auf uns herab
Tod folgt auf Tod...
...unbegraben liegen Leichen über Leichen
Verjage ihn...
...treib ihn aufs Meer hinaus, diesen grausamen Mars...
...der ungerüstet mit rasendem Heulen uns Wehrlose versengt
Und du, Bacchus, mit deiner Fackel eile herbei...
...und brenne den schändlichsten der Götter
Sei gegrüßt, Tiresias, hochberühmter Mann, du Seher!
Sag uns an, was der Gott fordert
Sprich schnell, kundig der heiligen Zeichen, sprich!
Ich kann es nicht sagen
Ich darf es nicht sagen
Verboten ist's, dies auszusprechen
Oedipus, ich kann es nicht
Zwinge mich nicht zu sprechen. Hüte dich, daß ich rede
Ruhmreicher Oedipus, Schweigen ist geboten
Dein Schweigen klagt dich an
Du bist der Mörder
Unglücklicher, so will ich reden
Da du mich beschuldigst, werde ich reden:
Werde künden, was der Gott sagte
Kein Wort werde ich verhehlen
Unter euch weilt der Mörder
In eurer Mitte ist er
Er ist einer von euch
Der König ist des Königs Mörder
Der König hat Laius erschlagen
Der König erschlug den König
Der Gott klagt den König an
Der Mörder ist der König!
Der König muß aus Theben vertrieben werden
Der frevelhafte König schändet die Stadt
Der König ist des Königs Mörder
Neid ist des Glückes Todfeind
Ihr habt mich zum König gemacht
Ich rettete euch durch meinen Lösungsspruch...
...und ihr machtet mich zum König
Das Rätsel galt es zu lösen. Wem fiel die Lösung zu?
Dir, Glorreicher, dir, dem Seher?
Von mir ward es gelöst!
Und mich machtet ihr zum König
Neid ist des Glückes Todfeind
Nun trachtet einer nach meinem Amt
Kreon will das Amt des Königs
Bestochen bist du, Tiresias!
Ich decke das Verbrechen auf
Kreon will König werden
Wer befreite euch von dem Rätsel?
Ich, Freunde!
Ich, Oedipus, der Ruhmreiche!
Neid ist des Glückes Todfeind
Sie wollen den Sturz des Königs...
...eures ruhmreichen Königs
Ruhm!
Lobpreis der Königin Iokaste...
...im pestverseuchten Theben!
Im pestverseuchten Theben...
...Lobpreis unserer Königin
Lobpreis der Gattin des Oedipus
Der Streit der Fürsten ruft Iokaste herbei
Ihr werdet hören, wie sie diese zu beschwichtigen sucht...
...ihnen die Schande vor Augen führt, so zu lästern...
...in einer kranken Stadt
An die Orakel glaubt sie nicht und straft sie Lügen
Man habe geweissagt, Laius würde von der Hand ihres Sohnes fallen
Aber Laius wurde von Räubern erschlagen...
...am Kreuzweg der drei Straßen von Daulis und Delphi
Trivium, Kreuzweg!
Merkt euch dieses Wort!
Es macht Oedipus erschauern
Er erinnert sich, wie er, kurz bevor ihm die Sphinx begegnete...
...von Korinth kommend, an diesem Kreuzweg einen alten Mann tötete
Wenn dies Laius gewesen...
...was dann?
Nach Korinth kann er nicht zurück
Hatte ihm doch das Orakel angedroht...
...er werde seinen Vater töten und seine Mutter heiraten
Ihm wird bange
Schämt ihr euch nicht, Fürsten...
...für euer Geschrei? In der kranken Stadt...
...lauthals persönlichen Zwist auszutragen?
Schämt ihr euch nicht?
So zu schreien in der kranken Stadt...
...um persönlicher Dinge willen?
So vor allen Leuten zu schreien?
Laut vor allen Leuten euch zu zanken?
Fürsten, schämt ihr euch nicht dafür?
Orakeln ist nicht zu trauen
Denn sie lügen immer
Orakel...
...lügnerisch sind Orakel
Wem sollte der Königsmord zukommen?
Meinem Sohne!
Je nun, der König wurde ermordet
Am Kreuzweg ist Laius gestorben
Orakeln ist nicht zu trauen
Denn sie lügen immer
- Am Kreuzweg ist Laius gestorben - Trivium! Kreuzweg!
- Orakeln ist nicht zu trauen - Trivium! Kreuzweg!
- Sie lügen immer - Trivium! Kreuzweg!
Hütet euch vor Orakeln!
Ich erschaudere, Iokaste!
Entsetzliche Angst fällt mich an
Iokaste, höre!
Vom Kreuzweg sprachst du?
Ich habe einen Alten erschlagen
Als ich von Korinth herkam...
...erschlug ich ihn am Kreuzweg
Die Orakel lügen immer
Oedipus, hüte dich vor Orakeln...
...denn sie lügen
- Gräßliche Angst faßt mich an - Hüte dich vor Orakeln
- Plötzlich erschaudere ich - Laß uns nach Hause zurückkehren
Ich tötete einen greisen Mann
Laß uns schnell zurückkehren
- Ich will die Wahrheit wissen - Hier gibt es nichts zu erfragen
Die Wahrheit muß ich wissen!
Ich will den Hirten sprechen
Es lebt ein Augenzeuge der Tat
Iokaste, ihn muß ich befragen
Ich will die Wahrheit wissen!
Ein Bote meldet Oedipus den Tod des Polybos...
...und enthüllt ihm, daß er nur dessen Pflegesohn gewesen
Nun begreift Iokaste
Sie versucht, Oedipus mit sich zu ziehen
Sie enteilt
Oedipus meint, sie schäme sich, eines Emporkömmlings Weib zu sein
Oedipus, so stolz darauf, jedes Rätsel zu lösen...
...ist nun in der Falle
Doch er allein merkt es nicht
Die Wahrheit überfällt ihn
Er stürzt, stürzt sehr tief
Hier ist der Hirte, der alles weiß...
...der Bote des Grauens
Polybos ist gestorben
Der alte Polybos ist tot
Er war Oedipus' Vater nicht
Von mir empfing ihn Polybos
Ich brachte ihn dem König
Der wahre Vater des Oedipus war er nicht
Sein falscher Vater ward er durch mich!
Sein falscher Vater ward er durch dich!
Gefunden hatt' ich ihn im Gebirg, den Knaben Oedipus
Ausgesetzt ward er im Berg, der kleine Oedipus...
...die Füße durchbohrt...
...wund an den Füßen
Im Gebirg' hatt' ich ihn gefunden...
...und hab ihn zu dem Hirten gebracht, den kleinen Oedipus
Ungeheuerliches muß ich hören
Ein herrlicher Gott hat Oedipus gezeugt...
...mit einer Nymphe von dem Berge, wo er gefunden wurde
Schweigen wäre Pflicht, nie davon reden
In der Tat: Gefunden hat er das Knäblein Oedipus...
...von seinem Vater, seiner Mutter im Gebirge ausgesetzt...
...die Füße durchbohrt, gefesselt
Hättest du doch nicht gesprochen!
Für immer sollte es verborgen bleiben
Verschweigen sollte man es, nie davon reden
Gewiß werden wir Ungeheuerliches erfahren
Wer Oedipus ist, will ich wissen
Iokaste schämt sich, sie flieht
Sie schämt sich des Heimatlosen, schämt sich seiner Herkunft
Ich werde Oedipus' Herkunft kennen
Meine Herkunft werde ich kennen
Gewiß werden wir Ungeheuerliches erfahren
Oedipus' Herkunft will ich wissen, die Herkunft des Heimatlosen
Ich, der Heimatlose, frohlocke
Im Gebirge fand man ihn, ausgesetzt von seiner Mutter
Des Laius' und der Iokaste Sohn ist er!
Laius', seines Vaters Mörder!
Iokastens, seiner Mutter Gatte!
Du hättest nie sprechen sollen, Schweigen hieß das Gebot
Von Iokaste ausgesetzt, ist er im Gebirge gefunden worden
Geboren zu Unrecht...
...zu Unrecht vermählt...
...habe ich jenen Mann zu Unrecht getötet
Die Wahrheit tritt ans Licht
Und nun werdet ihr den Chor hören...
...der das Ende Iokastens schildert
Die Frau verriegelt die Tür...
...rauft sich vor Schmerz das Haar
Oedipus schlägt an die Tür
Er erbricht das Schloß und tritt ein
Ihm bietet sich ein grauenvolles Bild
Oedipus löst die goldene Spange aus dem Haar der Königin
Er sticht sich die Augen aus
Er will allen zeigen...
...das scheußliche Tier, den Blutschänder, den Vatermörder
Man vertreibt ihn...
...mit sanfter Gewalt
Lebe wohl, armer Oedipus!
Wir liebten dich
Iokastens göttlich Haupt ist tot!
Sie rauft sich das Haar...
...schließt sich ein und klagt
Oedipus stürzt herbei, schlägt an die Tür und schreit
Iokastens göttlich Haupt ist tot!
Und als er die Tür aufgebrochen, erblickten alle das erhängte Weib
Oedipus stürzte zur ihr, löste sie aus der Schlinge und legte sie hin
Und mit ihrer goldenen Spange stach er die Augen sich aus
Schwarz troff das Blut
Iokastens göttlich Haupt ist tot!
Schwarz troff das Blut
Schwarzes Blut quoll heraus
Oedipus schrie und verfluchte sich
Er zeigte sich allen
Seht, die Tür steht offen!
Seht das grausames Schauspiel
Seht den grauenvollen Anblick!
Iokastens göttlich Haupt ist tot!
Seht dort den König Oedipus!
Das häßliche Ungeheuer!
Seht ihn euch an, den Oedipus!
Den geblendeten König Vatermörder!
Armseliger Oedipus! Rätsellöser!
Da steht er. Seht ihn euch an!
Seht ihn an, den König Oedipus!
Lebe wohl, Oedipus!
Ich liebte dich. Ich beweine dich
Armer Oedipus...
...um deine Augen ist mir leid
Lebe wohl, Oedipus, unser armer Oedipus!
Ich liebte dich, Oedipus
Ich sage dir Lebewohl, Oedipus, ich sage dir Lebewohl
Übersetzung: Ernst-F. Podlessnig Bearbeitung: Bernd Delfs Untertitel: Mary Adams © 1994 Philips Classics