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Mein Herr Haushofmeister!
Sie suche ich im ganzen Hause!
Womit kann ich dienen?
Ich muß allerdings bemerken, daß ich pressiert bin.
Die Vorbereitungen zur heutigen großen Assemblée
im Hause des reichsten Mannes in Wien,
wie ich meinen gnädigen Herrn wohl betiteln darf...
Ein Wort nur!
Ich höre soeben, was ich allerdings nicht begreifen kann...
Und das wäre?
...und was mich in erklärliche Aufregung versetzt...
In Kürze, wenn ich bitten darf!
Daß bei der heutigen festlichen Veranstaltung hier im Palais,
nach der Opera seria meines Schülers
- kaum traue ich meinen Ohren - noch eine weitere,
und zwar gleichfalls sozusagen musikalische Darbietung
in Aussicht genommen ist,
eine Art von Singspiel oder niedrige Posse
in der italienischen Buffo-Manier!
- Das kann nicht geschehen! - Kann nicht?
Wieso?
- Darf nicht! - Wie beliebt?
Das wird der Komponist nie und nimmer gestatten!
Wer wird? Ich höre: gestatten.
Ich wüßte nicht, wer außer meinem gnädigen Herrn,
in dessen Palais Sie sich befinden
und Ihre Kunstfertigkeiten heute zu produzieren die Ehre haben,
etwas zu gestatten, geschweige denn anzuordnen hätte!
Es ist wider die Verabredung.
Die Opera seria "Ariadne"
wurde eigens für diese festliche Veranstaltung komponiert.
Und das ausbedungene Honorar
wird nebst einer munifizenten Gratifikation durch meine Hand
in die Ihrige gelangen.
Ich zweifle nicht
an der Zahlungsfähigkeit eines steinreichen Mannes.
Für den Sie samt Ihrem Eleven
Ihre Notenarbeit zu liefern die Auszeichnung hatten.
Was dann steht noch zu Diensten?
Diese Notenarbeit ist ein ernstes bedeutendes Werk.
Es kann uns nicht gleichgültig sein,
in welchem Rahmen dieses dargestellt wird!
Jedennoch bleibt es meinem gnädigen Herrn
summo et unico loco überlassen,
welche Arten von Spektakel er seinen hochansehnlichen Gästen
nach Vorsetzung einer feierlichen Kollation zu bieten gesonnen ist.
Zu diesen die Verdauung fördernden Genüssen rechnen Sie demnach
die heroische Oper "Ariadne"?
Zuvörderst diese,
danach das für Punkt neun Uhr anbefohlene Feuerwerk
und zwischen beiden die eingeschobene Opera buffa.
Womit ich die Ehre habe, mich zu empfehlen.
Wie soll ich das meinem Schüler beibringen?
Hier finden Euer Gnaden die Mamsell Zerbinetta.
Sie ist bei der Toilette. Ich werde anklopfen.
Laß Er das sein und geh' Er zum Teufel!
Das ist die Sprache der Leidenschaft,
verbunden mit einem unrichtigen Objekt.
Lieber Freund, verschaffen Sie mir die Geigen!
Richten Sie ihnen aus, daß sie sich hier versammeln sollen
zu einer letzten kurzen Verständigungsprobe.
Die Geigen werden schwerlich kommen,
erstens, weils keine Füß nicht haben, und zweitens, weils in der Hand sind!
Wenn ich sage: die Geigen, so meine ich die Spieler.
Ach so! Die sind aber jetzt dort, wo ich auch hin sollt'!
und wo ich gleich sein werd', anstatt mich da mit Ihnen aufzuhalten.
- Wo ist das? - Bei der Tafel!
Jetzt? Eine Viertelstunde vor Anfang meiner Oper beim Essen?
Wenn ich sag': bei der Tafel,
so mein' ich natürlich bei der herrschaftlichen Tafel,
nicht beim Musikantentisch.
- Was soll das heißen? - Aufspielen tun sie.
Capito? Sind also für Sie derzeit nicht zu sprechen.
So werde ich mit der Demoiselle die Arie der Ariadne repetieren.
Hier ist nicht die Demoiselle drin, die Sie suchen,
diejen'ge Demoiselle aber, die hier drin ist,
ist für Sie ebenfalls nicht zu sprechen.
Weiß Er, wer ich bin?
Wer in meiner Oper singt, ist für mich jederzeit zu sprechen!
Eselsgesicht! Sehr unverschämter frecher Esel!
Der Eselskerl läßt mich allein hier vor der Tür...
hier vor der Tür mich stehn
und geht.
Oh, ich möcht' vieles ändern noch in zwölfter Stund...
Und heut wird meine Oper...
O der Esel! Die Freud!
Du allmächtiger Gott!
O du mein zitterndes Herz!
Du allmächtiger Gott!
Dem Bacchus eintrichtern, daß er ein Gott ist! Ein seliger Knabe!
Kein selbstgefälliger Hanswurst mit einem Pantherfell!
Mir scheint, das ist seine Tür.
O du Knabe, du Kind, du allmächtiger Gott!
Das! Für einen Bacchus!
Das mir aufzusetzen, mutet Er zu.
Da hat Er, Lump, für seinen Bacchuskopf!
Mein Wertester! Sie allerdringendst muß ich sprechen!
Dero mißhelliges Betragen kann ich belächelnd nur
einer angeborenen Gemütsaufwallung zurechnen.
Mein Wertester!
Habe meinerseits keine Ursache,
wegen meiner Leistungen vor Ihnen zu erröten!
Hat der Herr leicht ein Stückerl Schreibpapier?
Hätt' mir gern was aufnotiert! Ich vergeß nämlich gar leicht.
Kann nicht dienen.
Erst nach der Oper kommen wir daran.
Es wird keine kleine Mühe kosten,
die Herrschaften wieder lachen zu machen,
wenn sie sich erst eine Weile gelangweilt haben.
Oder meinen Sie, es wird mir gelingen?
Schnell, lieber Freund! Einen Lakai zu mir!
Ich muß unbedingt sofort den Grafen sprechen.
Du kannst jetzt nicht eintreten.
Sie ist beim Frisieren.
Wer ist dieses Mädchen?
Sie werden leichtes Spiel haben, Mademoiselle.
- Die Oper ist langweilig - Sei sie wer immer!
über die Begriffe, und was die Einfälle anlangt,
so steckt in meinem linken Schuhabsatz mehr Melodie
als in dieser ganzen "Ariadne auf Naxos".
Wer ist dieses entzückende Mädchen?
Um so besser, wenn sie dir gefällt.
Es ist die Zerbinetta.
Sie singt und tanzt mit vier Partnern das lustige Nachspiel,
das man nach deiner Oper gibt.
Nach meiner Oper?
Ein lustiges Nachspiel?
Tänze und Triller,
freche Gebärden und zweideut'ge Reden nach "Ariadne"?
Sag mir's!
Ich bitte dich um alles!
Das Geheimnis des Lebens tritt an sie heran,
nimmt sie bei der Hand,
und sie bestellen sich eine Affenkomödie,
um das Nachgefühl der Ewigkeit
aus ihrem unsagbar leichtfertigen Schädel fortzuspülen!
- O ich Esel! - Beruhige dich!
Ich will mich nicht beruhigen!
Ein heiteres Nachspiel! Ein Übergang zu ihrer Gemeinheit!
Dieses maßlos ordinäre Volk will sich Brücken baun
aus meiner Welt hinüber in die seinige!
O Mäzene!
Das erlebt zu haben, vergiftet meine Seele für immer!
Es ist undenkbar, daß mir je wieder eine Melodie einfällt!
In dieser Welt kann keine Melodie ihre Schwingen regen!
Und gerade früher ist mir eine recht schöne eingefallen!
Ich habe mich über den frechen Lakaien erzürnt,
da ist sie mir aufgeblitzt.
Dann hat der Tenor dem Perückenmacher eine Ohrfeige gegeben.
Da hab' ich sie gehabt!
Ein Liebesgefühl, ein süß bescheidenes,
ein Vertrauen, wie diese Welt es nicht wert ist.
Da.
Du, Venus' Sohn, gibst süßen Lohn für unser Sehnen und Schmachten!
Mein junges Herz und all mein Sinnen und Trachten.
O du Knabe, du Kind, o du mächtiger Gott!
O du mächtiger Gott!
Hast ein Stückerl Notenpapier?
Meine Partner, meine erprobten Freunde!
Jetzt meinen Spiegel, mein Rot! Meinen Crayon!
Und du hast es gewußt! Du hast es gewußt!
Mein Freund, ich bin halt dreißig Jahre älter als du
und hab' halt gelernt, mich in die Welt zu schicken.
Wer so an mir handelt, der ist mein Freund gewesen!
Haben Sie nach dem Grafen geschickt?
Pfui! Was gibt's denn da für Erscheinungen?
Uns mit dieser Sorte von Leuten in einen Topf?
Weiß man hier nicht, wer ich bin? Wie konnte der Graf...
Wenn das Zeug so langweilig ist,
dann hätte man doch uns zuerst auftreten lassen sollen,
bevor sie übellaunig werden.
Haben sie sich erst eine Stunde gelangweilt,
so ist es doppelt schwer, sie lachen zu machen.
Im Gegenteil. Man kommt vom Tisch,
man ist beschwert und wenig aufgelegt,
man macht unbemerkt ein Schläfchen,
klatscht dann aus Höflichkeit und um sich wach zu machen.
Indessen ist man ganz munter geworden.
"Was kommt jetzt?" sagt man sich.
"Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber":
ein heitres Nachspiel mit Tänzen, leichte, gefäll'ge Melodien,
ja! eine Handlung, klar wie der Tag, da weiß man, woran man ist.
"Das ist unser Fall", sagt man sich,
da wacht man auf, da ist man bei der Sache!
Und wenn sie in ihren Karossen sitzen,
wissen sie überhaupt nichts mehr,
als daß sie die unvergleichliche Zerbinetta haben tanzen sehn.
Erzürnen Sie sich nicht um nichts und wieder nichts.
"Ariadne" ist das Ereignis des Abends,
um "Ariadne" zu hören, versammeln sich Kenner
und vornehme Personen im Haus eines reichen Mäzens,
"Ariadne" ist das Losungswort.
Sie sind Ariadne,
und morgen wird überhaupt niemand mehr wissen,
daß es außer "Ariadne" noch etwas gegeben hat.
Die Herrschaften stehen vom Tisch auf!
Man sollte sich hier beeilen.
Meine Damen und Herrn, an Ihre Plätze.
Ihnen allen habe ich eine plötzliche Anordnung
meines gnädigen Herrn auszurichten.
Ist schon geschehen.
Wir sind bereit, in drei Minuten mit der Oper "Ariadne" anzufangen.
Der gnädige Herr haben sich nunmehr wiederum anders besonnen.
Es soll also nicht mit der Oper begonnen werden?
Was ist das?
Um Vergebung. Wo ist der Herr Tanzmeister?
Was wünscht man von mir?
Ich habe einen Auftrag meines gnädigen Herrn
für Sie beide.
Mein gnädiger Herr belieben, das von ihm selbst genehmigte Programm
umzustoßen...
Jetzt im letzten Moment? Das ist doch ein starkes Stückl!
...umzustoßen
und folgendermaßen abzuändern.
Das Nachspiel wird Vorspiel,
wir geben zuerst "Die ungetreue Zerbinetta",
dann "Ariadne".
Sehr vernünftig.
Um Vergebung.
Die Tanzmaskerade wird weder als Nachspiel noch als Vorspiel aufgeführt,
sondern mit dem Trauerstück "Ariadne"
gleichzeitig.
Ha! Ist dieser reiche Herr besessen?
Will man sich über uns lustig machen?
Sind die Leute wahnsinnig?
Ich muß augenblicklich den Grafen sprechen!
Es ist genau so, wie ich es sage.
Wie Sie es machen werden, ist natürlich Ihre Sache.
Unsre Sache!
Mein gnädiger Herr ist der für Sie schmeichelhaften Meinung,
daß Sie beide Ihr Handwerk genug verstehen,
um eine solche kleine Änderung auf eins, zwei durchzuführen.
Es ist nun einmal der Wille meines gnädigen Herrn,
die beiden Stücke, das lustige und das traurige,
mit allen Personen und der richtigen Musik,
so wie er sie bestellt und bezahlt hat,
gleichzeitig auf seiner Bühne serviert zu bekommen.
- Warum gleichzeitig? - Da muß ich mich ja beeilen!
Und zwar so, daß die ganze Vorstellung deswegen auch
nicht einen Moment länger dauert,
denn für Punkt neun Uhr ist ein Feuerwerk im Garten anbefohlen.
Ja, wie um aller Götter willen stellt sich denn Seine Gnaden das vor?
Eine innere Stimme hat mir von der Wiege an
etwas Derartiges vorausgesagt.
Es ist wohl nicht die Sache meines gnädigen Herrn,
wenn er ein Spektakel bezahlt hat,
sich auch noch damit abzugeben, wie es ausgeführt werden soll.
Seine Gnaden ist gewöhnt, anzuordnen
und seine Anordnungen befolgt zu sehen.
Zudem ist mein gnädiger Herr schon seit drei Tagen ungehalten darüber,
daß in einem so wohlausgestatteten Hause wie das seinige
ein so jämmerlicher Schauplatz
wie eine wüste Insel ihm vorgestellt werden soll,
und ist eben, um dem abzuhelfen,
auf den sublimen Gedanken gekommen,
diese wüste Insel durch das Personal aus dem anderen Stück
einigermaßen anständig staffieren zu lassen.
Das finde ich sehr richtig.
Es gibt nichts Geschmackloseres als eine wüste Insel.
Ariadne auf Naxos, Herr.
Sie ist das Sinnbild der menschlichen Einsamkeit.
Ebendarum braucht sie Gesellschaft.
Nichts um sich als das Meer,
die Steine, die Bäume, das fühllose Echo.
Sieht sie ein menschliches Gesicht, wird meine Musik sinnlos.
Aber der Zuhörer unterhält sich.
So wie es jetzo ist, ist es, um stehend einzuschlafen.
Um Vergebung, aber ich bitte, sich höchlich zu beeilen,
die Herrschaften werden sogleich eintreten.
Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.
Wenn man zwei Stunden Zeit hätte, um über die Lösung nachzudenken.
Darüber willst du nachdenken, wo menschliche Gemeinheit,
stier wie die Medusa, einem entgegengrinst.
Fort! Was haben wir hier verloren?
Was wir hier verloren haben?
Die fünfzig Dukaten unter anderem,
von denen du das nächste halbe Jahr zu leben gedachtest!
Ich habe nichts mit dieser Welt gemein.
Wozu leben in ihr?
Ich weiß wirklich nicht,
warum Sie beide einem so vernünftigen Vorschlag
solch übertriebene Schwierigkeiten entgegensetzen!
Meinen Sie im Ernst, es ließe sich machen?
Nichts leichter als das.
Die Oper enthält Längen, gefährliche Längen. Man läßt sie weg.
Diese Leute wissen zu improvisieren, finden sich in jede Situation.
Still,
wenn er uns hört, begeht er Selbstmord.
Fragen Sie ihn, ob er seine Oper lieber heute ein wenig verstümmelt hören will,
oder ob er sie niemals hören will.
Schaffen Sie ihm Tinte, Feder, einen Rotstift, was immer!
Es handelt sich darum, Ihr Werk zu retten!
Lieber ins Feuer!
Hundert große Meister, die wir auf den Knien bewundern,
haben ihre erste Aufführung mit noch ganz andern Opfern erkauft.
Meinen Sie?
Hat er recht? Du?
Darf ich denn?
Muß ich denn?
Sehen Sie zu, daß er genug streicht.
Ich rufe indeß Zerbinetta.
Wir erklären ihr in zwei Worten die Handlung.
Sie ist eine Meisterin im Improvisieren: da sie immer nur sich selber spielt,
findet sie sich in jeder Situation zurecht.
Die andern sind auf sie eingespielt, es geht alles wie am Schnürchen.
Der Ariadne müssen Sie streichen.
Sehn Sie zu, daß er dem Bacchus einiges wegnimmt.
- Man erträgt es nicht, diesen Mann - Niemand hält es aus, wenn diese Frau
- so viel hohe Töne singen zu hören. - unaufhörlich auf der Bühne steht.
Er nimmt ihr zwei Arien weg, Ihnen keine Note.
Verraten Sie mich nicht.
Er nimmt dem Bacchus die halbe Rolle.
Ariadne ist eine Königstochter.
Sie ist mit einem gewissen Theseus entflohen,
dem sie vorher das Leben gerettet hat.
So etwas geht selten gut aus.
Theseus wird ihrer überdrüssig
und läßt sie bei Nacht auf einer wüsten Insel zurück.
- Noch das, es muß sein! - Kleiner Schuft!
Sie verzehrt sich in Sehnsucht und wünscht den Tod herbei.
Den Tod! Das sagt man so.
Natürlich meint sie einen andern Verehrer.
Natürlich, so kommt's ja auch!
Nein, Herr, so kommt es nicht.
Denn, Herr, sie ist eine von den Frauen,
die nur einem im Leben gehören
und danach keinem mehr...
keinem mehr als dem Tod.
Der Tod kommt aber nicht, sondern das Gegenteil, wetten wir.
Vielleicht auch ein blasser, dunkeläugiger Bursche,
- wie du einer bist. - Sie vermuten ganz recht.
Es ist der jugendliche Gott Bacchus, der zu ihr kommt!
Als ob man das nicht wüßte!
Nun hat sie für's nächste ja, was sie braucht.
Sie hält ihn für den Todesgott.
In ihren Augen, in ihrer Seele ist er es, und darum,
einzig darum...
Das will sie dir weismachen.
Einzig nur darum geht sie mit ihm auf sein Schiff!
Sie meint zu sterben?
Nein!
Sie stirbt wirklich.
Du wirst mich meinesgleichen kennen lehren!
Sie ist nicht Ihresgleichen!
Ich weiß es, daß sie stirbt.
Ariadne ist die eine unter Millionen,
sie ist die Frau, die nicht vergißt.
Kindskopf.
Merkt auf: wir spielen mit in dem Stück "Ariadne auf Naxos".
Das Stück geht so:
eine Prinzessin ist von ihrem Bräutigam sitzen gelassen,
und ihr nächster Verehrer ist vorerst nicht angekommen.
Die Bühne stellt eine wüste Insel dar.
Wir sind eine muntere Gesellschaft,
die sich zufällig auf dieser wüsten Insel befindet.
Ihr richtet euch nach mir,
und sobald sich eine Gelegenheit bietet,
treten wir auf und mischen uns in die Handlung.
Sie gibt sich dem Tod hin...
ist nicht mehr da... weggewischt...
stürzt sich hinein ins Geheimnis der Verwandlung...
wird neu geboren...
entsteht wieder in seinen Armen!
Daran wird er zum Gott!
Worüber in der Welt könnte eines zum Gott werden
als über diesem Erlebnis?
Courage! Jetzt kommt Vernunft in die Verstiegenheit!
Lebendig war's! Stand da, so!
Und wenn ich hineinkomme, wird's schlechter?
Ich überlebe diese Stunde nicht!
Du wirst noch ganz andre überleben!
Was wollen Sie in diesem Augenblick
damit sagen?
Ein Augenblick ist wenig,
ein Blick ist viel.
Viele meinen, daß sie mich kennen,
aber ihr Auge ist stumpf.
Auf dem Theater spiele ich die Kokette,
wer sagt, daß mein Herz dabei im Spiele ist?
Ich scheine munter
und bin doch traurig,
gelte für gesellig
und bin doch so einsam.
Süßes, unbegreifliches Mädchen!
Törichtes Mädchen, mußt du sagen,
das sich manchmal zu sehnen verstünde
nach dem einen, dem sie treu sein könnte,
treu bis ans Ende.
Wer es sein dürfte, den du ersehnest!
Du! Du bist wie ich,
das Irdische unvorhanden in deiner Seele.
Du sprichst, was ich fühle.
Ich muß fort.
Vergissest du gleich wieder
diesen einen Augenblick?
Vergißt sich in Äonen
ein einziger Augenblick?
An Ihre Plätze, meine Damen und Herrn!
Ariadne, Zerbinetta, Scaramuccio, Harlekin!
Auf die Szene, wenn ich bitten darf!
Ich soll mit dieser Person auf einer Szene stehn!
Woran denken Sie?
Seien Sie barmherzig! Bin ich nicht Ihr alter Lehrer?
Jagen Sie mir die Kreatur von der Bühne,
oder ich weiß nicht, was ich tu'!
Wo hätten Sie eine bessere Gelegenheit, als auf der Bühne ihr zu zeigen,
welch unermeßlicher Abstand zwischen Ihnen befestigt ist!
Abstand! Ha ha! Eine Welt, hoffe ich!
Legen Sie diese Welt in jede Gebärde,
und man wird Ihnen anbetend zu Füßen sinken!
Seien wir wieder gut.
Ich sehe jetzt alles mit anderen Augen!
Die Tiefen des Daseins sind unermeßlich!
Mein lieber Freund!
Es gibt manches auf der Welt, das läßt sich nicht sagen.
Die Dichter unterlegen ja recht gute Worte, recht gute.
Jedoch!
Jedoch, jedoch, jedoch, jedoch!
Mut ist in mir, Mut, Freund!
Die Welt ist lieblich
und nicht fürchterlich dem Mutigen.
Was ist denn Musik?
Musik ist eine heilige Kunst,
zu versammeln alle Arten von Mut
wie Cherubim um einen strahlenden Thron,
und darum ist sie die heilige unter den Künsten!
Die heilige Musik!
Was ist das? Wohin?
Diese Kreaturen!
In mein Heiligtum hinein ihre Bocksprünge! Ach!
Du hast es erlaubt!
Ich durfte es nicht erlauben.
Du durftest mir nicht erlauben, es zu erlauben!
Wer hieß dich zerren mich in diese Welt hinein?
Laß mich erfrieren, verhungern,
versteinen in der meinigen!
Schläft sie?
Schläft sie?
Nein! Sie weinet!
Weint im Schlafe.
Horch! Sie stöhnet.
- Sie weinet! - Weint im Schlafe.
Ach! So sind wir sie gewöhnt.
Tag um Tag in starrer Trauer.
Ewig neue bittre Klagen.
Neuen Krampf und Fieberschauer,
- ewig neue bittre Klagen - Wundes Herz auf ewig, ewig
- Ewig, ewig unversöhnt. - unversöhnt.
Ach, wir sind es eingewöhnet.
Wie der Wellen sanftes Gaukeln,
wie der Blätter leichtes Schaukeln
gleitet's über uns dahin.
Ihre Tränen, ihre Klagen,
ach, seit wieviel Tagen,
sie beschweren kaum den Sinn!
Wie der Blätter leichtes Schaukeln, sanftes Gaukeln
gleitet's über uns dahin.
Ach!
Ach!
Wo war ich?
Tot?
Und lebe, lebe wieder
und lebe noch?
Und ist ja doch kein Leben, das ich lebe!
Zerstückelt Herz, willst ewig weiter schlagen?
Was hab' ich denn geträumt?
Weh! Schon vergessen!
Mein Kopf behält nichts mehr.
Nur Schatten streichen durch einen Schatten hin.
Und dennoch, etwas zuckt dann auf und tut so weh!
Wie jung und schön und maßlos traurig!
Von vorne wie ein Kind, doch unterm Aug' wie dunkel!
Und schwer, sehr schwer zu trösten, fürchte ich!
Ein Schönes war:
hieß Theseus-Ariadne
und ging im Licht
und freute sich des Lebens.
Ein Schönes war:
Ariadne-Theseus,
Theseus!
Und ging im Licht
und freute sich des Lebens.
Ariadne-Theseus.
Warum weiß ich davon?
Ich will vergessen!
Dies muß ich nur noch finden:
es ist Schmach, zerrüttet sein wie ich!
Man muß sich schütteln.
Ja, dies muß ich noch finden: das Mädchen, das ich war!
Jetzt hab' ich's, Götter,
daß ich's nur behalte!
Den Namen nicht,
der Name ist verwachsen mit einem anderen Namen,
ein Ding wächst so leicht ins andere, wehe!
Ariadne!
Nicht noch einmal!
Sie lebt hier ganz allein.
Sie atmet leicht, sie geht so leicht,
kein Halm bewegt sich, wo sie geht,
ihr Schlaf ist rein, ihr Sinn ist klar,
ihr Herz ist lauter wie der Quell.
Sie hält sich gut,
drum kommt auch bald der Tag,
da darf sie sich
in ihren Mantel wickeln,
darf ihr Gesicht mit einem Tuch bedecken
und darf da drinnen liegen
und eine Tote sein!
Ich fürchte, großer Schmerz hat ihren Sinn verwirrt.
Versucht es mit Musik.
Ganz sicher, sie ist toll.
Toll, aber weise, ja!
Ich weiß, was gut ist,
wenn man es fernhält
von dem armen Herzen.
Ach, so versuchet doch ein kleines Lied.
Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, alle *** und alle Qual,
alles kann ein Herz ertragen einmal um das andre Mal.
Aber weder *** noch Schmerzen, abgestorben auch der Pein,
das ist tödlich deinem Herzen,
und so mußt du mir nicht sein!
Mußt dich aus dem Dunkel heben,
wär' es auch um neue Qual!
Leben mußt du, liebes Leben,
leben noch dies eine Mal.
Sie hebt auch nicht einmal den Kopf.
Es ist alles vergebens. Ich fühlte es während des Singens.
Du bist ja ganz aus der Fassung.
Nie hat ein menschliches Wesen mich so gerührt.
So geht es dir mit jeder Frau.
Und dir vielleicht nicht mit jedem Mann?
Es gibt ein Reich, wo alles rein ist;
es hat auch einen Namen:
Totenreich.
Hier ist nichts rein! Hier kam alles zu allem!
Bald aber naht ein Bote,
Hermes heißen sie ihn.
Mit seinem Stab regiert er die Seelen:
wie leichte Vögel, wie welke Blätter treibt er sie hin.
Du schöner, stiller Gott!
Sieh! Ariadne wartet!
Ach, von allen wilden Schmerzen muß das Herz gereinigt sein.
Dann wird dein Gesicht mir nicken,
wird dein Schritt vor meiner Höhle,
dunkel wird auf meinen Augen,
deine Hand auf meinem Herzen sein.
In den schönen Feierkleidern, die mir meine Mutter gab,
diese Glieder werden bleiben, stille Höhle wird mein Grab.
Aber lautlos meine Seele folget ihrem neuen Herrn,
wie ein leichtes Blatt im Winde, folgt hinunter, folgt so gern.
Dunkel wird auf meinen Augen und in meinem Herzen sein,
diese Glieder werden bleiben schön geschmückt und ganz allein.
Du wirst mich befreien,
mir selber mich geben,
dies lastende Leben, du nimm es von mir.
An dich werd' ich mich ganz verlieren,
bei dir wird Ariadne sein.
Die Dame gibt mit trübem Sinn sich allzu sehr der Trauer hin.
Was immer Böses widerfuhr, die Zeit geht hin und tilgt die Spur.
Wir wissen zu achten der Liebe Leiden,
doch trübes Schmachten, das wollen wir meiden.
Sie aufzuheitern, naht sich bescheiden
mit den Begleitern dies hübsche Kind.
Es gilt, ob Tanzen, ob Singen tauge,
von Tränen zu trocknen ein schönes Auge.
Es trocknet Tränen die schmeichelnde Sonne.
Es trocknet Tränen der lose Wind.
Wie sie sich schwingen, tanzen und singen,
gefiele der eine oder der andere,
der eine oder andere gefiele mir schon.
Die Dame gibt mit trübem Sinn sich allzu sehr dem *** hin.
Doch die Prinzessin verschließt ihre Augen,
sie mag nicht die Weise, sie liebt nicht den Ton.
Geht doch, laßt's doch!
Ihr fallet zur Last!
Sie aufzuheitern, befahl den Begleitern,
o traurige Dame, dies hübsche Kind.
Geht doch, ihr fallet zur Last!
Doch wie wir tanzen, doch wie wir singen,
was wir auch bringen, wir haben kein Glück.
Drum laßt das Tanzen, laßt das Singen,
laßt das Singen, zieht euch zurück.
Wir haben kein Glück.
Großmächtige Prinzessin,
wer verstünde nicht, daß so erlauchter und erhabener Personen Traurigkeit
mit einem anderen Maß gemessen werden muß
als der gemeinen Sterblichen.
Jedoch sind wir nicht Frauen unter uns,
und schlägt denn nicht in jeder Brust
ein unbegreiflich, ein unbegreiflich Herz?
Von unsrer Schwachheit sprechen,
sie uns selber eingestehn,
ist es nicht schmerzlich süß?
Und zuckt uns nicht der Sinn danach?
Sie wollen mich nicht hören,
schön und stolz und regungslos,
als wären Sie die Statue auf Ihrer eignen Gruft.
Sie wollen keine andere Vertraute
als diesen Fels und diese Wellen haben?
Prinzessin, hören Sie mich an,
nicht Sie allein, wir alle, ach, wir alle, was Ihr Herz erstarrt,
wer ist die Frau, die es nicht durchgelitten hätte?
Verlassen! In Verzweiflung! Ausgesetzt!
Ach, solcher wüsten Inseln sind unzählige auch mitten unter Menschen,
ich, ich selber, ich habe ihrer mehrere bewohnt,
und habe nicht gelernt, die Männer zu verfluchen.
Treulos, sie sind's!
Ungeheuer, ohne Grenzen!
Eine kurze Nacht, ein hastiger Tag,
ein Wehen der Luft, ein fließender Blick verwandelt ihr Herz!
Aber sind wir denn gefeit gegen die grausamen, entzückenden,
die unbegreiflichen Verwandlungen?
Noch glaub' ich dem einen ganz mich gehörend,
noch mein' ich mir selber so sicher zu sein,
da mischt sich im Herzen leise betörend
schon einer nie gekosteten Freiheit,
schon einer neuen verstohlenen Liebe
schweifendes, freches Gefühle sich ein!
Noch bin ich wahr, und doch ist es gelogen,
ich halte mich treu und bin schon schlecht,
mit falschen Gewichten wird alles gewogen
und halb mich wissend und halb im Taumel
betrüg' ich ihn endlich,
betrüg' ich ihn endlich und lieb' ihn noch recht!
Noch mein' ich mir selber so sicher zu sein,
da mischt sich im Herzen leise betörend
schon einer neuen verstohlenen Liebe...
So war es mit Pagliazzo und Mezzetin!
Dann war es Cavicchio, dann Burattin, dann Pasquariello!
Ach, und zuweilen, will es mir scheinen,
waren es zwei!
Doch niemals Launen,
immer ein Müssen!
Immer ein neues beklommenes Staunen:
daß ein Herz so gar sich selber nicht versteht.
Als ein Gott kam jeder gegangen,
und sein Schritt schon machte mich stumm,
küßte er mir Stirn und Wangen,
war ich von dem Gott gefangen und gewandelt um und um.
Als ein Gott kam jeder gegangen,
jeder wandelte mich um,
küßte er mir Mund und Wangen,
hingegeben war ich stumm.
Kam der neue Gott gegangen,
hingegeben
war ich stumm, stumm.
Hübsch gepredigt, aber tauben Ohren!
Ja, es scheint, die Dame und ich sprechen verschiedene Sprachen.
Es scheint so.
Es ist die Frage, ob sie nicht schließlich lernt,
sich in der meinigen auszudrücken.
Wir wollen abwarten. Was wir aber nicht abwarten wollen...
- Wofür hältst du mich? - Für ein entzückendes Mädchen,
dessen Beziehungen zu mir dringend einer Belebung bedürfen.
Unverschämter!
Und außerdem: hier! Zwei *** von der Wohnung der Prinzessin!
Pah! Wohnung, es ist eine Höhle.
- Was ändert das? - Sehr viel, sie hat kein Fenster.
Ich glaube, du wärest wirklich fähig...
Zweifle nicht, zu allem!
Zu denken, daß es Frauen gibt, denen er eben darum gefiele.
Und zu denken, daß du von oben bis unten eine solche Frau bist!
Zerbinetta!
Männer!
Lieber Gott, wenn du wirklich wolltest,
daß wir ihnen widerstehen sollten,
warum hast du sie so verschieden,
so verschieden geschaffen?
Eine Störrische zu trösten, laßt das peinliche Geschäft!
Will sie sich nicht trösten lassen,
laßt sie weinen, sie hat recht!
Doch ich bin störrisch nicht, gibst du ein gut Gesicht.
Ach, ich verlang' nicht mehr, freu' mich, freu' mich so sehr.
Auf dieser Insel gibt's hübsche Plätze.
Komm, laß dich führen, ich weiß Bescheid!
Wär' nur ein Wagen, ein Pferdchen nur mein,
hätt' ich die Kleine bald wo allein!
Wie sie vergeudet
Augen und Hände, laur' ich im Stillen
hier auf das Ende!
Immer ein Müssen,
niemals Launen,
immer ein neues, unsägliches Staunen!
Ich bin nicht störrisch.
Ich laure im Stillen.
- Hätt' ich das Mädchen... - ...ich wüßte Bescheid!
So war es mit Pasquariello und Mezzetin!
Dann mit Cavicchio und Burattin!
Niemals Launen,
immer ein Müssen,
und ach, zuweilen waren es zwei!
Wie er feurig sich erniedert!
Mach' ich ihn auf diese neidig...
Macht sie mich auf diese neidig,
ach, wie will ich mich geschmeidig
- ...wird der steife wie geschmeidig - um die hübsche Puppe drehn!
wird der steife Bursch sich drehn!
Mach' ich ihn auf diese neidig, wird der steife wie geschmeidig,
- wird der steife Bursch sich drehn! - Hei, wie will ich mich geschmeidig
um die hübsche Puppe drehn!
- Mir die Hand! - Mir der Schuh!
Mir der Blick!
Das war das Zeichen!
- Mich erwartet das himmlische Wesen, - Schlau aus dem Kreise
- mich zum Freunde hat sie erlesen! - muß ich mich schleichen!
Mich zum Freunde hat sie erlesen,
mich erwartet das himmlische Wesen!
Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein?
Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein?
Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein?
Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein?
Verdammter Zufall!
Aber man erkennt mich nicht!
Daß ein Herz so gar sich selber nicht versteht,
gar sich selber nicht versteht!
Ach, wie reizend, fein gegliedert!
Ai, ai, ai, ai!
Hand und Lippe, Mund und Hand!
Hand und Lippe, Mund und Hand!
Welch ein zuckend Zauberband!
Ai, ai, ai, ai! Der Dieb!
Der niederträcht'ge Dieb!
- Sieh, wie reizend fein gegliedert, - Ach, wie reizend fein gegliedert,
wie der Druck den Druck erwidert,
Hand und Lippe, Mund und Hand,
- welch ein zuckend Zauberband! - Der Dieb! Der niederträcht'ge Dieb!
- Ein schönes Wunder! - Ein reizender Knabe!
- Ein junger Gott! - So wißt ihr? - Den Namen? - Bacchus!
Ein reizender Knabe!
- Mich höret doch an! - Mich höret!
Die Mutter starb bei der Geburt!
- Eine Königstochter! - Eines Gottes Liebste!
Was für eines Gottes?
- Eines Gottes Liebste! - Aber den Kleinen, hört doch!
Nymphen zogen ihn auf.
- Nymphen das zarte göttliche Kind! - Nymphen zogen ihn auf!
Ach, daß nicht wir es gewesen sind.
Ach, daß nicht wir es gewesen sind.
Er wächst wie die Flamme unterm Wind!
Ist schon kein Kind mehr, Knabe und Mann!
Schnell zu Schiffe mit wilden Gefährten!
Mächtig im Wind die Segel gestellt!
- Er am Steuer. - Kühn, der Knabe!
- Kühn, der Knabe! - Er am Steuer.
- Heil dem ersten Abenteuer! - Er am Steuer!
Das erste? Ihr wißt, was es war?
Circe! Circe! An ihrer Insel landet das Schiff,
zu ihrem Palast schweift der Fuß, nächtlich mit Fackeln.
An der Schwelle empfängt sie ihn,
an den Tisch zieht sie ihn hin,
reicht die Speise,
- reicht den Trank. - Den Zaubertrank!
- Den Zauberlippen! - Allzu süße Liebesgabe!
Doch der Knabe!
Wie sie frech und überheblich ihn zu ihren Füßen winkt,
ihre Künste sind vergeblich, weil kein Tier zur Erde sinkt!
Ihre Künste sind vergeblich,
weil kein Tier zur Erde sinkt!
Aus den Armen ihr entwunden, blaß und staunend, ohne Spott,
nicht verwandelt, nicht gebunden, steht vor ihr ein junger Gott!
Nicht verwandelt, nicht gebunden, steht vor ihr ein junger Gott!
- Ariadne! - Nicht verwandelt!
- Schläft sie? - Nicht gebunden!
- Nein! Sie hört uns! - Ein schönes Wunder!
- Nicht verwandelt! - Ein schönes Wunder!
- Ein Knabe! - Ein Gott!
Gestern noch der Gast der Circe, mit ihr liegend bei dem Mahle,
nippend von dem Zaubertrank...
- Ein Knabe! - Heute ist er hier bei uns!
- Ein Gott! - Hörst du? Ariadne!
Circe, Circe, kannst du mich hören?
Du hast mir fast nichts getan,
doch die dir ganz gehören,
was tust du denen an?
Circe, ich konnte fliehen. Sieh,
ich kann lächeln und ruhn.
Circe, Circe, was war dein Wille, an mir zu tun?
Es greift durch alle Schmerzen, auflösend alte Qual:
ans Herz im Herzen greift's.
Töne, töne, süße Stimme,
fremder Vogel, singe wieder,
deine Klagen, sie beleben,
uns entzücken solche Lieder!
Doch da ich unverwandelt von dir gegangen bin,
was haften die schwülen Gefühle an dem benommenen Sinn?
Als wär' ich von schläfernden Kräutern betäubt, ein Waldestier!
Circe, was du nicht durftest, geschieht es doch an mir?
O Todesbote! Süß ist deine Stimme!
Balsam ins Blut
und Schlummer in die Seele!
Töne, töne, süße Stimme,
süße Stimme, töne wieder!
Deine Klagen, sie beleben!
Uns entzücken deine Lieder!
Circe, Circe, Circe, ich konnte fliehen!
Circe, du hast mir fast nichts getan?
Circe, ich konnte fliehen!
Sieh, ich kann lächeln und ruhen.
Circe, Circe, was war dein Wille, an mir zu tun?
Belade nicht zu üppig mit nächtlichem Entzücken
voraus den schwachen Sinn!
Die deiner lange harret, nimm sie dahin!
Theseus!
Nein, nein!
Es ist der schöne stille Gott!
Ich grüße dich,
du Bote aller Boten!
Du schönes Wesen!
Bist du die Göttin dieser Insel?
Ist diese Höhle dein Palast?
Sind diese deine Dienerinnen?
Singst du am Webstuhl Zauberlieder?
Nimmst du den Fremdling da hinein und liegst mit ihm beim Mahl,
und tränkest du ihn da mit einem Zaubertrank?
Und ach, wer dir sich gibt,
verwandelst du ihn auch?
Weh! Bist du auch solch eine Zauberin?
Ich weiß nicht, was du redest.
Ist es, Herr, daß du mich prüfen willst?
Mein Sinn ist wirr vom vielen Liegen ohne Trost!
Ich lebe hier und harre deiner,
deiner harre ich seit Nächten, Tagen,
seit wie vielen,
ach, ich weiß es nicht mehr!
Wie? Kennst du mich denn?
Du hast mit einem Namen mich gegrüßt.
Nein, nein, der bist du nicht,
mein Sinn ist leicht verwirrt.
Wer bin ich denn?
Du bist der Herr über ein dunkles Schiff,
das fährt den dunklen Pfad.
Ich bin der Herr über ein Schiff.
Nimm mich! Hinüber! Fort von hier mit diesem Herzen!
Es ist zu nichts mehr nütze auf der Welt.
So willst du mit mir gehen auf mein Schiff?
Ich bin bereit.
Du fragst? Ist es, daß du mich prüfen willst?
Wie schaffst du die Verwandlung?
Mit den Händen? Mit deinem Stab?
Wie, oder ist's ein Trank, den du zu trinken gibst?
Du sprachst von einem Trank!
Sprach ich von einem Trank,
ich weiß nichts mehr.
Ich weiß, so ist es dort,
wohin du mich führest!
Wer dort verweilet, der vergißt gar schnell!
Das Wort, der Atemzug ist gleich dahin!
Man ruht und ruht vom Ruhen wieder aus;
denn dort ist keiner matt vom Weinen,
er hat vergessen, was ihn schmerzen sollte:
nichts gilt, was hier gegolten hat, ich weiß.
Bin ich ein Gott,
schuf mich ein Gott,
starb meine Mutter in Flammen dahin,
als sich in Flammen mein Vater ihr zeigte,
versagte der Circe Zauber an mir,
weil ich gefeit bin,
Balsam und Äther für sterbliches Blut in den Adern mir fließt.
Hör mich, Wesen, das vor mir steht,
hör mich, du, die sterben will:
dann sterben eher die ewigen Sterne,
als daß du stürbest aus meinen Armen!
Das waren Zauberworte!
Weh! So schnell!
Nun gibt es kein Zurück.
Gibst du Vergessenheit so zwischen Blick und Blick?
Entfernt sich alles von mir?
Die Sonne? Die Sterne? Ich mir selber?
Sind meine Schmerzen mir auf immer, immer genommen?
Ach! Bleibt nichts von Ariadne als ein Hauch?
Ich sage dir,
nun hebt sich erst das Leben an für dich und mich!
Lag nicht die Welt auf meiner Brust?
Hast du, hast du sie fortgeblasen?
- Nun steigt deiner Schmerzen - Da innen lag die arme Hündin,
- innerste *** - an' Boden gedrückt, auf kalten Nesseln
- in dein und meinem Herzen auf! - mit Wurm und Assel, und ärmer als sie.
Du Zauberer, du!
Verwandler, du!
Blickt nicht aus dem Schatten deines Mantels
der Mutter Augen auf mich her?
Ist so dein Schattenland! Also gesegnet?
So unbedürftig der irdischen Welt?
Du selber! Du bist unbedürftig,
du meine Zauberin!
Gibt es kein Hinüber?
Sind wir schon da?
Wie konnt' es geschehen?
Sind wir schon drüben?
Auch meine Höhle, schön, gewölbt
über ein seliges Lager,
einen heiligen Altar!
Wie wunderbar verwandelst du!
Du! Alles du!
Ich bin ein anderer, als ich war!
Der Sinn des Gottes ist wach in mir,
dein herrlich Wesen ganz zu fassen!
Die Glieder reg' ich in göttlicher ***!
Die Höhle da! Laß mich!
Die Höhle deiner Schmerzen
zieh' ich zur tiefsten *** um dich und mich!
- Töne, töne, süße Stimme. - Was hängt von mir in deinem Arm?
- Fremder Vogel, singe wieder. - Oh, was von mir, die ich vergehe,
- Deine Klagen, - fingest du Geheimes
- sie beleben. - mit deines Mundes Hauch?
- Uns entzücken solche Lieder! - Was, was bleibt von Ariadne?
Laß meine Schmerzen
nicht verloren sein.
Kommt der neue Gott gegangen,
hingegeben sind wir stumm, stumm.
Deiner hab' ich um alles bedurft!
Nun bin ich ein andrer, als ich war.
Bei dir laß Ariadne sein!
Durch deine Schmerzen bin ich reich,
nun reg' ich die Glieder in göttlicher ***!
Und eher sterben die ewigen Sterne,
eh' denn du stürbest aus meinem Arm!