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Wir sind hier in den Beelitzer Heilstätten
und drehen „Mein Herz brennt“.
Eigener Ort und großer Mord.
Hier ist mal irgendein Mord passiert.
Irgendwelche Gruftis haben sich hier abgestochen.
Soweit ich weiß, war das mal eine Lungenklinik
oder sogar auch eine Nervenklinik und ein russisches Krankenhaus.
Hier in dem Raum wurden Lungenkranke wieder gesund gemacht.
Auf sehr mysteriöse Art.
Man wusste, dass diese Heilstätten verlassen sind.
Dass hier irgendwelche Schatzsucher unterwegs waren,
die sich alte Gynäkologen-Stühle hier rausgezogen haben.
Oder Behandlungsinstrumente, keine Ahnung.
Du darfst das gar nicht sagen.
In Beelitz bin ich schon mit meiner Liebsten Vorjahren eingebrochen
und habe mir Sachen rausgestohlen,
weil ich dachte, das wird sowieso dem Erdboden gleichgemacht.
Das mach ich jetzt natürlich nicht mehr. Jetzt kaufe ich das.
Das ist das 24. Video. Und
im Rückblick freue ich mich über alle Videos, die wir gemacht haben.
Auch wenn die meisten davon nicht einfach zu drehen waren.
Wir wissen, dass hier keine Scheiben drin sind.
Bei Videos wird an vieles gedacht, aber nicht daran,
dass den beteiligten Leuten warm ist.
Video heißt frieren.
„Mein Herz brennt“ ist ein ungehobener Schatz.
Das ist uns irgendwie durch die Lappen gegangen.
Und vielleicht präsentiert das Lied am besten unser Gesamtwerk wider.
Es ist eine bildgewaltige Sprache, die sich lohnt, noch mal in Bilder umzusetzen.
Der Text ist so ein bisschen mysteriös und gruselig,
albtraumhaft.
Kenntja eigentlich jeder,
dass er heute noch Sachen träumt, die er als Kind geträumt hat.
So Wiederholungsträume und das war ein Thema wert.
Verarbeitung von Kindheitsgedöns.
Jeder interpretiert die Texte anders und hat seine eigenen Geschichten.
Und zwar hatte ich immer das Bild, dass das „Monster" sozusagen
sich seine Lebenskraft immer aus den Tränen der Kinder holt,
indem er sie mit der Spritze aufsaugt und sich das in die Venen schießt.
Nix mit Nintendo heute. Kompottsperre und früh ins Bett.
Wer das letzte Cover gesehen hat,
kann schon ein bisschen Morbidität erkennen an der ganzen Geschichte,
und all diese Verbindungen mit Rubens
und seine Affinität für alte Klamotten und Rokoko-‚ Renaissance-Geschichten.
Das Cover und die Fotos im Buch sind von mir
und in Amerika haben wir für ein Buch und eine Single zusammengearbeitet.
Ich arbeite gern mit ihnen zusammen.
Das hat uns gut gefallen. Wir würden gern mit ihm weiter arbeiten.
Heute bezahlen sie Geld dafür, dass sie baden können.
Ich kenn Till und Flake sehr gut.
Und es war sehr merkwürdig hier am Set. Wir wurden ja auch gehenkt.
Dann wurde ich am Schluss ans Bett gekettet. Das war auch sehr gruselig.
Am wichtigsten bei Rammstein ist, dass sie ein so starkes Image haben.
Wenn man ihren gesamten Werdegang sieht,
hatten sie immer ein starkes, unterschiedliches Image.
Also, daher hast du die Freiheit, etwas in deinem eigenen Stil machen zu können.
Und das Wichtigste ist, zu versuchen, etwas zu machen,
das stark ist, das persönlich ist und das den Leuten gefällt.
Es soll auf die Art und Weise überraschen, wie Rammstein gezeigt wird.
Das Gute bei Eugenio ist, dass er seine Kreativität
bei uns entwickeln und ausleben kann.
Das ist natürlich immer ein ganz großes Abenteuer.
Die Fotoshoots mit ihm waren immer sehr chaotisch.
Wo spanische und deutsche Mentalitäten zusammenprallten
Langsam!
Aber die Ergebnisse waren immer so überzeugend,
dass wir uns auch haben quälen lassen und das als Paket genommen haben.
Minus vier Grad und Misskommunikation.
Also, von Spaß kann nicht die Rede sein.
Gestern die brennende Wand war lustig.
Ich war froh, dass sie gebrannt hat, da sie schon verdunstet sein müsste
nach diesem Irrsinn hier mit dem Soundtrack,
der irgendwie nicht lief und das Gewarte und die Kameraeinstellung.
Wenigstens hat das funktioniert.
Sind halt Spanier und da ticken die Uhren ein bisschen anders.
Also der ganze Arbeitsprozess, Abläufe und so was.
Die sind, wenn man jetzt höflich ist, ich sage mal entspannter.
Für einen deutschen Tagesablauf ist das wahrscheinlich gar nichts.
Da kommt man schon teilweise an die Grenzen. Aber, das ist egal. Es zählt das Ergebnis.
Das liegt daran, dass der Hauptdirektor Eugenio im Grunde kein Englisch spricht
und kein Deutsch. Er spricht eben nur Spanisch und Französisch.
Der Kameramann spricht nur Französisch, die Stylisten sprechen nur Tschechisch.
Und alle anderen sprechen Deutsch.
Da musst du viel über intuitive Gabe Dinge erkennen und auch realisieren.
Eugenio erzeugt ganz starke Bilder.
Dazu gehören: Kostüme, schräg aussehende Gestalten,
schräges Ambiente, schräge Handlung.
Wir herzen und küssen uns hier ganz doll und alle haben die ganz doll lieb.
Aber, es ist wie immer, man braucht ein bisschen Zeit, um sich anzunähern.
Und meist ist es immer so: Am Anfang ist man sich fremd
und nach so einem Dreh, wenn man auseinander geht, haben sich alle lieb.
Eine tolle Frau! So selbstbewusst und so cool unterwegs, dafür, wie sie aussieht.
Das hinterlässt eigentlich ein Trauma, wenn man ständig angestarrt wird.
Und mit keinem reden kann, ohne dass sie etwas merken.
Durch diese Stimmlage von ihr. Hut ab.
Wir haben sie auch zum Konzert eingeladen.
Ich glaube, mit der halten wir noch Kontakt. Ist eine tolle Frau.
Ich kenne die Lebensgeschichte nicht.
Ich finde es aber faszinierend, dass man aus so einer Situation,
ob das nun durch Krankheit oder durch Geburt passiert ist,
so einen aktiven Lebensweg einschlägt und sagt: „Okay, das benutze ich,
um daraus eine schauspielerische Karriere zu machen.“
Das finde ich extrem spannend und extrem positiv!
Dass sie sich so uns offenbart,
das machtja dieses Intime oder Sensible auch aus.
Und davor habe ich sehr großen Respekt.
Das ist kein übliches Band-Video, wie man es kennt.
Mit Rock'n'Roll und Cola trinken und so.
Sondern das ist was Eigenes, was Künstlerisches.
Es ist nichts schiefgelaufen. Wir haben ein Experiment mit Eugenio gemacht.
Wir haben nur einen ziemlich hohen Anspruch an die Videos,
und deshalb haben wir uns entschieden, das nicht zu benutzen.
Es hat einen nicht abgeholt.
Also, damit meine ich, dass die Musik einfach nicht zu den Bildern passte.
Das sind Theorie und Praxis.
Eugenio ist ein guter Typ und Fotograf.
Nur beim Video brauchst du jemanden mit viel Rhythmus,
der eine Dramaturgie im Song erkennt.
Wir versuchen die Bilder zu ergänzen, um dieses verdammte Video zu retten.
Das ist praktisch wie der Euro-Hilfsfonds.
Bevor das komplett abkackt, pumpen wir noch mal was rein.
Herr Schneider bitte.
Hallo, ich bin Ben Gunn.
Wir drehen hier „Die Schatzinsel- Teil Vier“
und benutzen Musik von Rammstein.
Wenn sie das merken, könnten sie uns verklagen. Das machen sie sehr gerne.
Ich bin zu dem Projekt dazu gestoßen,
weil das Video unvollständig ist, wie es jetzt ist.
Das heißt, es wurden ganz viele Sachen gemacht, aber
sie haben nicht richtig auf den Song gepasst
und waren nicht dramaturgisch-szenisch.
Sie waren fotografisch sehr schön, aber es war nicht richtig aufgelöst.
Das heißt, es ist ins Leere gelaufen. Dann hat man mich gefragt, und da bin ich.
Dieses Video ist jetzt mein viertes Rammstein-Video.
Zuerst fing es an mit Ameisen,
dann mit so Selbsterfahrungsmomenten in „Mein Teil“,
und dann waren wir in Rumänien, in den Karpaten,
mit auch so Selbsterfahrungsdingern.
Und hier schließt sich ein bisschen der Kreis.
Drehen wir noch die Szenen nach, die wir wohl noch brauchen.
Das macht Spaß und muss ja nichts Schlechtes sein.
Das Wetter ist schön, das Essen schmeckt, habe gute Laune. AIIes schön!
Das, was im Dezember gedreht wurde, ist eine Art Vergangenheit.
Das, was ich jetzt mache, ist eine Art Jetzt-Zustand und ein Blick in die Zukunft.
Mit Verweisen auf die Vergangenheit.
Die Kinder von damals sind jetzt die Rammsteins von heute geworden.
Es ist im Prinzip ein Kinderalbtraum, der nicht aufhört.
Und die Frau taucht auch wieder auf, nur eben als alte Frau.
Es ist nicht meine erste Zusammenkunft mit Rammstein.
Ich habe vor zwei Jahren schon „Haifisch“ gedreht
und gehörte zu den Trauergästen.
Das hat mir so gut gefallen, dass ich sofort gesagt habe:
Wenn ihr noch mal auf mich zurückkommt, wäre ich sehr froh.
Das ist jetzt passiert.
Wollen wir? - Entschuldigung.
Bleib ruhig da.
Und zwar die Endposition, wenn du sie Dass wir das einmal haben.
Du hast sie. Du lässt dich fallen einfach.
Lass dich fallen einfach. So. Ganz runter.
Ganz runter? - Genau, so eine Position.
Und dann hast du sie so schön pittoresk. Sterbender Schwan oder so.
Also, ich umarm dich. - Ja.
Wackel hin und her, rupfe dir das runter. Und dann so.
Bevor es dann zu den Szenen kam, haben wir ein paar Worte gewechselt,
und ich hab auch ein totales Vertrauen gehabt und war gar nicht ängstlich.
Ich kenne die Musik, kenne auch die Texte,
und weiß, dass das kein Honeymoon war oder sonst irgendwas.
Man lässt sich auf ein bisschen was ein. Aber das find ich wunderschön.
Anna, fantastisch! Du bist unser „BIack Swan“. Wunderbar!
Die Vocal-Performance mussten wir aufjeden Fall nachdrehen.
Ich finde es furchtbar, wenn der Sänger durch Gänge läuft und dabei singt.
Das schrabbelt dann dicht am Schlager vorbei.
Aber wichtig ist, dass das Video gut ist.
Dafür würde ich dann auch Kompromisse eingehen.
Mit Zoran kann man die verrücktesten Sachen drehen.
Dem ist egal, wie die Band aussieht.
Aber er ist immer offen für alles.
Dummerweise sehen wir jetzt aus wie Rumpelstilzchen
oder „singende, klingende Bäumchen“.
Till sieht aus Das sage ich lieber nicht.
Schneider sieht aus wie völlig krank und heroinabhängig.
Flake sieht aus wie bei „Waterworld“, der Typ,
der in dem Tanker unten in dem Erdöl sitzt.
Ich will jetzt nicht ins Detail gehen. Jedenfalls
Das Richtige ist es nicht, dass wir alle so total bekloppt aussehen.
Das passt nicht zu unserem Image.
Das ist der Sogenannte Look, wenn man 25 oder 30Jahre im Loch sitzt
und nicht wirklich Zeit für Friseur hat und für Daily Care.
Unser Image ist, dass wir total schicke Burschen sind,
muskulös und attraktiv, auch im hohen Alter.
Und jetzt sehen wir alle wieder aus wie lebende Gartenzwerge.
Rütteln, rütteln, rütteln Und kommt hoch.
Der Zoran versucht, Situationen zu drehen,
die die Energie des Liedes etwas besser ins Bild übertragen.
Das heißt, dass wir mit Celli den Refrain spielen als Band,
und hier etwas rumhampeln, damit Bewegung ins Bild kommt.
Keiner von uns kann Cello spielen und genau so wird es auch aussehen.
Also, es ist extrem schwer, es selbst darzustellen.
Aber vielleicht kriegt man das durch irgendwelche Effekte hin.
Wir werden es versuchen. Ich muss jetzt zum Unterricht.
Wichtig ist, dass die Emotion rüberkommt,
und dass, wenn wir das sehen, dass es etwas in uns auslöst.
Und wenn es etwas in uns auslöst, dann ist es schon der Haupttreffer.
Mal sehen, was da am Ende rauskommt.
Vielleicht treffen wir uns im halben Jahr noch mal und es wird das ewige Video.
Eine „never ending story“.
Und irgendwann, bei Karriereende oder so, bringen wir es raus.
Und dann ist das das Video, auf das alle Das geheime Video.
Ach, naja. Ich glaube, dass es schon was wird.
Das hoffe ich auch.
Wir brennen!
Ruhe bitte und: Action.
Und ruhig zurückgucken. Das Haus brennt. Jawoll.
Selbstbewusst in die Zukunft!