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1300 - 1600 Spätes Mittelalter und Frühe Neuzeit
Diese Zeit wird geprägt von der absoluten militärischen
und politischen Vorherrschaft des Fürsten als Burgherrn.
Burg und Stadt werden durch eine Mauer voneinander getrennt.
Gleichzeitig sichern die Mauern die Stadt und die Burg vor feindlichen Angriffen.
Die Stadtgesellschaft steht im kompletten Gegensatz zum Fürsten.
Der Fürst ist Herr über das Bauernland,
und für die Bauern gilt "Stadtluft macht frei".
Wer es schafft, in die Stadt zu kommen und dort bleiben zu dürfen,
kann sich von der Landesherrschaft des Fürsten lösen und wird frei.
Der Fürst und seine Gesellschaft auf der Burg sind wehrhaft.
Trotz der großen kriegerischen Aktivitäten wird aber auch viel Wert
auf Freizeit und Unterhaltung für die adelige Gesellschaft gelegt
es finden Ritterturniere und aufwendige Jagden statt.
Vor allem der Silberbergbau wird intensiviert,
und der Landesherr wird noch reicher.
Für die Mädchen des Adels gibt es nur zwei Möglichkeiten,
eine standesgemäße Versorgung zu erlangen:
die Heirat oder der Eintritt in ein Kloster.
Die Jungen werden Ritter im Dienste anderer Fürsten
oder schlagen eine geistliche Karriere ein.
Die Heilkunde und Medizin sind den Klöstern,
wenigen Ärzten und Apothekern in den Städten und dem Adel vorbehalten.
Das Wissen um die Heilkraft von Kräutern wird oft von Frauen weitergegeben,
berühmtestes Bespiel ist Hildegard von Bingen.
Für die meisten anderen Menschen gelten Kenntnisse
von heilenden Kräutern oder die Arbeit als Hebamme als verdächtig.
Nicht selten werden sie abergläubisch
als Hexen verfolgt und getötet.
Die Stadt wird selbstbewusster und wohlhabend.
Es wird eine größere Kirche gebaut,
und mit dem Markt hat sie ein eigenes wirtschaftliches Leben.
Wer Handel treiben darf, ist streng geregelt.
Durch das enge Zusammenleben der Menschen und der Tiere in der Stadt
sind die Hygiene-Verhältnisse katastrophal,
was zu Krankheiten führt.
Es gibt eine hohe Sterblichkeit durch die Pest
und andere Infektionskrankheiten.
Viele Tote werden in Massengräbern bestattet.
Die meisten Menschen können nicht lesen oder schreiben.
Abergläubigkeit der zumeist ungebildeten Menschen
begünstigt auch kirchliche Verfehlungen.
So nimmt der Ablasshandel große Ausmaße an:
die Kirche gewährt dabei den Gläubigen Vergebung ihrer Sünden
wenn sie für eine Verfehlung an die Kirche Geld zahlen.
Dies finanziert z.B. den Petersdom in Rom.
Vor der Kirche fordert ein Reformator
wie Martin Luther die Kirchenreform:
der Ablasshandel soll verboten werden und die Gottesdienste sollen
anstatt auf Latein in der Muttersprache der Gläubigen gehalten werden,
damit diese ihnen auch folgen können.
Zugleich ist es eine Zeit der Glaubenskriege,
hier symbolisiert durch die sogenannten Täuferkäfige.
Menschen werden der Ketzerei bezichtigt und verfolgt.
Radikale Glaubensgruppen wie die Katharer oder die Täufer
versuchen eine eigene Landesherrschaft aufzubauen.
Formen religiösen Eifers häufen sich,
symbolisiert durch Selbstgeißelungen in der Stadt.
Die Stadt versorgt ihre Bedürftigen in einem Armenhospiz.
Manchmal verteilt die adlige Landesherrin Almosen.
Durch Wirtschaftswachstum und regen Handel wird die Stadt immer größer.
Es gibt immer prächtigere Häuser.
Als Zeichen für Handwerksregeln und ständischer Ordnung ziehen stolze Handwerker,
die in streng geregelten Zünften oder Gilden organsiert sind,
durch die Stadt.
Es gibt eine Apotheke, Tucher, auf dem Markt gibt es erste Spiegel,
Töpferwaren und Salze zur Haltbarmachung von Lebensmitteln.
Der Salzhandel wird zu einem städtischen Monopol und bringt enormen Reichtum.
Das Rathaus ist das mächtige Symbol
der eigenständigen Herrschaft der Stadt und ihrer Oberschicht,
der sogenannten Patrizier.
Diese Patrizier haben zunehmend die wirtschaftliche und die juristische Macht.
Es gibt zumeist keinen Übergang von einer Bevölkerungsgruppe
in eine andere, sozialer Aufstieg findet nicht statt.
In einer Druckerei werden die ersten Druckbücher
als riesige sogenannte Folianten erstellt.
Der Buchdruck verbreitet das Wissen,
bis dahin mussten die Bücher von Hand in den Klöstern abgeschrieben werden.
Die Gauklerei und das Würfelspiel tragen zur Unterhaltung des Volkes bei;
oft wird gewürfelt "bis aufs letzte Hemd".
Die technische Innovation wird gezeigt durch erste Flugversuche
des berühmten "Schneider von Ulm", die aber missglückten.
Auf dem Fluss nimmt der Transport weiter zu.
Ein Flößer transportiert schwimmende Baumstämme,
die auf dem Weg verkauft werden.
Der Rattenfänger am Flussufer symbolisiert
die erste große Migrationswelle von Zivilisten.
Die Klöster, Städte und Landesherren machten die noch als Wildnisse
zwischen ihren Gebieten liegenden Wälder urbar.
Dazu brauchte es Bauern und Handwerker.
Vielleicht war der Rattenfänger ein Wanderungsagent,
der die Jugend überzeugt hat, dass es irgendwo
eine bessere Heimat mit mehr Freiheiten und Wohlstand gebe.
Die ersten Brücken aus Holz werden gebaut.
Die Verbindungen von Stadt zu Land werden schneller.
Es entstehen erste Handwerksbetriebe unabhängig vom Landesherrn,
wie zum Beispiel eine Ledermanufaktur
und ein Sägewerk mit Wasserkraft-Nutzung.
Gegen die vielen Missernten wird die Dreifelderwirtschaft eingeführt.
Die Bauern erhalten erste Löhne für ihre erzwungenen Arbeiten
auf dem Land des Landesherren.
Dieser liefert die Saat-Mittel und die Zugtiere;
immer noch sind ihm die meisten Erträge abzuliefern;
er betreibt die Dorfkneipe und besitzt das Branntweinmonopol;
er ist weiterhin Gerichts- und Kirchenherr.
Daher ist der Bauer schwer abhängig.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen der Landesherren untereinander
belasten die Zivilbevölkerung schwer.
Die Bauern leben in ungeschützten Gehöften,
auch der Landesherr beschützt sie nicht.
Hier wird es symbolisiert durch marodierende Landsknechte,
die einen Bauern aufknüpfen.