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Glückliche Drusilla!
Was kann ich hoffen?
Der entscheidende Augenblick meines Lebens naht:
Meine Rivalin muss sterben,
und Otho wird endlich mir gehören!
Glückliche Drusilla!
Was kann ich hoffen?
Hier ist das gemeine Weib!
Um kein Misstrauen zu wecken, hat sie sich umgezogen.
Welche Tat, welches...
Halt! Dafür wirst du sterben!
Welches Verbrechen bringt mir den Tod?
Beteuerst du weiter deine Unschuld, Mörderin?
Du hattest vor, Poppäa im Schlaf zu töten.
Ach, liebster Freund! Ach, grausame Vorsehung!
Ach, meine unschuldigen Kleider!
Nur mich selbst, nicht andere kann ich beschuldigen:
Ich war zu arglos
und zu unvorsichtig.
Herr, hier ist die Verbrecherin.
Sie versuchte, meine Herrin Poppäa zu erstechen!
Die Unschuldige schlief in ihrem eigenen Garten,
als sie mit gezogenem Schwert hinzukam.
Wäre eure treue Dienerin nicht aufgewacht,
hätte das Schwert sein Opfer gefunden.
Wie konntest du dich unterstehen?
Wer steckt hinter dieser niederträchtigen Tat?
Ich bin unschuldig
vor meinem Gewissen und vor Gott.
Peitsche, Folter und Feuer
werden ihr die Namen der Anstifter und Komplizen entlocken.
Weh mir!
Bevor ich unter grausamer Folter
mein Geheimnis preisgebe,
nehme ich selbst das Verbrechen und das Todesurteil auf mich.
- Was murmelst du da, Weibsbild? - Was faselst du, Mörderin?
Was redest du, Verräterin?
Mein Geist muss sich in bitterem Kampf
zwischen Liebe und Unschuld entscheiden.
Bevor mein Zorn mich zwingt,
die Folterknechte zur Pflicht zu rufen,
sei nicht länger hartnäckig
und gesteh deinen verräterischen Plan.
Herr, ich bekenne,
dass ich die unschuldige Poppäa ermorden wollte.
Führt diese Frau sofort zum Henker!
Sagt ihm, er soll ihr einen Tod erwählen,
der langsam und schrecklich ist
und das Sterben für die Verbrecherin
qualvoll und mühselig macht.
Nein, nein! Mich müsst ihr bestrafen,
ich habe es verdient!
In Drusillas Gewänder gekleidet,
habe ich auf Befehl der Kaiserin Octavia
einen Anschlag auf Poppäas Leben verübt.
Mein Gebieter, töte mich von eigener Hand.
Ich bin die Verbrecherin, die den Tod der unschuldigen Poppäa plante.
Jupiter, Nemesis, Asträa, schleudert eure Blitze auf mein Haupt!
Zu Recht habe ich den schrecklichen Tod verdient, der mich erwartet!
- Ich habe ihn verdient! - Ich habe ihn verdient!
- Nein, ich! - Ich! Ich habe ihn verdient!
Mein Gebieter, töte mich mit eigener Hand.
Lebe, doch sei verbannt in die fernste Wüste,
aller Titel und Reichtümer beraubt.
Während du bettelnd und Not leidend umherirrst,
soll dein Verbrechen dir Peitsche und Kerker sein.
Und du, edle Dame, die so viel wagte,
die, um diesen Mann zu retten, Lügen erzählte,
lebe zum Ruhm meiner Mildtätigkeit,
lebe im Glanz deines Mutes,
und möge deine Treue dem weiblichen Geschlecht,
solange wir leben, ein unschätzbares Beispiel sein.
Mein Gebieter, ich bitte Euch, lasst mich mit ihm gehen
und im Exil glücklich sein.
Wie du wünschst.
Herr, dies ist nicht Strafe,
sondern Belohnung.
Die Tugenden dieser Dame werden Reichtum und Glanz meines Lebens sein.
Ich habe beschlossen und verkünde
durch feierlichen Erlass Octavias Ächtung.
Ich verbanne sie aus Rom
ins ewige Exil.
Man bringe Octavia zum nächstgelegenen Hafen.
Man bringe sie an Bord eines gut kalfaterten Bootes
und überlasse sie der Gnade der Winde.
Meinem Zorn ist damit Genüge getan.
Führt meinen Befehl sofort aus!
Idol meines Herzens!
Endlich ist die Stunde gekommen, da ich genießen kann, was mein ist.
Verzögerungen und Hindernisse werden uns nicht mehr hindern.
Nie mehr, nie mehr.
Mein Herz weilt nicht länger in meiner Brust:
Du hast es mir geraubt, ja,
aus meiner Brust geraubt
mit dem hellen Licht deiner schönen Augen.
Deinetwegen, Liebste, besitze ich mein Herz nicht mehr.
Ich werde dich in meinen liebenden Armen halten,
denn du hast mich erobert,
ach,
deine Glückseligkeit soll kein Ende nehmen.
Ich habe mich in dir verloren und werde mich in dir wiederfinden.
Ich habe mich in dir verloren und werde mich in dir wiederfinden.
In dir werde ich mich wiederfinden,
um mich erneut zu verlieren, teures Herz,
denn ich will mich für immer in dir verlieren.
Für immer will ich
mich in dir verlieren.
Leb wohl, Rom,
leb wohl, Vaterland,
meine Freunde, lebt wohl!
Obwohl schuldlos, muss ich euch verlassen.
Vor mir liegt ein Exil voll bitterer Tränen,
verzweifelt bin ich dem fühllosen Meer ausgeliefert.
Die Winde, wenn sie zuweilen meine Seufzer vernehmen,
sollen sie im Namen meines Herzens
zu den Mauern der Heimat tragen und sie küssen.
Ich werde einsam sein
und weinend umherirren
und die Felsen und Steine Mitleid lehren.
Setzt eure Ruder in Bewegung, treulose Männer,
und tragt mich weit fort
vom geliebten Ufer!
Ach, frevelhafte Trauer,
du verbietest mir das Weinen, verlasse ich das heimatliche Ufer.
Du erlaubst mir nicht eine Träne,
sage ich meiner Familie und Rom...
Lebewohl.
Poppäa wird heute Kaiserin von Rom.
Ich, ihre Amme,
werde im Ansehen der Welt steigen.
Nein, mit dem gemeinen Volk will ich mich nicht mehr abgeben.
Wer ungezwungen mit mir sprach,
muss seinen Ton jetzt ändern
und mich ''Euer Gnaden'' schmeicheln.
Wer mich auf der Straße trifft, wird nun sagen:
''Wie jugendlich, noch immer eine Schönheit'',
und ich, obgleich ich weiß, dass ich wie eine der alten Sibyllen aussehe,
der aber alle schmeicheln, weil sie glauben,
so Poppäas Gunst zu gewinnen,
ich,
ich werde so tun, als glaubte ich ihre Lügen,
und das Lob aus dem Becher der Täuschung schlürfen.
Als Sklavin geboren,
sterbe ich als Dame.
Doch der Tod wird mir nicht willkommen sein.
Wenn ich ein zweites Leben hätte,
möchte ich als Dame geboren werden
und als Sklavin sterben.
Wer ein vornehmes Leben aufgeben muss,
weint, wenn die Zeit zum Sterben kommt.
Die Sklaven hingegen
haben es besser,
denn sie heißen den Tod willkommen
als Erlösung von schwerer Plage.
Sieh, hier kommen die Konsuln und Tribune
um dir, Geliebte, ihre Aufwartung zu machen.
Allein durch deinen Anblick fühlen sich das Volk
und der Senat gesegnet.
Erlauchte Hoheit,
mit uneingeschränkter Zustimmung Roms
krönen wir dir das Haupt.
Asien und Afrika verneigen sich vor dir.
Dir weihen sich Europa und das Meer,
das dieses glückliche Reich umgibt.
Sie erkennen dich an und überreichen dir
die Kaiserkrone der Welt.
- Ich blicke dich an. - Ich freue mich an dir.
- Ich umarme dich. - Ich umschlinge dich.
- Ich leide nicht mehr. - Ich vergehe nicht mehr.
Du mein Leben, mein Schatz!
- Ich bin dein, meine Sehnsucht. - Dein bin ich, sag es mir.
- Sag es mir, meine Sehnsucht. - Du bist mein Idol, du allein.
Fürwahr, meine Liebe, mein Herz, mein Leben, fürwahr!
- Ich blicke dich an. - Ich freue mich an dir.
- Ich umarme dich. - Ich umschlinge dich.
- Ich leide nicht mehr. - Ich vergehe nicht mehr.
Du mein Leben, mein Schatz!