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Pluto: Planet oder nicht? Bevor wir diese Frage beantworten können müssen
wir wissen, was "Planet" eigentlich bedeutet, und das bringt uns zurück zu den alten Griechen, die
Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, den Mond und die Sonne Planeten nannten. Im Grunde, wenn es
hell und am Himmel zu sehen war, war es ein Planet. Das ist ein schrecklicher Anfang für das Wort, weil es
1) die Erde nicht einschließt und 2) sehr unterschiedliche Dinge zusammenfasst.
Aber die Griechen konnten nicht wissen, wie verschieden der Mond vom Saturn ist, da die beste
Technologie, mit der sie das Universum betrachten konnten, äußerst eingeschränkt war.
Erst einige tausend Jahre später erfanden die fleißigen Niederländer die ersten Teleskope
mit denen Astronomie sehr viel interessanter wurde. Astronomen konnten nun selbstbewusst das
Sonnensystem umorganisieren -- ein eleganter wissenschaftlicher Vorstoß, an dem niemand etwas
auszusetzen hatte -- und seine Teile neu klassifizieren: Sonne und Mond waren keine Planeten mehr,
dafür aber die Erde. Jetzt war es ein Planet, wenn es die Sonne umrundete.
Im Laufe der Zeit wurden die Teleskope besser und besser und jedes Jahrhundert brachte
die Entdeckung eines neuen Planeten mit sich. Das bringt uns zu diesem bekannten Sonnensystem:
Neun Planeten mit Umlaufbahnen um einen Stern. Wenn man sich dieses Modell anschaut kann man sich fragen,
Warum wollen Astronomen Pluto loswerden? Das Problem ist dass Bilder wie dieses in Büchern
Lügen sind. Nun, nicht unbedingt Lügen, aber wenig hilfreich. Sie vermitteln den Eindruck dass die Planeten
ähnlich groß und recht gleichmäßig verteilt sind, aber die Realität sieht ganz anders aus.
Hier, liebe Terraner, ist unser Heimatplanet Erde, und dies ist Jupiter daneben im richtigen
Maßstab -- sicherlich größer als du vermutlich gedacht hättest. Wenn wir uns dieses Diagramm nehmen und für die
korrekten Größen der Planeten anpassen sieht es so aus. Sofern du dieses Video nicht
im Vollbild-HD-Modus anschaut, kannst du Pluto vielleicht nicht einmal sehen.
Also, die Größenunterschiede sind riesig, und Pluto ist bei weitem der Kleinste. Aber er ist nicht nur
für einen Planeten klein, er ist auch kleiner als sieben Monde: Triton, Europa, unser eigener Mond, Io, Callisto,
Titan und Ganymed. Selbst wenn man die richtigen relativen Größen ansieht,
die Entfernungen sind immer noch ein Problem. Überleg mal, wäre Jupiter so nahe an der Erde dran, würde er
nicht wie ein Punkt im Nachthimmel aussehen, sondern eher überwältigend -- also
muss er richtig weit weg sein, was eine maßstabsgetreue Zeichnung zu einer Herausforderung macht. Wenn man
die Länge eines Blatt Papiers als Entfernung von Merkur zu Pluto nimmt, dann hätte der riesige
Jupiter die Größe einer Staubmilbe, und Pluto wäre so groß wie ein Bakterium.
Aber Pluto nicht in den Planeten-Club zu lassen nur weil er klein und weit weg ist ist nicht Grund genug
und bringt schnell die Pluto-Verteidiger auf den Plan. Wenn man verstehen will, was Pluto wirklich ist,
müssen wir erst einen Planeten betrachten von dem du nie zuvor gehört hast: Ceres.
Im Jahre 1801 fanden Astronomen einen neuen Planeten in der großen Lücke zwischen Mars und Jupiter
-- es war ein kleiner Planet, aber sie mochten ihn trotzdem und nannten ihn Ceres.
Ein Jahr später fanden Astronomen noch einen kleinen Planeten in dem selben Gebiet und nannten ihn Pallas.
Ein paar Jahre später fanden sie einen Dritten, Juno, und dann lustigerweise auch einen Vierten,
Vesta. Und für einige Jahrzehnte lernten Kinder die 11 Planeten des Sonnensystems.
Aber Astronomen fanden immer mehr und mehr von solchen Objekten und wollten sie irgendwann
nicht mehr Planeten nennen, weil sie sich gegenseitig mehr ähnelten als den anderen Planeten auf beiden
Seiten, und so ward eine neue Kategorie geboren: Asteroiden im Asteroidengürtel -- und die winzigen Planeten
wurden umbenannt, weshalb du nie von ihnen gehört hast. Und das war auch eine gute Entscheidung,
denn Astronomen haben mittlerweile hunderttausende Asteroiden gefunden, welche zu viel für ein Kind
zum auswendig lernen wären, wären es noch alles Planeten. Zurück zu Pluto. Er wurde 1930 als
neunter Planet entdeckt. Erste Schätzungen legen Pluto in Neptuns Größenordnung, aber mit mehr Beobachtung
wurde dies weiter und weiter nach unten korrigiert. Während Pluto schrumpfte begannen Astronomen
weitere, ähnliche Objekte in der selben Zone zu finden.
Schonmal gehört? Während Schüler weiter die neun Planeten
auswendig lernten, wurden einige Astronomen immer unsicherer was Pluto anging da die Größenabschätzungen
immer kleiner wurden, sie herausfanden, dass Pluto größtenteils aus Eis besteht, und sie immer mehr
und mehr eisige Objekte wie Pluto am Rande des Sonnensystems fanden.
Dieses Problem könnte ignoriert werden so lange niemand einen Eisball größer als Pluto findet,
und das ist genau das was 2006 mit der Entdeckung von Eris passiert ist. Wieder einmal kategorisierten
Astronomen das Sonnensystem neu und gruppierten diese fernen Objekte, darunter Pluto, in
einen neuen Bereich genannt Kuipergürtel. Und das ist die Geschichte von Pluto -- ein falsch kategorisierter
Planet der endlich sein Zuhause gefunden hat -- so wie Ceres. Aber diese Geschichte ist weniger
über Pluto als darüber festzustellen, dass das Wort "Planet" nicht sehr hilfreich ist.
Die ersten vier Planeten sind völlig anders als die nächsten vier, also ist es sogar
seltsam diese acht zusammen zu nehmen, weswegen man das oft nicht macht und sie in
terrestrische Planeten und Gas-Giganten unterteilt. Und jetzt, wo wir Teleskope haben die
Planeten um andere Sterne als unseren eigenen sehen können, wir einzelne Planeten, die durch den leeren Raum driften
und braune Zwerge -- Objekte, die ein Zwischending zwischen Planet und Stern sind -- finden, wird das
Wort Planetimmer unklarer. Je mehr wir unser Wissen über das Universum vergrößern,
desto mehr wird sich die Kategorie "Planet" vermutlich weiterentwickeln, oder sogar ganz
verschwinden. Aber der für den Moment beste Weg, das Zeug
in unserem Sonnensystem zu kategorisieren, ist in einen Stern, acht Planeten, vier terrestrisch, vier
Gas-Giganten, den Asteroidengürtel, und den entfernten Kuipergürtel, Heimat von Pluto.