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Normalerweise gibt es zu dieser Jahreszeit eine Schneedecke.
Dieser Winter aber ist ungewöhnlich mild.
Als Ausgleich bescherte uns die Rhön eine ihrer Spezialitäten: Nebel.
Die Rhön ist ein sogenanntes Mittelgebirge:
Zu hoch, um „Hügel“ genannt zu werden; nicht hoch genug, um als „Berge“ zu gelten.
Ein Großteil davon ist ein UNESCO-Biosphärenreservat,
das in Teilen von Bayern, Hessen und Thüringen liegt.
Wir waren unterwegs zum höchsten Gipfel,
der auch der höchste Punkt des Bundeslandes Hessen ist:
Die Wasserkuppe.
Heute ist die Wasserkuppe ein Touristenziel
mit einem Flugplatz und eine Flugschule.
Der deutsche Wetterdienst hat hier eine Station,
und es gibt auch Informationenzentren, Restaurants und ein Segelflugmuseum.
Doch der Stil einiger der Gebäude lässt auf die Geschichte schließen:
Während die Nazi-Zeit war dies eine militärische Flugschule.
Aber die Verbindung dieses Orts mit dem Fliegen reicht noch weiter zurück:
1910 machten Studenten der Universität Darmstadt
hier ihre ersten Segelflugversuche.
Zum eigentlichen Gipfel ist es ein kurzer Fußweg,
und er liegt 950 Meter über Normalnull.
Und weil Thürigen ein Teil der DDR war,
war die Wasserkuppe nur wenige Kilometer vom eisernen Vorhang weg:
Der perfekte Ort, um eine Radarstation zu bauen.
Als Teil des Früwarnsystems der NATO, gab es ursprünglich fünf Radome.
Nach dem Ende des kalten Krieges blieb nur noch einer;
und sogar dieser ist nicht mehr in Betrieb,
der Öffentlichkeit als Aussichtsplattform zugänglich.
Nicht, dass man auf die Plattform müsste, um einen eindrucksvollen Ausblick zu bekommen,
auch auf den Neben, durch den wir gefahren waren.
Etwas weg vom Gipfel steht ein Denkmal, den Feldpiloten gewidmet,
die im ersten Weltkrieg ihr Leben verloren.
Das Leben in der Rhön war immer hart,
aber es wurde — und es wird immer noch — in den Steinbrüchen Gestein abgehauen.
Die Nazis hatten zwar grandiosen Pläne, die Landwirtschaft in der Gegend zu verbessern,
aber sie mussten aufgeschoben werden, als der Krieg ausbrach.
Wir entschieden uns, die Kleinstadt Bischofsheim zu besuchen.
Die Straße, die wir nahmen, steigt stetig,
um wieder bergab zu führen,
über die Grenze nach Bayern,
und ans Rhönhaus vorbei, früher eine Zollstation und heute eine Gaststätte.
Die erste schriftliche Erwähnung von Bischofsheim wird auf das 13. Jahrhundert datiert,
aber möglicherweise war die Stadt schon zu der Zeit 500 Jahre alt.
Bewiesen ist es nicht, aber es könnte sein, dass der Heilige Bonifatius,
der regelmäßig zwischen Fulda und der Kaiserpfalz Salz reiste,
Bischofsheim als Raststätte gründete.
Zu der Zeit, als solche Sachen modisch waren,
lockten die vielen Kurbäder der Rhön Besucher und Siedler aus dem Osten an,
weswegen es in der Gegend eine erstaunlich große russische Gemeinde gibt.
Für einen Euro pro Person
können Touristen in Bischofsheims kleine russisch-orthodoxe Kirche herein,
um die kostbaren Ikonen zu bestaunen.
Die Rhön ist sehr nahe an der Mitte Deutschlands,
hat ein wildes, romantisches Schöne an sich,
sowie einzigartige Flora und Fauna.
Aber sie wird manchmal nebelig.