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… Funktionäre und Militärs, selbst die, die sich im Umfeld von Terroristen bewegten.
Auf seinem Kreuzzug gegen die rote Gefahr
Ob Geld per Scheck oder in Bar, Franz-Josef Strauss
brachte es persönlich.
Edmund Koch und Oliver Schröm (?) verfolgten
in ihrer Kennzeichen-D Recherche die Spuren seit Jahren.
Rom. Stefano delle Chiaie, der Mann mit der Krücke
verlässt im Kreis von Kameraden
das Büro seiner neofaschistischen Bewegung.
Seit mehr als dreißig Jahren wird er für viele Morde und
Bombenanschläge verantwortlich gemacht.
Immer wieder konnte er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen.
Prominente Staatsanwälte behaupten, der Carlos der Faschisten
genösse noch immer politische Protektion.
Delle Chiaie, so beweisen diese jetzt aufgetauchten Dokumente,
war Kopf einer weltweit operierende Guerillaoperation.
Westliche Geheimdienste benutzten in den 60er und 70er Jahren
die rechte Bande für blutige Terroranschläge.
Die Söldner und Agenten für den Kampf gegen den Kommunismus
tarnten sich als Presseagentur "Aginter Press".
Wir hielten Gewalt damals für gerechtfertigt, weil wir andauernd
mit Gewaltakten der Kommunisten konfrontiert waren.
Wir standen in totaler Opposition gegen den Staat,
weil der uns hindern wollte, unsere politischen Ziele
zu verwirklichen. Wir kämpften also gegen
den Kommunismus, den bürgerlichen Staat,
und die Demokratie, die uns die Freiheit raubte.
Und wir waren der Überzeugung, dass Gewalt für unseren Kampf
nötig war.
Am 12.Dezember 1969 kommt es in Mailand zum ersten
blutigen Anschlag. In einer Bank an der Piazza Fontana
explodiert eine Bombe. 17 Menschen werden zerfetzt.
Ziel der Operation: Kommunisten soll das Attentat in die
Schuhe geschoben werden.
Der Neofaschist und Aginter-Agent *** Giannettini gilt
als einer der Drahtzieher des verheerenden Anschlags.
Wir haben eindeutige Berichte und Beweise gefunden,
die eine Zusammenarbeit Giannettinis und delle Chaise
mit verschiedenen italienischen Geheimdiensten erkenne lassen
und ihre Mitverantwortung am Anschlag von Mailand deutlich machen.
Giannettini war demnach delle Chiaies Verbindungsmann
zu den Nachrichtendiensten, die ihn nach dem Attentat an der
Piazza Fontana zur Flucht verhalfen.
Aginter-Agent Giannettini war auch ein Mann der CIA und des BND.
Seine Aufgabe: Das politische System mit Anschlägen zu destabilisieren.
Terror von Rechts, der als Terror von Links erscheinen sollte.
Kurz vor dem Anschlag an der Piazza Fontana, ist Giannettini
Gast der Rüstungsschmiede Krauss-Maffei, darf einen Kampfpanzer
Leopard inspizieren, der noch strengster Geheimhaltung unterliegt.
Giannettini kann überdies die Heeresoffiziersschule in Hamburg
besuchen, wird sogar im Verteidigungsministerium empfangen.
Offiziell gilt der Italiener als Journalist, Mitarbeiter von Aginter-Press.
Aber hinter den Kulissen kennt man seinen geheimdienstlichen Hintergrund.
Für ihre eigentlichen Aufgaben braucht die Tarnorganisation Aginter
logistische und finanzielle Unterstützung.
Aus den jetzt aufgetauchten Papieren werden enge Kontakte
zu Marcel Hepp deutlich, damals die rechte Hand des CSU-Vorsitzenden
Franz-Josef Strauss.
Ein Aginter-Agent stand sogar mit Strauss in direkter Verbindung.
In den Unterlagen befindet sich auch eine lange Liste von Tarnnamen
.00] Da ist von ominösen deutschen Geldgebern die Rede, Deckname Industrie.
Vierter August 1974: Der Terror geht weiter. Ein Anschlag auf den
Schnellzug Florenz-Bologna fordert 12 Tote und 48 verletzte.
Wieder fällt der Verdacht auf Stefano delle Chiaies.
Er setzt sich nach Spanien ab, benutzt einen falschen Pass
und einen Aginter-Presseausweis auf den Namen Martelli.
Zwischenzeitlich hat Aginter-Press ein weltweit verzweigtes
Netzwerk aufgebaut. Mit delle Chiaies Flucht, verlagert sich auch
der blutige Terror nach Spanien. Gegner sind alle,
die gegen den Diktator Franko agieren.
Aginter sollte Widerstand gegen den Kommunismus leisten,
in erster Linie durch Propaganda. Es war ja damals eine Bürgerpflicht,
gegen die kommunistische Bedrohung anzugehen, wie zum Beispiel
der ETA. An diesem Kampf habe ich schon teilgenommen.
Und was heisst da Gewalt? Die Gewalt ging von den Kommunisten aus
und wir haben das natürlich mit Gegengewalt beantwortet.
Das war doch die einzige Sprache, die sie verstanden.
Er gehörte damals zu den Financiers der Ultrarechten in Europa.
Franz-Josef Strauss. Seine politischen Freunde in Spanien und Italien
versorgt er wiederholt mit Barem in dicken Umschlägen.
Als Geldbote dient sein enger Mitarbeiter Dieter Huber, hier links.
Manchmal übergibt Strauss die Geldbündel auch persönlich.
Für die Zahlungen bis zu 100000 Mark lässt sich der CSU-Vorsitzende
Spendenquittungen ausstellen. Die Gelder stammen wahrscheinlich
aus einem Etat des BND.
Madrid: Mit dem Tod des Diktators Franko hat die faschistische
Terrorgruppe Aginter-Press ihren spanischen Unterstützer inzwischen verloren.
Bei einer Razzia im Februar 1977 fliegt ein Waffenlager
Stefano delle Chaise auf. Sieben seiner Kameraden werden festgenommen,
darunter der italienische Neofaschist Mario Tedeschi.
Tedeschi, hier links bei einer Vernissage mit Marc Chagall,
kommt gleich wieder frei, kehrt nach Rom zurück.
Er will dort eine neue Rechtspartei ins Leben rufen und sucht dafür
Unterstützung aus Deutschland. Über den Statthalter der CSU-nahen
Hans-Seidel-Stiftung Joachim Schilling.
Schilling, ein Freund der italienischen Rechten, verschafft Tedeschi
Zugang zu Franz-Josef Strauss. Im römischen Nobelhotel Hassler
Kommt es zu einem ersten Zusammentreffen. Strauss verspricht auch
den italienischen Neofaschisten Unterstützung.
"Tedeschi brachte ich mit Strauss zusammen, das ist richtig.
Aber Mario Tedeschi war ja natürlich auch ein - war ja kein Faschist,
Er war ja nationalkonservativ."
Wohl kaum. Tedeschi war nicht nur politischer Freund des Aginter-
Agenten Stefano delle Chiaie, sondern auch einer seiner Financiers.
Bologna, 2. August 1980. Bei einer Bombenexplosion sterben
85 Menschen, darunter zahlreiche Kinder. Mehr als 200 Menschen
werden schwer verletzt aus den Trümmern des Bahnhofs geborgen.
Erneut fällt der Verdacht auf die Neofaschisten um Stefano delle Chiaie.
Der ist mittlerweile in Südamerika untergetaucht.
Erst jahre später, 1987, gelingt seine Festnahme und Auslieferung nach Italien.
Er wird wegen des Bombenanschlags in Bologna vor Gericht gestellt.
Doch wieder einmal reichen die Beweise nicht für eine Verurteilung.
"Also ich will mich hier nicht als Jungfrau hinstellen, die Schuld an gar nichts hat.
Ich habe viel Schuld auf mich geladen bei unserem politischen Kampf,
den ich für unsere Ideale geführt habe. Aber ich war und bin strikt
gegen Attentate.
Bis heute ermittelt die italienische Justiz gegen delle Chaise.
auch im Visier die Hintermänner in den Geheimdiensten, die den rechten
Terror finanzierten, um ihn den Linken unterzujubeln.
"Terroranschlag in Bologna. Ja aber der ist doch von Kommunisten verübt worden."