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ANGST UM BRIANS GESUNDHEIT USA-TOURNEE 1 974
Ich war lange im Krankenhaus und dachte über all das nach,
mit den wundervollen Erinnerungen an die Tournee noch im Kopf,
und so schrieb ich dann "Now I'm Here".
"Now I'm Here" war in gewisser Weise eine Chronik dieser Tournee.
Ich dachte: "Ob ich wohl je hier herauskomme,
"und das wirklich spielen kann?"
Nun, irgendwann schon. Ich habe viele Erinnerungen
an diese Zeit, an die Jungs, die ja weiter arbeiteten.
Es entstand der Backingtrack zu "Killer Queen",
sie zeigten ihn mir mit ein paar zusätzlichen Harmonien,
und neunmalklug wie ich war, meinte ich: "Gefällt mir nicht. Klingt zu schroff."
Keine Ahnung, ob ich recht hatte,
aber Freddie befand: "Ja, stimmt, das machen wir nochmal."
Sie warteten, bis ich entlassen wurde, wir machten die Harmonien dann gemeinsam.
"Killer Queen" hätte sonst sehr hart geklungen.
Ich weiß es nicht, vielleicht gibt es die Aufnahmen noch,
wir haben es jedenfalls überarbeitet,
und es wurde etwas melodiöser.
Die Jungs kamen zu Besuch...
Sie schenkten mir ein Spielzeug, das erste Videospiel überhaupt.
Das war so ein Kasten
mit einem Hebel aufjeder Seite, so ungefähr, und man konnte damit nur...
Es war Tennis.
Man konnte nur... Aufjeder Seite war ein Schläger,
ein Punkt lief über den Fernsehschirm, und man konnte...
Ich weiß noch, dass ich dachte: "Das wird nochmal ganz groß."
Das spielte ich im Krankenhaus.
Das Schreckliche war nämlich,
Ich war operiert worden. Eine lange Narbe von hier bis da.
Die Operation wird nicht mehr gemacht,
damals haben sie mich aufgeschnitten und alles wegoperiert.
Es ist dann schrecklich, lachen zu müssen.
Während man sich von diesem Eingriff erholt,
will man lieber nicht lachen, denn das ist äußerst schmerzhaft.
Leute, die sich für komisch hielten,
kamen zu Besuch und erzählten Witze.
Ich war dankbar für das Videospiel, dabei brauchte ich nicht zu lachen,
und konnte mich doch amüsieren.
Ich habe damals auch gemalt.
Ich malte im Krankenhaus Aquarelle.
Es dauerte lang, bis ich wieder gesund war.
Natürlich gingen mir die ganze Zeit auch die Songs im Kopf herum,
und ich hoffte, dass ich herauskäme
um das Album zu beenden, und so kam es auch.
Ich weiß noch, dass Freddie sehr rücksichtsvoll und fürsorglich war,
er muss gewusst haben, dass ich da herumsaß und dachte:
"Ob sie wohl ohne mich weitermachen?"
Er besuchte mich und sagte: "Du wirst wieder gesund, mein Lieber."
Er sagte: "Wir warten auf dich, egal wie lange,
"wir machen nichts ohne dich. Werd einfach wieder gesund."
Das war sehr lieb von Freddie, von Anfang an.
Freddie war einfach so.
Er konnte manchmal barsch sein, aber er war ein sehr fürsorglicher Mann.
Er stand auch sehr loyal zu uns, sehr loyal zu mir.
Er war allen eine Stütze.
Ich erinnere mich, wie er... Er überraschte einen auch.
Eines Tages kam ich spät ins Studio,
und Freddie saß da und grinste breit.
Ich sagte: "Was machst du denn hier?"
Er sagte: "Wirst du gleich sehen."
Er sagte: "Hör dir das mal an, Süßer."
Und legte ein Band ein mit einem Zusammenschnitt
meiner sämtlichen Gitarrensoli,
die er zu einer Art Klangteppich verwoben hatte.
Ich wünschte, ich hätte das Band noch.
Er sagte: "Ich wollte deine Soli verewigen."
Wir hatten nur kurz Zeit. Es war eine so schöne Geste.
Er sagte: "Bitte schön." Und signierte mir das Band.
Das war wirklich ein ganz netter Einfall.
Ich sollte wissen, dass meine Leistung gewürdigt wurde. Oder so.
MANAGER JIM BEACH LERNT DIE BAND KENNEN, 1 975
Ich lernte Queen kennen, als ich noch Anwalt
bei Harbottle and Lewis in London war, als Partner.
Ich leitete die Musikabteilung, die noch in den Kinderschuhen steckte.
Queen war zuvor
mit meinem Partner Charles Levison zusammengetroffen.
Aber Charles hatte die Firma verlassen, also machten sie einen Termin bei mir.
Die Kanzlei hatte Klienten im Showgeschäft,
und wir waren schräge Auftritte gewöhnt.
Doch als Queen ankamen, rief mich die Rezeptionistin an und sagte:
"Mr. Beach, Queen sind hier." Ich sagte: "Das ist schön.
"Schicken Sie sie bitte hoch?" Und sie wisperte in den Hörer:
"Haben Sie sie gesehen?"
Ich sagte: "Ja, schon." Und sie sagte:
"Einer trägt Nagellack."
Ich sagte: "Ach, wirklich?" "Ja. Schwarzen Nagellack."
Ich sagte: "Nun ja, gut." Und sie: "Aber nur an einer Hand."
Ich sagte: "Schluss jetzt, schicken Sie sie endlich hoch."
Sie kamen herein, Freddie als Erster,
sie setzten sich und Freddie kam gleich zur Sache:
"Wir haben drei Alben aufgenommen,
"unser Manager hat zwei Rolls Royce,
"und wir haben 60 Pfund in der Woche, etwas stimmt da nicht."
Ich war daran beteiligt, sie aus ihrem Vertrag
mit den Sheffield-Brüdern zu klagen.
B-SEITEN
Die Sache mit der B-Seite ist ganz haarig.
B-Seiten.
Ja, ja. Ein Klassiker.
Heute gibt es das nicht mehr, aber damals
hatte eine Single zwei Seiten.
Sie war ein Stück Plastik, ein Stück Vinyl.
Auf dieser Seite war ein Stück,
das wenn man Glück hatte aufjedem Sender lief.
Auf der anderen Seite war ein Stück, das niemand spielte
und das keinen interessierte,
aber es war eben drauf, weil die Platte zwei Seiten hatte.
Das ist so viele Jahre her.
Manchmal hatte man zwei A-Seiten, dann spielten die Leute beide,
aber normalerweise war da tote Hose.
Wenn es aber an die Bezahlung ging,
so wurden die Tantiemen für die Songs 50:50 geteilt
zwischen A-Seite und B-Seite, was offensichtlich
eine unfaire Sache ist, aber so war es.
Wer die B-Seite geschrieben hatte, hatte einen Gratis-Bonus.
Er erhielt eine Flut von Geld aus dem Nirgendwo.
Da gab es immer Ressentiments.
Der klassische Fall, das wird Ihnen Roger auch sagen,
ist "I'm In Love With My Car" auf der B-Seite von "Bohemian Rhapsody".
"I'm In Love With My Car" wurde einer der bestbezahlten Songs
aller Zeiten.
Wir waren alle ein bisschen... pikiert.
Daraus wurde dann ein Witz,
Roger wurde unfairerweise zum Opfer,
aber er genoss es. Ich glaube, er genoss es, das Geld auszugeben.
Ist ja auch gut so. Wir waren uns dessen aber immer bewusst
und versuchten, die B-Seiten zu verteilen, damit jeder mal...
Es gibt ja keinen Grund für eine B-Seite, außer...
Wie ich schon sagte, weil da eben ein Stück drauf muss.
Natürlich wurde das später anders,
denn auf CD-Singles passen ja einige Stücke.
Und heutzutage ist eine Single nur noch ein Stück, das man herunterlädt.
Es ist also eine lang vergessene haarige Sache,
und ich finde das auch ganz gut so.
Erinnerst du dich, wann du das Harlekin-Outfit zum ersten Mal sahst?
Es war vermutlich... Es war in Amerika, oder?
Nein, an das erste Mal erinnere ich mich nicht.
Aber die erste Version war einfach weiß.
Wir nannten ihn Kermit. Das war sein Kermit-Outfit.
Der Ausdruck auf den Gesichtern der Crew...
Die waren sprachlos.
Er kam heraus in Ballettschuhen und einem Kermit...
Ein weißer Kermit in Satin.
Er hatte Nerven, das muss man schon zugeben.
Wir haben in England damit angefangen.
Wir hatten ein bisschen Luft,
und ich hatte schon immer etwas Disco-Mäßigeres machen wollen,
doch damals war das echt uncool.
Das war nichts, was man...
Aber glücklicherweise schlug es gleich ein.
Anfangs hatte ich allerdings einen ganz anderen Text.
Es ging um Cowboys,
daher kommt der amerikanische Satz "Another one bites the dust".
Doch dann fand ich das albern.
Ich zeigte es erst gar nicht der Band, ich beschloss, es gleich zu ändern.
Ich schrieb den Text komplett um.
Wir haben den Song zum großen Teil in München aufgenommen,
und Freddie half mir ein bisschen.
Er sagte: "Das hier muss noch ein bisschen anders werden."
Aber im Grunde war der Song total einfach.
Wir benutzten einen Schlagzeug-Loop.
Für den Beat, weil alles so einfach war,
das war genau, was wir wollten. Etwas sehr Stetiges.
So haben wir das gemacht.
Es war nicht die Musik, die wir normalerweise spielten.
Und die Band war genauso überrascht wie ich,
dass der Song so gut ankam, besonders in Amerika.
GLEICHSTAND BEIM KOMPONIEREN IN DEN 1 980ern
Als ich bei der Band begann, schrieben Brian und Freddie die Songs.
Sie schrieben jeder für sich, jedenfalls meistens.
Roger schrieb auch einen Song,
auf dem ersten Album, glaube ich.
Brian und Freddie waren jedenfalls als Komponisten sehr stark,
Roger hingegen hatte viele Ideen, was das Image der Band betraf,
und wie man eigentlich als Rockband erfolgreich ist.
Ich meine... Es gab keinen Anführer in dem Sinne,
denn keiner konnte einfach so bestimmen, wie die Dinge laufen sollten.
Im Laufe der Jahre haben wir dann alle etwas beigesteuert,
was das Komponieren anbelangt,
was die Sache ein wenig ausgeglichener machte.
Man bekommt auch eine größere Bandbreite.
Denn jeder hat ja mal eine unkreative Phase,
wo einem nicht viel einfällt.
Wenn alle vier komponieren,
dann hat doch immer einer irgendwas in petto, und das hilft sehr.
Wir hatten alle Hit-Singles. Die Sache war wirklich ziemlich ausgeglichen.
Das finde ich sehr schön,
denn wäre ich mein Leben lang nur Bassist bei einer Band gewesen,
wäre das mein Beitrag gewesen, wäre es nicht so befriedigend, hier zu sitzen.
Das ist nur ein Teil dessen, was ich mache.
Songs komponieren und gemeinsam Entscheidungen treffen
oder streiten, was auch immer, das ist schön.
Das fühlt sich an, als sei man Teil seines eigenen Schicksals.
FREDDIE BEINLOS
Wir waren in Neuseeland...
Unser einziger großer Auftritt in einem Fußballstadion in Neuseeland,
vielleicht war es auch ein Rugbystadion.
Tony Hadley von Spandau Ballet war auch da,
und Fred war zu Streichen aufgelegt.
Die beiden haben sich dann im Hotel zugedröhnt.
In der Umkleide merkten wir plötzlich,
dass Fred total betrunken war.
Denn er hatte seine Strumpfhosen verkehrt herum angezogen.
Die Musik spielte quasi schon,
und wir mussten... Wir drehten fast durch.
Zwei Leute hielten ihn fest wie einen Hühnerknochen,
an den Füßen, mit dem Kopf nach unten,
denn nur so konnten wir ihm die Strumpfhose aus- und wieder anziehen.
Es war zum Schießen.
Die erste halbe Stunde des Auftritts war für uns drei die Hölle,
denn wir spielten um unser Leben, um Freddies Zustand auszugleichen.
Normalerweise war er so präsent, jetzt war er so gar nicht präsent.
Er spielte das Intro zu "Somebody to Love", glaube ich,
und machte nur...
Schließlich schlug er nur noch mit dem Kopf aufs Klavier...
Aber irgendwie schaffte er es dann,
sich in den Griff zu kriegen.
Mit reiner Willenskraft.
Es war ungefähr eine halbe Stunde lang sehr, sehr lustig.
Hast du dich geärgert?
Hast du nicht gedacht: "Was soll denn das jetzt?"
Nein, wir machten uns nur Sorgen, dass er zusammenbricht.
Aber er war zäh.
Stand Hadley mit euch auf der Bühne?
Hadley kam am Ende,
kannte aber den Text von "Jailhouse Rock" nicht.
Na ja, typisch.
Das Magic-Album... "Kind Of Magic" war ein seltsames Album,
denn eigentlich begann es als eine Art Soundtrack.
Doch dann beschlossen wir, den Schwerpunkt zu verlagern
und ein echtes Queen-Album einzuspielen.
Ich weiß nicht, wie Russel darauf kam, sich bei uns zu melden, aber er sagte:
"Kommt zur Vorführung nach Soho,
"und seht, ob ihr etwas damit anfangen könnt."
Wir gingen hin, sahen die ersten Szenen und die Liebesszene in den Highlands,
und fanden es visuell überwältigend.
Damals war der Film noch gar nicht fertig,
wir dachten: "Das ist großartig. Dazu fällt uns bestimmt etwas Gutes ein."
Das inspirierte Brian zu "Who Wants To Live Forever?"
Anhand dessen schrieb ich "Kind Of Magic", die Zeile klaute ich aus dem Film.
Das war wirklich eine nette Erfahrung.
Viele denken, dass Freddie "The Show Must Go On" geschrieben hat,
aber eigentlich war ich es.
Ich machte ein Demo für "The Show Must Go On",
auch die hohe Stelle, wo es heißt "On with the show!"
Ich sagte zu Freddie... Denn Freddie beschwerte sich immer:
"Brian, du willst wieder, dass ich mir die Stimmbänder zerreiße."
Deswegen entschuldigte ich mich im Voraus.
Ich sagte: "Ich habe Falsetto gesungen. Ob es mit vollem Volumen geht,
"weiß ich nicht, aber es wäre toll."
Und er sagte: "Lieber Himmel. Lass das Band laufen."
Nach ein paar Wodkas hatte er es,
ganz außergewöhnlich, dass er diese Höhe schaffte.
Er kam so hoch hinauf, wie noch nie zuvor.
Von irgendwoher holte er die Kraft.
Seine Stimme bei "The Show Must Go On" ist unglaublich.
So habe ich in meinem ganzen Leben noch niemanden singen hören.
Er nahm jede Herausforderung an
und erreichte Höhen, die er noch nie erreicht hatte.
Doch wir waren uns bereits im Klaren, dass wir ihn fordern mussten,
weil er sich mit Haut und Haar
zum Sprecher und Träger unserer Arbeit machte. 265 00:15:26,123 --> 00:00:00,-001 Dabei drehte sich unsere Arbeit immer mehr um ihn. �