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Wo ist die Europäische Union? Offenkundig irgendwo hier, aber genau wie der europäische Kontinent
welcher selbst ungeklärte Grenzen hat, hat die Europäische Union auch ein paar
unscharfe Ränder.
Aber als erstes zu den offiziellen Mitgliedern der EU. Das sind - nach Bevölkerung absteigend sortiert:
* Deutschland * Frankreich
* Das Vereinigte Königreich * Italien
* Spanien * Polen
* Rumänien * Das Königreich der Niederlande
* Griechenland * Belgien
* Portugal * Die Tschechische Republik
* Ungarn * Schweden
* Österreich * Bulgarien
* Dänemark * Die Slowakei
* Finnland * Irland
* Kroatien * Litauen
* Lettland * Slowenien
* Estland * Zypern
* Luxemburg * Malta
Und die Grenzen der EU werden sich wahrscheinlich noch ausweiten, denn es gibt noch andere Staaten,
die sich in verschiedenen Phasen des Beitritts befinden.
Wie die EU genau funktioniert, ist unglaublich kompliziert. Deswegen erzähle ich euch das ein anderes Mal.
Für dieses Video müsst ihr nur drei Sachen wissen:
1. Staaten zahlen Mitgliedsbeiträge
2. Stimmen über Gesetze ab, denen sie alle folgen müssen
3. Bürger eines Mitgliedsstaates sind automatisch auch Bürger der Europäischen Union
Letzteres bedeutet, dass Ihr - wenn Ihr Bürger eines dieser Länder seid - das Recht habt, in einem der anderen
Länder zu leben, arbeiten oder in Ruhestand zu gehen. Was ganz cool ist. Besonders wenn ihr denkt, euer Land
sei zu groß oder zu klein oder zu heiß oder zu kalt. Die Europäische Union lässt euch die Wahl.
Übrigens: Habt ihr bemerkt, dass diese drei Aussagen Sternchen haben, die auf diese
nicht sehr hilfreiche Fußnote verweisen? Tja, gewöhnt euch dran: Europa mag Sternchen, die Ausnahmen zu
komplizierten Abkommen hinzufügen.
Diese drei hier bringen uns zum Beispiel zu den unscharfen Grenzen mit Norwegen,
Island und dem schnuckeligen Liechtenstein. Keiner von ihnen ist in der Europäischen Union, aber wenn ihr
EU-Bürger seid, könnt ihr in diesen Ländern leben und Norweger, Isländer und Liechtensteiner
können das gleiche in eurem Land.
Warum? Im Austausch für die sogenannte Niederlassungsfreiheit müssen diese Länder Mitgliedsbeiträge an die
Europäische Union zahlen -- auch wenn sie nicht dazu gehören und folglich auch nicht bei den
Gesetzen mitreden dürfen, denen sie sich trotzdem beugen müssen.
Dieses Abkommen bildet den Europäischen Wirtschaftsraum und hört sich nach einem ziemlich schlechten Geschäft an,
wäre da nicht das Sternchen, welches den EWR- aber nicht den EU-Staaten freie Hand bei einigen Gesetzen
lässt. Vor allem bei der Landwirtschaft und Fischerei -- Dinge, bei denen es für ein Land wie - sagen wir mal - Island
ziemlich wichtig ist, dass es selber darüber entscheiden kann.
Mit der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum, ist der Kontinent ja schon ziemlich gut abgedeckt.
Mit der auffälligen Ausnahme der Schweiz, die neutral und hoffnungslos unabhängig bleibt.
Bis auf ihre Beteiligung am Schengener Abkommen.
Wenn ihr aus einem Land kommt, das seine Grenzen extrem sauber und/oder gut bewacht hält, kommt euch
das Schengen-Gebiet vielleicht ganz schön irre vor. Denn es ist ein Abkommen der Staaten, die ganze Grenzsache
etwas lockerer zu sehen.
Im Schengen Gebiet sehen Grenzen so aus: Keine Grenzwächter oder Passkontrollen
Ihr könntet von Lissabon nach Tallinn gehen ohne euch auszuweisen oder die Frage
"Geschäftlich oder zum Vergnügen?" zu beantworten.
Für die Schweiz, die das Schengener Abkommen unterzeichnet hat, aber nicht teil der EU ist bedeutet das,
dass Nicht-Schweizer vorbeischauen können, wann immer sie wollen, aber niemals bleiben dürfen.
Diese "Kommt ruhig rein"-Einstellung zu Grenzen gefällt nicht jedem in der EU, am wenigsten dem
Vereinigten Königreich und Irland, die behaupten Inseln seien anders. Um auf diese schönen Inseln zu kommen
braucht ihr also einen Pass und einen guten Grund.
Britannias Widerwille sich komplett an der EU zu beteiligen, bringt uns zum nächsten Thema: Geld.
Die Europäische Union hat ihre eigene schicke Währung: den Euro, den die meisten aber eben nicht alle
Mitgliedsstaaten benutzen. Diesen wirtschaftlichen Zusammenschluss nennt man die Eurozone und um mitmachen zu dürfen
muss ein Staat erst mal bestimmte finanzielle Voraussetzungen erfüllen -- und dazu falsche Angaben zu machen, ist natürlich
etwas, das niemals jemand machen würde.
Die meisten Nicht-Eurozonen-Länder werden, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen, ihre Währung abschaffen,
um den Euro einzuführen. Aber drei Länder - Dänemark, Schweden und natürlich das Vereinigte Königreich -
haben Sternchen in den Kapiteln in denen es um den Euro geht und dürfen sich somit ausklinken.
Lustigerweise gibt es vier kleine Länder, - Andorra, San Marino, Monaco & die Vatikanstadt -
die ein Sternchen für das genaue Gegenteil haben: das Recht den Euro zu drucken und als Währung zu,
benutzen, obwohl sie gar nicht in der EU sind.
So sieht's also aus: es gibt die EU, welche die ganzen Regeln macht, darin die Eurozone
mit der gemeinsamen Währung, den Europäischen Wirtschaftsraum außerhalb, in dem sich die Bürger frei bewegen können
und das selektive Schengen, für die Länder, die denken, dass Grenzen den Aufwand nicht wert sind.
Wie ihr sehen könnt, gibt dabei ein paar eigenartige Überschneidungen, aber wir sind noch gar nicht
mit den Komplikationen durch. Der Grund - wie so oft: das Weltreich.
Also Portugal und Spanien haben Inseln aus aus ihrer Kolonialzeit, von denen sie sich nie getrennt haben:
das sind Madeira und die Kanaren vor der der Küste von Afrika und die Azoren
im Atlantik. Da diese Inseln Spanisch bzw. Portugiesisch sind, sind sie auch Teil
der Europäischen Union.
Die EU-Grenzen um ein paar Inseln zu erweitern wäre keine große Sache, wäre da nicht Frankreich:
die Königin des Nichtloslassens. Sie hält immer noch ein paar Inseln in der Karibik, Réunion vor der
Küsten von Madagaskar und Französisch-Guayana in Südamerika. Laut Frankreich gehören die
auch alle zu Frankreich, was die Entfernung von einem Ende der Europäischen Union zum anderen mit einem Schlag
auf ein Drittel des Umfangs der Erde ausdehnt.
Diese Teile von Frankreich, Spanien und Portugal heißen Gebiete in äußerster Randlage
-- und sie sind das Ergebnis der einfachsten Antwort auf das Weltreich: Behaltet sie einfach.
Auf der anderen Seite gibt es das Vereinigte Königreich, der Weltmeister der komplizierten Beziehungen mit
seinen quasi-ehemaligen Ländereien -- und ist damit auf keinen Fall allein in diesem weltreichliebenden
Kontinent.
Die Niederlande, Dänemark und (schon wieder) Frankreich haben das, was die EU Übersee-Territorien nennt.
Die sind zwar nicht Teil der Europäischen Union, dafür aber eine unendliche Ansammlung von
Sternchen, da sie eine komplizierte Beziehung sowohl zur Europäischen Union als auch zu ihren
Mutterstaaten haben, was es schwer macht irgendetwas bedeutsames über diese Gruppe zu sagen.
Aber...
generell gelten dort die EU-Gesetze nicht, obwohl die Menschen die dort leben
generell EU-Bürger sind, denn generell besitzen sie die Staatsbürgerschaft
ihres Mutterstaats, also können sie generell überall in der EU leben.
Aber andere EU-Bürger können generell nicht einfach so in diese Territorien ziehen.
Was diese Orte zu einer halbdurchlässigen Membran der EU werden lässt. Außerdem zum
letzten Thema über das wir detailliert sprechen. Obwohl es noch genug einmalige
Sternchen gibt über die ihr vielleicht stolpern werdet. Wie zum Beispiel: Die Isle of Man oder diese spanischen
Städte in Nord-Afrika oder Gibraltar, das manchmal so tut, als wäre es ein Teil von Süd-West England
oder diese Region in Griechenland, wo es total okay ist Frauen auszuschließen oder Saba & Co., welche
Teil der Niederlande sind und somit zur EU gehören sollten, was sie aber nicht tun, oder die Färöer
Inseln auf denen dänische Staatsbürger ihre EU-Staatsbürgerschaft verlieren und
so weiter und so weiter.
Diese Sternchen scheinen nicht enden zu wollen - anders als dieses Video.