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Adams: Hallo, YouTube!
Mein Name ist Maxine Kwok-Adams.
Ich spiele die erste Violine beim London Symphony Orchestra.
Dies ist der Violinen-Meisterkurs
für das YouTube Sinfonieorchester.
Wenn ihr für ein Orchester vorspielt,
egal ob in naher oder ferner Zukunft,
müsst ihr höchstwahrscheinlich
den ersten Satz
eines Mozart-Konzerts spielen.
Das ist überall auf der Welt unbestritten,
daher hoffe ich, dass euch meine Tipps weiterhelfen.
Ich habe A-Dur ausgesucht,
da ich die Eröffnung etwas
schwieriger finde als G- und D-Dur,
bei denen man fast direkt einsteigt.
A-Dur ist etwas nervenaufreibender,
und, ja, wir sind alle nervös,
ihr braucht euch also dafür überhaupt nicht zu schämen,
aber ich hoffe, ich kann euch die Angst etwas nehmen.
Also, ganz am Anfang
spielt nur das Orchester
bzw. der Begleiter.
[Mozarts Konzert Nr. 5]
Und dann beim Solo-Teil,
müsst ihr zwei Töne einfach aus der Luft greifen
und wunderschön spielen,
der Ton muss glockenklar sein.
Das ist in einer Stresssituation wie dem Vorspiel nicht einfach.
Denkt vor allem daran,
dass bei der dritten Viertelnote
der Begleiter einsetzt
und eine klare Tempovorgabe haben muss.
Es passiert ganz schnell, und ich habe das
schon oft beim Vorspiel gehört,
dass die Violinisten
diese ersten Viertelnoten
ewig lang halten.
So hat Mozart das aber nicht geschrieben.
Ihr müsst dieses Adagio fließen lassen.
Es muss gar nicht so langsam sein,
und ich glaube, es lässt sich einfacher spielen,
wenn man sich von dem extrem Langsamen löst.
Also, etwa in dieser Art, obwohl ihr stilistisch
natürlich noch eigene Ideen einbringen könnt.
[Mozarts Konzert Nr. 5]
Damit ist das Schwerste geschafft.
Achtet also darauf, dass ihr eurem Begleiter
einen richtig guten Auftakt vorlegt.
Beim Vorspiel könnt ihr zwar manchmal
euren eigenen Begleiter mitbringen,
aber es kann auch sein, dass ihr diese Möglichkeit nicht habt,
und beim Vorspiel zum allerersten Mal
mit jemandem zusammenspielt.
Also legt einen starken Auftakt in Takt 46 hinein.
Und bleibt bei den Trillern im Takt.
Macht nicht zu viele Drehungen.
Das geht einfach nicht
und am Ende haltet ihr das Tempo auf.
Ich zeige euch das mal.
[Mozarts Konzert Nr. 5]
Sprechen wir nun
über die Passage, die später im Satz kommt.
Das ist der Kontrastteil.
Möglicherweise müsst ihr nur
den ersten Satz eines Mozart-Konzerts vorspielen
und ihr möchtet eure ganze Bandbreite zeigen.
Das ist eure Chance,
etwas romantischer zu werden,
innerhalb gewisser Grenzen,
denn natürlich ist das immer noch Mozart,
aber ihr könnt schon ein bisschen expressiver spielen
und viele unterschiedliche Farben ins Spiel einbauen.
Je nachdem, welche Ausgabe dieses Stücks ihr habt,
ist wahrscheinlich Takt 135
forte und die nächste Passage ein Echo.
Ich persönlich spiele das gerne umgekehrt,
weil ich es überzeugender finde,
in das große Tutti vor der Wiederholung
mit einem Forte-Akkord zu gehen.
Es gibt nichts Schlimmeres,
als zu versuchen, das hier in piano zu kitzeln,
aber das ist natürlich
allein eure Entscheidung.
Ganz am Anfang beginnt die Sinfonie
mit einem großen Forte pizzicato.
Pizzicato wird, so finde ich,
häufig nicht richtig eingeübt,
und hört sich manchmal ziemlich fies an,
wenn da Fingernägel auf die Saiten kommen.
Um das Pizzicato zu spielen, würde ich
vom Rand des Griffbretts aus
nach unten zur linken Hand streichen.
Wenn ihr das andersrum macht,
bleibt ihr häufig mit den Nägeln hängen.
So herum erhaltet ihr einen vollen und runden Klang.
Es muss kein Mega-Sound sein,
da das von vielen
Orchestermitgliedern gespielt wird,
aber behaltet es einfach im Hinterkopf.
Die Eröffnungs-Phrase sollte, so denke ich,
bis zum neunten Takt gehen,
und nicht nur, wie man vielleicht meinen könnte,
bis zum vierten Takt.
Das Ganze sollte sich etwa so anhören.
[Mendelssohns Sinfonie Nr. 4]
Das ist eine Passage für die ersten Violinen,
die wunderschön,
aber auch tückisch ist,
weil sie viel Feinarbeit erfordert.
Wie etwa das Stricken eines Pullis.
Das Wichtigste dabei ist, ganz gleichmäßig
und ohne Schnörkel zu spielen.
Die erste Position funktioniert über weite Strecken gut
und die zweite Position, obwohl
die meisten sie nicht gerne spielen,
aber hier hilft sie wirklich sehr.
Und haltet auch euer Vibrato ganz minimal.
Manche Dirigenten möchten das non-vibrato gespielt haben.
Das ist ziemlich extrem, kommt aber vor.
Man sollte in dieser Passage
nicht zu romantisch werden.
[Beethovens Sinfonie Nr. 9]
Ich hoffe, ich habe euch ein bisschen geholfen.
Mit hat es jedenfalls Spaß gemacht.
Also, vielen Dank
und hoffentlich bis bald!
Tschüss!