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Ach geht, lhr seid zwei merkwürdige Frauen!
Zum Henker auch! Was willst du jetzt?
Für mich nichts.
- Für wen denn? - Für Euch.
- Für uns? - Für Euch!
- Seid lhr Frauen oder nicht? - Und folglich?
Und folglich solltet lhr Euch wie Frauen verhalten.
- Und wie? - lhr solltet die Liebe als eine Kleinigkeit behandeln,
günstige Gelegenheiten niemals versäumen,
Euch beizeiten verwandeln, beizeiten treu sein,
anmutig kokettieren, die Schande erkennen, die einem gewöhnlich zustößt,
wenn man den Männern traut,
die Feige essen und den Apfel nicht verschmähen.
Und dann?
Und dann? Du liebe Güte! Dann seid lhr an der Reihe.
- Was sollen wir tun? - Was lhr wollt.
Seid lhr aus Fleisch und Blut oder nicht?
Schon ein Mädchen von fünfzehn Jahren
muss alle Künste beherrschen,
muss alle Kniffe des Teufels kennen,
muss wissen, was gut und böse ist.
Sie muss die kleinen Schliche kennen,
die die Männer zur Liebe betören,
sie muss Lachen und Weinen fingieren
und gute Ausreden erfinden.
Sie muss gleichzeitig hundert Leuten zuhören
und mit den Augen zu tausend anderen sprechen;
muss allen Hoffnung machen, den Schönen wie den Hässlichen;
sie muss sich verstellen können, ohne sich zu verwirren;
ohne zu erröten, muss sie lügen können;
und wie eine Königin auf hohem Thron
mit ''lch kann und ich will'' sich Gehorsam verschaffen.
Mir scheint, dass ihnen die Lehre gefällt!
Hoch Despina, die zu dienen versteht!
Schwester, was sagst du dazu?
lch bin bestürzt über die teuflischen Ansichten dieses Mädchens.
Ach, glaub mir, sie ist einfach toll.
Meinst du, wir könnten ihren Rat befolgen?
Natürlich, wenn du die Dinge auf den Kopf stellst.
Aber ich sehe die Dinge richtig!
Meinst du nicht, es wäre Unrecht, wenn zwei versprochene junge Frauen
so etwas täten?
Sie sagte ja nicht, dass wir etwas Schlechtes tun sollten.
Es ist schlimm genug, wenn wir uns ins Gerede bringen.
Wenn man aber sagte, dass sie zu Despina kommen?
Oh, dein Gewissen ist nur allzu leicht zu beruhigen!
Und was werden unsere Verlobten sagen?
Nichts; entweder sie erfahren nichts davon und damit hat sich's,
oder sie erfahren davon und wir behaupten, sie kämen wegen Despina.
Aber unsere Herzen!
Sie bleiben, wie sie sind:
Wenn man sich ein wenig amüsiert, um nicht vor Schwermut zu sterben,
bricht man nicht gleich die Treue, Schwester!
Das ist wahr.
- Also? - Also mach nur zu,
aber ich will nicht Schuld sein, wenn es später Ärger gibt.
Was für Ärger könnte es geben, wenn wir so vorsichtig sind?
Aber hör zu, damit wir uns auch verstehen:
Welchen dieser beiden Narzisse wählst du dir?
Entscheide du, Schwester!
lch habe schon entschieden.
lch nehme den Brünetten,
der mir lustiger scheint.
Dann will ich mit dem Blonden
ein wenig lachen und spaßen.
Scherzhaft will ich auf seine süßen Reden antworten.
Seufzend will ich die Seufzer des anderen nachahmen.
Er wird zu mir sagen: Geliebte, ich sterbe!
Er wird zu mir sagen: Mein schöner Schatz!
Und was für ein Vergnügen,
und was für ein Vergnügen,
was für ein Zeitvertreib wird es sein!
Ah, schnell in den Garten, meine lieben Mädchen!
Welch ein Vergnügen! Die Musik, der Gesang!
Welch ein herrliches Schauspiel! Welch ein Zauber!
Nur schnell, lauft!
- Was zum Teufel kann es sein? - lhr werdet es gleich sehen.
Helft, ihr freundlichen Zephyre,
helft meinen Wünschen,
und tragt meine Seufzer
zu der Göttin meines Herzens!
Die ihr viele tausend Mal
den Grund meiner Schmerzen vernahmt,
wiederholt meiner Liebsten alles,
was ihr dort hörtet!
Helft, ihr freundlichen Zephyre,
den Wünschen dieser edlen Herzen!
Was soll diese Maskerade?
Nun los, nur zu, nur Mut!
Habt lhr die Sprache verloren?
lch zittre und bebe vom Kopf bis zu den Zehen!
Amor lähmt die Glieder des wahrhaft Liebenden!
Seid freundlich, ermutigt sie!
Sprecht.
Sagt nur frei heraus, was lhr wünscht.
Gnädiges Fräulein...
Vielmehr: Meine gnädigsten Fräulein...
- Dann sprich du doch! - Nein, nein, sprich du nur!
Zum Teufel mit Euch!
Lasst doch diese Zierereien aus dem vorigen Jahrhundert!
Despinetta, machen wir dem ein Ende:
Führ du sie,
so wie ich diese hier.
Gebt mir die Hand. Bewegt Euch ein wenig!
Wenn lhr nicht sprecht, dann spreche ich für Euch.
Um Verzeihung bittet Euch ein zitternder Sklave,
er weiß, er hat Euch beleidigt, doch nur für einen Augenblick.
Er bereut jetzt und schweigt.
Nun lässt er Euch in Frieden.
Er darf nicht, wie er will, nun will er, wie er darf.
Nur zu, gebt Antwort!
lhr schaut
und lacht?
lch werde ihnen für Euch die Antwort geben.
Was geschehen ist, ist geschehen,
vergessen wir, was vergangen.
Zerbrochen sei nun das Band,
das Zeichen der Knechtschaft:
Reicht mir den Arm,
seufzt nicht länger!
Und nun gehen wir wohl besser: Wir wollen sehen, was sie tun!
lch werde sie mehr respektieren als den Teufel, wenn sie jetzt nicht fallen!
Was für ein schönes Wetter ist heute!
Vielleicht ein bisschen warm.
Was für hübsche kleine Bäume!
O ja, sehr schön,
sie haben mehr Blätter als Früchte.
Diese Alleen sind ganz reizend,
möchtet lhr spazieren gehen?
lch stehe für jeden Eurer Wünsche zu Diensten, meine Teuerste!
- Zu gütig. - (Das ist der kritische Augenblick!)
Was habt lhr zu ihm gesagt?
Oh, ich habe ihm nahe gelegt, sie ja gut zu unterhalten.
- Gehen wir doch auch spazieren! - Wie lhr wollt.
- O weh! - Was habt lhr?
lch fühle mich krank, so krank, Geliebte, dass ich glaube zu sterben!
Ach, tut das nicht.
lch sterbe, Grausame, und lhr scherzt?
lch, scherzen?
(Dann gebt mir einen Beweis Eures Mitleids, meine Schönste!)
Dann gebt mir einen Beweis Eures Mitleids, meine Schönste!
Zwei, wenn lhr wollt.
Sagt mir, was ich tun soll, und lhr werdet schon sehen.
Scherzt sie oder spricht sie im Ernst?
Gewährt mir, diese kleine Gabe anzunehmen.
- Ein Herz? - Ein Herz;
ein Symbol für dieses hier, das für Euch schmachtet und leidet!
- Was für ein kostbares Geschenk! - lhr nehmt es an?
Grausamer, versucht nicht, ein treues Herz zu verführen!
Der Felsen wankt.
Es tut mir Leid, aber meine Soldatenehre steht auf dem Spiel!
- lch bete Euch an! - Erbarmen!
- lch bin ganz der Eure! - O Götter!
- Ergebt Euch, Geliebte! - lhr tötet mich!
Dann sterben wir zusammen, o Hoffnung meiner Liebe!
lhr nehmt es an?
lch nehme es an.
Unseliger Ferrando!
O welch Entzücken!
lch schenke Euch dies Herz, mein schöner Schatz,
aber ich will auch das Eure,
o gebt es mir!
lhr schenkt es mir, ich nehme es;
aber meines gebe ich nicht her.
Vergebens bittet lhr mich darum,
ich habe es nicht mehr.
Wenn du es nicht mehr hast, warum schlägt es dann hier?
Wenn du mir deins gibst, was pocht dann dort?
Warum schlägt es dann hier?
Was pocht dann dort?
Es ist mein kleines Herz, das mir nicht mehr gehört.
Es ist jetzt bei dir
und schlägt so sehr.
Lass es mich hier anbringen.
Da kann es nicht hin!
lch verstehe dich, du Schelmin.
Was tust du?
Schau nicht hin.
- lm Herzen fühle ich es brennen wie ein Vulkan! - Armer Ferrando!
- lm Herzen fühle ich es brennen wie ein Vulkan! - lch glaube es kaum!
Wende die Augen mir zu.
Was willst du?
Sieh doch, sieh doch, ob es schöner sein könnte.
O glücklicher Tausch
der Herzen und der Liebe!
Welch neues Entzücken, welch süße Schmerzen!
Grausame! Warum fliehst du?
lch sehe eine Schlange, eine Hydra, einen Basilisken!
Ah, Mitleidlose, ich verstehe!
Die Schlange, die Hydra, den Basilisken
und was die libysche Wüste noch an wilderen Untieren hat,
das siehst du in mir!
Ach ja!
Du willst mir den Frieden rauben!
Aber nur, um dich glücklich zu machen!
Hör auf, mich zu bedrängen!
lch verlange nichts als einen Blick von dir!
- Geh! - Nicht eher,
als bis du mich mit freundlicheren Blicken ansiehst.
O Himmel!
Du verdammst mich,
du verdammst mich zum Tode!
Er geht... Höre!... Ach nein!
Er soll gehen, dass meine Augen nicht länger
die unheilvolle Ursache meiner Schwäche sehen!
Auf was für eine Probe hat mich der Grausame gestellt!
Das ist ein Lohn, den meine Schuld wohl verdient hat!
ln solchem Augenblick konnte ich dem Schmeicheln eines anderen lauschen?
Die Wehklagen des anderen leichtfertig vergessen?
Ah, du verdammst dieses Herz zu Recht, gerechte Liebe!
lch glühe, doch nicht mehr aus tugendsamer Liebe:
Es ist Tollheit, Angst,
Reue, schlechtes Gewissen,
Leichtsinn, Treulosigkeit
und Verrat!
Hab Mitleid, Geliebter, verzeih
dem Vergehen eines liebenden Herzens!
ln diesem Schatten, in diesem Hain
soll es ewig verborgen bleiben, o Gott!
Mein Mut und meine Treue
werden diese böse *** vertreiben,
werden die Erinnerung daran verjagen,
die mir Schande und Grausen bereitet.
Hab Mitleid, Geliebter, verzeih
dem Vergehen eines liebenden Herzens!
ln diesem Schatten, in diesem Hain
soll es ewig verborgen bleiben, o Gott!
Und wem brach es die Treue,
dieses eitle, undankbare Herz!
Du verdientest besseren Lohn,
teurer Geliebter, für deine Aufrichtigkeit!
Mein Freund, wir haben gewonnen!
- Mit zwei Losen oder drei? - Mit fünfen, mein Freund:
Fiordiligi ist die Keuschheit in Person.
Preis sei dir, Preis sei mir, Preis meiner Penelope!
Lass dich umarmen für dieses glückliche Zeichen,
mein treuer Merkur!
Und meine Dorabella? Wie hat sie sich verhalten?
Ach, ich habe keinen Zweifel.
Zu gut kenne ich ihr edles Herz.
Nun, ein Zweifel, unter uns gesagt,
wäre gar nicht so schlecht.
Himmel! Verfiel sie etwa deinen Schmeicheleien?
Doch nein, du willst dir mit mir einen Spaß erlauben;
sie liebt nur mich, betet mich allein an!
Natürlich! Und zum Beweis ihrer Liebe, ihrer Treue
gab sie mir dies kleine Bild.
Mein Bild!
Ah, Treulose!
Wohin gehst du?
lhr das Herz aus der ehrlosen Brust zu reißen
und meine verratene Liebe zu rächen!
- Bleib! - Nein, lass mich!
Bist du toll?
Willst du dich verderben, wegen einer Frau, die keine zwei Sous wert ist?
lch möchte nicht, dass er etwas Dummes anstellt.
Götter! All diese Versprechungen
und Tränen, diese Seufzer, diese Schwüre,
wie konnte die Verworfene sie in so kurzer Zeit vergessen?
Du lieber Gott, das weiß ich nicht.
Was soll ich jetzt tun?
Welches Mittel, welcher Weg bleibt mir?
Hab Mitleid mit mir,
gib mir einen Rat.
Mein Freund, ich weiß nicht, welchen Rat ich dir geben soll.
Grausame! Undankbare! Nach einem Tag! Nach wenigen Stunden!
Wirklich ein erstaunlicher Fall.
lhr Frauen, das tut ihr so vielen, so vielen an,
dass ich, um die Wahrheit zu sagen, wenn die Liebhaber sich beklagen,
jetzt Verständnis für sie habe.
lch meine es gut mit eurem Geschlecht,
das wisst ihr, das weiß jeder:
jeden Tag beweise ich es,
gebe euch Zeichen meiner Freundschaft.
Aber das ihr es so vielen, so vielen antut,
das betrübt mich wirklich!
Tausendmal zog ich das Schwert,
um eure Ehre zu verteidigen.
Tausendmal,
tausendmal habe ich euch verteidigt, mit dem Mund und mehr noch mit dem Herzen.
Aber dass ihr es so vielen antut,
das ist ein hässliches Laster.
lhr seid reizend, ihr seid liebenswert,
der Himmel hat euch reich beschenkt,
und ihr seid von Anmut umgeben
von Kopf bis Fuß.
Aber ihr tut es so vielen an,
dass es kaum zu glauben ist!
lch meine es gut mit eurem Geschlecht, das zeige ich euch;
tausendmal zog ich das Schwert, um euch zu verteidigen;
der Himmel hat euch reich beschenkt, von Kopf bis Fuß.
Aber ihr hintergeht so viele,
dass die Männer, wenn sie klagen, sicher guten Grund dazu haben!
ln solch wildem Aufruhr,
in solcher Verwirrung der Gedanken und Gefühle befinde ich mich!
So neu und ungewohnt ist mein Fall,
dass kein anderer und nicht einmal ich selbst mir Trost geben kann!
Alfonso, Alfonso,
wie du über meine Torheit lachen wirst!
Aber ich werde mich rächen.
Aus meinem Herzen will ich dieses schändliche Weib verbannen...
Sie verbannen...
Verbannen?
Nur allzu sehr, o Gott, spricht mein Herz noch für sie!
Verraten,
verhöhnt
von ihrem ehrlosen Herzen,
fühle ich, wie ich sie noch immer verehre,
höre ich in mir die Stimme der Liebe für sie sprechen!
Bravo! Das ist wahre Treue!
Geht, Grausamer, Euretwegen bin ich unglücklich!
Und wenn lhr artig seid, will ich Euch den früheren Frieden wiedergeben.
Hört zu! Fiordiligi ist Guglielmo treu geblieben,
und Dorabella ist Euch untreu geworden.
Zu meiner Schande!
Lieber Freund, man muss in allen Dingen Unterschiede machen.
Meinst du, eine Frau könne einem Guglielmo untreu werden?
Wenn - und ich will mich nicht loben - wir uns einmal vergleichen,
dann siehst du, mein Freund, das größere Verdienst...
Ei, das meine ich auch!
- lnzwischen gebt mir 50 Zechinen. - Gerne.
Doch bevor ich zahle,
möchte ich, daß wir noch einen weiteren Versuch anstellen.
- Wie? - Habt Geduld.
Bis morgen habt lhr Euch beide als meine Sklaven verpflichtet;
lhr gabt mir Euer Ehrenwort als Soldaten, alles zu tun, was ich Euch sage.
Kommt.
lch hoffe, Euch zu zeigen,
dass der ein Dummkopf ist,
der den Vogel verkaufen will, der noch im Busch sitzt.
Jetzt sehe ich, dass lhr eine Frau von Welt seid.
Umsonst, Despina, versuchte ich zu widerstehen:
Dieser kleine Teufel ist so geschickt, so beredt, so gewandt,
dass man erliegen müsste, selbst wenn man aus Stein wäre!
Beim Satan! Das will ich meinen!
Aber da kommt Eure Schwester.
- Was für eine Miene! - lhr Verworfenen!
Seht, in was für einen Zustand ich durch Eure Schuld geraten bin!
Was ist denn geschehen, liebes Fräulein?
Fehlt dir etwas, Schwester?
Ja, der Teufel, und der soll mich, dich, sie,
Don Alfonso, die Fremden und alle die Narren auf dieser Welt holen!
- Hast du den Verstand verloren? - Schlimmer; du wirst erschrecken:
lch liebe,
und meine Liebe gilt nicht mehr allein Guglielmo.
- Umso besser! - lch verstehe nicht,
wie man sein Herz in einem einzigen Tag so ganz auswechseln kann!
Was für eine lächerliche Frage!
Wir sind eben Frauen! Und dann, wie hast du es gemacht?
lch werde mich zu beherrschen wissen.
Gar nichts werdet lhr wissen.
O doch, du wirst es schon sehen!
Glaub mir, Schwester, es ist besser, wenn du dich ergibst.
Amor ist ein kleiner Dieb, eine kleine Schlange ist Amor;
er raubt und gibt dem Herzen,
ganz wie er will, den Frieden.
Durch die Augen zum Herzen hat er kaum einen Pfad geöffnet,
da legt er schon unser Herz in Ketten und nimmt uns die Freiheit.
Er bringt Wonne und Vergnügen,
wenn du ihn walten lässt,
aber er macht dich ganz elend,
wenn du versuchst, ihn zu bekämpfen.
Amor ist ein kleiner Dieb,
eine kleine Schlange ist Amor;
er raubt und gibt dem Herzen,
ganz wie er will, den Frieden.
Wenn er in deinem Busen wohnt, wenn er dich dort verwundet,
dann tu alles, was er fordert, das werde auch ich jetzt tun.
Despina! Despina!
Was gibt es?
Nimm diesen Schlüssel, und ohne zu fragen,
ohne irgendwelche Fragen hol aus der Kleiderkammer
ein Schwert, einen Hut
und eine Uniform unserer Verlobten.
Und was wollt lhr tun?
Geh, frag nicht.
Jungfer Hochmut ist sehr kurz angebunden!
lns Feld! lns Feld!
Anders können wir unsere Unschuld nicht bewahren!
lch habe alles gehört, geh nur, hab keine Angst!
Da bin ich.
Geh, lass einen Diener eiligst sechs Pferde holen;
sag Dorabella, dass ich mit ihr sprechen will.
Zu Diensten.
Diese Dame scheint mir nicht ganz bei Sinnen.
Oh, wie das mein Aussehen und mein Gesicht verändert!
lch kann mich selber kaum wiedererkennen.
ln die Arme meines treuen Gatten
werde ich bald schon sinken;
unerkannt will ich
in dieser Verkleidung zu ihm kommen.
Oh, welche Freude wird sein Herz erfüllen, wenn er mich erkennt!
Und indessen werde ich Unseliger vor Schmerz sterben!
Was sehe ich?
lch bin verraten!
Ach, geht!
O nein, mein Leben!
Mit diesem Schwert soll deine Hand mein Herz durchbohren,
und, bei Gott, wenn du die Kraft nicht hast,
führe ich dir die Hand!
Steh auf, steh auf!
Du hoffst umsonst.
Um Himmels willen, was verlangst du von mir?
Dein Herz oder mein Leben!
- Ach, meine Kräfte, sie schwinden! - Gib nach, Geliebte!
- Götter, helft! Meine Kräfte schwinden! - Gib nach, Geliebte!
Gib mir einen Blick voll Gnade!
ln mir allein sollst du finden
den Gatten, den Geliebten, und mehr noch, wenn du willst.
Mein Engel, zögre nicht länger!
Gerechter Himmel!
Den Gatten, den Geliebten,
- mehr noch, wenn du willst! - Grausamer!
- Mein Engel, zögre nicht länger! - Du hast gesiegt!
Mach mit mir, was du willst!
Umarme mich,
- mein Liebster, - meine Liebste,
und ein Trost für alle Schmerzen
sei das Schmachten süßer Liebe
und wonniger Seufzer!
Ach, ich Armer, was habe ich gesehen! Was habe ich gehört!
- Um Himmels willen, still! - lch raufe mir den Bart,
ich reiße mir die Haut aus, ich stoße mir die Hörner an den Sternen ab!
War das Fiordiligi, die Penelope, die Artemis unseres Jahrhunderts?
Betrügerin, Mörderin, Lügnerin, Diebin, Hündin!
Lassen wir ihn sich austoben.
- Nun? - Wo ist sie?
- Wer? Deine Fiordiligi? - Meine Fiordi...
Fiordidiavolo! Und der Teufel soll erst sie und dann mich holen!
Du siehst, man muss in allen Dingen Unterschiede machen.
Das größere Verdienst...
Ach, hör auf, mich zu quälen.
Lass uns lieber überlegen, wie wir sie schwerstens bestrafen können.
lch weiß wie: Heiratet sie!
Lieber heirate ich Charons Nachen!
- Die Höhle des Vulkan! - Die Pforte zur Hölle!
Dann bleibt auf ewig Junggesellen.
Männern wie uns mangelt es nie an Frauen.
Davon gibt es genug.
Aber was werden die anderen tun, wenn diese hier so gehandelt haben?
lm Grunde liebt lhr sie, Eure gezausten Krähen.
Ach, nur zu sehr!
Nur zu sehr!
Dann nehmt sie so, wie sie sind.
lnzwischen hört Euch einige Zeilen an.
Glücklich seid lhr, wenn lhr sie lernt!
Alle verklagen die Frauen, doch ich verteidige sie,
wenn sie auch tausendmal am Tag ihre Gefühle ändern.
Manche nennen es ein Laster, andere eine Gewohnheit,
aber mir erscheint es eine Notwendigkeit des Herzens.
Der Liebhaber, der sich am Schluss betrogen sieht,
verdamme nicht den Fehler der anderen, sondern seinen eigenen:
Ob die Frauen jung oder alt, schön oder hässlich sind,
wiederholt mit mir:
So machen es alle!
So machen es alle!
Macht schnell, liebe Freunde, zündet die Kerzen an,
und bereitet das Mahl in Reichtum und Fülle!
Für unsere Herrinnen ist die Hochzeit schon vorbereitet,
darum geht auf Eure Posten, bis die Bräutigame erscheinen.
Macht schnell, liebe Freunde,
zünden wir die Kerzen an,
und bereiten wir das Mahl
in Reichtum und Fülle!
Bravo, Bravo! Ausgezeichnet!
Welch ein Überfluss! Welche Eleganz!
Einen angemessenen Lohn werden die beiden Euch geben!
Da kommen schon die zwei Paare; begrüßt sie bei ihrer Ankunft!
Heiterer Gesang und Jubelklänge sollen die Luft mit Fröhlichkeit erfüllen!
Eine schönere Komödie gab es nie, wird es nie geben!
Glück und Segen den beiden Herren
und ihren liebenswerten Bräuten!
Der Himmel sei ihnen immer gewogen,
und wie die Hühner
seien sie reich an Kindern,
die ihnen an Schönheit gleichkommen!
Alles, alles, du mein Leben, ist erfüllt, was ich ersehnt habe!
Die Seligkeit, die mich erfüllt, wächst und wird immer größer!
Wie schön du bist!
Wie reizend du bist!
Deine schönen Augen!
Dein hübscher Mund!
- Stoß an und trink! - Trink und stoß an!
Und in deinem, in meinem Glas
versinke jeder Gedanke,
- Und in deinem, in meinem Glas - und keine Erinnerung sei mehr
- versinke jeder Gedanke... - in unseren Herzen an das Vergangene.
Ach, tränken sie doch Gift,
diese ehrlosen Betrügerinnen!
Meine Herrschaften, alles ist bereit.
Mit dem Ehevertrag ist der Notar schon auf der Treppe
und wird ipso facto hier sein.
Bravo, bravo, er soll gleich kommen!
lch gehe und hole ihn.
Hier ist er.
Es wünscht Euch alles Gute, der Notar Beccavivi,
der mit der üblichen notarialen Würde nun zu Euch kommt.
Und den aufgesetzten Vertrag mit ordnungsgemäßen Klauseln
in den rechtsüblichen Formen wird er, zunächst hustend,
dann sich setzend,
clara voce verlesen.
Bravo, bravo, vortrefflich!
Kraft dieses von mir verfertigten Vertrages
schließen hier den Bund der Ehe
Fiordiligi mit Sempronio
und mit Tizio Dorabella, ihre legitime Schwester;
jene sind Damen aus Ferrara, diese Edle aus Albanien;
betreffend Mitgift und Morgengabe...
lst alles bekannt, ist alles bekannt!
Wir glauben Euch, wir trauen Euch; wir unterschreiben, gebt nur her.
Bravo, bravo, ausgezeichnet!
Schönes Soldatenleben!
Jeden Tag an einem anderen Ort;
heute viel, morgen wenig;
bald zu Land und bald auf See!
Was für ein Lärm, was für ein Gesang ist das?
Bleibt ruhig, ich gehe nachsehen.
Misericordia! Götter im Himmel!
Welch furchtbarer Zufall! lch zittre, ich erstarre!
- Eure Verlobten! - Mein Verlobter?
Sie kehren in diesem Augenblick zurück, o Gott! Sie legen schon am Ufer an!
Was höre ich! Grausames Schicksal!
Was ist nun zu tun?
- Schnell, geht hinaus! - Aber wenn sie uns sehen?
- Schnell, flieht! - Aber wenn sie uns treffen?
Da, versteckt Euch, um Himmels willen!
- Götter, steht uns bei! Ratet uns! - Beherrscht Euch! Beruhigt Euch!
Wer wird uns aus der Gefahr retten?
Vertraut auf mich, alles wird gut.
Tausend fürchterliche Gedanken
martern mir das Herz.
Wenn sie den Betrug entdecken,
ach, was wird aus uns werden?
Gesund und heil kehren wir in die liebende Umarmung
unserer treuen Geliebten
in jubelnder Freude zurück,
um ihre Treue zu belohnen!
Gerechte Götter!
Guglielmo! Ferrando!
Welche Wonne! Hier? Wie?
Und wann?
Zurückgerufen durch königlichen Gegenbefehl,
das Herz erfüllt mit Glück und Freude,
kehren wir zu unseren angebeteten Bräuten
und zu Eurer Freundschaft zurück.
Aber was soll diese Blässe, dieses Schweigen?
Mein Schatz, warum so traurig?
Vor Freude verwirrt und benommen...
Ach, ich bringe kein Wort über die Lippen.
- Ein Wunder, wenn ich nicht sterbe! - ...stumm stehen sie da!
Erlaubt, dass dieser Koffer in dem Zimmer dort abgestellt wird.
Götter, was sehe ich!
Ein Mann, versteckt!
Ein Notar!
Was macht er hier?
Nein, Signor, es ist kein Notar;
es ist die verkleidete Despina,
die vom Ball zurückgekommen ist und herkam, um sich umzuziehen.
Eine Schelmin wie diese...
Despina! Despina!
- ...gibt es kein zweites Mal. - lch verstehe nicht, was das soll!
lch habe die Papiere fallen lassen, greift sie geschickt auf.
Aber was sind das für Papiere?
Ein Ehevertrag.
Ein Ehevertrag?
Gerechter Himmel! lhr habt unterschrieben!
Leugnen hilft jetzt nichts!
Verrat, Verrat!
Ah, wir wollen alles entdecken,
und in Strömen, ja, in Strömen
soll das Blut fließen, ja!
Ach, ich bin des Todes schuldig,
und allein den Tod verlange ich.
Zu spät erkenne ich mein Vergehen.
Mit dem Schwert durchbohrt ein Herz, das keine Gnade verdient!
Was ist geschehen?
Für uns soll dieser Grausame, soll diese Verführerin sprechen!
Allzu wahr ist, was sie sagen, und der Beweis ist dort eingeschlossen!
Vor Angst erstarre ich, bebe ich!
Warum hat er sie verraten?
Vor Euch verneigt sich, schöne Dame,
der Kavalier aus Albanien!
Das Bild zum Tausch gegen das Herz
gebe ich hiermit zurück, mein Fräulein!
Und dem magnetischen Herrn Doktor
zolle ich die Ehre, die er verdient!
Himmel, was sehe ich!
Sie sind verblüfft!
lch kann mich kaum noch halten!
Sie sind ganz außer sich!
Das ist der Grausame,
der uns betrog!
lch habe Euch betrogen, doch der Betrug
hat Eure Liebsten aufgeklärt,
die von jetzt an weiser sind
und tun werden, was ich will.
Reicht Euch die Hände, lhr seid verheiratet;
umarmt Euch und seid still.
Alle vier werdet lhr jetzt lachen, wie ich es tat und noch weiter tue.
Geliebter, wenn das so ist,
will ich mit Treue und Liebe
dein Herz entschädigen
und immerfort dich anbeten.
lch glaube dir, mein schöner Engel,
aber ich will es nicht erproben.
lch weiß nicht, ist das ein Traum? lch bin verwirrt und beschämt.
lmmerhin, was man mir angetan hat, habe ich selbst vielen andern angetan.
Glücklich ist, wer alles von der rechten Seite sieht
und sich in allen Dingen von der Vernunft leiten lässt.
Was die anderen weinen macht,
ist für ihn ein Grund zum Lachen,
und inmitten der Stürme der Welt
findet er süße Ruh.