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Mein Karate basiert auf traditionellem japanischen Kihon,
das nicht auf Ästhetik ausgerichtet ist, sondern auf
Anwendung von Techniken für effektive Kampfkunst.
Hier in Europa, Deutschland und anderen Ländern
ist das Karate oft auf Wettkampf fokusiert.
Das ist ok, wenn man jung ist oder Student, aber...
das ist nur ein kleiner Teil dessen was Karate wirklich ist.
Es wird sehr viel über "traditionelles" Karate gesprochen,
was aber tatsächlich physisch im Dojo praktiziert wird
ist meist kein traditionelles Karate, sondern Sportkarate.
Man sollte sich darauf konzentrieren, Techniken zu entwickeln,
die wirklich funktioneren,...
anstatt Zeit mit aufwendigen Kombinationen oder
überflüssigen Bewegungen zu verschwenden,
die nur schön aussehen.
Sich auf funktionierende Techniken zu konzentrieren,
ist der Schlüssel zu traditionellem Karate.
Echtes Karate ist "Ichi geki hissatsu"
Das heißt ein Treffer - bammm - tot!
Ich sage nicht, dass Ihr das irgend jemandem antun sollt,
aber Euer Karate muß zuverlässig sein.
Wenn Euch jemand angreift, wirklich richtig angreift...
...habt Ihr Vertrauen in Euer Karate?
Meine erste Erfahrung mit Asai Sensei war in 1993,
also noch garnicht so lange her.
Während der 1990er habe ich regelmäßig mit Asai sensei trainiert
und Kurse gegeben und hatte Privattraining bei ihm.
Manchmal gab er mir "Hausaufgaben" und so
aber meistens war ich nur kurze Zeit in Japan.
Und dann, als ich älter wurde, bekam ich deutlich mehr
persönliche Unterweisung von Asai sensei.
Neben den Kursen, bei denen ich ihm assistiert habe
hatte ich sehr viel Morgentraining mit ihm...
...was eine sehr große und schöne Herausforderung war.
Karate ist für einen selbst
und Asai sensei hat ausnahmslos jeden Tag geübt.
Auch ich trainiere für mich selbst und versuche
dem Beispiel Asais zu folgen.
Er sagte zu mir: "Trainiere jeden Tag"
und so verfolge ich diese Art das Karate.
Dabei spielt es keine Rolle wie ich mich fühle.
Ob ich nun gut drauf bin
und mich das Karate glücklich macht
oder auch nicht, ich trainiere trotzdem.
Dadurch ist mein Karate-Training nicht von Emotionen kontrolliert.
Es ist einfach ein Teil meines Lebens,
so wie Zähneputzen oder Essen.
Es gibt Leute, die viel mehr mit Asai trainiert haben als ich.
Von mir zu behaupten, ich sei Asais bester oder einziger Schüler,
wäre nicht richtig.
Jeden Morgen begann Asai sein Training mit "Kihoken",
einer Kata die er mit seiner Frau entwickelt hat.
Es ist eine Atem-Kata.
Zudem hat er viele Bein-Techniken aus der Hocke gemacht,
gefolgt von anderen Fitness Übungen wie Sit-ups
und anderen Elementaren Dingen.
Jedoch nicht so sehr Kraftübungen,
sondern Übungen für Flexibilität.
Er hat viel Zeit mit Dehnungen verbracht,
auch Dehnungen, die ich nicht machen konnte.
Danach kam dann oft Kihon (Grundschule),
aber eher ungewöhnliches Kihon.
Hauptsächlich Techniken zur Verbesserung der Geschmeidigkeit.
Anschließend haben wir Kata (Formen) geübt.
Asai hat normalerweise die Kata vorgemacht
während ich versuchte, seinen Bewegungen zu folgen.
Im Anschluß folgten noch Kumite (Kampf) Techniken,
meist realistische Sachen direkt aus der Kata.
Es war also kein Jiyu Kumite (Freikampf),
sondern mehr Selbstverteidigungs-orientiertes Kumite.
Es ging darum, wie Kata Prinzipien anzuwenden sind,
also um "oyo" Kumite.
Meine ersten Erfahrungen mit "oyo" Kumite
habe ich durch Asai sensei gemacht.
Ich sollte ihn auf bestimmte Weise,
oder auch willkürlich angreifen
und er würde dann Techniken der Kata anwenden.
Und so habe ich angefangen, die ausgefeilteren
Anwendungen zu lernen.
Einer der Gründe warum Asai in dieser Weise morgens lehrte
war, dass er hauptsächlich für sich selbst trainierte.
Das Training war nicht so sehr für mich
oder für die Anderen, die mit ihm trainierten,
sondern diente seiner selbst.
Er hat Karate wirklich als Kriegskunst studiert
und sich auf Kampf-Situationen vorbereitet,
in denen es um Leben und Tod geht.
Tötliche Techniken hat er gelehrt,
aber es gibt da keine Geheimnisse im Karate.
Wir können uns lange über "versteckte" Techniken unterhalten...
Ich behaupte nicht, irgendwelche Geheim-Techniken gelernt zu haben,
aber ich habe viele Techniken geübt, die sehr gefährlich sind.
Es ist also nicht so, dass er irgendwelche speziellen
Bewegungen lehrte, die nur ich oder die Anderen mitbekamen,
die bei ihm Socho-geiko (Morgen-Training) machten.
Dennoch hat er viele Dinge geübt, die für
reale Selbstverteidigung sehr effektiv sind.
Ich habe keine einzige Turnier-Techik von Asai gelernt.
Auch nicht, wie man Punkte erziehlt.
Er hatte kein Interesse daran.
Er ging zu japanischen Turnieren, um sie anzusehen,
aber er sagte mir ständig, Turniere seien was für Kinder...
oder Erwachsene, die ein bisschen Herausforderung suchen.
So ging er zum Zuschauen und Spass haben dahin,
hatte aber eine sehr kritische Meinung dazu.
Eines möchte ich in diesem Interview betonen:
Leute, die versuchen, Asais Bewegungen nachzuahmen,
folgen damit nicht dem Karate von Asai.
Was Asai sensei einzigartig machte, war,
dass er niemanden kopierte.
Wenn Du also Asais Bewegungen kopierst,
folgst Du NICHT seinem Karate!
Entscheident ist, Deinem eigenen Karate zu folgen
und die Pinzipien zu verinnerlichen, die Asai sensei lehrte.
Asais Körper war extrem flexibel und extrem geschmeidig,
sein ganzer Körper war wie Gummi.
Um sich also so zu bewegen wie er,
müsste man genauso gelenkig sein
und die selben physiologischen Merkmale besitzen.
Das ist unmöglich!
Niemand wird je ein zweiter Asai Tetsuhiko sein. Das ist unmöglich.
Die wichtigste Lehre von Asai senseis Karate
ist es, den Körper geschmeidig zu halten und Schnapp-Techniken zu benutzen.
Darüber hinaus müssen wir das Shotokan System und die
ihm unterliegenden Grundsätze betrachten.
Das sind "Koshi-no-kaiten",
was Hüft-Rotation bedeutet
und "tai-no-shinshuku".
"Tai-no-shinshuku" ist das auseinander- und zusammenziehen des Körpers.
Die Kontraktion und Expansion des Körpers.
"Koshi-no-kaiten" ist also Krafterzeugung durch horizontale Rotation
und "tai-no-shinshuku" generiert Power in der Vertikalen.
Die zwei größten Bewegungen, die der menschliche Körper
machen kann, sind Drehung oder Kompression,
d.h. den Schwerpunkt nach unten zu senken.
Diese beiden Antriebe miteinander kombiniert
ergeben optimale Power.
Wenn dann noch die Geschmeidigkeit des Körpers hinzukommt,
ergibt sich daraus Asai senseis Karate.
Schnapp-Technik...
...entspannt...
...schleudern...
Alles ganz locker, ohne Kraft...
Meine Lieblings-Kata
hängt davon ab, woran ich gerde arbeite.
Für mich ist Kata nicht für Darbietungen gedacht.
Ich mache Kata und Kihon nicht der Ästhetik wegen,
sondern um meine Bewegungen zu perfektionieren.
Aber diese Perfektionierung bezieht sich immer
auf die Anwendung von Karate in einem echten Kampf.
Ich denke nicht, "oh, diese Kata mag ich oder jene sieht schön aus".
Ich überlege mir, was ich mit dem Training erreichen will,
um bestimmte Schwächen los zu werden,
oder um eine bestimmte Technik oder ein Prinzip zu verbessern.
Zum Beispiel ist "Empi" eine exzellente Kata zur
Verbesserung von "tai-no-shinshuku".
Du kannst Deinen Körper komprimieren und voll expandieren,
es ist eine extrem vielseitige Kata für diesen Zweck.
Die Kata "Sochin" ist hervorragend geeignet um
die Beine gesetzt und stabil zu halten
und die Hüfte effektiv einzusetzen.
Man nutzt eine Menge "Antriebskraft" und entwickelt
eine andere Art von Kraft.
Alle Katas haben ihre eigene Bedeutung
und natürlich sollte das "oyo-jitsu",
also die Anwendungen, betrachtet werden,
die entscheident sind, wenn man Karate
in seiner effektivsten Form studieren möchte.
Mein Traum im Bezug auf das Karate-Training
ist nur, dass ich ein alter Mann sein möchte,
der immer noch Karate macht. Das wäre toll!
Außerdem möchte ich Karate mit netten Leuten zusammen machen
und das Training genießen.
Gehe zum besten Lehrer den Du finden kannst.
Nicht dortin wo es gesellig ist.
Genieße zwar die freunschaftliche Seite, aber
suche für Dich selbst nach Karate mit hohem Standard.
Sonst verschwendest Du nur Deine Zeit.
Selbst wenn Du meinst, Deine Zeit nicht zu verschwenden,
so maximierst Du sie zumindest nicht.
Das ist der springende Punkt:
Mach das Beste aus Dir selbst, was immer Du tust.
Ob Karate, Gitarre-spielen oder was auch immer,
mach das Beste aus Dir selbst.
Denn Du hast nur ein Leben und wenn
Du etwas machst, mach es richtig!