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Wir sind in Belém Novo, am Stadtrand von Pôrto Alegre,
im Bundesstaat Rio Grande Do Sul, im äussersten Süden Brasiliens,
oder genauer: bei 30 Grad, 12 Minuten und 30 Sekunden des südlichen Breitengrades
und bei 51 Grad, 11 Minuten und 23 Sekunden des westlichen Längengrades.
Im Moment wandern wir durch eine Tomatenplantage
und vor uns können wir aufrecht ein menschliches Wesen sehen,
in diesem Fall: einen Japaner.
Die Japaner unterscheiden sich von anderen menschlichen Wesen,
durch die Form ihrer Augen, ihre schwarzen Haare
und ihre charakteristischen Namen.
Dieser Japaner heisst: Suzuki.
Menschliche Wesen sind Säugetiere, Zweibeiner,
die sich von anderen Säugetieren, wie Walen, oder Zweibeinern, wie Hühnern
vor allem durch zwei Merkmale unterscheiden
Das hochentwickelte Tele-Gehirn und den Greifdaumen.
Das hochentwickelte Tele-Gehirn erlaubt es, dem menschlichen Wesen
Informationen zu speichern, sie in Beziehung zu setzen,
zu ordnen und zu verstehen.
Der Greifdaumen erlaubt dem menschlichen Wesen eine
Zangenbewegung der Finger. Das wiederum ermöglicht eine
präzise Handhabung.
Das hochentwickelte Tele-Gehirn in Verbindung mit der Fähigkeit
einer Zangenbewegung der Finger, gab dem menschlichen Wesen
die Möglichkeit unzählige Verbesserungen auf seinem Planeten zu verwirklichen,
unter anderem:
die Tomatenzucht.
Im Gegensatz zum Wal, zum Huhn, zum Japaner, ist die Tomate eine Pflanze.
Sie stammt aus der Familie der Nachtschattengewächse
und wurde wegen ihrer nahrhaften Qualitäten seit 1800 angebaut.
Der Planet Erde produziert etwa 61 Millionen Tonnen Tomaten pro Jahr.
Obwohl Herr Suzuki etwa 12 Stunden pro Tag arbeitet, ist er nur für einen
winzigen Teil dieser Produktion verantwortlich.
Der wichtigste Nutzen der Tomate besteht in der Ernährung der Menschen.
Herr Suzuki ist ein Japaner, also ein menschliches Wesen.
Trotzdem pflanzt Herr Suzuki die Tomaten nicht um sie zu essen.
Fast alle Tomaten, die Herr Suzuki produziert,
werden im Austausch gegen Geld an einen Supermarkt geliefert.
Das Geld wurde vermutlich auf Initiative von Gyges, dem König von Lydien
dem Grosskönigreich Klein Asiens im 7. Jahrhundert vor Christus erfunden.
Jesus Christus war Jude.
Die Juden haben ein hochentwickeltes Tele-Gehirn
und den Greifdaumen.
Sie sind also menschliche Wesen.
Bis zur Erfindung des Geldes basierte die Ökonomie auf direktem Austausch.
Die Schwierigkeit, die einem Huhn entsprechende Menge Tomaten zu ermitteln,
sowie die Probleme des direkten Austausches von Hühnern gegen Wale
waren die wichtigste Motivation für die Erfindung des Geldes.
Seit dem 3. Jahrhundert vor Christi Geburt
kann jedwede Handlung, oder jedwedes Produkt,
das von menschlichen Wesen produziert wird,
als Frucht der Konjugation von Anstrengung des Tele-Gehirns
und des Greifdaumens gegen Geld getauscht werden,
ebenso wie alle lebendigen und nicht lebendigen Dinge der Welt,
also Tomaten, Hühner und Wale.
Um den Tausch von Tomaten gegen Geld zu ermöglichen,
haben die menschlichen Wesen Supermärkte geschaffen.
Frau Annette ist Zweibeiner,
Säugetier, römisch-katholisch, apostolisch.
Sie hat ein hochentwickeltes Tele-Gehirn und den Greifdaumen,
folglich ist sie ein menschliches Wesen.
Sie ist in diesen Supermarkt gekommen, um ihr Geld
unter anderem gegen Tomaten einzutauschen.
Frau Annette hat ihr Geld im Austausch gegen
ihre Arbeit erhalten.
Sie benutzt ihr hochentwickeltes Tele-Gehirn und ihren Greifdaumen
um Parfums gegen Geld zu tauschen.
Die Parfums sind normalerweise aus Blüten gewonnene
Flüssigkeiten, die den menschlichen Wesen
einen angenehmeren Duft, als den natürlichen verleihen.
Frau Annette gewinnt das Parfum nicht selbst aus Blüten,
sie tauscht mit einem Unternehmen eine festgelegte Menge Geld
gegen Parfums.
Danach tauscht Frau Annette als Vertreterin
die Parfums gegen eine etwas höhere Geldmenge.
Die Differenz zwischen diesen beiden Mengen heißt:
Profit.
Der Profit, der den Katholiken bereits verboten wurde,
ist heute frei für alle menschlichen Wesen.
Der Profit von Frau Annette liegt unter jedem eines Untenehmens,
reicht jedoch aus, um gegen einen Kilo Tomaten
und zwei Kilo Fleisch, in diesem Fall Schweinefleisch,
getauscht zu werden.
Das Schwein ist ein Säugetier, wie die menschlichen Wesen
und die Wale, jedoch Vierbeiner.
Es dient Japanern, Katholiken und anderen menschlichen Wesen,
mit Ausnahme der Juden, als Nahrung.
Die Nahrungsmittel, die Frau Annette gegen
Geld getauscht hat, das wiederum gegen Parfums aus
Blütenextrakten getauscht wurde, werden von ihrer Familie
im Zeitraum eines Tages vollständig konsumiert sein.
Ein Tag ist der Zeitraum, den die Erde braucht, um sich ein Mal
um ihre eigene Achse zu drehen.
Die Hälfte eines Tages das ist: Mittag.
Die Familie ist diejenige Gemeinschaft, die durch einen
Mann und eine Frau gebildet wird,
vereint durch die Trauung und die aus dieser Ehe
hervorgegangenen Kinder.
Einige Tomaten, die Herr Suzuki mit dem Supermarkt
gegen Geld getauscht hat und die ihrerseits gegen
das Geld getauscht wurden, das Frau Annette dank des
Profits aus dem Tausch gegen Parfums aus Blütenextrakten
erhalten hat, wurden in eine Sauce für das
Schweinefleisch verwandelt.
Eine dieser Tomaten, die Frau Annette als nicht gut
genug für die Sauce erachtet hat, wurde in den Abfall geworfen.
Abfälle sind alles, was von den menschlichen Wesen in einer
Konjugation von Anstrengung des Tele-Gehirns und des Greifdaumens
produziert wird und gemäß des Urteils eine menschlichen Wesens
nicht gut genug für die Sauce ist.
Eine Stadt wie Pôrto Allegre, mit mehr als einer Million Einwohnern,
produziert ungefähr 500 Tonnen Abfall pro Tag.
Der Abfall zieht alle Arten von Keimen und Bakterien an,
die ihrerseits die Ursache von Krankheiten sind.
Die Krankheiten beeinträchtigen ernstlich das gute Funktionieren
menschlicher Wesen.
Selbst, wenn sie keine Krankheiten hervorrufen, sind der
Anblick und der Geruch von Abfällen äußerst unangenehm.
Daher bringt man die Abfälle in bestimmte weit entfernte
Gegenden, in denen sie ungestört schmutzig sein,
unangenehm riechen und Krankheiten anziehen können.
In Pôrto Allegre heisst einer dieser Orte, an denen
die Abfälle schlecht riechen und Krankheiten anziehen sollen:
"Die Blumeninsel"
Eine Insel ist ein auf allen Seiten von Wasser umgebenes Stück Land.
Wasser ist eine geruchs-, geschmack- und farblose Substanz, gebildet aus
2 Atomen Wasserstoff und einem Atom Sauerstoff.
Blüten sind die reproduktiven Organe von Pflanzen,
im Allgemeinen duftend und farbenfroh.
Aus duftenden Blüten gewinnt man Parfums, wie jene, die
Frau Annette gegen Geld tauscht, das sie gegen Tomaten tauscht.
Auf der Blumeninsel gibt es wenig Blumen.
Statt dessen gibt es viele Abfälle, darunter die Tomate,
die Frau Annette als nicht gut genug für die
Schweinefleischsauce erachtet.
Es gibt auch viele Schweine auf der Insel.
Die Tomate, die Frau Annette als ungeeignet für das
Schwein erachtete, das ihrer Familie als Nahrung dienen sollte,
kann, nach dem Urteil des Schweins, eine ausgezeichnete Nahrung
für das Schwein und seine Familie werden.
Es muss daran erinnert werden, dass Frau Annette über ein
hochentwickeltes Tele-Gehirn verfügt, während das Schwein nicht mal
einen Daumen, geschweige denn einen Greifdaumen hat.
Das Schwein hat statt dessen einen Besitzer.
Der Schweinebesitzer ist ein menschliches Wesen mit einem
hochentwickelten Tele-Gehirn, einem Greifdaumen
und mit Geld.
Der Schweinebesitzer hat eine geringe Menge Geldes
gegen ein Grundstück auf der Blumeninsel getauscht.
So ist er Grundstückbesitzer geworden.
Ein Grundstück ist ein Stück Land mit einem Besitzer und einer Einzäunung.
Dieses Grundstück, auf dem die Abfälle gelagert werden,
wurde umschlossen, damit die Schweine es nicht verlassen
und die anderen menschlichen Wesen es nicht betreten könnten.
Die Angestellten des Schweinebesitzers sortieren aus den Abfällen jene
Stoffe organischer Herkunft, die sie als geeignet für die Ernährung
der Schweine erachten.
Organischer Herkunft ist alles was einmal lebendig war, entweder in tierischer
oder pflanzlicher Form. Die Tomate, Hühner, Schwein, Blumen und Papier
sind organischer Herkunft.
Dieses Papier zum Beispiel wurde für die Ausarbeitung einer
Geschichtsprüfung an der Schule "Notre Dame de Douleur" verwendet
und der Schülerin Ana Luiza Nunes, einem menschlichen Wesen, übergeben.
Eine Geschichtsprüfung testet die Fähigkeiten des Tele-Gehirns
eines menschlichen Wesens, sich an Gegebenheiten zu erinnern,
die sich auf das Studium der Geschichte beziehen, wie zum Beispiel:
"Wer war Dschingis Khan?", "Welche waren die beiden Flüsse Mesopotamiens?"
Sich erinnern heisst Leben.
Einige Stoffe organischer Herkunft, wie die Tomaten und die Geschichtsprüfung
werden den Schweinen als Nahrung gegeben.
Was als ungeeignet für die Ernährung von Schweinen erachtet wurde,
wird der Ernährung von Frauen und Kindern dienen.
Frauen und Kinder sind menschliche Wesen mit hochentwickelten
Tele-Gehirnen, ...
mit Greifdaumen...
und ohne Geld.
Sie haben kein Besitz, schlimmer noch, sie sind zahlreich.
Weil sie zahlreich sind, werden sie von den Angestellten des Schweinebesitzers
in Zehnergruppen organisiert und bekommen die Erlaubnis,
ins Innere der Umzäunung zu treten.
Innerhalb der Umzäunung können sie alle Nahrungsmittel nehmen, die
die Angestellten des Schweinebesitzers als ungeeignet für die Schweine erachtet haben.
Die Angestellten des Schweinebesitzers haben bestimmt, dass jede Gruppe
von zehn menschlichen Wesen, 5 Minuten im Inneren der Umzäunung bleiben kann,
um organische Stoffe zu sammeln.
5 Minuten sind 300 Sekunden.
Seit 1958 ist die Sekunde definiert als Äquivalent von 9.192.631.770
Radiationszyklen eines Cäsium-Atoms.
Cäsium ist ein nicht organischer Stoff, den man in der Stadt Goiânia fand.
Die Tomate, von Herrn Suzuki gepflanzt, gegen Geld mit dem Supermarkt getauscht,
getauscht gegen das Geld, das Frau Annette gegen Parfums
aus Blütenextrakten getauscht hat, verweigert für die Schweinefleichsauce
und verweigert als Nahrung für die Schweine,
steht jetzt den menschlichen Wesen der Blumeninsel zur Verfügung.
Der Grund, aus dem die menschlichen Wesen in der Wahl der Nahrungsmittel
nach den Schweinen platziert werden, besteht darin,
dass sie weder Geld, noch Eigentum besitzen.
Menschliche Wesen unterscheiden sich von anderen Lebewesen durch das
hochentwickelte Tele-Gehirn, dem Greifdaumen und
die Tatsache, frei zu sein.
Frei ist der Status dessen, der Freiheit genießt.
Freiheit ist ein Wort das der menschliche Traum nährt.
Es gibt niemanden, der es erklären könnte und niemanden, der es nicht versteht.