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Vor 5 oder 6 Jahren
hatte ich ein interessantes Erlebnis.
Ich musste die Pannenhilfe bitten,
mein Auto wieder in Gang zu bringen.
Ein etwas wortkarger Australier wechselte an meinem Auto die Batterie
und fragte mich nach meinem Beruf.
Ich sagte ihm, dass ich Archäologe für römische Kultur sei.
Er überlegte kurz und fragte dann:
Wofür so jemand denn gebraucht werde.
Mit meiner Forschungsarbeit begann ich im Nahen Osten.
Ich beschäftigte mich ausschließlich mit römischen Objekten,
vor allem militärischen.
Nach und nach kamen dann auch andere Stätten dazu,
wie Dörfer, Städte und Straßennetze.
Irgendwann führten mich meine Forschungen in die Wüste,
in der man eigentlich keine Fundorte erwartet.
Tatsächlich aber gibt es da unzählige archäologische Stätten.
Wie wir jetzt gesehen haben, gilt genau dies auch
für Saudi-Arabien.
Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Archäologie
durch den Heißluftballon.
Ungefähr gleichzeitig hielt die Kamera Einzug
in das Fach.
Den großen Durchbruch brachte dann das Flugzeug.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs
wurden erstmals Hubschrauber eingesetzt.
Nach dem Krieg wurden sie auch
in der Archäologie verwendet.
Von oben hat man den besten Überblick.
Plötzlich erkennt man den Umriss des Fundorts,
den man gerade untersucht hat.
Das Ganze ist so aufregend, dass wir uns ständig gegenseitig anstupsen:
"Schau mal, da drüben ist noch einer.
Und dahinter noch mal einer."
Allerdings sind in allen Nachbarländern Jordaniens
archäologische Erkundungsflüge verboten.
Wir haben schon oft in der Wüste
einen Fundort nach dem anderen gesehen.
Und dann hieß es plötzlich, wir seien zu nahe
an der saudi-arabischen Grenze
und könnten nicht dichter heranfliegen.
Wir konnten bis zur Grenze weitere Fundorte erkennen
und vermutlich gab es dahinter noch weitere.
Aber wir durften nicht dorthin fliegen.
Aber jetzt können wir, zumindest teilweise, über die Grenze nach
Saudi-Arabien blicken.
Google Earth macht es möglich.
Wir können Landschaften in Saudi-Arabien
mit Google Earth erkunden,
indem wir an ein Gebiet heranzoomen, langsam von oben nach unten scrollen,
die Aufnahme um 400 m verschieben und dann wieder nach Norden gehen.
Im Norden verschieben wir die Aufnahme wieder 400 m seitlich
und gehen wieder nach Süden. Wir gehen also ähnlich vor
wie Piloten in den 1920er.
Ich bin jetzt in einer privilegierten Lage.
Ich kann von meinem Büro aus Saudi-Arabien archäologisch erkunden.
Es ist so aufregend, Gebiete zu sehen,
die niemand zuvor betreten hat, und Landschaften zu sondieren,
die noch niemand erforscht hat.
Man muss gar kein Archäologe sein,
um von dieser Neugier gepackt zu werden.
Es ist der Wunsch, zu erklären und zu verstehen,
was man sieht, und herauszufinden, warum etwas so ist, wie es ist.