Tip:
Highlight text to annotate it
X
Wenn wir in den Weltraum fliegen wollen,
könnten wir entweder versuchen, Astronauten zu werden:
"Ha ha, viel Glück!"
Aber das wird vermutlich nicht passieren.
Oder du könntest warten, bis z.B. *** Galactic ihr Projekt beendet haben,
was aber eine Weile dauern wird.
Wäre es da nicht lustiger, wenn du einfach dein eigenes Raumschiff bauen könntest,
deine eigene Weltraumrakete,
um damit in den Weltraum zu fliegen?
- Start!
Mit Metall zu arbeiten, klingt nicht sonderlich sexy, aber es ist
eine der besten Fähigkeiten, die ich in meinem Leben erlernt habe,
neben Zeichnen.
Du kannst einfach alles aus Metall verarbeiten,
es sind keine Grenzen gesetzt,
wenn du eine Idee hast.
Und natürlich
ist Holz nett, aber du wirst nicht weit kommen in einer Holzrakete.
Ich heiße
Kristian von Bengtson.
Ich bin Mitbegründer von Copenhagen Suborbitals,
einem Non-Profit- und Open-Source- DIY-Weltraumprogramm.
Wir machen im Moment keine Open-Source-
Raumfahrten.
Das ist derzeit nicht unser Ziel.
Wir machen suborbitale Raumfahrt.
Das ist ein Parabelflug, in dem es schnell hoch und runter geht.
Eine Kurzstrecke.
Copenhagen Suborbitals wurde 2008
von mir und meinem Partner, Peter Madsen, gegründet.
Ich war zurück in Dänemark, nachdem ich im NASA Johnson Space Center gearbeitet hatte.
Damals las ich in einem Artikel, dass
Peter sein erstes und letztes U-Boot ins Wasser gelassen hatte.
In dem Artikel
stand auch, dass Peter
früher Raketentriebwerke gebaut hatte
und die Arbeit wieder aufnehmen wollte.
Ich wollte
mit ihm sprechen
und kontaktierte ihn. Wir trafen uns in seinem U-Boot
und nach ein paar Stunden
entschieden wir, uns zusammenzutun.
Er würde die Trägerraketen bauen,
und ich die Raumkapseln.
Copenhagen Suborbitals war damit gegründet.
Mein Name ist Peter Madsen.
Ich gehöre zu Copenhagen Suborbitals.
Meine Aufgabe sind die Raketentriebwerke, die das Raumfahrzeug antreiben.
Außerdem die Startrampen
und alles, was das Raumfahrzeug
von der Erde in den Weltraum bringt.
Na ja, ich bin nicht besessen.
Wirklich nicht!
Es gibt Leute, die sind besessen von Fußball
und solchen Sachen.
Ich mache nur, was ich immer schon gemacht habe: Ich spiele.
Heilige Scheiße!
Heilige Scheiße, Alter!
Das ist das TM65-
Raketentriebwerk.
Es wird mit zwei Komponenten
als Treibstoff betrieben.
Die eine ist Flüssigsauerstoff
und die andere ist Alkohol,
der gleiche Alkohol , den wir trinken,
aber etwas höher konzentriert.
Es ist also ein Schnaps-Sauerstoff-Triebwerk.
Das Triebwerk funktioniert genauso
wie das, das die Saturn-V-Rakete auf den Mond gebracht hat.
Es ist die gleiche Technologie.
Der Unterschied zum Haupttriebwerk eines Space Shuttles,
ist der,
dass ein Shuttle-Triebwerk aus
Zehntausenden Komponenten besteht
und dieses hier nur aus ein paar Hundert.
Alles, aus dem das Triebwerk besteht,
vor allem Ventile, Auslöser,
der ganze Kleinkram, die Schläuche und Röhren und alles,
sind kommerzielle Industrieprodukte,
von der Stange.
Wenn es nicht in diesem Raketentriebwerk wäre,
könnte man dieses Bauelement
in einem normalen Haus finden,
in der Heizungsanlage.
Es ist die Wasserhauptleitung, die in Küchen benutzt wird.
Das sind diese völlig normalen Dinge,
die wir zusammenfügen und in eine Rakete verwandeln.
Diese kommerziellen Produkte
die man in Unmengen kaufen kann,
sind sogar sehr belastbar.
Anstatt z.B. ein eigenes Ventil zu erfinden,
warum sollte man da nicht eins wählen, das bereits millionenmal verkauft wurde?
Wenn du ein DIY-Projekt machst,
ist ja die Vorraussetzung, dass du nicht viel hast.
Du hast nicht viel Geld, keine Finanzierung.
Du besitzt nicht all die Technologie
wie die Profis, auch nicht das Material.
Du musst Lösungen finden.
Und das bringt viele neue Technologien zutage, neue Ideen.
Manchmal
hilft es dir auch,
das, was du normalerweise
sehr teuer und komplex umsetzen würdest,
runterzubrechen
und den Leuten zu zeigen, dass das Gleiche
mit weniger Geld möglich ist.
Die erste Rakete, die wir versuchten zu starten,
enthielt einen Föhn,
um eins der Ventile vorzuwärmen,
damit es nicht einfriert.
Das war eine großartige Lösung.
Wir haben die Werkstatt verlassen
und sind etwa 100 Meter gegangen,
zu einem der zwei Prüfstände.
Das ist ein Stahlgerüst
und hier oben befinden sich vier Bolzen,
es sind 16-Millimeter-Bolzen, die das Triebwerk halten.
Wir benutzen einen Kran, um es da hochzuheben.
Und oben auf diesem Stahltragwerk sind die Treibstofftanks,
insgesamt 700 gg Treibstoff,
die das Triebwerk in etwa 15 Sekunden verbraucht.
Raketen zu starten, ist,
wie alles andere, was wir hier tun:
das Testen verschiedener Systeme.
Wir haben uns bewiesen, dass wir mit verschiedenen Technologien
umgehen können.
Es gibt immer
bestimmte Dinge, die wir testen.
Es ist alles Teil des großen Puzzles,
letztendlich eine große Rakete mit einer Kapsel obendrauf.
Und natürlich werden wir weitere Raketen starten.
Unser Ziel ist die bemannte Mission,
aber natürlich fliegen wir
die großen Raketen nur mit einem Crashtest-Dummy.
Wir werden das nicht mit Menschen machen
oder anderen Lebewesen, bis wir
glauben, dass es einigermaßen sicher ist.
Das ist unsere Raumkapsel "Beautiful Betty",
sie ist das erste Modell dieses Kapseltyps,
ein Raumfahrzeug für eine Person.
Die meisten Kapseln habe ich selbst geschweißt.
Aber die Schrift
und einen Teil der Schweißung im Innenbereich habe ich mit Klaus gemacht.
Er ist mein Partner im Kapselbau.
Wir entwickeln auch die neue Kapsel zusammen.
Wir haben sie vor zwei Monaten getestet.
Sie ging ziemlich rabiat hoch, aber sie hat es überstanden,
und wir können sie weiterhin testen.
Sie ist die Basis für alle neuen Kapseln, die wir in Zukunft machen werden.
Na ja, Randy, der Crashtest-Dummy,
war im Inneren der Kapsel
und hat ein Bein verloren.
Wahrscheinlich hätte er überlebt,
allein aufgrund der Aufprallrichtung im Wasser.
Aber er müsste eine Weile im Rollstuhl sitzen,
wenn er lebendig wäre.
Randy ist uns ein guter Freund.
Er fliegt bereits seit zwei Jahren.
Jedes Mal wenn wir eine Kapsel oder ein Raumschiff haben,
sitzt er drin
und bekommt alles ab.
Darum hast du einen Crashtest-Dummy.
Eine Person am Leben zu erhalten,
selbst wenn es nur ein 15-minütiger Trip ist, ist eine große Herausforderung.
Du musst einen sicheren,
begrenzten Raum schaffen,
einen geschlossenen Raum für eine Person,
mit einem kleinen Sitz,
der bequem ist,
der aber auch der Beschleunigung
des Raketenstarts und zudem der Landung auf dem Meer standhält.
Hier bist du dann
und erlebst diesen unglaublichen Flug,
bei dem du spürst, wie die Rakete die Erde verlässt
und ...
es wird sehr schnell gehen und irgendwann siehst du hierdurch die Erde
andersherum.
Allein der Gedanke daran ist schon
ein großartiges Gefühl.
Als die USA den ersten Astronauten, Alan Shepard, abschossen,
unterbrachen sie den Countdown,
weil die Ingenieure plötzlich Angst bekamen.
Sie realisierten, dass ein Mensch darin war
und ...
waren darauf psychisch einfach nicht vorbereitet.
Also stoppten sie, bis Alan Shepard
ihnen sagte: "Light the Candle."
Diese berühmten Worte.
OK. Start, die Uhr läuft.
Ich weiß nicht, was
passieren würde, wenn alle in
dieser Organisation plötzlich begreifen würden,
dass ihre Arbeit,
wenn es nicht funktioniert,
eine folgenschwere Auswirkung hätte.
Also ...
vielleicht wäre das auch gar kein Problem.
Vielleicht fänden sie es einfach berauschend.
[NACH LANGER ÜBERLEGUNG HABEN KRISTIAN UND PETER ENTSCHIEDEN, DASS PETER DEN ERSTEN FLUG STEUERN WIRD.]
Man muss nicht besonders mutig sein, um an Bord einer Rakete zu steigen,
die Luke verschlossen und die Rakete gezündet zu bekommen, denn
es funktioniert- oder eben nicht.
Wenn es nicht funktioniert, ist die Zeit, das zu realisieren, sehr kurz.
Aber es erfordert eine Menge Mut,
unvorstellbar viel Mut,
die Crew am Boden zu sein,
die Bodenmannschaft,
die die Entscheidung trifft: "Lasst uns das Ding starten und sehen, ob es funktioniert."
Und Kristian ist einer der wenigen Menschen, die ich kenne,
der mutig genug ist, so etwas zu tun.
Bemannte Raumfahrt war immer etwas
Besonderes.
Es ist angeblich teuer.
Sehr komplex.
Also vergaßen wir einfach die Idee:
"Lass uns unser eigenes Weltraumprojekt machen."
Leute wollten damit nicht in Berührung kommen.
Aber ich hoffe, wir können sie inspirieren,
selbst eine Weltraumrakete zu bauen.
Wenn es so etwas wie einen Nachlass
von unserem DIY-Projekt geben wird,
sollte es
der Welt zeigen, dass bemannte Raumfahrt
in einem komplett anderen Ausmaß realisiert werden kann,
auf einem anderen Level, mit sehr einfacher Technologie.
Ihr seid eingeladen, uns zu besuchen.
Ihr könnt mit eurem Maßband kommen
und eurer Kamera,
Fotos machen, alle Bilder und Zeichnungen
von unserem Blog laden und unsere Arbeit einfach kopieren
oder einfach genau da loslegen.
Im Grunde kann das jeder, der es will.